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wandte sich Vann an Everhard. „Grütz Gott, Derr Landrat!" » Seine Stirn brannte, seine Hand, die die ihre Zückte, war Heitz. Befremdet sah Maja ihn an, ängst lich beobachtete Frau Anne die beiden: jetzt gab es ein Unglück! Ehe es aber irgend etwas gab, kam Frau Annes Mann, mit fröhlichem Willkommenhallo verjagte er alle Bangigkeit. Dann sah er den Tisch voller Lot terieüberraschungen und schickte „das neugierige Kraxel- dolk" hinaus. ,Holt euch im Garten einen gesunden Hunger!" Schickte die Frau in die Küche „damit's festlich werde" und „lootste" den Schwager ins Gast zimmer. Nach fünf Minuten voll Lärm und Unruhe stand Maja allein neben dem bunten Tisch. — So brauste i das Leben der anderen dahin, — und so füll stand - sie daneben. Sie strich sich mit der Hand über die Stirn und seufzte — vm^tohlen, als dürfe sie selbst nichts davon wissen. Dabei fach sie immer Loris Gesichtchen in hok- ' der Neigung sich zugewandt und hörte das liebe Stimm igen sagen: ,Hast du mich lieb?" Eine Unruhe überkam sie. Das arme Kind. Das einsame Kind. Die Mutter tot, und der Vater verstand Vichts von liebhaben. Er hatte es nie verstanden. Maja ging in den Garten, wohin die blonden Wild sänge das stillere Mädchen geschieht hatten, lang sam zuerst, dann schneller und schneller, bis sie das kleine Volk hinter der Taxushecke beobachten konnte. Dort standen aus reingefegtem Boden, die Turngeräte; Kranz Netz sich von der großen Schaukel bis in die Laumwipfel tragen, Fritz zeigte Lori am Reck eine wundervolle Welle und verlangte Nachahmung, Fred versprach ihr seinen schönsten Lotteriegewinn — wenn er ihn nur erst hätte. Lori nahm Leistungen und Versprechen mit gleicher Rkuhe hin; natürlich waren Jungen Helden, und ihre Lettern die größten, und ihr würden sie all ihre Künste zur Verfügung stellen — jetzt aber langweilte sie die Lurnerei, sie trippelte zur Taxuswand, um sich ein Sträußchen zu pflücken. Ein Sträußchen aus dem Schnee — das machte Spaß. Kaum aber hatte sie an den harten Zweigen ge zupft, da hörte sie eine lockende Stimme: „Lori, mein Liebling!" Sie horcht und hebt das Köpfchen, dann lacht sie leise und läuft wie ein Rebhennchen um die Hecke, auf ' Maja zu, di« mit verschränkten Händen und sehn- süchtigen Augen ihrer wartet. —Dicht vor ihr bleibt die kleine Anmut stehen, der küble Empfang fällt ihr ein, und daß die Pate ganz anders gewesen ist, als der Vater sie ihr geschildert und „Pate", beginnt sie zögernd, „Pate Maja, hast du mich lieb?" Da lösen sich Majas Arme, sie zieht das Kind an sich und überschüttet es mit stummer, leidenschaft- - sicher Zärtlichkeit. Und die kleine Person läßt sich's ' wohl sein. „Mütterchen", sagt sie traulich, „Mutter- Arn." Da kauert sich Maja nieder, spielt mit dem brau nen Haar, das dem Haar des Vaters gleicht, küßt die Vugen, küßt den Mund und flüstert ihr scheue heim- ' sich« Liebesworte ins Ohr. Frau Anne aber flog in ihres Bruders Zimmer, — atemlos, lachend, weinend flog sie ihm ans Herz. „Jetzt weiß ich's! Jetzt! Das Zeichen ist da! Die Kin derfeindin herzt deine Lori. Weil sie dein Kind ist, liebt sie da- Püppchen. Komm, komm schnell! Wer am Lauber quell Winken will, darf nicht warten, bis er . versiegt." Sie zog den Ueberraschten über die Veranda nach der Taxushecke; da kniete Maja noch immer im Schnee und — keine Spur der gefürchteten, kühlen Gelassenheit war mehr in dem schönen Gesicht zu finden. „Nun bist du mein Mütterchen," plauderte Lori fröhlich, „die Kindermuhme sagt, ich soll beten, daß du wirst, und Papa will dich bitten; aber du bist's