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282 in der Lebenshaltung nach unten staltfinde» muß, ist grundfalsch. Auch die Delegieren sind in gewissem Sinne alle Aristokraten, verglichen mit den schlesischen Webern. Was würden sie nun sagen, wenn diese da» Verlangen an sie stellen wollten, es solle kein Mensch ein höheres Einkommen als die Weber selbst haben ? „Für mich selbst würde ich wahrlich nicht ein solches Gehalt beanspruchen, aber ich mutz darauf sehen, daß meine Kinder diejenige Erziehung erhalten, die nölig ist." Dies ist recht löblich gedacht, aber sozialdemokratisch ist rS nicht. Nrch der sozialistischen Lehre soll dieKindererziehung den Eitern abgenommen werden, soll StaalSsachr sein, und ein Kind soll erzogen werden wie dar andere. Da mit verträgt es sich nicht, daß bei dem einen die Kindererziehung kostspieliger sein soll als bei den andern. Es giebt also bei den Sozialisten genau so, wie in der bürgerlichen Gesellschaft, Verschiedenheit der Arbeit, des Lohnes, der Lebenshaltung, der Lebens- ansp üche; ja sogar Standesunterschiede. Ferner hörten wir am ersten Sitzungstage bei der Verhandlung über diese Frage: „man solle doch nicht vergessen, was die Repräsentation allein koste." Es giebt bei den So zialisten also auch Leute, die RepräsentationSoufwand haben. Ist es demnach in dieser Partei anders als in der bürgerlichen Gesellschaft? Wir leben einmal in derselben, wird entgegnet, und müssen uns darnach einrichten. Wenn erst der kapitalistische Staat ge stürzt und die sozialistische Gesellschaft zur Herrschaft gelangt fein wird, dann wird sich alles ändern. Das ist Zukunftsmusik, mit der sich nur Unerfahrene be zaubern lassen. Die schlesischen Weber werden eS gern hören, wenn ihnen vorgeredet wird, es sei grundfalsch, daß eine Ausgleichung in der Lebenshaltung nach unten stallfinden müsse. Also Ausgleichung nach oben? Bis jetzt hat sie noch niemand erfinden können; der Sozialismus wird sie auch nicht bringen. Er hat noch nicht einmal versucht, mit der Ausführung seiner Lehren ernst zu machen. Wäre es nicht Sache wenigstens der Führer, den Genossen mit gutem Beispiele voranzu- gehen? Gewiß, der Parteitag war auch in diesem Stücke lehrreich. Die Parteiblätter berichten täglich über zahlreiche Versammlungen, die allerorts--und bei jeder Gelegen heit gehalten werden. Trotzdem klagen die Genossen über ungenügende Agitation. Die Auslassungen hier- über lassen erkennen, daß es an Kräften fehlt. Der Genosse Auer ist der Ansicht, man ver.ange thasächlich Unmögliches vom Parteivorstand; man möge doch Vor schläge machen, statt zu nörgeln und ewig dieselben Anträge zu stellen. Man erbringe den Nachweis, ob unsere großen Redner nicht ihre volle Schuldigkeit ge- than haben. Den könne man aber nicht erbringen Der einzige Ausweg sei, man möge sich daran machen, ein halbes Dutzend Bebel oder Liebknecht herzustellen. Ein anderer Redner tadelt an der „politischen Rund schau" des „Vorwärts", es fehle an der nötigen Ab wechselung, was wohl daran liegt, daß immer eine Person sie schreibe. Auch mit der Zeitschrift „Die neue Welt" sind die Genossen nicht zufrieden. Sie ist für die einfachen Arbeiter, die nicht auf der Höhe der Zeit stehen, zu hoch gegeben. Die „Neue Welt" ist doch nicht für Litteraten und Gelehrte gegründet. Sie soll für die einfachste Arbeiterfrau verständlich sein. Liebknecht klagt, das Schlimmste sei der Mangel an geeigneten Kräften, und Bk bei äußert, es gebe eine Menge von Leuten, die sich Sozialdemokraten nennen, ohne eine blasse Ahnung von dem Sozialismus zu haben. „So gebe sich Krethi und Plethi in unserer Partei ein Rendezvous." Das deutet freilich nicht