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-MhMpkm des Landesardeit-amtes. Bis Ende -eS Jahres 1928 ist von -en Arbeits- Ämtern und Lem Landesarbettsamt eine Ser ihnen übertragenen Hauptaufgaben gelöst und -amit eine Nichtige Bestimmung des Arbettslosenverstcherungs- rn- -VermittlungsgesetzeS erstmalig erfüllt worden: Lie Festsetzung -es Haushaltplanes. Bisher trat diese -Aufgabe nach außen hin weniger in Erscheinung, denn «ach -em alten Recht setzte nicht der Verwaltungsaus- Huß, sondern Sie Errichtungsgemeinde -en Haushalt- vlan des Arbeitsnachweises fest. Der starke, fast un begrenzte Einfluß der Gemeinden auf den Haushalt- rlan der Arbeitsnachweise ist durch das Gesetz erheblich >urückgedrängt worden. Zwar wirken auch jetzt noch sie Gemeinden durch -te Vertreter der öffentlichen Körperschaften bei der Festsetzung des Haushaltplanes »er Arbeitsämter mit, jedoch steht ihnen kein größerer kinfluß zu, als Len Vertretern -er Arbeitgeber und »er Arbeitnehmer. Soweit sich bisyer übersehen läßt, ist die Fest- setzungderHanshaltpläne durch die Vcrwal- tungsausschüsfe ohnejedeRetbung erfolgt. Man kann sogar von einer auffallenden Einmütigkeit der verschiedenen Gruppen reoen, die ihren Grund darin haben mag, daß hier zum erstenmal der Grundsatz der Selbstverwaltung alle Beteiligten zum gemeinsamen ' Handeln verbunden hatte, daß die Gemeinden, nachdem sie von den finanziellen Lasten befreit, kein besonderes Interesse an einem überwiegenden Einfluß haben und daß die Fehler und Mängel der früheren mehr oder weniger einseitigen Festsetzung der Haushaltpläne der Arbeitsnachweise teilweise so offensichtlich hervor treten, daß niemand mehr den alten Zustand aufrecht zuerhalten wünscht. Es gab nicht nur solche Arbeitsämter, deren Ein richtungen unbedingt verbessert und deren Personab bestand erweitert werden mußte, sondern auch solche, die in allgemeinen oder in besonderen Abteilungen weit über das für eine zur Zeit notwendige Be tätigung erforderliche Maß htnausragten, oder die ihren Personalstan-, -en sie in Zeiten großer Arbeitslosigkeit erhöht, auch in Zeiten günstiger Konjunktur beibehalten und für Einrichtungen ver- wendet hatten, deren absolute Unentbehrlichkeit zu- nächst nicht begründet erschien. Desgleichen tauchten in einzelnen Hanshaltplänen recht erhebliche Mittel kür solche Zwecke ans, die zungunsten des Gesamtaus baues -er Reichsaustalt ohne Schaden ein geschränkt und zurückgestellt werden konnten. Die WhzlieLer des BerwaltungsauSschufses -es Landesarbettsamts fanden, als sie zur Durchberatung -es HäUStzalWSne Lie 38 Arbeitsämter besuchten, teil weise harten Boden vor, und wenn man sie an -en verschiedenen Orten als „Abbaukommtssionen" empfing, so war das immer noch die erträglichste unter vielen ähnlichen Bezeichnungen. Sie Entscheidung -e- Aeichsarbeitsminlsters. Der Schiedsspruch für^d^ Textilindustrie Der Reichsarveitsminister hat de« am 8. Dezember 1928 vom Schlichter gefällten Schiedsspruch über die Löhne der kn -er ostsächsische« Textilis-ustr! befchäf» tlgte« Arbeiter ans öffentlichem Interesse für ver bindlich erklärt. Lirtt ÄE Arau-Holle-Zauber. — Apachen tum ,Hmmertrew und „Felsenfest". - Inventur. — Das faule Fnnda> «ent. — Neujahr und Selbsttäuschung. Winter! Ibn brachte uns das neue Jahr, diese» echten Winter mit seinem Flockenreigen, mit seiner ge> snnden Kälte, mit den vielen Freuden für kleine uni große Kinder. Wenn man Jung und Alt sich tum, mein steht in Schnee und nervemstählender Lust, wen« Kinderjauchzen hell durch die Landschaft klingt uni die Alten mitlachen in die Fröhlichkeit das Frau, Holle-Zaubers hinein, dann möchte man beinahe aus- gesöhnt sein mit dem Schicksal, das uns mit dem neue» Jahr neben diesem Prachtwinter leider doch Wied« einige