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Mode« Sie die Erben ab, und damit ist der ganze leidige KMv vorüber. Man beginnt bereits öffentliche Darlegun- S« Ufl«S Stseitfalles in der Presse zu fixieren." MaS? So? Wir kommt man dazu? Könne« Sie mir einige Matter nennen" »Namentlich nicht. Ich weiß nur, daß es in der Mehrzahl sozial ..." Er wollte sagen, daß es sozial ge haltene UkchmüKungen wären, zunächft in juristischen Blättern. Aber der Direktor kam ihm zuvor. »Natürlich, sozialdemokratische. Man kann sich's den- ken Wo diese Leute dem UnttrnehmertNn eins aus- wischen können, da geschieht's in einer verflixt gehobenen Sprache. Haby» Ms keine Stichwörter aus den Episteln an der Hand. — Herr, ich vertrete die Rechte einer gro ßen Gesellschaft. Diese Gesellschaft wird nie verzichten, verstehen Sie! Wollen Sie unsere Sache zu Ende führen, oder soll ich gleich ein paar andere nehmen? Wir find zahlungsfähig «ud für außergewShnRche Leistungen wür den wir uns auch erkenntlich zeigen. Herr Stasch! — Ach, bitte, lassen Sie muh eine« Moment mit Herrn Doktor allein. Ich rufe wieder." Der Kalkulator verließ mit wuchtigen Schritte» das Zimmer. Er war nicht in der besten Laune. Der Direktor aber zog den Rechtsanwalt in ein halb- laxtes Gespräch Das aber schien gar kein Ende nehmen M wollen. Zur gleichen Zeit war Fränzel, der seit jetzt nahezu emem Jahre in der Kupferverwertungsgesellschaft Frie- s«fteinhvf als Geselle tätig war, zn dem Ches derselben, Joachim Stqkosch gerufen worden. Dessen Bureau lag in der neuerbauten Villa, die just an derselben Stelle errich tet war, wo vordem Fränzels Elternhofgebäude gestan den hatten. Dort, wo die Ställe des Viehes gewesen Wa rr«, erhoben sich jetzt solche für Herrn Stakoschs sen. Pferde. Dort, wo simst in Zeiten, da er noch ein halbes Hirteubübchen war, die Ziegen und Lämmer gegrast, la gen die Kolossalräume der neuen Fabrikanlagen. Man stellte hier alles her, was irgendwie mit Kupfer zusam menhing. Röhren, Kessel, Hausgeräte, Schmuckstücke, kurz, alles. Bier Schornsteine ragten von der Höhe des ehe maligen Friesensteinhofs gen Himmel. Und manches mal war es Franz schon gewesen, als jammere die weite Natur ringsher über diese Veränderungen. Wirklich zog mitunter so ein unheimliches Wetter über die Friesenstein höhe, daß man glauben konnte, es käme ein Erdbeben oder der Weltuntergang. Also: Franz Lepach war zu seinem Chef gerufen worden: er hatte mit seinen jungen Jahren einige stilvolle Hausgeräte entworfen, die Meister Dirksen nach seinen Zeichnungen ihn selbst hatte ansertigen lassen. Das schien Franz die Ursache des Gerufenseins. Im übrigen ging er gerne zu Joachim Stakosch; er konnte ihn leiden und hielt ihn für einen gerechten Vorwärtsstrebenden. Sa chen, wie jene, die zwischen Lepachs und Stakosch sen. spielten, traute er ihm nicht zu. Franz durchschritt den Hof, dann den Garten der Villa. Ein schlanker, schöner Windhund bellte ihn an. Jetzt läutete er am Portal und wurde von einem Mädchen eingelassen. „Sie wollen zum Madigen Herrn, was?" „Ganz recht, ich bin gerufen worden!" „Sie hätten sich aber ganz ruhig die Hände waschen rmd den Lederschurz ablegen können. Bei uns ist man kolche Potentaten gar nicht gewöhnt." Kranz machte keine Miene, auf die Nörgelei der Jungfer zu hören. Er kam von der Arbeit, zu der er bald Wieder zurückkehren würde. Was, zum Kuckuck, brauchte er das Gewäsch des Mädchens da zu beachten. Als sie «och einmal daraus zurükkam und meinte, daß er auch « der Küche heißes Wasser haben könne, sonst mache er die weißen Türrahmen ganz dreckig, erwiderte er: „Gut, dann nehmen Sie hernach einen feuchten Lap- pe» und machen ihn wieder herrschaftlich; unsereiner kann »tue solche Puppenhändchen haben, wie moderne Koch- Snftler." Als er ausgesprochen hatte, läutete es im Flur. Daraufhin meinte das Mädchen, daß das soviel hieße, als daß Franz jetzt Eintritt habe, und wies ihn an die richtige Türe. Fran, Köpfte wirklich cm. Das hatte er srch schon an- AeviigrM. „Hereiit!" