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PiO 45<H. Während im Frieden in Neuyork die skän- dinavische Krone 26,50 Cents galt, notiert sie jetzt 4»,8« Cents. Am stärksten ist die Entwertung fiir den russischen Rubel eingetreten. Während im Frie den 94,57 Rubel für 10 englische Pfund zu zahlen waren, sind jetzt dafür über 350 Rubel zu geben, also das Vierfache." Das liegt natürlich genau so wie bei uns daran, daß die feindlichen Länder infolge stärkster Eigenbe schäftigung nichts mehr auszuführen haben. Rußlands neues Parlament. Bor dem Zusammentritt der „Konstituante". Das neue revolutionäre Rußland steht vor den ersten Versuchen innerer Festigung. Nachdem sich die Wahlen vollzogen hüben, wird die konstituierende Ver sammlung Anfang nächster Woche zusammenkommen. Es ist noch die Frage, wieviel Abgeordnete aus der Provinz zugegen sein können, infolge der gegenwärti gen Zerrüttung des Eisenbahnverkehrs. Tie Volks-Stimmen. Petersburger Zeitungen teilen mit, daß im Zusam menhänge mit den durch die Waffenstillstands verhandlungen eingetretenen Verhältnissen die Frage der Einberufung der Konstituante laut Mittei lungen von Lenin nahestehenden Personen im positiven Sinne entschieden wurde. Lenin hält es für zweck mäßig, die Entscheidung über den Waffenstillstand der Konstituante zn überlassen und dadurch die Verant wortung von sich abzuwälzen. „Einigung leicht zu erzielen." Bon denWaffenstillstaNdsvcrhandlungc» mit Rußland. Die russischen Waffensttllstandsdelegierten erklär- tensich bevollmächtigt, nur lediglich über einen Waffen stillstand zu verhandeln, nicht aber über den Frieden. Darauf wurde beschlossen, die Verhandlungen auf den Abschluß eines Waffenstillstandes zwischen den Armeen der Verbündeten und dem russischen Heere zu be schränken. Ter Streit um die Inseln. Zunächst stellten die Russen sehr weitgehende An sprüche. Sie verlangten beispielsweise die Räumung der Inseln im Rigaischen Meerbusen, ohne ihrer seits die Zurückziehung ihrer Truppen an irgendeiner Stelle der Front anzubieten. Ferner wollten sie uns vorschreiben, für die ganze Dauer eines ihrerseits auf sechs Monate vorgesehenen Waffenstillstandes unsere Truppen in den Schützengräben der Ostfront zu belassen. Nicht einmal deren Zurückverlegung in Ruhequartiere sollte gestattet sein. Auf solche Be dingungen konnten wir uns natürlich nicht einlassen. Bet der Besprechung der einzelnen Punkte stellte sich dann aber heraus, daß in allen, außer in der Jnfeln- Frage eine Einigung leicht zu erzielen war. Wie leicht an sich eine Einigung zu erzielen war, zeigte sich in dem Augenblicke, als die russischen Delegierten erklärten, weitere Instruktionen aus Peters burg etnholen zu müssen; denn wir haben daraufhin wie halbamtlich mitgeteilt wird, in kürzester Zeit und ohne auf ernstliche Schwierigkeiten zu stoßen, eine Einigung über die Bedingungen der jetzt eingetretenen zehntägigen Waffenruhe erzielt. In dieser kurzfristigen Abmachung dürfen wir ein gutes Vorzeichen für die Zukunft erblicken. * * * Grund und Boden Staatreigent Tie Maximalistische Regierung hob in einer Pro- Avmatio« jeden persönlichen Grundbesitz auf »nd er- Wärte den Grund und Boden für Staatseigentum. Mit dieser Erklärung tut die maximalistische Re gierung den solgeschwersten Schritt ihres bisherigen Wirkens. Wie das Volk diese wirkliche Eigentumsrevo« lutton aufnehmen wird, ist fraglich. Die Kleinbesitzer werden sich sicher ebenso wehren wie die großen. , Waffenruhe und Waffenstillstand. Wie aus den amtlichen Bekanntmachungen hervor geht, wird an der Ostfront zunächst eine zehntägige Waffenruhe geschlossen, während der die Verhand lungen über den eigentlichen Waffenstillstand