auf Überfluß an geistigen Kräften in der Partei. Die Ansprüche der Führer in dieser Beziehung sind auch sehr bescheidene. Bebel selbst erklärt es „nicht für nötig, daß jeder Sozialdemokrat das Programm verstehe, sondern er brauche es nur anzuerkennen", und weiter: „wenn er allen Anforderungen, die an ihn herantreten, genügen wollte, müßte er nicht 300, sondern 600 Ar beitstage zur Verfügung haben. Zu seinen Arbeiten müsse er häufig die späte Nacht in Anspruch nehmen." Daraus ist zu erkennen, daß es nur wenige Per sonen sind, von denen die ganze Bewegung gemacht wird; ferner daß die Gefolgschaft der Führer geistig auf einer niedrigen Stufe steht und weiter, daß der achtstündige Arbeitstag undurchführbar ist, denn die Leiter der Partei können ihn selber nicht einhalten. Aus alledem erklärt sich aber auch, wie sich die Ge nossen in den zahlreich abgehaltenen Versammlungen damit begnügen können, daß ihnen immer und immer wieder der alte Kohl vorgetragen wird. Sie nehmen eS zwar übel, wenn von „grünen Jungen" gesprochen wird. Aber Tbmsache ist eS doch, daß der Troß der Partei aus unreifen und unerfahrenen Burschen be steht, die ihr Wohlgefallen daran finden, wenn über alle, die nicht ihresgleichen sind, mit Schmähungen loSgezogen wird, die kern Urteil haben über die Möglich keit der ihnen vorgemalien Zukunftsbilder und die sich schon groß dünken, wenn ihnen mit hochtönenden Worten vorgeredet wird vom großen Völkerkampf und vom einstigen Siege der Gl knechteten. Die unlösbaren Widersprüche zwischen den Lehren und dem Verhallen der Partei werden von den wenigsten Genossen erkannt. Dazu fehlt eS an geistiger Bildung und Reife. Hierin aber liegt die Gefahr, die dem Staate von dieser Seite droht, nicht in dem Widerspruche zwischen dem, was gelehrt und dem, was gethan wird, nicht in der Unerfüllbarkeit der Forderungen, der Unerreichbarkeit der Ziele. Die große Menge der halbwüchsigen Burschen, die den Anhang der Partei bilden, unzufrieden gemacht mit ihrer Lage, aufgereizt zum Klassen- haß, lüstern nach Genuß, irregeleitet durch das Trugbild einer paradiesischen Zukunft, berauscht von der Hoffnung eines ihnen vorgespiegelten, aber nie mals zu erkämpfenden Sieges ist völlig unberechenbar. Vergeblich mahnen die Führer zur Vorsicht und Be sonnenheit. Die angefachte Leidenschaft ist stärker als die Überlegung. Schon mehren sich die Anzeichen, daß die Masse nicht mehr lenkbar ist und daß die Zügel den Händen der Führer entgleiten. Auch die schmäh liche Niederlage der Parteiführer in den neuesten Verhandlungen des Reichstages wendet die Gefahr nicht ab. Vielmehr werden diefe Verhandlungen nur benutzt, aufs neue Lärm zu schlagen und die Erbitter ung der Massen zu steigern. Ein unbedeutender Anlaß kann die aufgeregte Menge in Bewegung fetzen und daS volle Gefäß der Leidenschaft zum Über laufen bringen. Giebt es genügenden Schutz vor dieser Gefahr? Dies soll in einer der folgenden Betrachtungen erörtert werden. Lagesgeschichte. Dresden, 15. Februar. Der gestern, DieiStag, abend in den Paradesälen des Königl. Residenz- schlosseS abgehaltene letzte große Hofball, der sog. Fastnachtsball, ist, wie alle feine Vorgänger, auss glänzendste verlaufen. Der Anfang des Festes war diesmal bereits auf 8 Uhr festgesetzt in Rücksicht da rauf, daß der Ball wegen der beginnenden Fastenzeit um 12 Ühr zu Ende sein sollte. Von H8 Uhr an füllten sich der Stucksaal und der Ballsaal, wo die Versammlung stattfand, mit den geladenen Festteil, nehmern und es entwickelte sich in diesen Räumen ein lebhafter gesellschaftlicher Verkehr. Bis nach ^9 Uhr währte das Kommen der Gäste, welchen im Vor zimmer der Galerie von einer Paradewache des Königl. Gardereiterregiments die militärischen Hon neurs erwiesen wurden. 