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.^1 II Sonnabend, den 14. Januar, abends. I8»:r vrsiäso vivrt«!^tUrli> l> 3 tl»rlc 00 ?5, d«i «»» 8»i»«rl 6eut«ed«n vi«rt«t- Mirlicti 3 L>i,«vrt>»tk ä«» -Ivuttckeo l^icti«» tritt ko,t- unei 8tkwpelLu,cdl^ kiuri». Liorelo« Humwera: 10 1'5. ^uktiaiHsiinxsxodüdrvur »»r äen kLUin eiasr i?e»i>»Iten<-o Xeilo tileioer 8ckriN SS?5. Unter ,, 6ie 2eilo SS kk. Lei IKVelteo- uuä Xitkerv»!»tr entspr. Xul-etilitz. Ursel, einen: 'pk^tiok mit ^urvLkmv der 8onn- u ?oiert»irö ndenä». korn,proclt-»po»ct>Iu»L: dir. 12VL. DreMerImMal. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Nanck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Lunndme ena ^nkiingixnnxe» ausnürtsr I.»lpr>ff: 7 r. 5^ra«e/»trttrr, lkomnu-sioiiLr äos Or.silovr lournal»; Lswdurz v«rl>u Vi«a >»»»> Lr«»I»u rrsniikart ». N.: //au«e«n<rin <5 t'»A/rr, L-ruo Vi«nN-wdur^ I.«ip»>x - ke»vkkuet ». ». Nüacdeo: k»r>» l-onckoi» 8«rUi»-er»llkkurt ». U -Srutt^ort' «t (7o., L«rI>i>E /n, ntikirnitanl, Lr»»I»u: L'mU ll»»2<>r«r: U. üc/««r»/er, Ü»U« L. 8.: «/. /turct et d». Ilerausxekerr KSoixl. LipeilNioa 6<>» Uresäosr ^ourn»I«. Lrssäon, 2wiaj?or»tr. LV. k«ro»precl»-^o,el,Ins»: dir. 128!». Ämtlichkr Teil. St. Majestät der König haben der Inhaberin der Roßbergschen Buchhandlung zu Leipzig. Amalien Sophien verw. Roßberg geb Dirr, das Prädikat „Königliche Hosbuchhändlerin" Allergnädigst zu ver leihen geruht. — Wekanntrnachung, die Unterstützungen zum Gebrauche des Bates Elster betreffend. Zum Zwecke des Gebrauches des Bades Elster können vom Ministerium des Innern bedürftige Per sonen durch I. Geldbeihilfen aus den Mitteln der „Sächsischen Stiftung", mit deren Bewilligung auch der Genuß freien Bade» auf die Dauer von vier Wochen und Befreiung von der Kurtaxe ver bunden ist; II. Verleihung von Freistellen im Augustnsstifie zu Bad Elster, mit welchem freie Wohnung im genannten Stifte, jedoch ohne freie Kost, dem nächst aber ebenfalls freies Bad und Befreiung von der Kurtaxe verbunden ist; 111. blose Bewilligung freien BadeS auf die Dauer von vier Wochen und Befreiung von der Kurtaxe unterstützt werden. Es wird in diesen Beziehungen Folgendes zur Nachachtung bekannt gemacht: 1) Die Bewilligung d.r Vergünstigungen unter I. und Hl. ist a> die Bedingung gebunden, daß der Kur gebrauch in Bad Elster während der am 1. Mai be ginnenden und am 30 September schließenden Saison entweder im Monat Mai oder im Monat Sep tember erfolgt, wogegen die Bewilligung unter II. je auf Monatsfrist, vom l. Mai, l. Juni, 1. Juli, 1. August und 1. September an gerechnet, gewährt wird. 2) Unterstützungen aus der Sächsischen Stiftung (s oven unter l.) können stiflungsgemäß nur An- gehöiigen des Königreichs Sachsen bewilligt werden 3) Wer um eine Unterstützung zum Gebrauche des Bades Elster nachsucht, hat in dem Gesuche bestimmt anzugeben, um welche von den Vergünstig ungen unter I., II. und III. er sich bewirbt. 