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Den Schluß der höheren Bergkette bildet ein Fels, vollkommen gleich, indes Graf Stammen? seiner Echwe- sttr während der langen Anwefenbeit des Gräfe» «Nv der» k U d. zent d d c hat läßt Gräfin HciNamm keine ander» Ferstreunng -vt, als eine/ gelegentliche Fahrt z« einem Föttttrhanft im Walde, «der -iger Eigenschaft». Clarissen- anmntige», ruhig HetttteS Wesen blieb sich von der eilten bi- zur leykn Stunde Das vermied aber der Graf. Er war offenbar vev» legen und fragte, nicht erstaunt, wie er es zu tun wünschte sondern bestürzt: „Warum sollte ich Clarisse nicht gen» haben?* groß sage sc er 38e lelben Kr r Ecken I Absperru. « gründl Man stau so gänzl schnell l Ein ei hüllter 8 gelben <i etzt japa «irten: Z rechen ei japanisch d bei El Septems eine gro eitung v worden. Nie hast vn mit andern Kindern spielen mögen, hast immer nach andern Kleidern verlangt, als deine Al tersgenossen sie trugen »Nd ähnliche Dinge mehr. Deine »Einen Grund dafür weiß ich nicht,* versetzte Mari« / Antoinette, ihre weichen weißen Hände ärgerlich überein« ander legend, „wie du ja überhaupt nicht zu ergründen bist. Ich möchte wissen, wem du gleichst? Bis zu deinem ij »es Werl en — m lung sog llen erri »on Sem Anthraz gewinn» nmittelb it etwa red Bam mg. Ml angeführt ind Ind rügen, t rstützung ioratoriu finden k — Es die Ve stasien. der zwe g erfüll , so wür Doppe der gröf m Nied, llt in i der Wi mangeln worin ur-Wass, ld aufsp und hi< st wirk« l, die ei und i egenmen Meer c lese Din wohilt d eßt - r Leipz » nächst! i: Könr die Mee daß da würden mache, n bleib« d die m zurück, unter Vorwänden, die häufig sehr wett von der Wahrheit abwichen. Natürlich konnte man nicht annehmen, daß diese Handlungsweise deS Grafen eine- triftigen Grundes eni- bchwr und so erhoben sich die verschiedenartigsten Ver mutungen über die Ursache ihrer strengen Zurückgezogen-" heil. Sic gewannen noch an scheinbarer Begründung durch das ängstliche Bestreben des jungen Stammes, al len Fragen und Erkundigungen nach seiner Schwester ausznweichen; und so begann man sich ein Bild vvtt der Komtesse Clarisse zu entwerfen, welches der Wirtlichtett so wenig entsprach, wie die Nacht dem Tuge. Vor einem Jabre hatten die Gräfin HeiklaMm und ihr Gematzt einen mchrwöchentlichen Besuch i« Tennen« born gemacht. Tie Reise von ihrem Wohnsitze tN Md« dcntschland nach der ehemaligen Abtei währte lange, und sie entfernten sich n«r ungern so weit und s« lan-e von ihren Kindern. Aber sie waren sehr beunruhigt worden durch einige der über Clarisse umlaufenden Gerüchts Au ihrer Freude sanden sie dir Camtesse völlig gesund, Hefter und blühend und geschmückt mit einer Fülle ftevenswfir- Chinam eines Heiligen dort m - afe weg Zchlesie b. Wer zu sein-, aber ich gestatte Euch so wenist, wie irgend eine»H andern, eine Einmischung in meine häuslichen Ange* W legenheiten.* „Diese zu üben, liegt auch mir und HeiklaMa fern/U entgegnete die Gräfin, während ihre hübschen, ekihas Vol--H len Wangen sich lebhaft röteten und sie ihr schösieS. blon* U des Haar Mit leichter Ungeduld zurückfirich. „Clarissen- R Glück und ihre Zukunft gehöre,- aber nicht zu deinen hä«-» U lichen Angelegenheiten, und sie Sorge dafür ist eine U Pflicht, die sowohl mir alö dir obliegt. „Der Vater bat sie mir anvertraut,* versetzte Stand» D megk kur, und rauh, unter den halbgeschlossenen Lider« Z hervor einen scharfen Blick auf Marie Antoinette wcrfeM, O „Das heißt, die Fürsorge für ihr Vermögen, nicht M D Clarisse selbst: die gebührt naturgemäß mir. als ihrer A» H teren verheirateten Schwester." „Unsinn; sie kommt mir als ihrem Vormunde zu.