720 Personen zählte die glänzende Gesellschaft Unter den Eingeladeuen be fanden sich: daS diplomatische Corps, die Königl. StaatSminister, die Generalität und viele Offiziere der hiesigen Garnison und von auswärts, Damen und Herren der Aristokratie, der größte Teil der hoffähigen Zivilstaatsdiener, Vertreter der Kunst und Wissen schaft, der Finanz- und Handelswelt, Damen und Herren der Fremdenkolonien u. s. w. Der Anblick dieser vornehmen Gesellschaft in den Königl. Fest räumen war von einer seltenen Farbenpracht. Die Verschiedenartigkeit der nach Hunderten zählenden Militär- und Hofuniformen, die prächtigen Toiletten der mit den kostbarsten funkelnden Edelsteinen ge schmückten Damen vereinigten sich zu einem Bilde, welches bei der von den goldenen Kron- und Wand leuchtern herabstrahlenden Kerzenflut und den tausend fachen Reflexen ein wahrhaft glänzendes war. Nach 8 Uhr erschienen Se Majestät der König (Ihre Majestät die Königin blieben dem Fr sie fern, da die leichte Erkältung, welche Allerhöchstdieselbe Sich zugezogen haben, noch nicht vollständig behoben ist) mit Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen Georg, Prinzen Friedrich August, Prinzen Johann Georg, Prinzen Max und der Prinzessin Ma thilde, Ihrer Hoheit der Frau Herzogin zu Schleswig-Holstein und Prinzeß - Tochter Feo- dore, sowie Sr. Durchlaucht dem Fürsten Hein rich XIV. Reuß j L., im roten Salon, um dort die Vorstellung der neu angemeldeten Damen und Herren entgegenzunehmen. Nach dieser verfügten Sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, unter Vor tritt und Begleitung der Damen und Herren des Königlichen großen Dienstes und der übrigen Hof staaten, in den großen Ballsaal, um daselbst Cercle abzuhalten. Gegen H9 Uhr wurde der Tanz mit einer vom Stabshornisten Keil komponierten Polo naise „Fastnachtthofball" eröffnet. An diesem Rund- gang nahmen tril: Se. Majestät der König mit Ihrer Hoheit der Frau Herzogin zu Schleswig Holstein, Se. Königl. Hobeit der Prinz Georg mit Ihrer Durchl. der Prinzessin Feodore zu Schleswig Holstein, Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde mit Sr. Durchl dem Fürsten Reuß j. L., Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August mit Frau Minister v. Thümmel, Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg mit Frau Minister Schurig und Se. Königl Hoheit der Prinz Max mit Frau Minister Edle v. d. Planitz. Die Hosballmusik führte die Kapelle deS Schützen- regiments Nr. 108 aus. Premierlieutenant Graf Rex vom Gardereiterregimente war wiederum als Bor tänzer thätig. Nach Beginn des Tanzes wurde daS Konditoreibuffet in der Reitschule und denanstoßenden Sälen geöffnet. Dasselbe zeigte außer reichem Schmuck von Blattpflanzen und blendendweißen Biskuitporzellan gruppen als Zierstücke zwei griechische Tempel von weißem Biskuit auf Felsenzucker, sowie in der Mitte ans einem mit kleinen Bäckereien ausgelegten Sockel einen auS Mandelteig naturgetreu gefertigten Bienen korb. Als Spielzimmer war der rote Salon ein gerichtet. Während des ganzen Feste- zeichneten die Aller höchsten und Höchsten Herrschaften eine sehr große Anzahl Damen und Herren mit Ansprachen auS. Um ^11 Uhr öffneten sich die Pforten zum Bankett-, Eckparade- und Speisefaale, wo an reich ge deckt n Buffets das Souper eingenommen wurde. Se. Majestät der König und die übrigen Fürstlich leiten soupierten mit einer Anzahl auserlesener Gäste im Eckparadesaale. Dieser zeigte sich wiederum in fürstlicher Pracht. Der aus den seltensten tropischen Gewächsen und Blumen hergestellte, die ganze Breit seite