Katastrophen ins Haus gesandt hat. Hoffent lich bedeutet dieser Anfang den Schluß! Die Mensch heit möchte endlich einmal aufatwen. Der Kroatenführer Matschet beim König. Auf Einladung des Königs Alexander hat sich der Führer der bäuerlich-demokratischen Koalition Dr. Matsche! gemeinsam mit Dr. Pribttschewttsch nach Belgrad begeben, wo er vom König in Audienz emp fangen wurde. Gegenstand der Aussprache war der «VSNtvelle Eintritt der Kroaten in die neuzubtldend« jugoslawische Regierung. Leicht ist das freilich nicht. Andere Menschen stellen sich in bewußten Gegensatz zur bestehender Ordnung und machen dem gesitteten Bürger das Leber schwer. So führen z. B. in Berlin in der Gegend des Schlesischen Bahnhofs Berbrechervereinigungen wt< die Vereine „Jmmertreu" und „Felsenftst" mit der Zunftverbänden der fremden Zimmerleute einen regel rechten Krieg, und ein Beruner Radaublatt schreib! zu diesen Vorgängen: „Von den Vertretern der fremdgeschriebenen Zimmerleute in Berlin wird uni mjtgeteilt, daß kein Friedensvertrag mit den Immer- treu-Zuhältern abgeschlossen ist. Alle Meldungen der Presse darüber sind frei «erfunden." Also Krieg im „Frieden" der Reichshauptstadt Krieg, der fortgesetzt werden sollt, obwohl die Polizei bereits 21 „Kombattanten" von beiden Seiten iri Nummer „Sicher" gebracht hat. Zwischen den beide« Parteien besteht nur «in unfreiwilliger Waffenstill stand, weil augenblicklich zuviel polizeilicher Schutz in Uniform und Zivil da ist. Zu ähnlichen Schlägereien kam es in Kiel, w« das Lokal „Der Glaskasten" demoliert wurde, und iri Dresden. Dort zogen die sogenannten „Freien Vogt länder", mit Beilen, Aexten usw. bewaffnet, vor ihrem Stammlokal nach dem der sog. „Rotschlipse" (Bauarbeiter) in Neustadt. Dort zertrümmerten si< zunächst eine große Schaufensterscheibe und drangen dann ins Lokal ein, wo eine blutige Schlägerei be gann. Die Innenausstattung wurde zum grüßten Teil zertrümmert. Es gelang später, die Mitglieder der Vereinigung „Freie Vogtländer" in einer Gastwirt schaft zu ermitteln und festzunehmen. Es wurden 24 Mann, größtenteils Berliner, dem Polizeipräsidium zugeführt, von denen 14 alsbald wieder entlasse« wurden, während zehn, zum Teil vorbestrafte Ver brecher in Haft behalten wurden. Es fällt einem wirklich schwer, zu glauben, daß die Berliner, Kieler und Dresdener Vorgänge in keinerlei Zusammenhang stehen sollen. Es ist wirklich an der Zeit, daß die gesamte Menschheit einmal gründlich Inventur macht, das alte Häßliche abstößt und sich eindeckt mit anderen Auffas sungen von Moral, Sitte, Anstand usw. Die Inven turausverkäufe können uns da eine Anregung geben, diese Inventurausverkäufe, die überall am zweiten Tage des neuen Jahres eingesetzt haben. Da soll alles Alte weg, nötigenfalls zu Preisen, die um 50 Prozent und noch mehr herabgesetzt sind. Auch in unserem Leben mutz jetzt dieses Reinemachen etnsetzen. Den allen widerlichen Plunder geben wir aber umsonst weg, werfen ihn auf den Müllhaufen und holen uns saubere, gesunde „Ware" ins Haus! Zeit ist es, höchste Zeit, wenn dieses Haus nicht einstürzen soll, weil die Fäul nis die Fundamente bereits angefressen hat. Noch etwas zu den Inventurausverkäufen. Was der aufmerksame Beobachter bei dieser Gelegenheit zu sehen bekommt, stimmt nachdenklich. Heute steht es bereits fest, daß das Weihnachtsgeschäft trotz allen äußeren Glanzes längst nicht überall befriedigt hat. Wir sind eben zu arm, wir haben zum Fest einfach nicht das kaufen können, was wir gern kaufen wollten, weil uns das Geld dazu fehlte. Und wenn wir jetzt bei den Inventurausverkäufen diesen gewaltigen An drang sehen, dann ist das eben ein Beweis unserer trostlosen wirtschaftlichen Lage. Unsere Frauen kratze« jetzt, wo es „billig" ist, ihre vor und