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,) Oesfentliche Sitzung: l. Brrlchieden« Kenntnisnahmen und Dankschreiben, 2. Niederschrift über Prüfung der Stadt- kaff«, 3. Badepretse für Militür im Stadtbade, 4. Zahlung des 2. Lrrmin» der Bezlrksstever, 5. Erhöhung des Bei trage« für das Kinderheim Georgenfeld, H. Erhöhung de» Snleile» der Stadt an der Landessiedelungrgesellschaft, 7. Erhöhung de» Beitrages für die Gewerbeschule, 8. Er höhung de« Beitrage» für die Handelsschule, 9. Gesuch, Obstnutzung des Müllerschulgarten» betreffend, 10. Frst- ftellang der Entschädigung für das von der Stadt zum Militärschießstand zu überlassende Areal im Echwarzbachtale. b) Nichtöffentliche Sitzung. Pretzschendorf, 27. Juni Heute vor 25 Jahren legte rin Schadenfeuer zwei Wohn- und rin SchUppengebäude des Gutsbesitzer, Mende in Asche Ditten-orf. Wieder sind der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag Diebe durch Herausnehmen eines Fenster flügel» in die Wohnnng bei einem hiesigen Gutsbesitzer ««gedrungen und haben hauptsächlich Fett und Dauer fleischwaren sowie Brot, Butter und Kartosseln und auch noch andere Sachen gestohlen. Der Besitzer ist erst kurz vor 12 Uhr zur Ruhe gegangen und um 3/42 Uhr schon wieder aufgestanden, um das Pferd im Stalle, das sich von der Kette freigemacht hatte, wieder anzubinden. Da durch sind die Diebe wohl gestört worden, denn dieselben haben ein Brecheisen, einen Brotbeutel und einen Knolen- stock sowie von den gestohlenen Sachen 3 Brote und einige Kleinigkeiten in der Nähe des Wohnhauses im Stiche gelassen Klashütte. Wie bekannt gegeben wird, hat der Ueörtlankstromverband Freiberg, an den auch unsre Stadt zum großen Teile mit Licht- und kraslentnahme angc- schlossen ist, den Betrieb bis auf weiteres einstellen müssen. Kür di« hiesige Jndustiie, ja man darf wohl sag n für den ganzen, an den Strom verband angeschlossenen großen Bezirk, bedeutet dies eine ziemlich schwere Schädigung. Dresden. Bezüglich der neuen Straßenbahntarise scheint es doch zu einer Einigung zwischen Rat und Stadt verordneten kommen zu sollen und zwar auf der Grund- läge, daß 8 Fahrten künftighin 1 M. kosten so! en, Einzel- .fühlten aber im übrigen mit 15 Pf. zu berechnen sind. Amsteigekarten kommen in Wegfall. Für die Zeitfahrten ist der gegen dir Ratsvorlage ermäßigte Preis, den die Stadtorrordnetenausschüsle Vorschlägen, betbehaltcu worden. Da sich bi» zum l.Juli unmöglich die Genehmigung der Regierung zu den neuen Tarifen wird Herbeifähren lassen, ist al» Tag der Jnkrastsetzung der neuen Tarife der l. Sep tember in Aussicht genommen. Zwickau. Der für da» hiesige Elektrizitätswerk mit Ler Straßenbahn, da» von der hiesigen Stadtgemelnde von der Elektrizität»- und Straßenbahn-Aktiengesellschaft Zwickau übernommen worden ist, ausfallende Kaufpreis iit auf 2900000 M. vereinbart und bereits im vorigen Jahre gezahlt worden. Zwickau. 72 Landtagsabgeordnete haben sich zur Teilnahme an der Besichtigung Zwickauer Steinkohlen- wc ki am 29. d. M. bereit erklärt. Gersdorf bet Hohenstein-Ernstthal. Aus Anzeige wurde hier bei der Frau eines im Felde stehenden Oesterreich»» eine Haussuchung abgehalten. Die Polizei fand einige Zentner Hafer und Kleie, einen Sack Leder- sohlen und «ine große Anzahl Geschirr-Riemen. Die ge fundenen Sachen wurden beschlagnahmt. Plauen. Eine vielversprechende Erfindung haben zwei Plauener Herren, vr. mecl. Wohlfahrt und Apothekenbesitzer Sachoritz gemacht; er ist ihnen gelungen, au» den zähen Schwämmen, an denen unsere Wälder reich sind, einen vollständigen Kork-Ersatz herzustellrn. Die Erfindung ist zum Patent angemeldet. Letzte Nachrichten. Neue v-Boots-Erfolge. Berlin, 28 Juni. (Amtlich.) Neue v-Boots-Erfolge im Englischen Kanal, in der Biscaya und Nordsee: fünf Dampfer, vier Segler mit 21700 Brultoregtstertonnen. Unter den versenkten Schiffen befanden iich die französi schen Segler „Ernestine" mit Grubenholz nach England und „Eugenie", der portugiesische Dreimastgasselschoner „Amphitrite" mit 300 Tonnen Butter, Kakao, Wein und Fleisch, ferner ein großer bewaffneter Tankdampfer von über 8000 Bruttoregistertonnen, ein bewaffneter Dampfer von etwa 3000 Tonnen und ein tiefbeladener großer Frachtdampfer, die beide aus Geleitzügen herausgeschossen wurden. Zwei weitere versenkte Schiffe hatten Kohle geladen. .... ^-^Mrr Chef des Admiralltabes der Marine. ' " einer Woche ^^4000« Tonnen Zucker versenkt. Wie der Berner „Bund" meldet, erklärte der britische Minister für Volkrernährung, um die Versorgung des Lande» mit Korn zu sichern, habe man den Getreidr- dampsern den Vorrang vor allen anderen Frachtdampfern zugestanden, und selbst Fahrzeuge, die besonders für den Fleischtransport eingerichtet waren, in den Getreidedienst gestellt. Dadurch seien naturgemäß die Fleischpnise außer ordentlich gestiegen. Innerhalb zehn Tagen seien 40000 Tonnen Zucker durch deutsche V-Boote aus den Meeresboden befördert worden. Ein amerikanisches Urteil über die Kriegslage. Ein sehr deutliches Urteil über die militärische Lage Frankreich» und England, gab nach einem Bericht der „Newyork Time«", den „Continental Times" mitteilt, der Richter Lucien Burvee von Connecticut in einer Sitzung des „Rats der nationalen Verteidigung" der Bereinigten Staaten. In Anwesenheit der von der Entente herüber- geschickten Abgesandten erklärte er: „Die Lage Frankreich» und England» ist ernstlich gefährdet. Deutschland hält England in seiner Faust, und wenn dies« Faust nicht g«- gröfsnet werden kann, dann ist England gerade so wie Frankreich verlöten. Wenn der Krieg auch durch die Hilfe Amerika« nicht gewonnen werden kann, dann werden die Vereinigten Staaten die ganzen Kosten de» Kriege» tragen müssen. Wieder einer! Amsterdam, 26. Juni. Die englische Admiralität hat am 1b. Juni den Verlust de» Hilfskreuzer» „Averenge" bekannt gegeben, der in der Nacht zum 14. Mai in der Nordsee torpediert worden war. Au» den jetzt hier vor liegenden englischen Zeitungen geht hervor, daß die» Schiff 15 000 Tonnen groß war. Es war ursprünglich für den Personen- und Postoerkehr zwischen Neuseeland und Ka nada bestimmt. Frankreich dankt für weitere Raffen. Stockholm, 26. Juni. „Btrschewija Wjedomosti" teilt das Gerücht mit, daß sich das französische Hauptquartier gegen Entsendung weiterer Hessischer Verstärkungen an die französ.sch belgische und Saloniki-Front ausgesprochen habe. Auch wolle man die russischen Truppen in Frankreich wieder hetmschicken. Außerordentliche Ereignisse bereiten sich vor. Rotterdam. Nach einer Meldung de« „Temps" erregt ein« Verfügung Ve« rusitichen DuMapräsldenten in Pari» großes Aufsehen, wonach es den ruisischru Mitgliedern verboten ist, Petersburg zu verlassen, da sich außerordent liche Ereignisse norberettrN. Erhöhung der Eisenbahntarife. Berlin, 27. Juni. In der gestrigen Sitzung der Landes- eisenbahnrate» stand als wichtigster Gegenstand die Er höhung der reglrechtm Einheitssätze für die Personen beförderung auf der Tagesordnung. Die Vorlage der Regierung wurde angenommen Danach beträgt der Preis für 1 Kilometer: 1. Klasse 10 Pf., 2. Klais« 5,7 Pf , 3. Klasse 3,7 Pf., 4. Klasse 2,4 Pf. Das bedeutet außer der Steuer eine Erhöhung um 10 Prozent. Weiterhin wurde dir Aufhebung einer größeren Anzahl von Ausnahmetarifen, wie für Blei, Znk, Zucker, Holz, Kies, Sand usw. be schlossen. (Zunächst betrifft dies die preußischen Eisen bahnen) Der Abfall der russischen Ostseeflotte. Stockholm, 28. Juni. Wie der Gewährsmann der „Vossischen Zeitung" meldet, hat