des Saales bis zur Deckenhöhe einnehmende Ausbau, welcher die Buffets abschloß, war von außer ordentlicher Schönheit und erregte allgemeine Bewun derung. Aus dieser kunstvoll errichteten Riesengruppe hoben sich verschiedene goldene Gerätschasten wirkungs voll hervor. In der Mitte gewahrte man einen Löwen, Reichsapfel und Schild mit dem sächsisch polnischen Wappen haltend, und darüber ein getriebenes Kolossaltablett. Flankiert wurden diese Kunstgegen stände von Humpen, Figuren, Terrinen u. s. w. auS der Zeit des Königs August des Starken und von einer Anzahl grcßer goldener Muscheln, vor denen Giran- dols ihre Lichtstrahlen verbreiteten. Inmitten deS frischen Grüns der Blattpflanzen und unzähliger duftender Blumen kamen diefe kostbaren Prunksachen ganz be sonders vornehm zur Geltung. Nicht minder trugen auch die Buffets mit den Erzeugnissen der alten Gold- fchmiedekunst dazu bei, daS ganze kunstsinnige Arrange ment zu einer Zierde von Königlicher Pracht zu gestalten. Punkt 12 Uhr verklangen die letzten Akkorde deS KotillonS, daS Fest hatte sein Ende erreicht. Der gestrige Ball bildete den Schluß der Karnevalsfestlich keiten am Königl. Hofe. * Berlin, 14. Februar. Se. Majestät der Kaiser haben den Admiralitätsrat und Hilfsrat im ReichSmarineamt Koch znm Wirklichen Admiralitätr- rat und vortragenden Rat im Reichsmarineamt er nannt. — Wie die „Köln. Ztg." schreibt, bestätigt es sich, daß der Deutsche Gesandte in China, Wirkt. Geh. Rat v. Brandt, der sich mit der Tochter des amerika nischen Generalkonsuls und Ministerresidenten A. Heard in Söul (Korea) zu verheiraten beabsichtigt, zum 1. April in den Ruhestand treten wird. Zu seinem Nachfolger wird der Deutsche Gesandte in Persien, Legationsrat Frhr. Schenck zu Schweins berg, in Aussicht genommen. Derselbe hat längere Zeit als Legationssekretär in China zugebracht. Er war Ministerresident in Chile und seit Juli 1886 als Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Hrn. v. Braunschweig, Deutscher Gesandter in Persien. Er ist ein geborener Hesse, etwa 50 Jahre alt und un vermählt. — Dem Bundesrat ist der Entwurf eines Gesetzes zum Schutz der Warenbezeichnung vorgelegt worden. Derselbe bestimmt in seinen grundlegenden Paragraphen, daß, wer in seinem Geschäftsbetriebe zur Untrrs t eidung seiner Waren von den Waren anderer eine- Warenzeichens sich be dienen will, diese« Zeichen zur Eintragung in die Zeichenrolle aumelden kann z s lautet: Die Zeichen, olle wird bei dem Patentamt grsührt. Li: Anmeldung eine» Warenzeichens hat er dabei beteiligt wäre. Wir wollen es also ihm überlassen, der Welt die Neuigkeit zu verkünden, die wohl niemanden besonders überraschen dürste." Die Ruhe, die sie bei dieser entscheidenden Unter redung gezeigt, war nur eine scheinbare gewesen; von früher Jugend an auf den ausschließlichen Verkehr mit dem Vater angewlesen, der niemals für die kind liche Gefühl: seite viel Verständnis gezeigt, war eS ihr zur Gewohnheit geworden, alle intimeren Ge danken für sich zu behalten, und so fühlte sie denn auch jetzt Marcel gegenüber etwas wie Scheu, ihn sehen zu lassen, was in ihr ein Inneren vorging; als er aber gegangen war, eilte sie ans Fenster und ihre Augen folgten mit dnn Ausdrucke zärtlicher Leiden schaft der Gestalt des Dahinschreitenden, bis diefelbe verschwunden war. Dann ließ sie sich in dem Lehn stuhl am Fenster nieder, um zum klaren Winterhimmel emporzublicken und und von einer seligen, beglückenden Zukunft zu träumen. Die Stimme des Vaters weckte sie auS ihrem Grübeln. „Zoe, ich habe eine wichtige Nachricht für Dich!" rief er, ins Zimmer tretend. Sie schreckte ein wenig zusammen und schien die Worte nicht