Volltext Seite (XML)
O51 Freitag, den 1. März, abends. 1889. t-'Lr Or«»a«v viortsEltlu-llvU > II -y kt., d«i ävll 6sut»ol»eo ?o»t»2,t»Itv» viort«l- jickrtieli 8 K; »u«»vrti»Il> äe» üsut»cl»«v K«iol»«» tritt l ost- ur»<1 8tswp«Iru»vü!»^ luoru. ^atiNi»alisllnx8is«dIll>rki>» l'ür äs» Kkiuu «iovr evspitltsnell 2«Ue U»m«r 8oüritt 20 kk. Outor „Lu^sssLat" 6i» 2sil« 80 kk. Uvi 'Utivllsu- unä 2iNsrQ«»t« «atspr. Aukivlll»^. Lrnollvl»«,, Hjslivd aut Auiv»t>in« <i«r 8nnn- iu»<t t«i«rt»^» »boocl». ksnuprveü Av»vü1«s«> tlr. 128Ü. DreMerMumn«. Für die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Otto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. Lwuuttwv V»» A»litU»alisiu»^»a ,u„^Nrt»r /-> ürunctstetter, 6onuul»lvuLr äs« l-rusclusr ^oaroiUij L^wdarx N«rU» - Vt«i> - I^tpslA - v»i»I Nr«»t«u riNLktur» ». H.: 2«<ieen«te»»» L Lsrlto Vi«ll S»wd<irx kr»^ -kr»L>ceuN » H Hvovdsa: .t/o«««,' k»n, - I-ovdOL - Lsrllil -kriuikkuet ». N-8tutt^»rt: L L«rU»: /nv«l»t/en<la»L, VSrUts: t/. L/ül/ere ^Vacz/oto«-,' L»L»v„r: t?. Lc^üMier, S»U» ». > ; Larcit L 60. N«r»u»8«d»r: Lipsültioo ä«s Drosäosr ^ourüLl». vrssäon, ^vio^srstr»»»« SO. kernsprvvti-^LsvQtu»»: Ur. 1L8L. Hlachvestellungen aus das „Dresdner Journal" für den Monat März werden zum Preise von 85 Pf. an genommen für DreSde» bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Rr. 20), für aus wärts bei den betreffenden Post an st alten zum Preise von 1 M. Königs. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 1. März. Ihre König!. Hoheit Prin zessin Amalie, Herzogin in Bayern, ist gestern Abend 9 Uhr 10 Min. von hier nach München zurück gereist. Dresden, 27. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Geheime RegierungSroth Paul von Seydewitz in Dresden die ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Abzeichen eines Ehrenritters des Johanniterordens anlege. Dresden, l. März. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem bisherigen Amtshaupt mann zu Chemnitz, Geheimen RegierungS-Rath Her mann Schwedler, die Stelle des Direktors der Brandversicherungskammer zu übertragen. M>t Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät deS Königs ist der Amtshauptmann vr. jur. August Otto Fischer zu Freiberg zur Amtshauplmannschast Chem nitz und der AmtShauptmann Or. jur Reinhold Lud wig Haberkorn zu Oelsnitz zur AmtShauptmann- schast Freiberg versetzt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Hilssarbeiter bei der Kreishauptmannschaft iu Zwickau, RegierungSroth Carl Ludwig Franz von Burgsdorfs zum AmtShauptmann in Oelsnitz zu ernennen. Bekanntmachung, die diesjährigen Wollmärkte betreffend. Die diesjährigen Wollmärkte in Sachsen fallen rn Kamenz, Donnerstag, den 13. Juni, - Bautzen, Freitag, den 14. Juni, - Dresden, Sonnabend, den 1b Juni, - Leipzig, Montag und Dienstag, den 17. und l8. Juni. Dresden, den 27. Februar 1889. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Böttcher. Löhr. Nichtamtlicher Teil. Ke le graphische Wachrichten. Leipzig, 1. März. ^Privattel d.DreSdn Journ. Ihren Königl. Majestäten wurde heute früh von der Kapelle des 106. Regiments eine Morgrnmusik dargebracht. Alsdann begab Ihre Majestät dir Königin Allerhöchstfich nach der Katholischen Kirche, während Se. Majestät der König nach dem Ka- sernement des 184. Regiment- fuhr, um die dort Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag, den 28 Februar wurde Glucks große Oper .Jphigenia in Tauris* neu einstudiert gegeben. Dre endliche Wiederaufnahme eine» solchen Meisterwerks, das viel zu lange au- dem Repertoire verbannt war, kann nur freudig begrüßt werden. Sein Genuß ergiebt für Geschmack und Urteil einen vergleichenden Umblick, einen läuternden Standpunkt; mäßigt den Einfluß zu heftigen Modedranges und führt aus jene unveränder lichen Faktoren in der Üunstfchöpfung zurück, durch die allem Höchstes geschaffen werden kann. Wohl ist es «ine unleugbare Thalsache, daß eine Einseitigkeit Glucks, die Monotonie und zeitgemäße Be schränktheit seiner Formen und die Knappheit fei ner instrumentalen Mittel eine große Kluft zwischen seiner Musik und der unserer Gegenwart bezeich nen. Und dennoch bleibt ihr wuchtiger Eindruck bestehen. Der hohe Adel, die Reinheit und Wahrheit der Empfindung, der Seelenerreguug, der Leidenschaft, sein dramatische» Pathos, die einfache ja herbe Größe und Schönheit des Ausdruck», der Charakteristik de» antikisierenden Stils, die Plastik der Gestaltung — da» find Eigenschaften, die zwar nicht aufregend, nerven reizend und die Phantasie berauschend wirken, aber voll zwingender Gewalt unser Gemüt mit ethischer Er hebung ties bewegen, rühren und erschüttern. Hier tritt un» eine wahrhafte Idealisierung de» musikalischen Ausdruck» mit der natürlichen Herrschaft melodiöser Gejang»sprache entgegen. Wir müssen immer von ausgestellten Regimenter der hirfigeu Garnison zu besichtigen. Zur heutigen Tafel sind die Prinzen Max von Baden und Ferdinand von Hohenzollern, sowie eine Anzahl h.chgestelltrr Persönlichkeiten geladen. Pari-, 28. Februar, Abends. (W T.B) In einem von den Zeitungen veröffentlichten Schreiben de- boulangistischen Deputierten Laguerre an den Justizminister beißt es, er höre, daß gegen D^rou- ldde und dem Sekretär der Patriotenliga, Richard, wegen des Aufruf- zu Gunsten Aschinoffs und der Familien seiner bei Lagallo getöteten oder ver wundeten Begleiter die gerichtliche Lerfolgung an geordnet sei. Er sei erstaunt, daß man nicktauch gegen ihn gerichtliche Lerfolgung einleite, da rr den Aufruf ebenfalls unterzeichnet habe. Er werde, wenn der Minister nicht von der Kammer die Ermächtigung zu seiner gerichtlichen Lerfolgung verlangen sollte, am Sonnabend über das ungleichmäßige und äußerst ungerechte Lerfahren der Justiz eine Inter pellation in der Kammer einbringen. Die Nachricht von der Verhaftung der Depu tierten Laisant und Laguerre bestätigt sich nicht. Pari-, 28. Februar. (W T. B. In der heutigen Sitzung der Deputiertenkammer kam die Interpellation de- Abg. Andrieux über die Lage im Tonkin zur Verhandlung Andrieux begründet seine Interpellation durch Hinweis auf die in den letzten Tagen verbreiteten ungünstigen Gerüchte. Der Minister des Innern, Constans, setzt die Lage auseinander; die Regierung wolle den Effektiv- bestand der Truppen vermindern und eine Politik der Beruhigung treiben. Die Regierung werde der Kammer die erforderlichen Vorschläge seiner Zeit macken. Andrieux zieht seine Interpellation zurück. Die von der Negierung verlangte einfache Tagesordnung wird sodann mit 280 gegen 214 Stimmen angenommen. AlSdann richtete Hubbard eine Anfrage an die Regierung bezüglich des Zwischenfalles in Sagallo und erklärte, er glaube zwar nicht, daß derselbe die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Krank- reich und Rußland stören werde, aber er müsse sich doch darüber wundern, daß man sich soweit vergessen konnte, Blut zu vergießen. Er glaube, r- sei notwendig, daß die Regierung sich hierüber erkläre. Der Minister des Auswärtigen, Spuller, legte die bereits bekannt gegebenen Thatsachen dar und erklärte, der Zwischenfall sei bedauerlich und schmerzlich. Er, als Minister, könne daher nur, wie rS jeder gute französische Patriot thun werde, von der Tribüne herab seine Sympathie für die Frankreich befreundete Nation auesprechen. (Bei fall.) Lelafosse erklärte, daß er die Anfrage Hubbards alS Interpellation an die Regierung richte und hob hervor, Frankreich sei in seinem Rechte gewesen, aber es hätte sein Reckt nicht bis auf- Äußerste verfolgen dürfen. Goblet gab ähn- licht Erklärungen wie Spuller ab. Die Kammer nahm schließlich eine Tagesordnung an, in welcher sie sich den von der Regierung ausgesprochenen freundschaftlichen Gesinnungen Rußland gegenüber anfchließt. Die Kammer vertagte sich sodano bis Sonnabend. Paris, 1. März. (Tel. d.Dres v. Jouru.) Die Mitglieder des Ausschusses der Patriotrnliga unter zeichneten eine Erklärung, worin sie gegen die willkürlichen Maßregeln gegenüber der Liga pro testieren und für deren Daseinsberechtigung ein- treten. Die „Röpublique fran^aise" führt aus, die Patriotenliga sei nicht aufgelöst, sie bestehe lediglich auf Grund der Gcnehmiguag der Polizei- Präfektur und sei der Beobachtung ihrer Statuten neuem bewundein, wie Gluck mit der feiner Zeit noch eigenen Einfachheit der Tonmittel und Formen so außerordentliches erreichte. Er verwandelte die Armut derselben in Reichtum, indem er den Gebrauch der einzelnen Instrumente nur von der notwendigen For derung für den Ausdruck des Affektes, des ChaiakierS, der dramatischen Situation abhängig machte. Der Gesamtklndruck läßt uns überhaupt gar nicht mehr an Art und Absicht der Tonmittel und an das Material de» Ausdruckes denken, läßt uns nicht einmal den Mangel reich wechselnder Ensemblesormen empfinden, sondern giebt uns nur die poetische Wirkung wahrhaft reiner und edler, aller leeren Zuthat enthobener kunst- fchöpferijcher Bildung. Die Aufführung der Oper unter Herrn Kapellmeister Schuchs Direktion war eine ganz vorzügliche. Das Studium des Werkes unter seiner Leitung erwies eben so große Sorgfalt als geistiges Verständnis und jene Korrektheit und feil, empfundene, einheitliche und stilvolle Behandlung, wodurch allein ein in allen seiven Teilen harmonisch zusawmenstimmendeS Ganzes erreicht werden kann Alle Mitwirkende widmeten sich ihrer Ausgabe m»t Elser und leisteten Vorzügliches oder doch nach Maßgabe ihrer «rast Gutes; muster haft war die Ausführung der Kapelle und des Chore». In besonders lobrnSwürdiger Weise traten die Hauptdarsteller Frl. Malten (Iphigenie), Hr. Scheidemantel (Orest) und Hr. Erl (PyladeS) her vor, welche in Gesang und Darstellung die tragischen Affekte und den seelenvollen Erguß de» Gefühl», da» tiefe Leid und die schwercn Kämpfe de» Herzen» in Gluck» hehren Gestuften »ft warmer und begeisterter unterworfen. Da die letzteren übertreten worden seien, so habe die Polizeipräfektur die erteilte Ge- uehmigung zurückgrnommcn; die Liga könne daher gesetzmäßig keine Sitzungen mehr abhalten. Die Haussuchungen wurden gestern abend um 8 Uhr abgebrochen, sie werden aber heute fortgesetzt wer- den. Gestern abend ereignete sich k.in bezüglicher Zwischenfall; die republikanischen Blätter billigen einstimmig die Maßregeln der Regierung, auch die konservativen Zeitungen erkennen deren Gesetz mäßigkeit an. St. Petersburg, 28. Februar. (W.T.B). In dem Prozeß gegen die vier Pastoren aus den russischen Ostserprovinzen, welche angeklagt waren, dem Gesetze entgegen dem orthodoxen Bekenntnis Angehörige nach lutherisch.evangelischem Ritus getraut zu haben, verurteilte der Senat drei der selben zu 4 monatlicher Entfernung vom Amte, den vierten, SokolowSny, zu einjährigem Ge fängnis und kassierte dir Trauungen. Rom, 28. Februar. (W. T. B.) Nach einer Meldung auö Aquilla (Abruzzen) wurden daselbst in der vergangenen Nacht bis heute früh 5 ver schiedene Erdstöße, darunter 2 heftige, verspürt. Schaden haben dieselben nicht angerichtet. London, l. März. o. Dresdn. Jocuu.) Pauncefote wurde zum britischen Gesandten in Washington, Philipp Kurrie an Stelle Paunce- fotes zum stündigen Unterstaatssekretär im Aus wärtigen Amte eri annt. Dresden, 1. März. Zum Prozeß Parnell. -s- Seit vielen Wochen schwebte der Prozeß der .Times* gegen Parnell, mühsam schleppte sich die Verhandlung in langweiligster Förmlichkeit dahin, eS wurde von den Kunstgriffe», insonderheit von dem Boykotten der irischen Agitatoren viel und lange ge sprochen, es war eimüdend bis zum Gähnens; das all gemeine Interesse verstummte schon vom dritten Tage an und nur der unfreiwillige Humor mancher von der Kultur wenig befruchteten Zeugen vermochte es zeit weise zu beleben. Mit einem Schlage aber und in nermehrter Stärke erwachte die öffentliche Teilnahme von neuem, als die Untersuchung sich vem Angelpunkt der Sache näherte und die Prüfung der Parnellschen Briefe begann. Die niüden Züge der Richter und Anwälte belebten sich, fieberisch war die Aufmerksam keit der nahe Beteiligten wie die aller Zuhörer, die gerichtliche Verhandlung geriet in ein stark bejchleu- nig'es Tempo, die einzelnen Vorgänge gewannen einen — man möchte sagen — theatralischen Charakter und in und außerhalb Englands erwartete man voll Spann, ung das Ergebnis des bedeutsamen Prozesses. Der Geschäftsführer der .Times-Macdonald, der Mandatar derselben Houston und der Hiuptzeuge Pigott betreten nach einander den Saal, das Kreuz feuer von Fragen und Aotworteu nimmt feinen An fang, schon neigt sich das Zünglein der Wage zu Gunsten der Anklägerin, doch gerade zur rechten Zeit und auf fein ersonnene Art greift Purnells Vertreter Russel in den Gang der Dinge em und reißt dem Schurken Pigott die heuchlerische Maske vom Gesicht. Einige Stunden spater unterzeichnet der Treffliche das Geständnis, die Parnell belastenden Briefe gefälscht zu hab.'», und zur selben Zeit, da die bedauernswerte Londoner Polizei eben zum Bewußtsein lhrer Aufgabe gekommen ist, setzt sich Pigott an den Schreckli ch seines Pariser Hotelzimmers, bestätigt dem General anwalt der .Tnn.L* leine in London abgegebene Er klärung und fügt den Ausdruck herzlichen Bedauerns Hingebung zum Ausdruck brachten, fo daß unser Ge müt ergriffen und unser Geist >m Genüsse der idealen Schöpfung festgehalten wurde. Ungemein schön und mit seelischem Adel sang Frl. Malten namentlich die lyrisch groß empfundene