* A „Laß deine Grobheit beiseite; ich bin entschlossen» Clarisse mit mir nach Hause zu nehmen.* U „Nach Hause? — Sie ist hier zu Hause, und so lange A sie noch unter Meiner Vormundschaft steht, bleibt sie in Tennenborn." U „Papa hat einen schweren Irrtum begangen, als er N das arme Kind zu deinem Mündel machte; allein das istW vorbei. Was aber kann dich bewegen, sie an deine Seite zu fesseln, da du sie nicht liebst? . . Run — aniwortel* A Sucht, etwas vor andern voraus zu haben, zeigte sich schon in der Art. wie du deinen Namen ausgesprochen haben wolltest, als du noch ein kleiner Bursche warst. Warum wolltest du nickt, wie alle übrigen, die Maximilian ge tauft sind Mar gerufen werden, sondern durchaus Mill an; du hast es schließlich ja durchgesetzt, daß alle Welt dich so nennt " „Wenn mir diese Abkürzung meines Namens besser zcfällr als die andere, so bringt es ja niemand einen Scha« scn." „DaS habe ich nicht behauptet: Ich wollte bloß ein Bei spiel deines hartnäckigen Eigensinns »nd deines Vergnü gens an Sonderbarkeiten anführen. So lange deine Wun- zu einer Ruine im Gebirge. Vor ihrer Abreise verlangte ^ic Gräfin Marie An» ! toinette eine Unterredung mit ihrem Bruder, und mit der i lhr eigenen Offenheit tadelte sie ihn für sein Verhalte« s gegen Clarisse. t Sie war eine lebhafte Frau, welche neben der vom Vater ererbten ehrlichen Geradheit gleich Clarissen auch von Natur etwas von dem anmutigen Wesen ihrer Mut» I ter. einer französischen Dame, erhalten hatte. Während die Gräfin Heiklamm ihrem Bruder sei«! seltsames Gebühren in Bezug auf Clarisse mit lebhafte» Worten vorhiclt. saß er, leicht vornübergebeugt Und fin ster zu Boden blickend, ihr gegenüber. Als sie schwieg» ! schaute er verdrossen auf und erwiderte: „Ich habe dich ! ausreden lasse», Marie Antoinette; nun höre auch mich an. Er ist mir ganz Ned, wenn ihr. du und Heiklamm^ 1 Nach Dennendorn kommt, um für einige Zett meftle Gäste i zehnten Jahre hattest du, deine schwarze Mähne ausge nommen. Aebnlichkeit mit Papa; aber seitdem bist du wie vertauscht. Du siehst weder einem Stammegk noch einem Morseuil gleich * „Das ist nicht meine Schuld." ja sie ist cs zum großen Teil. Du hast immer etwas Apartes vorstellen wolle» »nd bist es endlich ge i, risse, einige ihr ausgenotigte Besuche bet der gräflichen M Familie in Stapphorst abgerechnet. Tennenborn und seine M näher« Umgebung nicht mehr verlassen. Die dringenden H Einladungen ihrer einzigen, mir dem Grafen Heillamm vermählte» Schwester Marie Antoniette hatte ihr Bruder j immer aufs bestimmteste abgelehnt, unter dem Vorgehen, er könne eben jetzt die Komtesse durchaus nicht entbehren. ! Auch nahm er für seine Person die Einladungen bcnach- i harter Gutsbesitzer zu Jagd- und RenUnfcstcn bereitwillig an; für seine Schwester aber wies er sic unabändc-lich U »erlickkeit sich auf deine eigene Person beschränkt, mag ie »nongcwckten bleiben, obgleich ich dir als woblmei- D ncude Schwester gesteh-n muß. daß sic deine Liebenswür- k, digkeit nicht erhöht: wenn sie sich aber wider Clarisse äußert, tue ich entschieden Einspruch dagegen. — Es ist - unvernünftig und unerlaubt, daß du das junge, leben--, krobe Mädchen einsverrst. wie eine Kranke oder Bläl^, l «in Ha mt, v< vichtv andern sich - w er Raui ffeS. N< : Steue und Do sei es i . So h f herau dern d ses int« re ist e mch wc man fe Größe inne") lbikmet« der s als d« enn m< ertonne >ar g« iaum fi i Frach Die letzten der Väter des Benedictinrr-Ordens hat ten ihr fürstliches Haus verlassen müssen, als das Macht- gebot deS ersten Napoleon die Säkularisation über die mißhandelten deutschen Lande verhängte. Sie wurden für Staatseigentum erklärt. Dabei war dem reichsunmittelbaren, bis