sogleich verstanden zu haben. „Hörst Du, Kind? Eine wichtige, eine erfreuliche Nachricht!" „Auch ich habe etwas für Dich," versetzte sie schnell gefaßt. (Foitfetzung folgt) Konzert. Am Montag gab Frau Teresa Car- reso-d'Albert in Brauns Saal einen Klavierabend. Uber die Technik der bekann en Pianistin, über ihre Virtuosität, so vollendet in stürmischen Oktavengäng?n wie im zartesten Passagenspiel, bewundernswert in der Krast und Ausdauer und in den herrlichen Mo dulationen des Anschlags, welcher den vollen Ton aus den Tasten zieht, ist nichts mehr zu sagen. Aber während diese Bravour ehedem ost Selbstzweck ward und die Freude am virtuosen Können das reine künst lerische Empfinden und objektive Gestalten beeinträch tigte, ist jetzt eine Klärung eingetrrtcn, eine edle Ruhe hat in ihrem Spiel die Oberhand gewonnen, ein maßvollerer Geist, ein milderes Feuer erwärmt gleichmäßig den Vortrag und ersitzt die früheren äußerlich blendenden Eigenschaften durch größere Noblesse und Einheitlichkeit der musikalischen Wirk ungen. Diese Überraschung bot sich den Hörern schon in der Wiedergabe der Bcethovcnschen L«-,Iur-Sona'e (op. 27, 1); Frau Carreiw spielte dieselbe mit voll endeter Klarheit in allen thema'ischen Beziehungen, mit wundervoller Behandlung der Melodie in den langsamen Sätzen und mit gedämpfter Leidenschaft im 6-moll-Allegro, überall treu den Intentionen deS Werkes sich anschmiegend, ohne auf die Freiheit individuellen NachschossenS zu verzichten. Mit ähn lichem Eindruck behauptete sich neben dieser Leistung nur der Vortrag von d'AlbertS l)-mvU Suite, in deren kunstvollem Satzgefüge ein starker moderner Geist eigen artige Aussprache hält. Untcr den Chopinstücken ließ die Pianistin de Bai carolle durch entzückenden Klangreiz und poetische Belebung deS Ausdruckes hervortreten und in der ^a-ckur-Polonaise glänzte ihre außerordentliche Kunst in der Melodieführung und rhythmischen Gliederung. Ganz köstlich spielte sie* die Balse (aus SoireeS de Vienne) von Schubert, frei und poetisch die sechste Rhapsodie von Liszt und mit staunenswerter Sicher heit und Rapidität eine Etüde (Oüur) von Rubin stein, welche auf das Überschlagen der Hände und das Treffen hoher Noten und andere unangenehme Schwierigkeiten mit ausgesuchtem Raffinement angelegt ist. Frau Carreno d'Albert sand für ihre Darbietungen enthusiastischen Beifall. Konzert. Am Montag abend beendete Hr. HanS Fährmann in der Johanneskirche die nach künst lerischem Gesichtspunkt gegliederte Reihe seiner Orgel vorträge. Er Hot sch in diesen Darlnetungen a!S ein Virtuose seines Instruments und zugleich als ein gediegener Musiker von feinfühliger Auffassungskraft und lebendiger Phantasie bewährt. Hr. Fährmann spielte zuletzt zwei Sonaten und zwei Präludien, beide in O-wo!I, von Seb. Bach und von Mendels sohn, dessen Orgelkompositionen klare Thematik mit viel Schwung und Glanz des Ausdrucks und des KlargkolontS verbinden und in unserem einheimischen Virtuosen überhaupt einen der berufensten Interpreten finden. Auch als Komponist trat der Konzert- geber am Montag hervor und zwar mit einer im musikalischen Satz vortrefflichen, wohlklingenden und ausdrucksvollen fünsstimmigen Motette nach dem 23 Psalm („Der Herr ist mein Hirte"), deren Solo- quartett durch Frl. Täger, Frau Bächi-Fährmann, die Herren Mann und Hertel gut besetzt war. Untrr den solistisch sich bethätigenden Mitwirkenden gewann Frau Bächi Fährmann in einer Arie auS Bachs „Magnificot" die stärkste Wirkung. Der Abend schloß mit dem Finale auS dem Orgelkonzert „Ostern" von C A Fischer, einem kontapunktisch mäch- schriftlich bei dtm Patkutamt zu tlsrtgr» I der Anmelbung muß die Bezeichnung de« G-schäU«delnebe« in welchem da« Zeiten verwendet werden soll e n B«r»tichni« der Wann, für welch« es bestimmt ist, sowie eia- deutlich.