O-ckur-Arie im zweiten Akt, die nicht mlnder große A-äur-Arie am Be ginn des vierten Aktes, die Scene der Wahl des Opfers und die Lpferscene im Schlußakt. Ganz vorzüglich im Ausdruck und Tonkolorit und zugleich mit Noblesse der Behandlu >g führte Hr. Scheidemantel die Partie des von innerster Seelenqual gemarteiten Orestes durch und Hr. Erl gab den treuen Freund, der als Griechenheld nicht einer zu zärtlichen weichen Äußerung der Empfindung verfallen darf, außerordentlich gut, mit Wärme und künstlerischem Vortrag. Hrn. Schraufs wird es viel leicht möglich werden, dem düstern wilden Thoas iu seinem iwpetuoao GeiangScharakter zugleich noch mehr energische Festigkeit de» Ausdrucks zu geben. Frl. Reuther sang die kleine Rolle der reltend.n Diana. Beiläufig sei bemerkt, daß Gluck die große'.-ckur- Arie der Iphigenie seiner früheren in Neapel ge schriebenen Oper „u» clewen^» cki Tito* entnahm, denn er wußte gleich Händel die seltene Frucht glück licher inspirieiter Stunden zu schätzen und ließ sie nicht in schwachen Werten zerstreut untergehen. Und so ist auch Iphigeniens große ^-liur-Ane (Akt 4) fast Note für Note, nur forgfamer ausgearbeitet, seiner Oper „Telemacco" entlehnt, worin sie als Arie der Circe steht. Ursprünglich aber entstammt sie einer bekannten ö-ckur-Oigus von I. S. Bach. Dennj eS kann unmöglich angenommen werden, daß hier ein zu fäll ge» Zusammcntrkffen der Ideen auch in ihren über die Veröffentlichung der Schriftstücke achtung»' voll hinzu. Das ist der augenblickliche Stand der Prozesses. Parnell hat gleich nach der Entlarvung des Haupt zeugen die Autorlchast der Briefe eidlich abgeleugnet und die „Times", wie Pigott, deren Bekanntgebung bedauert. Von dem Beginn der Unterinchung an war bei allen Urteilsfähigen die rechte Vorstellung von der Bedeutung derselben vorhanden. Man wußte, daß eS sich hier nicht um die bloße Entscheidung handelte, ob der Ängeklagte schuldig fei oder nicht, daß vielmehr in diesem Prozesse der Streit zwischen den beiden politischen Parteien auSgefochten werden sollte, die sich in der Homerule-Frage gegenüberstehen, daß das Prin zip der Selbständ gkeft Irlands mit dem die Staats- einhe t wahrenden ReglerungSgrundsatz um seine Gelt ung kämpfte. Wie die augenblickliche Sachlage lehrt, ist der zweite zurückgedrängt worden, indes wird die Partei Parnells in einem wohl unvermeidlichen neuen Ringen noch die Fähigkeit beweisen müssen, die er oberte Stellung auch zu behaupten. Es war eine That von unentschuldbarer Leicht fertigkeit, welche die .Times* mit der Veröffentlichung der Briefe beging. Auf Grund dieses schriftlichen Beweismaterial-, dessen Ursprung und dessen Ver mittler für die Echtheit eine fehr zweifelhafte Bürg schaft gewährten, erklärte sie Parnell für den Genossen von Mördern und raubte drmjelben das Ansehen eines ehrlichen Mannes. Ihr Haupizeuge war denn auch wirklich ein Schuft, dessen Aussagen bis auf die letzte entkräftet wurden, und aller Vermutung nach wird e» der Anklägerin unmöglich fein, ihren Beschuldigungen eine andere haltbarere Unterlage zu geben. So hat der politisch; Haß, die Triebfeder solchen Handelns, das Wellblatt in eine peinliche Lage gebracht und, wenn das jetzige Resultat der Verhandlungen keiner Änderung unterliegt, rechtlich und moralisch erne schwere Schuld auf dasselbe geladen. Parnell aber und seine