dahin über Wohl und Wehe, Leb»« und Tod der Bewohner seines winzigen Ländchens unumschränkt gebietenden Grafen von Stammegk und Herrn zu Elmburg und Morchingen «licht allein dieses Herrscherrecht, sondern auch der Besitz seines einträglichsten Gutes, der ausgedehnten Herrschaft Morchingen in Denischlothringen, abgesprochen, und war -ihm die säkularisierte Abtei TcnnenborN mit ihre« Aeckern und Waldern, ihren reichen Pachthösen, ihren Zehntge- rechttgketten, Jagden, Hutungen und Fischereien zum Er sätze verliehen worden. Sie waren nicht übel dabei gefahren, er und seine Nachkommen. Die Einkünfte von Tennenborn überstie gen die von Morchingen um ein Beträchtliches, und die herrliche Abtei war ein wett geräumigerer und pracht vollerer Wohnsitz als daS wenig umfangreiche und ge schmacklose Schloß auf der ehemaligen lothringischen Be sitzung. Dennoch war rS Ton in der gräflichen Familie, um de« Verlust von „Mvrhange* — sie nannten eS stets bet seinem französischen Namen — zu klagen. An einem rauhen Oktoberabend befand sich eine junge Dame allein in einem Zimmer des Seitenflügels zu Tcnnenborn. Es war ihr Wohnaemach, ein weiter, saalartiger Naum mit hoher, von reichgeschnitzten Balken getragener Decke und zierlich gewölbten Bogenfenstern. Bon den zwei Türen rechts nnd links des KaminS führte die eine in ein kleines Wohngemach, welches für die Ge sellschafterin der jungen Dame bestimmt war, die andere in einen größeren Raum, welcher -er Comtesse Clarisse, der jüngsten, noch unvermählten Schwester des regieren den Grafen, zum Schlafzimmer diente. Die junge Gräfin Clarisse schloß das Fenster und wandte sich ins Zimmer zurück. Hier herrschte bereits völlige Dunkelheit; sie klingelte nach der Lampe, und als diese gebracht wurde, erschien auch die Gesellschafterin der Komtesse, Fräulein Emma von Marlstein. Die beiden Damen begrüßten sich mit großer Herz lichkeit, obgleich sie nur wenige Stunden getrennt gewesen waren. Fräulein von Marlstein hatte einer Familien feier im Hause einer Bekannten in dem Nachbarstädtchen b-igewohnt. Nachdem sie ihrer jungen Schutzbefohlenen ihre kleinen Erlebnisse mitgeteilt hatte, fügte sie hinzu: „Ich bin schon seit einer halben Stunde wieder in Ten nenborn. Bevor ich hierher kam, ging ich zu Fanny, um acht zu geben, daß sie nichts versäume. Sie ist mit dem Packen eben fertig geworden, und ich glaube, daß auch nicht das geringste vergessen ist * „Ick danke Ihnen, liebe Emma. Sie sind besorgter um mein Auftreten in Stapphorst, als ich selbst., Aufrich- tig gestanden, ich bliebe lieber hier, als daß ich meinen Bruder dahin begleite * „Sie dürsen das den Herrn Grafen nicht ahnen las- sen, Komtesse: Ich glaube es Ihnen indes gern. Hochzei ten sind im Grunde selten unterhaltende Festlichkeiten, und ich besorge überdies, daß unter den Herrschaften, mit welchen Sie in Stapphorst znsammentreffen, nicht viele sein werden, deren Wesen und Weise Ihnen zusagt." „Dennoch muß ich Claudias Brantfiihrerin sein; es ist meine Pflicht. Aber diese kleine Prüfung, wenn ich so sagen darf, wird schnell vorübergehen, ich werde bloß zwei Rächte und einen Tag bei den Sinsfelds bleiben." Ein Lakai meldete den Grafen. Er war nui den ersten Blick das, was man gemeinhin einen schönen Mann nennt: hochgewachsen, kräftig und blühend. Sein kurzgcschnittcnes Haar und sein dichter Voll>art waren vollkommen schwarz und seine Züge regelmäßig, bei länglicher Gesichisform. Zu diesen Vor zügen bildete sein unfreundliches, beinahe mürrisches Wesen einen unangenehmen Gegensatz,^der noch gesteh aert wurde durch den harten Ausdruck seines stahlschar- fen, sehr Hellen Neiherauges. „Guten Abend, du seltener Gast! Wie lange warst b« nicht hier!