- Darstellung und, sowett ersoiderlud, eine Beschreibung de« Zeichen« teigefügt sein Da« Paieatamt «»läßt Bestimmungen über die sonft gen Ers.-rdernisse der Anmeldung. Für jede« Zeiten ist bei der Anmeldung eine Gebühr von SV M, bei jeder »rneuerung der Anmeldung eine Gebühr von 10 M. zu entrichten. Führt die erste Anmeldung nicht zur Eintragung, so w.rdeu von rer Gr- bühr üu M erstattet In § » heißt e«: Die Zrichenrolle soll enthalten: l) den Zeitpunkt de« Eingang« der Anmeldung , lt) tue nach - Absatz 1 der Anmeldung beizusügenden An- gaben; >) Namen und Wohnort de« ZricheninhaberS und seines rtwaiqcn Lertr terS sowie Änderungen in der Perlon, im Ramen oder im Wohnorte des Inhaber« oder de« Ber- treterS; S) den Zeitpunkt einer Erneuerung der Anmeldung; b) den Zeitpunkt der Löschung de« Zeichen«. Die Einsicht der Zrichenrolle ftrht jedermann srei Jede Eintragung und jede Löschung wird amilit bekannt gemacht TaSPattniamt veivffrnttichi in regel mäßiger Wiedeiholung Übersichten überdie in de Zwischenzeit ein- getraprncn und gelöschlen Zeichen Dir Lrntragung in die Rolle ist, nach S 4, zu versagen für Freizeichen, zowie für Warenzttchen, l) welche ausschließlich in Zahlen, Buchstaben oder solche» Wörtern bestehen, die Angaben über Art, Zeit und Ort der Herstellung, über die Beschaffenheit, über die Bestimmung über PreiS-, Mengen- »der GewichiSverhältniffe der Ware enthalten; S) welche in- oder ausländische Staatswappen oder Wap en eines inländischen OrteS, eines inländischen Gemeind-» oder weiteren öffentlichen BerbaadeS enthalten; S) welche ÄrgeruiS erregknde Darstellungen oder solche Angaben enthalten, die offen kundig den thmsächlichen Verhältnissen nicht entsprechen und die Gefahr einer Täuschung begründen. Zeichen, welche gelöscht sind, dürfen für die Waren, für welche sie eingetraren waren, oder für gleichartige Waren zu ttzunslen eines an-errn, »I« de« letzten Jnh.berS erst nach Ablauf von zwri Jahren seit dem Tage der Löschung von neuem eingetragen werden. — An der Berliner Börse werden nahezu alle zwei Tage in mehr oder minder zuversichtlicher Form Mitteilungen verbreitet, daß der deutsch-russische Handelsvertrag entweder schon abgeschlossen sei oder doch unmittelbar vor dem Ab chluß stehe. Dem gegenüber weist die „Köln. Ztg." nochmals darauf hin, daß die Verhandlungen überhaupt sich in ihrem aller ersten Stadium befinden. Von gut unterrichteter Seite wird dem genannten Blatte sogar versichert, daß erst in den nächsten Tagen die deutsche Antwort auf die russische Note nach Petersburg abgehen wird, worin die erste grundsätzliche Stellungnahme gegenüber den russischen Forderungen enthalten ist Bis zu den mündlichen Einzelunterhandlungen dürfte sonach noch einige Zeit dahingehen. — Der von beiden konservativen Fraktionen im preußischen Abgeordnetenhause eingebrachte Antrag zu dem deutsch-russischen Handelsverträge lautet: „DaS Hau- der Abgeordneten wolle beschließen, die Petition II Nr. 268 der Königl StaatSregierung zur Berücksichtigung dahin zu überweisen, daß diese «m Bundesrat dahin wirke, daß bei den bevorstehenden Handelsvertragsverhandlungen mit Rußland im An schlusse an die Erfahrungen, welche auf Grund der Wirkungen der Handelsverträge mit Österreich, Un garn, Italien und der Schweiz gemacht sind, die Interessen von Landwirtschaft und Industrie auSgiebig gewahrt werden." — Die Erteilung der Konzession für den Eise n bahnbau in Kleinasien an die deutschen Bewerber, hat in Berlin umso größere Befriedigung hervorgerufen, al» sich