Getreuen triumphieren, die öffentliche Meinung ergeht sich in Verhimmelungen des von jeglichem Verdacht Besreiteo und seine Anhänger sind eifrig an der Ar beit, die glückliche Wendung des Prozesses zu einer Staatsaktion auszubauschen. UnS aber düukt, eS wäre ein wenig mehr Zurückhaltung recht geboten, denn alle Welt we,ß, daß netun der Agitation der Parnelliten, welche die Gesetze des Lande» ehrt, noch eme andere nebenhergeht, die dem staatlchen Rechte mit roher Gewalt begegnet und mehr nach der Wirksamkeit als nach der Art ihrer Mittel fragt, alle Welt ist ferner überzeugt, daß Parnell wie alle Vorkämpfer des Ho- merule diese zweite Bewegung mit kmeSwegS tadeln den Blicken anjehen: wenn also Parnell auch keinen thatlgen Anteil an den Werken jener genommen und ohne Einfluß auf die Mörder im Phönixpark geblie ben ist, so haftet doch die Schuld an dem Nationa- listenführer, daß er einstmals die Geister gerufen hat, welche er heute nicht mehr bezwingen aber auch nicht von sich entfernen kann. Der Unbeangene wird dem ganzen Prozeß ohne Gefühl gegenüberstehen, er vermag seine Teilnahme so wen.g an die „Times" wie an Parnell zu ketten, und in der That bildet das vorläufige Ergebnis der Unter suchung allein zu kühler politilcher Betrachtung Anlaß. Seit zwei Jahren hat die Anhängerschaft der Ho- merule sowohl in der parlamentarischen Vertretung wie in den politischen Kreisen überhaupt beträchtlich zugenommen. Der Grund für diese Thatsache findet sich in dem Umstande, daß die Regierung, ohne einen Ausgleich zwischen ihrem Grundsatz und den Forde rung der Iren zu versuchen, den Weg der Gewalt betreten hat und auf ihm der irischen Bewegung Herr zu wer den gedenkt Wie gering bisher der Erfolg war, kann man aus dem Anwachsen der Gegenströmung, vor allem Details stattgefundcn habe. Gedanken anderer Meister sich anzueignen und sie in neuer Gestaltung zu neuem individuellen, schönem und höherem Ausdruck zu füh ren, ist auch rin Schaffen des Genie». Die grögten Meister dec Dichtung, der Tonkunst und der bildenden Künste bezeugen dar. Hierin einen Gedankendiebstahl zu sehen, ist dumme Schulpedanterie. Zu bedauern ist, daß nicht schon im Januar diese Vorstellung ermöglicht wurde und jetzt vor Antritt der Gastspiele des Frl. Malten nur eine Wieder holung derselben stattfinden kann. LS ist zu hoffen, daß nach Rückkehr des Frl. Malten diese Wieder holungen sofort und auch einmal abwechselnd mit der „Iphigenie »n AuliS" ausgenommen werden. C.B. K. Hoflheater — Neustadt. — .Die Lands knechte*, dramatisches Genrebild mit Gesang in 1 Akt von Rud. Genee. .Die Liebe im Eckhause*, Lustspiel in 2 Akten von A. CoSmas nach Lalderon. Das neue Stück von dem früher m Dresden beliebten und tüchtigen dramatischen Rezitator Hrn. Rudolph Genee ist ein recht lebendiges, kultur geschichtliches Sittrngemälde, welches bei einer fo guten Darstellung wie die unsrige dem Publikum eine gefällige Unterhaltung barbieren wird. Der Ver fasser hat in sein redendes lebendes Bild mit leichter Hand eine kleine gemütvolle Episode und auch manchen dcrbkomijchen Zug hineingewedt und so fehlt eS dem Stücke weder an etwas Handlung, noch an spannender Wirkung der Szene. Die Zuschauer sahen, daß es im 16. Jahrhundert auch zuwerlen recht brave, wohlgesittete Landsknechte gcgebeu hat und nicht bloS solche, von denen der bösc