ge führt werden. Es besteht also ein Unterschied zwischen Waffenruhe und Waffenstillstand. Die Waffenruhe wird an Ort und Stelle zwischen den beteiligten Militärbefehlshabern abgeschlossen und stellte in rein militärisches Abkommen und keinen staatsrechtlichen Akt dar. Es bezeichnet einfach, daß das Feuer eingestellt wird, der Kampf richt und alles an Ort und Stelle liegen bleibt. Ein derartiges Ab kommen kann sehr schnell und ohne große Forma litäten getroffen werden. Die Waffenruhe wird in der Regel für eine kurze Zeit und für einen bestimm ten Zweck abgeschlossen, z. B. zur Auflesung von Ver wundeten, Beerdigung von Gefallenen usw., in dem vorliegenden Falle zum Abschluß des Waffenstillstan des. Der Waffenstillstand ist ein staatsrechtlicher Akt, der von besonderen Bevollmächtigten der Ne gierung und der Heeresführung abgeschlossen' wird. Durch ihn werden nicht nur die Feindseligkeiten ein gestellt, sondern, überhauvt die ganze Kriegstätigkeit. Es wird dabei häufig eine neutrale Zone zwi schen den beiden Parteien festgelegt, Bestimmungen über Truppenbewegungen, Verproviantierung, Aus tausch von Gefangenen usw. getroffen. Die Waffenruhe ist häufig der Vorläufer des Waffenstillstandes und wird zunächst schnell abgeschlos sen, um jedes unnötige Blutvergießen zu vermeiden, weil der Abschluß des formellen Waffenstillstandes we gen der weitgehenden Wirkung und des die ganze Kriegstätigkeit umfassenden Inhalts in der Regel län gere Zeit beansprucht. Jerusalem Übergeben. Im englischen Unterhaus teilte Bonar Law mit, daß Jerusalem, nachdem es umzingelt worden Wax, Nch ergeben hat. * Die Türken berichten: Sinaifront: Bei den gemeb erneuten Kämpfen westlich von Jerusalem gelang es dem Gegner, seinen Angriff näher an die Stadt heran zutragen. Wir verlegten darauf unsere westlich und südlich der Stadt gelegenen Truppen auf die Ostseite der Stadt. — In Mesopotamien scheiterte der Versuch des Gegners, sich östlich des Djebet Hanrtn sestzusetzen. Allgemeine Kriegsnachrichten. Italien« Pleite. Am letzten Sonnabend wurden in Mailand für 100 Franken 189Vi Lire (!!) bezahlt. Seit dem 16. Rovembex werden in der italienischen Presse keine offiziellen Mittelkurse mehr bekanntgegeben. Ter Nobelpreis ans Rote Kreuz. Der Plan, diesen Preis an Lenin zu vergeben, ist also nicht durchgegangen. Das norwegische Nobelko- mitee teilte dem Comitee International de la Croix Nouge de Geneve den Friedenspreis für 1917 zu. Lesterreichisch - rumänischer Zivilisten-AuStaUsch. Wie ein kleiner Friedensvorbote mutet die Mel dung an, daß Mit der rumänischen Regierung ein Uebereinkommen getroffen worden sei, wonach fol gende Gruppen österreichischer und ungarischer, bzm. rumänischer Staatsangehöriger nach eigenem Ermessen mit freiem Geleit Heimreisen können: 1. weibliche Per sonen jeden Alters, 2. männliche Personen im Alter von unter 17 Jahren und über 50 Jahren, 3. männ liche Personen innerhalb der erwähnten Altersgrenzen, wenn sie mit einem Gebrechen behaftet sind, das sie zu jeder militärischen Dienstleistung unfähig macht, 4. Priester jeder Konfession und jeden Alters, 5. Zivil- ärzte und Zivilchirurgen jeden Alters. Gelbes Kreuz auf rotem Grunde. „Nationaltidende" meldet aus Haparanda, daß der Verband der Schiffskapitäne in Helsingfors in einer Versammlung die Frage der neuen Flagge des unab hängigen Finnlands erörtert habe. Man habe sich auf eine Flagge geeinigt, die auf rotem Grunde ein gelbes Kreuz mit neun Weißen Sternen im oberen linken Felde zeigt. Die russischen Brieftnarken sind schon seit dem 15. November durch finnische ersetzt worden. Uncle Sams Brotkorb geht hoch. Reisende, die aus Amerika in Norwegens Haupt stadt Christiauia