sich nunmehr da- gesamte Linienschiff-Geschwader der „Gangut"-Klasse, das aus den vier neuesten und größten Schiffen der russischen Ostsee- flotte besteht, gegen die provisorische Regierung erklärt. Nachdem die Matrosen de» „Gangut" und der „Poltawa", wie schon neulich berichtet, «ine dahingehende Resolution gefaßt hatten, beschlossen am vorigen Freitag auch die Mannschaften der „Sebastopol" und des „Petrobalowsk", den Rücktritt der gesamten provisorischen Regierung zu fordern, die nicht mehr als Vertreterin eine» freien russi schen Volkes angesehen werden könne. Die Portugiesen in Frankreich. Rotterdam, 28. Juni. Reuter meldet aus Lissabon: Der Ministerpräsident verlas im Parlament eine Depesche des portugiesischen Obersten Narson de Nato tn Frankreich, worin dieser erklärte, daß die portugiesischen Truppen ihren Abschnitt seit dem 15. Juni verteidigten. Sie hätten schon verschiedene deutsche Angriffe, im besonderen «inen tn der Rächt zum 22. d. M., zurückgeschlagen. Ihre Ver lusts betrügen bisher 41 Tote, 258 Verwundete; durch Gase erstickten bezw. wurden betäubt 132 Mann, vermißt werden 14 Mann. Die Moral der Truppen ist aurge- zeichnet. Auch die englischen Offiziere bestätigen dar. Die Italiener im Epirus. Genf, 28. Juni. Die italienischen Truppen, die die Gegend von Janina besetzten, haben nach einer Athener Meldung ihre Organisation vervollständigt, zu deutsch, sich häuslich eingerichtet. Das italienische Korps umfaßt mehrere tausend Mann mit Feldartillerie. Nach der Ab grenzung der italienischen und griechischen Zone wird jetzt auch zwischen der italienischen Zone und dem von der Ententearmee besetzten Gebiet ein« Grenzlinie gezogen. "Japan in Rußland und China. ^.Amsterdam, 28. Juni. Lord Cecil teilte Journalisten mit, daß Japan jede Einmischung in die russischen Ver hältnisse ablehnte und in Wladiwostok vorübergehend Ordnung hielt. Bei einer Ausdehnung der chinesischen Unruhen werde Japan Südchina besetzen, um die Inter- essen der Verbündeten zu schützen. Wettervorhersage. TrilweiseTrübung, keine wesentlicheTrmperaturänderung, Gewitterneigung, sonst meist trocken. Vos üvuKsokvn Volkes kommt zum Ausdruck durch Ueberweisung reichlicher Beiträge an eine der hiesigen Zahlstellen für die «P«rtasfe zu Dippoldiswalde. ^«peditlons-Stunden: Sonntag«: nur am letzten Somtag de» Monat» von >/,2—>/,4 Uhr, an allen Wochentagen io* ü'/e b<» 12 Uhr und 2 bis >/-5 Uhr, Sonnabend» ununterbroqin vor '/-4 bi« 2 Uhr. Schickt das Heimatblatt ins Feld! Aus Aelkvoftbriefett. lcf. Rußland, 6. Mäi 19t 7. An den K. S Mllitärorretn Dippoldiswalde. Die Stimme de» Friedens. Eine hellig«. Helle Stimme, vom Ostwind gewiegt, steigt au» dem Qualm, der über blutdampfenden Feldern liegt, ringt sich und schwingt sich über tobende» Blutgeschret, psalmt uns lerchenjubelnd von Frieden und schönem Mal. Eine andre Stimme ist im Westen erwacht. Wild und brünstiger brüllt und schüttelt die l-tzte Schlacht, daß sie die Lerchenitimine im Osten überdröhnt. Doch die hängt im höchsten Himmel und klingt und tönt. Mund des Frieden-, der allzulange schwieg, seine letzte, blutigste Strophe heult der Krieg. Soll deine Weise nicht wieder im Lärm der Kanonen verwehn, müssen alle Stimmen mit ihr im Chore gehn. Von dieser Weise sind alle Seelen ersüllt, ob auch der Krieg mit tausend ehernen Zungen btüllt, brich hervor, du einer, übergewalttger Schrei: Friede herbei! Mit diesem Gedicht sendet Ihnen allen in größter Dankbarkeit für lledersendung der so lieb gewordenen „Weitzeritz-Zeitung" die besten Grüße Wehrmann Georg Müller, kk. Im Westen, Pfingsten I9l7. Sehr geehrter Herr Vorstand! „Weißerltz-Zeitung" mit bestem Dank erhalten. Auch wir haben den Geburts tag unserer Lande-Herrn gefeiert, aber nicht so wie