über dem Weih- nachtssest gesparten armseligen Groschen zusammen um bei dieser Inventur-Gelegenheit das Notwendigst» zu erstehen, was zu kaufen vor dem Fest der schwind süchtige Geldbeutel eben nicht erlaubte. Wir wäre« einmal wohlhabend, wir sind heute arm wie di< Kirchenmäuse trotz Parker Gilbert. Der Tand und Firlefanz der Neujahrsnacht, das Geknalle der Sekt pfropfen, Dinge, die sich nur verhältnismäßig wenij Menschen haben leisten können — wenn sie es wirklich konnten und s':ch uicht selbst betrogen haben —, könner uns mit ihrem Trara und Tamtam darüber nicht hin wegtäuschen. Die Inventurausverkäufe geben uns de« besten Beweis: Wir müssen notgedrungen billige Ge legenheiten abwarten, wenn wir unsere notwendige« Wünsche erfüllen wollen. Spannen wir im neuen Jahre alle Kräfte an, daß eS am Jahresschluß, vor dem nächsten Weihnachtsfeß anders ausschaut in unserem Wirtschaftsleben! Hoffe« wir wenigstens auf eine Besserung! Die Hoffnung kann uns kein Mensch rauben, die Hoffnung ist uns fester Besitz, der tröstet, der heilt, der Besserung ver spricht und bringt. H D. Kalbsbraten und Blumenkohl. Reste von Kalbs braten in Scheiben oder fein geschnitten, werden schicht- oeise mit gekochten, geschälten und in Scheiben ge- chnittenen Kartoffeln und nicht zu weich gekochten vlumenkohlrosen in eine Form getan, mit Bechamel- jotze, die mit saurer Sahne bereitet wurde, begossen, zeriebener Käse und Butterstückchen darüber und im dfen gebacken. Dülberg und Petri, zwei bekannte Sechstagefahrer, dte w?gen ihrer hervorragenden Leistungen bet ähnlichen Veranstaltun gen in Detroit und Chioago zu den Favoriten des - 21. Berliner Sechstagerennens gerechnet werden. «iudltche Logik- Klein-Annie bekritzelt einen Bo sen Papier und übergibt ihn der Mutter: „Mtt.Wck bas doch gleich an meine Freuydtn Liillt." „Wer Amd, vu kannst ja doch gar nicht schreiben." „Tut nichts. Muttr, Lilli kann doch noch nicht lesen." ^avargermy. um den unangenehmen Tabakgeruch »US einem Zimmer zu entfernen, stellt man Sher Nacht Ml grpßes Gesäß mit kaltem Was^r ayL. Sächsisches. Q Die Rolle des Drciköuigstages (6. Januar) war früher weit wichtiger als in unseren Tagen. Im Mit telalter hatte er sogar die Bedeutung des „vorigsten" Tages des ganzen Jahres. Eine Zeitlang hatte er so gar die Bedeutung unseres heutigen Neujahrstages, weshalb man ihn bis auf den heutigen Tag noch viel fach ,Hochneujahr" oder auch „Großneujahr" nennt. Auch als „Ltchtertag" hatte er lange Zett hindurch Gel tung. Bis in die jüngste Gegenwart hinein haben sich Bräuche erhalten, die deutlich seine damalige Stellung nahme als „Lichtertag" erkennen lassen. So z. B. findet sich der Brauch, am Dretkönigstage Kerzen an zuzünden, die man dte ganze Nacht über brennen läßt, desgleichen ist es stellenweise noch SUte, brennende Kerzen auf den Fußboden zu stellen und die Kinder darübersprtngen zu lassen. In verschiedenen Teilen Englands werden am 6. Januar gegenwärtig noch auf den Aeckern große Feuer entzündet, um dadurch Gottes Segen auf die kommenden Frühjahrsarbeiten herabzu rufen und um eine günstige Entwicklung der Saat zu erbitten. Eine sehr beliebte Bolkssitte besteht darin, in den Dreikönigskuchen eine Bohne hineinzuhacken. Wer dann nach dem Zerteilen des Kuchens das Glück hat, das Stück Kuchen zu erwischen, in das die Bohne eingebacken ist, hat für ein Jahr lang die Würde eine» BohnenkönigS. ES versteht sich von selbst, daß der Bohnenkönig eine Flut von allerlei ulkigen Beglück wünschungen über sich ergehen lassen Muß und daß er sich nicht um die traditionelle Verpflichtung drücken kann, mit dem hübschesten Mädel den „Bohnenreiaen" zu tanzen. — Wie der Kampfer berichtet, ist für das sächs. Spedtklons- und Transportgewerbe nach 2-tägigen Verhandlungen