eingetroffen sind, erklärten, daß von Neujahr ab in Amerika ein Einheitsbrot aus einer Mischung von Mais und Weizen eingeführt werden würde, da großer Mangel an Weizen bestehe. Auch auf anderen Gebieten mache sich der Krieg in Amerika immer mehr fühlbar. Namentlich herrsche starker Mangel an Kartoffen, mit denen ausgedehnte Spekulationen getrieben würden. Wir stehen diesen Nachrichten mit einem nassen und einem trockenen Augen gegenüber. Wenn es schon in Amerika so schlecht steht, dann dürfen wir für die Dauer der im nächsten Jahre bevorstehenden Welt hungersnot auf keinerlei Zufuhr von Nahrungsmit teln aus dem Auslande erwarten. , , ! .. .. * . * - * " Ereignisse zur See. ' In der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember ist S. M. S. „Wien" durch feindlichen Torpedoangriff versenkt worden. Fast die ganze Bemannung wurde gerettet. Flottenkommando. Das den Namen ,Mien" tragende österreichische ! Kriegsschiff ist ein älteres Linienschiff aus dem Jahre i 1895. Bet einem Gehalt von 5000 Tonnen trug > es als schwerste Bewaffnung vier Geschütze von 24 Zentimeter und hatte eine Friedensbesatzung von 441 Mann. § , i. s . . . , , . , . ..in., . Kleine KricgSnachrichtcn. " In Rom wurde der Priester GiareM, der vom General Montanari dabei überrascht wurde, wie er auf einen patriotischen Anschlagzettel die Worte schrieb: Es lebe der Friede!, zu sechs Monaten Gefängnis ver urteilt. " Das englische Unterhaus hat die Vergrößerung des Flottenpersonals um weitere 5000 Männer und Knaben bekanntgegeben. Politische Rundschau. — Berlin, 11. Dezember. :: Tie deutsche Antwort. Seit Ablehnung des Friedensangebotes durch die Entente haben sich die Ergebnisse der deutschen Kriegsanleihe um mehrere Milliarden gesteigert. Im Jahre 1916 betrug das Er gebnis der Kriegsanleihen 21,4 Milliarden Mark,' im Jahre 1917 25,6 Milliarden. * * * Portugal: Tic Gefängnisse geöffnet. ! Der Nevolutionsausschuß besaht die Befrei ung der politische» Gefangenen, stellte die Freiheit der Presse wieder her, ermächtigte die Journalisten, die unter Mißbrauch der Macht ausgewiesen waren, wieder znrückzukehren und machten den Ausweisungs befehl gegen die portugiesischen Prälaten, der eine unnütze Gewalttat sei und durch den das Gewissen der Katholiken schwer beleidigt war, rückgängig. Ter Ausschuß bekräftigt seine unbedingte Anerkennung der Verpflichtungen der vorigen Negierungen und bewahrt die Treue zum Bündnis mit Engla.nd und den 2 Nationen, die »umvien. Bet den Repuvltmnerunruyen find 100 Persoueck getötet und 500 verwundet worden. . ' Tie Ruhe ist wiederhergestellt. Tie Regierung hat entschieden, baß das Parlament aufgelöst wird. Sie hat den Präsidenten der Republik .^usgefordert, zurückzutreten. Da dieser sich weigerte, so wurde er ersucht, sich als verhaftet zu betrachten. England: Die Angst der Geld Herren. Laut Bekanntmachung können die Inhaber der russischen öprozentigen Regierungsanleihe von 1906. die die Talons zum Bezüge der neue» Zinsscheinbogen eingerechnet haben, gegen Vorzeigung' der für die Talons ausgestellten Empfangsbescheind-, gung die Bezahlung der am 1. November fällige» Zinsen bei Baring Brothers in London erlangen.. Die neuen Zinsscheinbogen sollen dann ühüe ZrnS- schein vom 1. November ausgehänvigt werden, wen» sie aus Rußland eingetroffen sein werden. " Bei den Proportionalwahlen für den bernisch« Stadtrat siegte nach hartnäckigem Wahlkampf die sozial-' demokratische Liste. :: Erhöhung der Güterfracht. Nachdem eine all gemeine Erhöhung der Personentarife beschlossen wvü- den ist, kommt nunmehr auch eine umfassende Neu regelung des GütertartfwesenS in Frage. Der gerade dem bayerischen Landtag zugegangene