mancherlei Einflüsse geltend gemacht hatten, um den Deutschen diese Konzession streitig zu machen. Ja erster Linie ist dieser Erfolg der deutschen Bcue-ber — so wird der „Pot. Corr." von Hiera» « geschrltben — der richtigen Einsickt deS Sul ans in die wahren Interessen seiner Beiches zu verdanken Daran wurden die verfa,»dencn Ver- ful«, die deutschen Bemühungen zu nickte zu mrch n und tie Deutschen woaög'.ich beim Sultan zu verdäcktigen, zu Schauern, obwohl die Gegner in der Wohl ihrer Waffen r icht eben wählerisch waren und zur Festigung ihrer Stellung ziem lich grobes Geschütz ausfahren. Wenn auch Deutsch'aud, wie bekannt, diretre politische Interessen im Orünt nicht besitz«, so muß es der Deutschen Regrerung immerhin erwünscht sein, den Einfluß, den sie s it langen Jahren dort besitzt, ungeschwächt ausrecht erhalten zu sehen, einen Einfluß, den sie stets nur im Interesse der »hr befreundeten Mächte und einer friedlichen Ent- Wickelung aus Grund der bestehenden Verträge ausgeübt hat. Nachdem von den Gegnern der Deutschen Reiches so vielfach über daS Sinken dieses Einflusses berichtet und in alle Wel posaunt wurde da» deutsche „Prestige" sei geschwunden, ist der Erfolg, den die dewsche Vertretung jetzt den fremden Einflüssen gegenüber davongetragen hat, vcn prinzipieller Bedeutung, und die hier herrschende Besrieb gung über denselben wird sicher von allen mit Deutschland befreundete» Mächten geteilt werden. Daß die deutsche Vertretung bei den jüngsten Vor gängen in Lonstantinop-l zum großen Teile auch aus eng lischen Widerstand stieß, beruh: aus der eigen'ümlichen Verquickung englijchen und iranzösischen Kapital«, wie sie in der Lamgus Ottomane v rhanden ist Soviel übrigen- hier bekannt »st eine den Interessen der englisch»» Unternehmer gerccht werdende Abmachung zwischen diesen und ihren deutschen Konkurren en getroffen worden. Daß der deutsche t-ahnbau für Kle-nasien von großem Nutzen sein wird, dafür spricht die treff liche Bussüdrung de- bisher sernggestr« ten T-reck, nach Anaoro tigen Satz, welchen der tttentvvllste Schüler dieses vielvelkannteil Meisters vollendet zu Gehör brachte. Juristische Litteratur. Die Königl. Sächsi- fche Notariatsordnung vom 5. September 1892 nebst der Kostenordnung für Notare vom 6 September 1892 und der Ausführungsverordnung vom 7. Sep tember 1892, erläutert von vr. Viktor Otto, Gch Justizrat, vortr. Rat im Justizministerium. Leipzig 1893. Druck und Verlag der Roßbergschen Buch Handlung. 227 S., gr. 8°. - 7 M 50 Pf. Wenn auch die Königl. Sächs.Notariatsordnung vom 5. September 1892 auf der Grundlage des bisherigen NotariatswescnS errichtet ist, so enthält sie doch auch zahlreiche Neuerungen und Änderungen. Zweck der vorliegenden Gefetzesausgabe ist eS, das Verständnis der Notariatsordnung in ihrer neuen Gestalt zu fördern. Dieses Ziel, welches sich Verfasser gesteckt hat, ist durch aus erreicht worden. In klar gefaßten Anmerkungen zu dem Wortlaut der einzelnen Gejetzcsparagraphcn giebt Verfasser Aufschluß über die Vorarbeiten, soweit sic für die Zwecke der Auslegung bedeutsam sind, über den inneren Zusammenhang mit den Bestimmungen anderer Geseke und über olle Fragen, die einer Be antwortung bedürftig erscheinen und zum Teil schon in den dem Verfasser in ausgedehntestem Maße zu gänglich gewesenen und von ihm verarbeiteten Be urteilungen der ersten Entwürfe angeregt worden sind. Alles dieses ist wichtiges Material für die Anwendung und Auslegung deS Gesetze«, das der Ausgabe ihren wissenschaftlichen und praktischen Wert verleiht Daß die Ausgabe der Judikatur vorläufig noch entbehren muß, ist ein Mangel, der ihr al» derjenigen eine? neuen