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HOCHSCHULSPIEGEL 3. Jahrgang Juni 1965 Preis 10 Pfennig ORGAN DER SED-PARTEILEITUNG DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE KARL-MARX-STADT Die neue Hochschul- gewerkschatts- leitung 1. Vorsitzender: Dr. paed. Gerhard Fischer, Leiter der Abteilung Sprachunterricht Stellvertretender Vorsitzender: Karl Graf, hauptamtlicher Vorsitzender der HGL Oberlehrer Hans Braune, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pädagogik Prof. Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Forker, Abteilungsleiter am Institut für Chemie Oberlehrer Diethild Grallert, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pädagogik Dipl.-Ing. oec. Walter Graupner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ökonomie des Maschinenbaues Erhard Haase, 'er im Institut für Technologie des Maschinenbaues .ioniig, stellv, Leiterin der Abteilung Arbeit Ing. Hans Hunger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Werkstoff technik Monika Junghannß, Sekretärin im Prorektorat für Studienangelegenheiten Dr.-Ing. Gisbert Kaliske, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technologie der Plaste Helmut Kirsch, > wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Marxismus- Leninismus, Leiter der Außenstelle des Franz-Mehring- Institutes Dipl.-Ing. Peter Kornmann, Assistent im Institut für polygrafische Maschinen Dipl. jur. Karl-Heinz Ludwig, Dozent am Institut für Ökonomie des Maschinenbaues Prof. Dr.-Ing. Alexis Neumann, Abteilungsleiter im Institut für Technologie des Maschinenbaues Dipl. paed. Wolfgang Otto, Oberassistent am Institut für Pädagogik Dr. rer. nat. Wolfgang Pätz, . wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Physik Irene Rennert, Leiterin der Abteilung Allgemeine Verwaltung Dipl.-Ing. Emil Schiegl, Assistent am Institut für Textilmaschinenkonstruktion und Technologie der Faserstoffe Dr.-Ing. Roland Wächter, Oberass. tent am Institut für Reglungstechnik Dipl.-Ing. Cnristoph Ziegert, Assistent am Institut für Werkzeugmaschinen Mitglieder der Revisionskommission Vorsitzender: Henry Funke Erika Bergelt Heinz Kittler Inge Leuschel Anita Peter Eva Körner Foto: Peter Günther Dozent Dr. päd. habil. Fritz Beckerts Lehrerausbildung und pädagogische Forschung - neue Aufgaben für die Technische Hochschule Die Eingliederung des Pädagogischen In stituts Karl-Marx-Stadt in die Technische Hochschule Karl-Marx-Stadt hat bei vielen Wissenschaftlern und Lehrern ernsthafte Diskussionen ausgelöst. Es wird bezwei felt, ob die Ausbildung von Lehrern für die allgemeinbildende polytechnische Ober- schule an einer technischen Hochschule zweckmäßig ist. Die Antwort auf- diese Frage kann nicht in den bisher geltenden Dimensionen pädagogischen Denkens ge sucht werden. Unser Problem darf auch nicht aus der engeren Perspektive des eige nen Fachgebietes angegangen werden. Veränderungen im Bildungswesen waren stets Ausdruck gesellschaftlicher Anliegen. Die wissenschaftlich-technische Revolution greift nicht nur tief in die materiellen Bedingungen der Produktion ein, sondern wirft auch die Frage nach dem Wesen und der Stellung des Menschen in der Gesell- schaft auf. Die sozialistische Gesellschaft ist einem Menschenbild verpflichtet, das in der allseitig entwickelten, mit der Gesell schaft in vielfältiger Weise integrierten Persönlichkeit einen Ausdruck ihrer huma- nistischen Grundhaltung sieht. Gesellschaftliche Maxime bestimmen die Tätigkeit der Schule, da in der heran wachsenden Generation der Schlüssel zur Bewältigung der perspektivischen Aufgaben der Gesellschaft zu sehen ist. Die Anforde rungen, die an einen künftigen Lehrer in unserer Zeit zu stellen sind, müssen aber sowohl an der wissenschaftlich-technischen Entwicklung als auch an der Stellung des Menschen in der sozialistischen Gesellschaft orientiert werden. So ist es kein Zufall, daß bei der Entwicklung des Bildungswesens die Erziehung der jungen Lehrergeneration besondere Aufmerksamkeit verlangt. Hohes Fachwissen. Verbundenheit mit unserem Staat, Liebe zur Wissenschaft und zur Ju gend sind deshalb heute Grundvoraus setzungen für die Tätigkeit eines Lehrers. Es liegt nahe, zur Lösung dieser Auf gaben die