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v. Di« Kapitalabfindung. Die Bersorgungsberachtigten, die da» 21. Lebens- ) jahr vollendet lind da- üb. Lebensjahr noch nicht zurückaelegt haben, können auf besonderen Antrag statt eines Teile» der Rente (Krtegszulage, BerstümmelungS- zulage) ein Kapital erhalten (Kapitalabfindung), und ! zwar zum Erwerb eines Grundstückes oder zur wirt schaftlichen Stärkung eigenen Grundbesitzes. (Schluß folgt.) xDit Frauenrechtlerin. H Roman von Heinrich Köhler. „ haben Sie getan, Mister Brown?" fragte sie bestürzt. „Wer ist es?" »Hier sind sie selbst, um Ihnen die nötigen Auf klärungen zu geben." Damit eilte er fort. Ja, sie waren es, und Lilis Bruder war auch dabei, welchen das Paar aus der Straße getroffen hatte und der den Schwager in »p« bereits gnädigst willkommen geheißen hatte. Lili eilte aus ihre Mutter zu, umschlang sie mit ihren Armen und verbarg das erglühende Gesicht an deren Schulter. „O, Mamachen, du darfst nicht böse sein, sie haben ein schändliches Komplott geschmiedet, dem ich zum Opfer gefallen bin." Und nun trat Edmund Bagel auch an sie heran und sah sie mit seinen treuherzigen Augen fle hend an. „Verehrte Frau Börner," sagte er mit zitternder Stimme, „Sie haben ein so treues Mutterherz, wollen Sie noch ein drittes Kind, das schon so lange ver waist ist in der Welt, an dasselbe nehmen?" „Aber das kommt .so überraschend — ich hielt meine Tochter immer noch für ein Kind —" „Sie soll es Ihnen auch bleiben Ihr ganzes Leben lang, nur nehmen Sie mich dazu. Ich liebe sie schon lange, und sie hat mir gesagt —" „Nein, es ist nicht wechr, Mamachen, gesagt habe ich ihm gar nichts." Frau Börner lächelte mit einer Träne im Auge, und dann erwiderte sie mit in Rührung bebender Stimme: „Herr Bagel, ich glaube es, daß Sie ein guter Mensch sind, und ich halte ja auch den besten in der Welt nur gerade gut genug für mein Kind. O, wissen Sie es denn, welchen Schatz ich Ihnen mit ihr über gebe ?" „Ja, ja, ja! den größten, den die Erde trägt, und den ich hüten werde) daß ich jeden Augenblick darüber Rechenschaft ablegen kann." Er legte seinen Arm um die beiden, und Lili schmiegte aus dem der Mutter sich verschämt in den seinen. „Er sagt, Mama, und Mister Brown hat e» auch gesagt, daß er mir eine Satisfaktion — ein schreck liches Wort! — schuldig ist, und da wir uns doch nicht schießen können, so will er mich heiraten — da« ist der Krieg in Permanenz." Frau Börner mußte lächeln, und dann tat sie, was, wie Mister Brown sehr richtig bemerkt, ihr noch einzig zu tun übrig blieb — sie gab dem Paare ihren Segen. „Hurra," sagte ihr Sohn, „das Ding gefällt mir so, daß ich es nächstens auch so machen werde." „Du?" antwortete ihm seine Mutter verweisend, „ich denke, du hast damit noch lange gute Ruhe. Aber deine Gedanken scheinen mir seit einiger Zeit nie da zu sein, wo sie sein sollen. Hängt das vielleicht mit deinen vielen Besuchen bet Siebers zusammen?" „Rosa ist ein vortreffliches Mädchen," sagte Lilis Bruder entzückt, „und wenn ihre Eltern auch nur arme Leute sind, so —" „Ei, sieh doch mal an, was muß ich hören! Du Springinsfeld, der du noch nichts bist, trägst dich mit s»lch«n Gedanken? Da« Mädchen darf mir von jetzt av nicht mehr ui» Haus kommst, und auch dir ver biete ich die Besuche in jener yämMe." Er machte sich knurrend davon, natürlich mit dem festen Vorsatz, noch heute den Verbote«« Besuch zu wiederholen. XX. Mister Brown war