Staatshaushalts- entwurf kündigt sie für Bayern als unvermeidlich a». Bei der Neuregelung soll insbesondere dem Gesichts punkt der stärkeren Belastung der tragfähigeren Schul tern und andererseits der möglichsten Schonung der wirtschaftlich schwächeren Kräfte Rechnung getragen werden. Kriegowchen. Der Biergroßhändler Friedrich Kerger von Elberfeld vertrieb ein Bier-Ersatzmittel bestehend aus 93 Prozent kohlensäurehaltigem Wasser und einer aromatischen Substanz als „Weltstofs". Er trag viel Geld und eine Geldstrafe von 1500 Mark. Schwere Strafe« für Gcmüscwncher. 3o Ge müsebauern, Packer und Händler, die im Landkreise Bonn, hauptsächlich am Vorgebirge, die Gemüsepreim übermäßig gesteigert hatten, wurden von der Straf kammer des Landgerichts Bonn zu Geldstrafen ven urteilt. Gegen zwei Angeklagte wurde auf je 30L Mark, gegen je einen aus 1500 Mark und 1000 Mai erkannt. Für 8 Milliarden versenkt. Die Jahresbilanz des Unterseebootkrieges, dessen Verschärfung die deutsche Antwort auf die höhnische Zurückweisung des Friedensangebotes vom 12. Dezem ber 1916 war, steht hart im Widerspruch mit den» rnfänglichen Optimismus der Entente-Regierungen. Von einer Welttonnag«! von noch nicht 50 Mil lionen Brntto-Register-Tonnen ist reichlich ein Bien tet versenkt, davon allein in den 10 Monaten vom 1. Ja nuar bis zum 1. Oktober 8047 000 Brutto-Registev- Lonnen. Berechnet man den Tonnenwert nur mM lOOO Mark, so gibt sich ein Verlust von 8 047 000 000 Stark in diesem kurzen Zeitraum. Zum Ausgleich standen der Entente Neubauten^ Erpressung neutralen Schiffsraumes und Entwend»«« )eutscher Schiffe zur Verfügung. Die deutschen Be-i Stände in vormals neutralen Händen sind erschöpft und fie Erpressung neutraler Schiffe läßt sich nicht mehr nennenswert steigern. Die Neubaumöglichkeit beträgt, im Jahre bis höchstens 4 Millionen Tonnen. Doch' schweigen die Entente-Schiffahrtszeitungen des Oktobers? ruffällig über Schiffsbauten und lassen die ameri kanische Hilfe s^ehr gering erscheinen. i * * * ' - Der „Geist der Sorge". Eine ernste Mahnung an Lloyd George. Die Londoner Zeitung „Daily News"- veröffent licht einen Bries ihres Schriftleiters Gardiner a» Lloyd George zum Jahrestage seiner Uebernahme der Ministerpräsidentschaft, worin er dessen Aufmerksamkeit auf den Geist der Sorge und Niedergeschlagenheit der Nation richtet: „Wir stehen vor der Krisis des Krieges, schreibt Gardiner, unsere größte Gefahr liegt nicht in demf Zusammenbruch Rußlands, erneuten Beweises der un gebrochenen Kraft des Feindes oder in de« Tauchbootkrieg. Die wirkliche Gefahr liegt in u«K selbst. Ter Geist der Nation ist vcrdnnkclt, die Soli darität des Volkes im zerbröckel». Wir begannen den Krieg mit dem herrlichen Glau ben an unsere Ziele, mit der unschützbaren Einigkeit in unserer moralischen Entschlossenheit. Wir wußte» uns zum Kampfe um das Prinzip der Freiheit i» der Welt herausgefordert und nahmen die Heraus forderung ohne einen Gedanken an Eroberu«> oder Rache in der. Ueberzeugung an, daß alles, waK uns heilig ist, untergehen werde, wenn die Lehre» des preußischen Militärsystems triumphierten; das gilt noch heute. , Aber unser Glanbe hat abgcnommcn. Das Selbstvertrauen ist geschwächt. — Für die Ursachen dieses Wechsels verweist der Schreiber auf die Rede des Arbeiterparteilers Thomas im AldwichclM, Das Volk habe das Vertraue» in die öffentlich«« Erklärungen der Staatsmänner verloren und die Re gierung mißtraue dem Volke. Gardiner protestiert weiterhin gegen den Ein fluß der Northcliffeblätter — „Times",' „Daily Mail* auf die Negierung. Man wird diese Auslassungen eines bedeutend^ Engländers nicht übersehen dürfen. Die Preswp< ^hen dafür in England zu hoch im Ansch^