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ling ein« Beiseite nach, aber ohne zn treffen'; däün ^tzekommen wären. Und dieser einzige wär Mn'ästd'ir^ als Robert Surcouf, der kühne Sohn der Bretagne/ Es war an einem lichten Sommertag. Tie Sonne Indiens neigte sich dem Untergang entgegen, so dast die Schatten der Masten riesenhaft über die Wogen fielen. Während des Tages hatte die glühende Hitze keinen erfrischenden Windhauch aufkommen lassen; jetzt aber erhob sich ein schwaches Lüftchen, das von Viertsl- 'tunde zu Viertelstunde immer stärker wurde und im Hafen von Pondicherh die warmen Fluten zu kräu- 'eln begann. Pondicherh, ursprünglich eine französische Kolonie, war den Franzosen 1793 von den Briten abgenommen und dem Nabob von Karnatik übergeben worden. Man hatte die Festungswerke geschleift und auch alle übrigen Erinnerungen an Frankreich zu verlöschen gesucht. Ge rade jetzt lag der Hafen voller Schiffe: der in dieser Jahreszeit herrschende Südwestmonsun hatte sie her beigeführt und bot ihnen treffliche Gelegenheit, ihren Weg nach Osten weiter fortzusetzen. ;Es waren Fahr zeuge aller Nationen vorhanden, nur kein französi sches; denn den Schiften dieser Nationalität erschwerte man durch allerlei Schikanen die Einfahrt, und gar ein französisches Kriegsschiff brauchte den Versuch, hier die Anker zu Wersen, schon gar nicht machen. _ Etwas weiter vom Land entfernt als dis andern Schiffe, lag eine kleine Brigg init Schonsrtakelage. Es war ein Mankes, der die Aufmerksamkeit der an- weftuden Kapitäne nicht wenig in Zuspruch nahm. Die Brigg hatte die neue amerikanische Bauart; scharfes, bis an die Gallion verlängertes Vorderteil, schmale Brust und ungewöhnlich schlanken Körper. Sie zeich nete sich jedenfalls durch ihre feinen Wasserlinien und eine Schnelligkeit aus, die man recht gut auf 16—17 Seemeilen für die Stunde annehmen konnte. Diese Brigg war gewiß ein ausgezeichneter Küstenfahrer; aber es gehörte ein kühner trefflicher Seeinann dazu,^ sich mit einem so leicht dein Kentern ausgesetzten: Fahrzeug über den großen Ozcan zu wagen. Und dieser Seemann war noch so jung; er konnte kaum dreißig Jahre zählen. Er hatte Wein und Spirituosen geladen, die er gegen Opium und Indigo umzutauschen beabsichtigte; aber er hatte seine Ladung noch nie mand angeboten. Ganz in der Nähe dieser Brigg lag ein Eng länder, ein großes dreimastiges Kauffahrteischiff. Es hatte hier ausgezeichnete Geschäfte gemacht und wollte morgen den Anker lichten; für heute abend aber gab der Kapitän seinen Handelsfreunden ein Abschiedsfest, zu dem auch die Kapitäne der naheliegenden Schiffe geladen waren. Als der Abend hereingebrochen war, liest der Engländer einige Raketen steigen, woraus die Gelade nen von ihren Schiften stießen, um bei ihm an Deck, zu kommen. Auch der Amerikaner stellte sich ein. Vom Lande kamen die Gäste herbeigerudert und brachten ihre Frauen und Töchter mit. Eine Musikkapelle war schon an Bord. Nach kurzer Zeit klangen ihre lustigen Weisen über die Wogen dahin. Das Vorderdeck war zum Tanzen geräumt, und im Hinterteil stand die lange Speisetafel nebst den Büsfetts, an denen man sich nach Belieben erfrischen konnte. > Am muntersten ging es während der Tafel zu. Festreden und Trinksprüche wechselten; die Herren wa ren bereits ein wenig angeheitert und ließen sich nach Seemannsart mehr gehen, als es eigentlich die Anwe senheit der Frauen gestattet hätte. Natürlich wurden allerlei merkwürdige Seegeschichten erzählt; ein jeder hatte etwas Ungewöhnliches erlebt, und es kam manche Münchhausiade zum Vorschein, über die herzlich gelacht wurde. Aber man erzählte auch Ernsthaftes, z. B. von berühmten Kaperschiffen. Bei diesem Thema schlug einer der Kapitäne mit der Faust auf den Tisch und sagte: ! „Oeht mir mit euren Kapers und Privateers (eng lischer Ausdruck für Kaperschiff)! Sie alle sind doch nichts