4) Bewerbungen um die gedachlen Unterstützungen sind spät.stens bis rum 31. März laufenden JahreS bei dem Ministerium des Innern anzubringen. Denselben muß a) ein von einem approbirten Arzte ausgestelltes, eine kurze Krankengeschichte mit enthaltendes Krank- heitszeugniß, welche- nachweist, daß für den Kranken der Gebrauch des Elsterbades angezeigt ist, auch, wenn bereits früher ein Gebrauch de- Elsterbades stattgefunden hat, die Zeit und den Erfolg diese» früheren Kurgebrauches angiebt, b) bei Bewerbungen um Unterstützung aus der Sächsischen Stiftung der Nachwe:- der Sächsischen Staatsangehörigkeit, e) ein obrigkeitliches, die Angabe des Alters und der Familienverhältnisse des Kranken enthaltendes Zeugniß, auS welchem hervorgeht, daß der Kranke bilfsbedürftig und nicht in der Lage ist, die ihm ärztlich verordnete Kur in Bad Elster ohne besondere Unterstützung zu gebrauchen, beigefügt sein. Dresden, den 9. Januar 1893. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Edelmann. Lunss und Wissenschaft. K. Hoftheater- — Altstadt. — Am 13. Januar' Fünftes Symphonie-Konzert der König! musikal. Kapell-. Das gestrige Konzert stand unter der vortrefflichen Leitung des Hrn. HoskapellmnsterS Hagen. Es be gann mit einer schönen, in der Tongestaltung un gemein feinen und klaren Wiedergabe der Ouvertüre „Die Abenceragen" von L. Cherubini, dieses durch häufigere Vorführungen bekannten spannungsvollen, im orchestralen Ausdruck meisterhaften, ritterlich stolzen Musikstückes. Als eine sehr späte Neuheit folgte Robert Fuchs' erste Serenade (l)-6ur) für Streich orchester. Unter den drei säst überall und oft ge spielten Serenaden des talentvollen Wiener Autors, — vor wenigen Wochen ist ein: v e te dazugekommen — steht dieseälieste in Bezug auf gewählte musikalische Faktur den anderen voran, die ihrerseits den Volkston noch unb'fangener treffen und an populärem Reiz das Übergewicht haben. Allerdings strömt auch hier schon aui dem Adagio ein starker volkstümlicher Zug und im v moll Allegro weht uns mit dem Aufsprießen eines liebenswürdigen Walzerth^maS Wiener Lust und Frohsinn an; aber im allgemeinen bewahrt die Stimmung mehr Exklusivität und in der musikalischen Arbeit bezeugt der Verfasser sein fertig durchgebildete» Talent mit manchen kontrepunktischen Kleinkünsten und feineren Detailzügen, die sich namentlich in den beiden Eckfäßen auch verwöhnten Ohren erfreulich geltend machen Die gan-e Serenade ist voll reizender Melodik, äußerst fließend gestaltet, in Nichtamtlicher Teil. Dresden, 14. Januar. Am 24. Oktober 1893 werden Se. Majestät der König Allerhöchst Sein üOjährigeS Militärdienstjubiläum feiern und haben Se Majestät zu genehmigen geruht, daß diese» Ju biläum von der Armee gefeiert werden darf, und zwar an dem vorausgehenden Sonntage, den 22. Oktober. Bei den für die Feier geplanten Festlichkeiten wird den Gefühlen treuer Anhänglichkeit, welche die inaktiven Kameraden mit der Armee verbinden, dadurch Ausdruck gegeben werden, daß den inaktiven Offizieren und den Mitgliedern der Militär- und Kampfgenossenvere ine die Möglichkeit geboten werden wird, sich an diesen zu Ehren des geliebten König!. Feldherrn zu veranstal lenden Festlichkeiten mit zu beteiligen. Nach einem vorläufig aufgestellten Programm sind in Aussicht genommen: Feierliche Dankgottesdie nste in allen Garnisonen unter Mitbeteiligung der benachbarten Militär- und Kampfgenossenvereine. Wenn thunlich sollen kiese Gottesdienste nach Art der Feldgottesdienste abgehalten werden. Beglückwünschungen Sr. Majestät durch Depu tationen der aktiven und inaktiven Offiziere, der Militärbeamten, der Unteroffiziere sowie der Militär- und Kampfgenossenvereine. Abends in Dresden Festvorstellung im König!. Hoftheater mit anschließender Huldigung der Militär- und Kampfgenossenvereine auf dem Theater platze. Ferner ist die Bearbeitung einer für die Reihen der Armee und inaktiven Kameraden bestimmten Festschrift in Aussicht genommen. Hetegraphische und tctcpfionische Aachrichten. Saarbrücken, 14. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Heute sind 21849 Bergleute angefahren; die gestrigen Versammlungen waren nur schwach besucht: der Streik neigt pch dem Ende zu. Essen, 14 Januar. (Tel. d DreSdn. Jonr.) Auf den 35 Zechen streiken heute 14967 Mann also 2599 weniger als gestern. Gelsenkirchen, 14 Januar. (Tel d.Dresdn. Journ.s Auf den benachbarten 6 Zechen sind heute etwa 3909 Leute mehr angefahren als gestern. Karlsruhe, 13. Januar. (W. T. B.) Die Schiffsbrücke bei Maran ist wegen Eisganges ab- gefahren worden. Die Züge auf der Rbrinbabn verkihren nur auf der Route Karlsruhe Marau. Der Personenverkehr mit der Pfalz erfolgt einst weilen noch »ermittelst Fähre. Wien, 14. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gestern abend entgleiste ein Personenzug auf der Staatsbahn zwischen Limberg-Eggenburg infolge eines RadbiucheS, fünf Waggons sind zertrüm mert; ein Passagier ist schwer, fünt andere sind leicht verletzt worden; drei Kondukteure wurden verwundet. Paris, 14. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Figaro" meldet, durch die Voruntersuchung in der Panamaangelegenheit sei frstgestellt morden, daß JuleS Roche in keiner Weise belastet sei; kaS Verfahren gegen ihn werde infolgedessen eingestellt werden. — Dem „XIX. Sidcle" zufolge gestand Baihaut zu, von der Panamagesellichafl eine Million Francs verlangt und 375 999 KrcS. er halten zu haben. — Die hiesigen Morgenblätter knappen Formen ihren anmutigen Inhalt vor- tragevd, ein Meer von Wohlklang und Reiz des Kolorits, das oft mit dem einfachsten Aufwand gewonnen wird und am interessantesten in der Verdoppelung der Mittelstimmen wirkt. DaS Allegrotto scherzando mit dem tiefere Empfindung auL- sprechend n Oes-äur-Satz und das sammetweich in strumentierte Adagio — ein Gesang, wie er nur auf Wiener Boden entstehen kann — mußten nach stür mischem Verlangen des entzückten Publikums wieder holt werden. Das Werk, welches die ehrenvolle Stellung seines Urhebers in der zweiten Gruppe moderner Suitcnkomponisten (die im Gegensatz zu einer ersten das populäre Prinzip vor dem koutrapunktischen Stil der Alten bevorzugt) begründet hat, wurde von der König!. Kapelle wundervoll mit größter Deli katesse und Wärme, meisterlich in allen Modifikationen der Bewegung, in den Steigerungen, in der Schönheit de» Tonkolorits ausgesührt. Es thut wohl, in unserer den einfachen und reinen Formen und Ausdrucks mitteln entrückten Kunstzeit solche Musik zu genießen! Den zwei'en Teil des Konzerns füllte die Sym phonie „Im Walde" von I. Raff. Auch sie spricht, wennschon nicht so laut wie die Leouorensymphome, für das reiche Talent und die künstlerisch lertige, glänzende Technik des Komponisten; sie ist freier von jenen gejuchten, unsympathisch berührenden Elementen, welche in anderen seiner Symphonien den natürlichen Flnß der gedanklichen Verbindung und Entwickelung und der symphonisch reichen Durchführung stören, und ihr Eindruck ist in den beiden ersten Sätzen weniger gemischt und reiner in der Stimmung; doch tritt auch in jdiesem Werke neben bedeutenden und blendenden kündigen neue Verfolgungen und Haussuchungen in der Panamaa igelegenbeit an. Paris, 13. Januar. (D B. Hd) Bei