Ausbildungskapazität der Tech nischen Hochschule Karl-Marx-Stadt heran zuziehen. Mit der Übernahme von 700 Direktstudenten und 1600 Fernstudenten wird jedoch nicht nur das Profil der Tech ¬ nischen Hochschule Karl-Marx-Stadt ge ändert. Jeder Wissenschaftler muß zu den neuen Aufgaben Stellung beziehen. Es ist zweifellos ein Ausdruck sozialistischen Denkens, wenn sich immer mehr Hoch schullehrer der naturwissenschaftlich-tech nischen Disziplinen über ihre Verantwor tung bei der Erziehung technischer Kader hinaus auch für die Heranbildung unseres jungen Lehrernachwuchses verantwortlich fühlen. Sie nehmen damit mittelbar Ein fluß auf den politisch-geistigen Reifegrad der Abiturienten unserer Oberschulen und unterstützen die optimale Vorbereitung der künftigen Studenten auf das Hochschul studium. Es wäre ein verhängnisvoller Irrtum an zunehmen. daß eine hohe fachwissenschaft- liche Qualifikation unserer künftigen Leh rer eine hinreichende Voraussetzung für die Lehrtätigkeit in der Oberschule oder in an deren Bildungseinrichtungen sei. Ein Leh rer kann nur dann erfolgreich lehren und erziehen, wenn er seine Arbeit als gesell schaftlichen Auftrag erlebt und wenn er ein glühender Verfechter unserer sozialisti schen Ordnung ist. Mehr als in jedem an deren akademischen Beruf muß der künf tige! Lehrer beharrlich an seiner eigenen Persönlichkeit arbeiten, um in der vorbild lichen Erfüllung seiner Erziehungs- und Bildungsaufgaben den Sinn seines Lebens zu sehen. Die hohe Achtung, die der sozialistische Staat dem Lehrer entgegenbringt, beruht nicht zuletzt darauf, daß ihm mit der jun gen Generation das wertvollste Gut der Nation anvertraut ist. Die Achtung vor der Persönlichkeit findet für den Pädagogen in der Liebe zum Kinde eine notwendige Er gänzung. Die Vorbereitung unserer künf tigen Lehrer an der Technischen Hochschule wird sich auf diese Grundforderung päd agogischen Tuns orientieren müssen. Bildung und Erziehung sind immer in irgendeiner Weise mit dem Schicksal jun ger Menschen verbunden. Aber auch die Entwicklung eines Kindes ist Gesetzmäßig keiten unterworfen; auch Lehren und Er ziehen sind Prozesse, die nicht bedingungs los und ohne Kausalität verlaufen. Wie kompliziert sich im Einzelfall pädagogische Situationen gestalten können, ist jedem hinreichend bekannt, der mit Kindern Um gang pflegt. Der sowjetische Pädagoge Makarenko spricht sicherlich nicht ohne Be rechtigung davon, daß die Pädagogik als „dialektischste“ aller Wissenschaften an gesehen werden kann. ES wird eine Auf gabe des Instituts für Pädagogik und der Abteilungen Methodik in den Fachinstituten sein müssen, die künftigen Lehrer mit sol chen Grundgesetzen der Entwicklung und des Lernens und den aktuellen Problemen unserer Erziehungswissenschaft vertraut zu machen. Dabei darf nicht übersehen werden, daß die pädagogische Wissenschaft in der Ver gangenheit ihrer Aufgabe nicht immer voll gerecht werden konnte. Neben einer Reihe von Erfolgen bei der Umgestaltung unserer Schule gibt es eine Reihe von theoretischen und methodologischen Mängeln. Die For schungstätigkeit war nicht genügend auf die entscheidenden Schwerpunkte orien tiert. Die Vernachlässigung der Grund lagenforschung erschwerte es. den notwen digen Vorlauf in der wissenschaftlichen Ar beit zu erreichen. Eine Reihe von For- schungsarbeiten beschränkte sich darauf, die Erziehungsprozesse zu interpretieren, ohne sie zugleich zu verändern. In Auswertung der Konferenz der päd agogischen Wissenschaftler, die am 24. und 25. Mai 1965 in Berlin Grundfragen des einheitlichen sozialistischen Bildungs systems beriet, kommt es darauf an. an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt unverzüglich ein Programm der pädagogi schen Forschung zu erarbeiten, das unter Mitwirkung der Studenten und erfahrener Lehrer realisiert werden muß. In der Erfüllung all dieser Aufgaben, die sich bei der Ausbildung von Lehrern in Lehre und Forschung ergeben, ist ein Bei trag zu sehen, den die Technische Hoch schule Karl-Marx-Stadt bei der Entwick lung des einheitlichen sozialistischen Bil dungssystems leistet Dies sei Aufruf und Verpflichtung für alle Hochschullehrer und Angehörigen des Lehrkörpers anläßlich des Tages des Lehrers am 12. Juni 1965!