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Uber das Virtuose der Musik (I) Über „das“ Virtuose? Gibt es nicht nur „den“ Virtuosen? Beides ist möglich, und beides soll uns interessieren. Das Wort Virtuose wurde abgeleitet von „virtuoso“, das bedeutet im Italienischen soviel wie tapfer, mutig und tugendhaft. Wir lächeln: Will uns doch in unserer Zeit das übertriebene Virtuosentum, das Starwesen allzuoft als Untugend erscheinen. Darf sich jeder Solist, der öffentlich konzertiert, als Virtuose bezeichnen? Der Sänger nennt sich so, mehr noch der Instrumentalist. Warum war der Virtuose im ursprünglichen Sinn tapfer und mutig? Gemeint war das „heldische Überwinden aller musikalisch-technischen Schwierig keiten“, wobei zu unterscheiden ist zwischen den „wirklichen“ Schwierig keiten und solchen, die nur schwierig scheinen, im Grunde also „bluffen!“ Nicht immer wird der Hörer sofort das Echte vom Unechten scheiden können. Hans-Joachim Moser weist darauf hin, daß im heutigen Italienisch bei dem Wort Virtuose „der spöttische Grundton des bloß Taschenspielerhaften“ überwiegt. Wie kam es zum Virtuosen? Gab es ihn immer schon? Die Mönche in den Klöstern sangen: Es gab nur Interpreten und kein Publikum. In den Schlös sern waren es die Troubadours. Ihnen wurde interessiert zugehört. Es gab also neben den Sängern auch Hörer. Die Instrumente entwickelten sich, die musikalischen Anforderungen wurden gesteigert, es wurde musikalisch wie technisch mehr vom Interpreten verlangt, der musikalische Themenkreis weitete sich und wurde reicher und vielfältiger, zwischen den Spielern ent wickelte sich ein gewisser Wettbewerb, mit der Zeit entstand der musikali sche Spezialist. Zwischen den Ausführenden und den Hörern entstand eine trennende Kluft, die stetig tiefer aufgerissen und vergrößert wurde. Ist ein Ende abzusehen? Wo triumphiert der nachschaffende Künstler über den schöpferischen Meister? Wo erschlägt die persönliche Auffassung die er forderliche Werktreue? Wo sind die Grenzen? Glückliche Zeiten, da Musik und Virtuosität noch einen selbstverständlichen Einklang bildeten! Denken wir an Mozart: Nach seinen eigenen Worten besaß der „Mechanicus Clementi um keinen Kreuzer Gefühl oder Geschmack.“ Bei Mozart dagegen blieb „Musik immer Musik“, und dieser Grundsatz bewahrte des Meisters Klavierkonzerte (nach Dennerlein) „auch in jenen Fällen vor dem Abgleiten ins nur Bravouröse, wo das Virtuose im Vordergrund stand“. Das Klavierkonzert D-Dur, das im Köchelverzeichnis die Nummer 587 erhielt und später unter dem Namen „Krönungskonzert“ neben dem Klavierkonzert in d-Moll das wohl populärste aller Mozartschen Klavier konzerte wurde, entstand im Februar des Jahres 1788 in Wien. Den Namen „Krönungskonzert“ erhielt das Werk, weil es Mozart am 15. Oktober 1790 in Frankfurt zu den Krönungsfeierlichkeiten Leopolds II. gespielt hat.