Pont de mer brachen maskierte Männer in die Wohnung von Madame PotelS ein und raubten sämtliche Geheimpapiere, welche ihr Bruder Hersent, erster Panamaunternehmer, noch verborgen hielt. London, 13. Januar. (D. B. Hd) Sir Russel teilte in einer zu Eambridge gehaltenen Rede mit, die neue Homrrulevorlage weiche von der früheren insofern ab, alS sie die Entsendung irischer Ab geordneten nach Westminster festsrtze, die Rechte der Minoritäten garantiere und gleichzeitig daS allgemeine ReichSintrrrsse erfolgreich wahre. Manchester, 13. Januar. (D. B Hd.) Die Not der Arbeitslosen infolge der Kälte hat drohende Formen angenommen; es werden Unruhen befürchtet. Birmingham, 14. Januar. (Tel. d Dresdn. Journ.) Lie Bergarbeiteekonferrnr ernannte Le legierte für den Internationalen Bergarbriterver band zu Brüssel, für den Arbeiterkongreß in Ehi cago, für den Kongreß der Trabe UnionS und den Internationalen Kongreß zur Einführung dcS Achtstundentage-. Madrid, 13. Januar. (D. B. Hd ) Die ge- samte Presse erörtert sehr aufgeregt dir Marokko frage und fordert strenge Maßregeln. Der Mi- msterrat unter dem Vorsitze der Regentin beschloß ein gemeinsames Vorgehen mit England, welche- die Wahrung der spanischen Interessen sichert. Ein spanisches Geschwader geht nach Tanger ab mit dem Befehle, Truppen zu landen, fall» englische Truppen ebenfalls an Land gehen. Trröden, I4. Januar. Frankreich nach dem neuesten Ministerwechsel. lü Das große Reinigung-werk, um welches sich die französische Volksvertretung in der „Aufklärung" der Panamaangelegenheit bemüht, hat in die äußere Physiognomie der französischen Republik wieder eine erhebliche Veränderung geb, acht. Das Ministerium Ribot ist das jüngste Opfer dieser Reinigungsarbeit geworden, indem es schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt an sich selbst den Reinigungs Prozeß vor nehmen mußte, um der von der öffentlichen Meinung der Teilnahme oder Hehlerschaft an diesem Unter nehmen bezichtigten Mitglieder ledig zu werden. Außerdem verschwand von der Bühne auch noch der wegen seiner Begabung und hervorragenden parlamen tarischen Tugenden allgemein geachtete Kammerpräsi dent Floquet, um einer Persönlichkeit Platz zu machen, deren Ehrenschild fleckenlos ist. Hr. Freycinet, der unentbehrliche Knegsminister, welcher sich rühmen konnte, der Republik in allen Lagen Dienste geleistet und ihr Ansehen nach außen gehoben zu haben, wurde durch den namen- und verdienstlosen General Loizillon ersetzt, und der Marineminister Burdeau wich dem Admiral Rieunier. Ersterer war von dem Tage an kompromittiert, an welchem er Hrn. Andrieux, dem Urheber und Leiter des Panamaskandals, seinen Besuch abgestattet hatte, um sich über den Umfang und Charakter der ihm drohenden Gefahren zu ver gewissern, an dem Tage, als eS ruchbar ward, daß er den in London außer Schußweite auf hältlichen Haupthelden dieses Skandals, Hrn. Cornelius Herz, „seinen lieben Freund" genannt habe. Die btiden Berührungen mit den anrüchigen Panama leuten wären in normaler Zeit von keinem besonderen Belang, heute reichen sie jedoch aus, um auch eine politische Berühmtheit, wie Freycinet, aus der Re gierung zu entfernen. Burdeau, dessen Ansehen als Leiter des Marineministeriums auch hoch veranschlagt Einzelheiten das natürliche Werden und Wachsen der Ideen zurück und überläßt gar zu oft einer raffinierten Mache das Feld, am häufigsten in dem Schlußsätze, darin da» spektakelhafte Er scheinen Frau HMs und Wotans dem Komponisten als eine böse Verirrung schuldig geschrieben werde muß. Der alte Wotan Hai musikalisch fein fühligen Leuten mit seinem Auftreten noch niemals Freuce gemacht. Auch der Dryadentanz (Scherzo in dessen Wirkung ein lebhafteres Tempo ge hoben haben würde, ist nicht mit Uni echt eine hand werksmäßige Leistung dieses genialen Eklektiker- ge nannt worden. » Zwischrn den Jahre». Novelle von Adolf Stern. 