* ries seine schöne Schwester ihm freundlich entgegen. „Es ist brav, daß du mich am letzten Abend, wo du unvermählt in Tennenborn weilst, noch einmal- in meinem eigenen Zimmer aufsuchst." Sie war wirklich schön, die junge Schwester des stol zen, finstern Mannes. Die Gestalt schlank und schmieg sam, die Farbe ein vollkommen reines Weiß mit warm- blühender Wange und purpurner Lippe, die klaren Züge von einer ungemeinen Lieblichkeit und Milde überhaucht; aber von bewußter Willenskraft. „Guten Abend, Clarisse," erwiderte der Bruder auf ihre Anrede. Fräulein von Markstein begrüßte er bloß mit einem leichten Neigen des Kopfes; sie hatte sich er hoben, anerkannte seinen hochmütigen Gruß durch eine Verbeugung und nahm dann schweigend ihren Siv wie Miliav Roman von Marie Lenzen-Sebrcgo»d. L. Kapitel. Hart am Strome endet da- eigentliche Gebirge. der ein. „Guten Abend, Clarisse; wie fühlst vu dich heute?" „Ganz wphl." erwiderte die Komtesse ein wenig ver-- wundert. „Weshalb fragst du so besorgt danach?" „Weil — ich —" versetzte der Graf etwas zögernd; „ich hörte dich heute früh in der Kirche husten." „Das hättest du auch heute abend noch hören können," meinte Clarisse munter, „ohne dit Unruhe darüber zu »rachen. ES ist die Folge des weiten Rittes, den wir gestern im Regen unternommen haben, und l ird wahr scheinlich Morgen wieder verschwunden sein." „Vielleicht, ja hoffentlich, — wenn du in Tennenborn bleibst u«d dein Zimmer nicht verläßt." „Aber, Milian, das kann ich ja nicht!* rief die Kom tesse, ihren Bruder erstaunt ins Auge fassend. „Shenn es sich als nötig herausstellen sollte, mußt du es können," entgegnete er mit einer Härte im Tone, welche seltsam abstach von der Besorgnis, die er sür seine Schwe ster bekundete. „Es ist aber nicht der Schatten einer Notwendigkeit vorhanden, mir Stubenarrest aufz«erlegen. Und um mir die Reift «ach Stapphorst erlassen zu dürfen, müßte ich doch ernstlich krank sein." „Ich habe geglaubt." mein» der Graf, einen seiner bohrenden Blicke auf seine Schwester heftend, „du würdest leinen großen Wert aus den Besuch bei der Gräfin Sins- feld legen. Namentlich dachte ich, daß die Höchzeiisfest- lichketten keine besondere Anziehungskraft für dich haben würden." „Ich leugne es nicht," sagte Clarisse offen, „daß ein Aufenthalt in Stapphorst mir niemals Vergnügen berei tet hat. Aber es ist Pflicht für mich, meine unverheiratete Schwester, deine Braut zum Altar« zu begleite«; und ich werd« mich der Pflicht um so weniger entziehen, als un sere teuren Eltern heimgegangen sind und dir also in der wichtigsten Stunde deines Lebens leider nicht zur Sette stehen können." „Wenn du Pflichten zu haben glaubst, Clarisse," ver setzte der Graf scharf, „so habe ich dergleichen unbedingt, und dazu weit verantwortlichere als jene leichten Forde rungen des Anstandes, ans welche du einen so übertriebe nen Wert zu legen scheinst. Mir hat der Vater auf seinem Sterbebette di« Sorge für dich anvertraut; ich werde nicht zugeben, daß du mit deiner schwachen Brust, und noch dazu mit einer Erkältung behaftet, in diesem rauhen Herbstwetter die anstrengende Reise nach Stapphorst machst." Die beiden Domen blickten bei dieser Erklärung starr und staunend auf den Grafe«. Bevor sie sich wieder gefaßt hatten, fuhr er fort: „Du brauchst übrigens kein großes Bedauern zu hegen, weil du mich nicht begleitest. Ich werde ja bei de« Sins felds nicht ohne Verwandte erscheinen, denn Emmerich Heiklamm und Marie Antoniette treffen schon vor mir in Stapphorst ein. Also gute Nacht und Lebewohl, Schwe sterchen. Pflege dich sorgfältig, damit du wieder herge stellt bist, wenn ich mit Claudia hier ankomme. — Ich