ein Schieds spruch gefällt worden, der besagt, daß der Mantellarlf in seiner bisherigen Form 22 Monate weiter bestehen soll. Di« regelmäßige Arbeitszeit ist auf 48 Stunden in der Woche festgelegt. Die Löhne werden um 4'/-°/° erhöht. Auch der neue Lohntarif soll 22 Monate Geltung haben. Nach dem Blatt« erfüllt der Schieds spruch die Forderungen der Transportarbeiter nicht im geringsten und wird höchstwahrscheinlich von den Transportarbeitern abgelehnt werden, lieber den neuen Schiedsspruch soll in den Betrieben ein« Urabstimmung durchgeführt werden. Großenhain. El« grohes Schadenfeuer brach am Donnerstag l« der GnmmiwarenfaVrtk von Weiß S Baesseler»B«lcan A^G. aus. Fünf Arbeiter fi«d er. Heblich verletzt. Der Sachschade« beträgt etwa 188 OM Mark. Es wir- vermalet, -atz der Braud durch Heiß» laufe« eines Lagers «nd Explosion eines Benzin» Bottichs entstanden ist. Das Fabrikgevände wnrde völlig zerstört. Leipzig. Vor einigen Tagen stürzte in L.-Gautzsch eine 88 Jahrö alte Ärbeiterswitwe, anscheinend in folge eines Fehltrittes, die Treppe hinab und erlttt einen rechten Oberschenkelbruch. Dte Verun glückte ist jetzt im Krankenhaus gestorben. Leipzig. Im Rtesengebtrge sind tm Schneetreiben drei Leipziger Schüler auf dem Wege von der Spinblerbaude nach der Prinz-Heinrtch-Baude von der Stangenmarkierung abgeirrt. Der 18jährige Schüler Horst Laux, der einzige Sohn einer Witwe tn Leipzig ist erfroren. ClauSnitz i. E. Bon dem Anwesen -eS Guts- besttzers Bruno Kertzsch brannten drei Neben gebäude mit großen Erntevorräten und mehrere« landwirtschaftlichen Maschinen nieder. Das Feuer ist durch den 17 Jahre alten ehemaligen Wtrtschafts- gehilfen Willi Brückner aus Chemnitz angelegt wor den. Brückner war feit November 1927 in den Diensten des Gutsbesitzers Kertzsch. Sein Dienst war ihm für -en 1. Januar 1929 gekündigt worden. Brückner wurde noch am gleichen Abend auf dem Hauptbahnhof in Chemnitz festgenommen. Er hat die Brandstiftung bereits etnaestanden. " Plaue«. In einer vom BerkehrsverVanb für Ostthürtngen und Westsachsen nach Gera ein- berufenen Verkehrskonferenz, der Vertreter namhafter Gemeinwesen und Verbände von Oester reich, der Tschechoslowakei und Deutschland beiwohnten, wurde ein Entschließung gefaßt, die umgehende Her- stellung eines Schnellzugpaares sowohl von Hamburg, wie von Bremen über Hannover, Mühlhausen. Wei mar, Plauen, Ba- Elster, Eger, Franzensbad, Marten-» bad nach Wien im Interesse der gemeinsamen Wirt-» schäft aller drei berührten Länder fordert. Dte betei ligten Etsenbahnverwaltungen werden bringen- gebeten, diese Verbindungen noch im kommenden Sommerfahrplan, jedenfalls aber sobald als möglich zu errichten. Es wird bestimmt erwartet, Saß dieser volkswirtschaftlichen Notwendigkeit Rechnung getragen wird. Ebersbach. Bürgermeister Tietze "tn Kemberg (Bezirk Halle), Ler am 20. November zum Bürger meister der Stadt Ebersbach gewählt wurde und sich zur Annahme der Wahl beretterklürt hatte, hat sich nunmehr endgültig entschlossen, seit Amt als Bürgermeister tn Ebersbach nicht anzutreten, weil er tn Kemberg auf Lebenszeit gewählt ist. Di« Stadtverordneten beschlossen die neuerliche Ausschrei bung der Büraermeisterstelle. L^pzig. Noch einer amtlichen Statistik haben sich tm Jahre 1928 tm Stadtbezirk des Kriminalamts Leipzig rund 9000 Verkehrs- und Betriebsunfälle ereignet. 279 Unfälle hatten tödlichen Ausgang. 204 männliche und 75 weibliche Personen, darunter 23 Kinder, kamen -ero-rt zu- Schaden, daß sie entweder auf der Stelle oder an den Folgen des Un falles verstorben. 9 Personen büßten allein durch verbote nes Auf- und Abspringen von fahrenden Straßenbahnwagen das Leben ein. In den in eisten Fällen stellte die Kriminal polizei eigenes Verschulden der Verletzten fest.