11 (ForNeyung.) Sie mußte ihm, ehe sie zu Fräulein Christine heraus ging, ein Wort sagen, das ihr schwer aus der Seele lag. Und sie benutzte endlich den Augenblick, in dem sie selbst eine Kaffeetasse in der Hand hielt, um der Kommerzienrotin zuzuflüstern: ,Jch will Fräulein Eva und ihren jungen Freundinnen nur gute Nacht wünschen " und in den Saal hinüberzueilen Sie achtete in der Befangenheit ihrer sorgenvollen Gedanken und Stimmungen nicht einmal darauf, daß ihr Franz Hagen auch jetzt in den hier versammelten kleinen Kiei» folgie. — Bodo v. Gravenreuth schlug da» Herz stärker, al» er Erika eintreten sah. Er hatte ebcn roch mit ein paar lebhaft erzählten Jagd- geschichtet, den ganzen jungen Kreis bezaubert und die Geiugthuung empfunden, daß Fräulein Evo» muntere Äugen an feinen Lippen hingen. Und jetzt wurde, ist gegangen, weil man sich plötzlich erinnerte» daß er seinerzeit das Panamaunternedmen m beredter Weise gelobt und empfohlen hatte. Der Abgang des Hrn. Loubet wird dadurch erklärt, daß dieser Herr endlich zur Erkenntnis seiner Unzulänglichkeit als Minister in stürmisch bewegten Zeiten gelangt war. Um al« Leiter des Ministeriums des Innern in Frank reich Erfolge zu erzielen, müssen die französischen Staatsmänner auch in gewöhnlichen Zeiten Haare auf den Zähnen haben, einen Besitz, den man bei Hrn. Loubet während der gegenwärtigen Drangzeit der französischen Republik besonders schmerzlich ver mißte. Hr Floguet. dem man ebensowenig wie Frey cinet irgendwelche Schuld an den Bestechungen n-ch- zuweisen vermochte, hat sich selbst durch seine „Ein geständnisse" vor der parlamentarischen Untersuchungs kommission um seine weitere Eignung als erster Re präsentant der aesetzgebenden Körperschaft gebracht. Die französische Republik weist nun an ihrer Spitze Männer auf, die von der Volksvertretung für den Augenblick als „rein" angesehen werden, wenn man die Angriffe jener Förderer der moralischen Wiedergeburt der Nation, die sich noch gegen den Präsidenten der Republik wegen dessen Teilnahme an der im Jahre 1886 von Baihaut eingebrachten Panamalosvorlage richten, und die in Gift getauchte Anfrage der „Cocarde" bezüglich der Haltung, die der damalige UnterstuatSsekrelär und gegenwärtige Justiz- Minister Bourgeois im Jahre 1888 zu der durch Floguet geleiteten Verteilung der Panamagelder unter die Pariser Redaktionen eingenommen hat, — wenn man diese beiden Momente als unbedenklich außer Betracht ziehen will Aber auch die lurch die Abstoßung der kom promittierten Mitglieder hergestellte Reinheit wird daS neue« standene Kabinett Ribot trotz des in der Donners- tagSsitzung erhaltenen Vertrauensvotums kaum über Wasser halten, falls der oberste Anwalt der fran zösischen Republik, Franqueville, in der That die Einstellung des StrawerfahrenS gegen die ausgelie ferten Parlamentarier verfugen und damit der Oppo sition neuen Anlaß zu