empfehle mich Ihnen, Fräulein von Marlstein." Er erhob sich und schritt mit kurzem Gruße hastig der Türe zu. welcher fast unmittelbar au- den Fluten emporstcigt, schroff, vielfach zerklüftet. Statt des Gipfels trägt er eine ziemlich ausgedehnte Hochebene. Nahe der Stelle, wo der Berg steil zum Flusse hinabfällt, umfassen doppelte Lindenreihen von seltener Schönheit mit ihren duftigen gtSne». Armen an drei Stellen ein stattliches Schloß. DaS Schloß? — So nennt man es jetzt. Schloß Ten- nrnborn; bis züm Anfänge des letzten Jahrhunderts war «s Vie Abtei Tennenborn. 2. Kapitel. Die Doppeltüre war schon lange hinter dem Davoit eilenden zugefallen, alS die zurückbleibenden Damen sich noch in stummer Ueberraschung gegenübersaßen. Endlich wandt« sich die Komtesse mit den hastigen Worten an Fräulein von Markstein: „Sagen Sie mir, was soll ich jetzt tun?" „Was Sie tun sollen, Kind?" lautete die erstaunte Gegenfrage. „Können Sie denn etwas anderes tun, als sich dem Wunsche deS Grafen fügen?" „Weshalb nicht? — Ick bi« ihm ja nicht untertan «nd bereits zwanzig Jahre alt. Ich habe große Lust,, ihm endlich zu widersprechen. Er mißhandelt mich!" „Aber Clarisse!* „Sind denn Sie auch mit dem System einverstanden, welches er gegen mich befolgt?" — Nnd sich plötzlich von ihrem Sitze erhebend und die Hände leidenschaftlich zu- sammcnschlaacnd, rief die junge Dame Nagend aus: „Was habe ich denn an mir, daß ich so ängstlich vor jeden! fremden Auge verborgen gehalten werden muß?* Die Gesellschafterin eilte erschrocken zu ihr hin, um faßte sie liebevoll und fragte mit sanftem Tadel: „Liebes Kind, wie können Sie es verantworten, einen so sinnlosen Gedanken auszusprechen? Clarisse von Stammegk sollte mit irgend welchem Makel behaftete sein, der ihr den Ein tritt in die Gesellschaft untersagte? Ein Blick in den Spiegel und eine Durchsicht Ihrer Tagebücher muß Ihnen ja die feste Ueberzeugung geben, daß Sie an Geist und Körper gesund sind." „Ich weiß eS," nahm Clarisse, sich sammelnd, das Wort; „und ich zweifle nicht daran, daß auch Milian es eben so sicher weiß, als ich es sühle. Glaubte er das Ge genteil. so wäre es eine unverzeihliche Grausamkeit ge wesen, mir so unvorsichtig ins Gesicht zu behaupten, daß ich brustkrank sei. Und welcher Widerspruch liegt in seiner angeblichen Sorge um mein Wohlbefinden am heutigen Abend und in seinem Drängen am gestrigen Morgen zu dem vierstündigem Ritt durch Sturm und Regen! Ich bi« jetzt dessen gewiß: er hat ihn herbeigeführt, damit ich mir ein Unwohlsein znziehe, — weil ihm sonst der Vorwand fehlte, mich von seiner Vermählungsfeier auszuschließen." „Gehen Sie nicht zu weit?' fragte Fräulein von Markstein bestürzt. „Dürfen Sie Ihrem Bruder eine solche Gewissenlosigkeit zulrancn?" „Er zwingt mich, es zu tun. Wie vielfältig habe ich ja die Erfahrung gemacht, daß ihm jegliches Mittel recht ist, mir eine jede Berührung mit -er Welt außerhalb Ten- ncuborns unmöglich zu machen Selbst die Lüge!" setzte sic nach einer Pause leise und errötend hinzu. Die Gesellschafterin schwieg, denn sic konnte, wofern sie dec Wahrheit getreu bleiben wollte, nicht widersprechen. Achnliche Wahrnehmungen, wie die von der Kointcsse a»> gedeuteten, hatte sie wiederholt gemacht. Die Geschwister hatten vor drei Jahren beide Eltern ------ »»rlnrsn »nt» leit i<-ncr Äeit bnttc Cla» Die Spuren der ursprünglichen Bestimmung der gro- Hen GebäudemasseU sind heute noch nicht verwischt. Das schwere, gewölbte Tor, das durch die Mauer in de« Hof führt, tragt auf der Spitze seines Bogens die Statue eines Heiligen; der nördliche Flügel des Baues ist eine zwar nicht große, aber vortrefflich ausgeführte Kirche iu romanischem Stil.