unterdessen nach der Wohnung der russischen „Witwe" gegangen, denn dort glaubte er sicher den Knäuel zu finden, in welchen Vie Fäden der Jntrigue, die um Helene Stark und auch um ihn gesponnen waren, zusammenlüftn. Er befand sich in einer viel größeren Aufregung, als er bei Frau Börner sich hatte merken lassen, einmal, weil er ein Mann von Selbstbeherrschung war, und dann, um die Frau nicht noch mehr auszubringen, als sie es schon so über das Mädchen war. Das Herz krampfte sich ihm zusam men, wenn er an Helene dachte; wie tödlich mutzte ihr Stolz durch diesen Vorfall getroffen sein. Er mutzte sie so schnell als möglich zu befreien suchen, aber um das um so sicherer zu können, wollte er alles aus den Fall Bezügliche vorher möglichst zu erforschen suchen. Hätte er eine Ahnung gehabt von dem, was in der letzten Zeit Helene durchlebt, seine Aufregung und sein Zorn wären noch viel größer gewesen, denn, was er noch vor einigen Monaten für eine Unmög lichkeit gehalten hätte, das war geschehen — er liebte dieses Mädchen mit dem starken Geist und dem glü henden Empfinden. Seit jenem Briefe von ihrem Vater, der ihm den Schlüssel zu ihrem Wesen gab, da war es ihm überkommen, dem Weichen Herzen, das sich unter Spott und Scherz zu verstecken pflegte, erst in innigem Mitleid und Erbarmen für dieses Wesen, das durch die Schuld anderer und ein hochgespanntes Empftndungsleben aus dem stürmischen Meere der Welt so verlassen und schwankend dahintrieb, wie ein Schiss ohne Steuermann, das über lang oder kurz an den Klippen zerschellen mutzte. Und dann jene Unterre dung, wo er einen vollen Blick tat in das heiße, zuckende Herz, welches seine Vulkanenglut mit Gewalt unterdrückte, daß es fast daran erstickte, nur weil es sie nicht nach jener Seite ausströmen lassen wollte, nach der allein ein Weib seines Herzens Befriedigung finden kann. Und wie er dann an jenem Tage, asp er sie im letzten furchtbaren Augenblick dem schwarzen Verhängnis entriß und das leise wiedererwachende Pochen ihre» Herzens gefühlt, da war sie ganz fein eigen geworden im Geist und Herzen, so daß es ihm war, als hätte er sie für sich allein gerettet. Und nun hatte man sie verderben wollen auf die hinter listigste verächtlichste Weise, hatte die edlen, wenn auch falsch ausgefatzten Regungen ihres Herzens in ein«« unreinen Kanal zu leiten gesucht, der zuletzt in «in«« Sumpf führte, das wurde ihm immer mehr klar. Ab« er wollte Abrechnung halten mit den Schuldigen — unerbittlich, ohne Schonuna. (ForU.-tzvng folgt ) ** Die Leich« im Tachsba«. Eine Jagdgesellschast sand aus der Feldmark des Dorfes Holebüll im Kratse Apenrade beim Dachsgraben die bis zum Skelett abge magerte Leiche eines jungen Mannes, der mit einer Mi litärhose beneidet war. Der Tote war ein Fahnen flüchtiger, der sich allen Nachforschungen zu entziehen gewußt hatte. Es ist anzunehmen, daß er seinen Hunger durch Feldfrüchte stillte, die er sich zur Nacht zeit zusammensuchte, daß er aber schließlich wegen Entkräftung die Höhle nicht mehr verlassen konnte und dort gestorben ist. ? * * * Kleine Neuigkeit««. * In Stadtilm verschluckte beim Abendessen «in Fräulein einen Knochen und erstickte. * In Neumarkt sprang die Frau eine» Ack«bürg«B mit ihren zwer Töchtern von 4 und 9 Jahren in «k««n Wassertümpel, wobei alle drei den Tod fanden. * In Saarbrücken ist der Post ein Geldbeutel abhanden gekommen, der u. a. ein Wertpaket mkt öOO 000 Mark in Tausendmarkscheinen enthielt.