gegen den „Falken vom Aequator". Wer unter euch hat ihn gesehen?" . (Fortsetzung folgt.) > flogen Signale an den Leinen empor, die von den anderen Schiffen beantwortet wurden, und bald befan den sich alle verfügbaren Fahrzeuge auf der Jagd nach dem verwegenen Zwerg, der es gewagt hatte, den Niesen zu täuschen und mit ihm anzubinden. „Ah, excellent, excellentissime!" rief General Du- gommier, indem er tief aufatmete. „Dieser Mensch ist wirklich ein kleiner Teufel, der alles Lob verdient." „Lob?" erwiderte Bonaparte. „Bürger General, was dieser Robert Surcouf geleistet hat, ist über alles Lob erhaben; ich, Napoleon Bonaparte, sage, dast er eine Schlacht gewonnen hat. Ich wünsche ihm von Her zen, dast er entkommt. Stände ich an der Spitze der Marineanaelegenheiten, so würde.ich ihn zurückrufe!:, um ihm eine Flotte anzuvertrauen. Ich habe mich in diesem Genie getäuscht!" — Drei Tage später trat ein korsischer Fischer aus Ealbi bei ihm ein. Dieser hatte die Brigantine „Le faucon" getroffen und von deren Befehlshaber einen Brief erhalten, um ihn Napoleon abzugeben. Sein Inhalt lautete: „An den Bürger Colonel Bonaparte. Ich habe mein Wort gehalten und mir ein Schiff genommen. Wenn Gott mich beschützt, so daß ich unbeschädigt an Gibraltar vorüberkomme, wird man bald weiteres von meinen Träumen hören. Robert Surcouf." Napoleon Bonaparte faltete das Pier langsam und nachdenklich zusammen. Und doch ahnte er noch nicht, dast er einen der größten Fehler seines Lcbc:.i begangen hatte, als er diesem Manne seine Gunst verweigerte. — — Der Flug dcs Falken. Seit den letzterzählten Ereignissen waren sieben Jahre vergangen. Napoleon hatte in Italien seine Adler steigen lassen, in Aegypten seine Siege erfochten und war erster Konsul geworden. Der kleine Korse regierte mit Camaceres und Lebrun das Land, war jedoch in Wirklichkeit bereits der einzige Regent Frank reichs. Die Prophezeiung Robert Surcoufs hatte sich aber dennoch erfüllt. Die Natton war von inneren Kämpfen zerrissen und von äußeren Kriegen geschwächt worden; zu Lande war ihr der Sieg treu geblieben, zur See aber hatte sie sich stets schwach gezeigt. Napoleon war ein großer Feldherr, aber ein schlechter Admiral. Es fehlte Frankreich an einem Geist, der berufen gewesen wäre, ein Bonaparte zur See zu sein. Die Marine war Frankreichs schwächste Seite, und darum war England sein gefürchtetster Gegner. Der eines großen Geistes würdige Plan Napoleons, Eng- and in Aegypten und Indien anzugreifen, war an >er Unfähigkeit des Admirals Bruchs gescheitert, der ich trotz seiner Uebermacht von Nelson bei Abukir chlagen ließ. Das stolze Albion beherrschte alle Meere; ein Krämersinn übte auf die Schiffahrt aller Nationen einen Druck, der sich kaum ertragen liest. England schrieb Gesetze vor und änderte diese nach Belieben: es trachtete nach dem Monopol des Handels, nach der Beherrschung des Weltverkehrs und erzwang sich auf diesem Wege des Drucks und der Pressung ungeheure Summen, mit denen es wieder imstande war, sich die Kabinette zu kaufen und somit die Regierungen von sich abhängig zu machen. England schien unverwundbar zu sein. Es besaß neben Nelson Hunderte von Seemännern, denen Frank reich nicht einen einzigen entgegenstellen konnte; es lachte der Anstrengungen seiner Feinde; es erlaubte sich die brutalsten Eingriffe in das Völkerrecht; es konnte die aufrichtig gemeinten Friedensanerbietungen des ersten Konsuls mit verächtlichem Schweigen oder mit beleidigenden Floskeln beantworten, denn der einzige Franzose, den es fürchtete, wirklich fürchtete, schwamm in einem kleinen, unansehnlichen Fahrzeug auf fernen Meeren und hatte sich selbst aus seiner Heimat ver bannt, weil er von ihr verstoßen worden war und da draußen in der Fremde Menschen gefunden hatte, die ihn liebten und verehrten, die ohne seinen Schutz nicht leben konnten und ohne seine Hilfe elend um-