schon ja? Bist du's ganz gewiß? , . , Eh« fie antworten konnte, war Everhard an Umsr Seit«: „Maja - Maja - bist du's? Ihr Muttere» und mein Weib? Kannst du mich lieb haben, »ach allem —" ,^ch habe dich immer lieb gehabt," sagte sie, ehr er ausreden konnte. Nicolas Poussin. Am 19. November 1915 waren es 250 Jahre, datz einer der bedeutendsten französischen Landschaftsmaler seine Augen zum ewigen Schlummer schloß, Nicolas Poussin, der im Juni 1594 in dem normannischen Flecken BMer» bei LeS Andelhs das Licht der Welt erblickt hatte. Neber seine Jugend wissen wir nur, daß er schon früh zeitig zu malen begann und in Paris bei den damals be rühmten Meistern Q. Bärin und Allemand lernte. Al- Dreitzigjähriger zog er, um sich in feiner Kunst zu ver vollkommnen, nach dem Lande der Maler, nach Italien. La er schon einen gewissen Namen hatte, fand er leicht Anschluß in Rom; besonders dem ihm freundschaftlich zugetanen Dichter Marini verdankte er viel. Als aber Marini starb, kehrte bei Poussin für kurze Zeit die bitterste Not ein. .Doch fand er bald die Hilfe des kunstsinnigen Kardinal- AraneeSeo Barberini und des Cavaliere Cassiano del Pozzo, für die er die Sieben Sakramente malle. Durch dies« Bilderreihe schaffte er sich einen Namen, der in der kunst verständigen Welt ganz Europas einen guten Klang bekam. Der allmächtige Kardinal Richelieu berief ihn bald darauf (1639) nach Paris und gab ihm den Auftrag, dis Galerien des Louvre auszumalen. Der König Ludwig Xlll. hatte aber schon Bouet, Mercier und FouquiereS für dies« Zwecke bestimmt; um nun die Eifersüchteleien zu vermeiden, ernannte er gleichwohl Poussin zu seinem ersten Hofmaler. Nun begünstigte aber die Königin vor allem die Schul« des Simon Bouet und dieser selbst vermerkte es übel, daß ihm nun bet den von ihm bereits begonnenen Arbeiten im Louvre der Eindringling Poussin vorgezogen werden sollte. Poussin selbst war von diesen Hofränken nicht- weniger als entzückt. Er sah bald ein, daß er auf diesem Boden nicht gedeihen könne und verließ schon nach drei Jahren wieder Paris und Frankreich, um nach Rom, fei ner zweiten Heimat zurückzukehren. Seinen Ruhm verdankte Poussin vor allem seinen Land schaften; in der Art der Massenderteilung im Raum, der uuaufdringlichfeinen StimmungSgebung kommt ihm von den französischen Meistern nicht einmal der spätere Claude Lorrain gleich. Poussin war sozusagen das retardierende Moment in der ftanzöfischen Kunst; noch einmal schien es, uls würde die bildende Kunst in Frankreich vor der drohenden Entartung bewahrt bleiben; sie schien strenger, beinahe klassisch und heroisch zu werden; die monumentalen Gemälde eines Poussin, so die Sintflut, Germanikus, Moses, der mit dem Stabe aus dem Felsen Wasser schlägt, Johannes, der in der Wüste taust und andere biblische und weltliche Stoffe, machten zwar für kurze Zeit Schille, konnten aber den allgemeinen Verfall der französischen Kunst nicht mehr aufhalten. — Poussin selbst hat R»m bi- zu seinem Tode nicht mehr verlassen. Lesefrüchte. Triftiger. Grund. A.: „Warum kündigen Sje de«» Ihrem Mädchen nicht, wenn sie so frech ist?" — ve« „Weil ihr Schatz bei der Kompagnie Unteroffizier U, in welcher mein Nettester als Einjähriger steht." Lehrer einer Dorfschule: „Wer von euch kann »cke sagen, was Trabanten sind?" Der kleine M»xr „Trabanten sind Anten, die im Trab laufen." „Rembrandt als Erzieher." Chef (zum Lehr Wucht „Ich sag's Ihnen nun zum letzten Mal, lassen Md das verdammte Radieren sein!" Lehrling: „Ach was, da ist doch nichts Schlvm«» dabei; hat doch sogar Rembrandt radiert, und folgMch kann ich's auch"