in der Heimat, sondern in aller Stille in unserem abgelegenen Oertchen. Wir haben es gesltin verlassen und sind Weit» zurück in ein kleines Städtchen übergesiedelt.... Es ist eine sehr obstreiche Gegend, und wir warten sehnsüchtig auf di« Reise Di« Fahrt hierher war eine Pjingstsahrt, wie man sie sich schöner nicht denken kann. Früh 7 Uhr ging es ab bei klarem Hinmel mit 3 Lastauto» und 4 Pferdegeschirren Unser Zug sah au», al» ob wir ein« Psingstpartie machten, und nicht, al» ob wir uns in Feindesland befänden. In dem letzten Dorfe, wo wir Leitung legten, hatte auch ich einmal da» Glück, von einer ältrrrn Französin Kaffee und gekochte Kartoffeln zu er halten. Fragt man aber nach Liern, so erhält man die Antwort: „Malheur, Malheur! Kommandantur!" d.h. sie müssen die Lier alle aus der Ortskommandantur abgeben.... Wir haben unsre Quartiere geschmückt mit Psingstmaien; sogar vor den Häusern werden welche ausgestellt. Am ersten Feiertage ruht die Arbeit. Da werden wir un» die Umgegend einmal genauer ansehen. Lieber wäre es uns freilich, wir könnten mit unseren Angehörigen eine Psingstpartie machen. Aus dem Bahnhose hier herrschte gestern den ganzen Tag reger Verkehr mit Urlaubern. Das war «in Leben! Heimrtsiieder warben gesungen und die Wagen geschmückt und bemalt... Nan will ich schließen. Ls geht zum Mittagessen: Kiöse mit 180 Gramm Rindfleisch uns Backobst. Mit kameradschaftlichem Gruß . Ihr Felir Kunze, Telegraphist. , 'M Pfingsten 1917. Sehr geehrter Militäroerein! Lndlich nach langer Zeit komme ich wieder mal zum Schreiben. Befinde mich zurzeit in Ruhe. Waren jetzt 8 Tage in Stellung und lagen in dem einstigen Dorfe Bullecourt, wogegen die Engländer täglich anrennen. Wir haben er aber doch behauptet trotz Trommelfeuer und Gasgranaten. Allerdings von einem Graben war nicht mehr viel zu sehen; ein Granatloch am andern. Und die vielen Toten, Freund und Feind. Bin aber glücklich und gesund der Hölle entronnen und kann wenigstens die Feiertage in Ruhe verleben. Aber wie lange noch, dann gehts wieder rin ... . Nochmals vielen Dank für die Zeitungen. Vorläufig herzlichen Psingstgruß! Br. Köhler. Ick. Champagne, 29. Mai 1917. Werter Herr Unger! Dem K S. Militäroerein sage ich hierdurch meinen herzlichsten Dank für die letzte Dippser Zeitung. E» ist für mich immer eine große Freude, einmal wieder lesen zu können, was sich hier und da im lieben Dipps zugetragen hat. Die Psingstseiertage sind nun vorüber. Für un» waren e» keine Fei«rtagr, denn e» mußte tüchtig gearbeitet werden. Tagsüber ging» mit Hacke und Spaten schanzen, mancher Schweißtropfen tränkte den harten Kalkboden, in den wir Unterstände minieren mußten; für mich ganz ungewohnte Arbeit. Da hieß es einfach: Zähne zusammen- beißen und aushalten in der größten Sonnenglut. Bei Eintritt der Dunkelheit begannen dann die Transporte von Stacheldraht, spanischen Reitern und dergleichen schönen Sachen mehr. Leider erlitten beim gestrigen Transport 10 Kameraden zum Teil erhebliche Verletzungen, denn der Franzer beschoß unser Malerlallager mit Granaten und Schrapnells. Hatten wir unsern Transport beendet, so mußten wir Stacheldrahtverhaue vor unserem Graben anlegen. Auch da ließ uns unser lieber Nachbar nicht tn Ruhe, denn ab und zu sandte er einsGruppe Schrapnel«. Da hieß es einfach: hinlegen und sich nicht s«hen lassen. Oft legte man iich aber gerade dahin, wo sich der Draht' befand — sehr zum Nachteil der Hosen und Hände. Nur noch einig« Male haben wir da» Vergnügen, dann geht» in Ruhestellung, wo erst noch der Geburtstag unsere» König» gefeiert werden soll. Soeben fängt der Franzose an, Minen herüberzusenden. Da werden wir in unserem „Bombensicheren" alles übrige abwarten. Mit kameradschaftlichem Pfingstgruß Paul Schwind.