Erschütterungen der parla mentarischen Lage bieten sollte. Diese Gefahr von dem gereinigten Ministerium Ribot fernzuhalten, wäre wohl nur der neue Kammer präsident, Casimir Pvrier, im stände, wenn er auf richtig an der Beruhigung und Festigung der durch den großen Bestechungsskandal arg unterwühlten parlamentarischen Lage mit Hand anlegen wollte. AuS seiner Antrittsrede glaubte man seine Entschiedenheit herausgehört zu haben, die nötig wäre, um den planmäßigen Wühlereien der Boulangisten und sonstigen Feinde der gegen wärtigen Regierm gsform die gesährliche Spitze ab- zubrechen. Die Wahl Casimir Periers zum Kammer präsidenten und die Art der Ergänzung des Kabinetts bedeutet eine Wendung in der Richtung der gemäßig ten Republikaner. Hr. Ribot rechnet offenbar auch auf die Unterstützung der konstitutionellen Rechten, die naü der letzten Erklärung ihres Wortführers, Piou, bereit zu sein scheint, einer thatkräftigen Regierung eine verläßliche Stütze zu werden und der Republik ehrlich dienen zu wollen. Bei der Abstimmung über die von der Regierung angenommene einfache Tages ordnung hat diese parlamentarische Gruppe ihr Wohl wollen dem Kabinette bekundet, da nur die Radikalen, Monarchisten und Boulangisten ein ablehnendes Votum abgegeben haben. Die Freundschaft dieser Fraktion wäre als Ersatz für die „republikanische Konzentration" von dem neuen Kabinette zu begrüßen, nachdem diese Parteienvereinigung, welche der früheren Regierung zur Seite stand, nun wieder in ihre Elemente zer fallen ist. Die beachtenswerteste Erscheinung innerhalb der augenblicklichen Lage der Dinge ist unstreitig der Um stand, daß die Radikalen nach de n Falle ihrer einslus;- wollte er sich durch Erikas Haltung, und wenn sie noch iphigenienhaster wäre, wie cr ärgerlich zu sich sagte, nicht um die gute Stunde bringen lassen. Er lachte der Herzutretenden übermütig entgegen: „Wo stecken Sie. Fräulein Münter? Wir haben hier schon gefürchtet, da- Sie sich mit Fräulein Christine zurück gezogen hätten? Nehmen Sie hier Platz, wir er zählen lustige Geschichten — vielleicht helfen Sie und Herr Hagen mit!" Dabei wandte der Lieutenant doch sein Gesicht dem jungen Fabrikherrn zu und von der Angesprochenen hinweg. Franz Hagen machte eine verneinende Bewegung: ,Jm Erzählen nehme ich's nicht mit Ihnen auf Herr v Gravenreuth, hätte auch vor dem Anfang das Publikum gegen mich, das Ihnen gehört", und er lächelte ziemlich ironisch der Gruppe der jungen Mädchen zu. Bodo aber fühlte seine eitle Freude über dies Wort stark beeinträchtigt, als er Erika ruhig sagen hörte: „Ich kam nur, um Fräulein Evchen und den Herrschaften hier gute Nacht zu sagen! Fräulein Christine rechnet darauf, daß ich ihr nach einer Stunde Gesellschaft leiste." — Eva aber nahm die dargebotene Hand nicht zum Abschied, sondern zog die neue Hausgenoisin an der Hand aus dem Kreise heraus und gegen die Beschertische hin: „Wenigsten- will ich Ihnen zeigen, Fräulein Erika, wie mich da» Christkind überschüttet hat" — was dann zum Signal für die ganze Gesellschaft wurde, sich zwischen die noch reichbeladenen langen Tafeln nachzudrängen. Gelächter, fröhliche und bewundernde Ausrufungen verrieten, daß die betrachtenden Gäste, ja Fräulein Eva selbst noch immer seither verborgene Herrlichkeiten entdeckten — eS entstard jene» fröhliche Durcheinander, in dem keiner mehr auf den anderen achtet «nd der zweite Teil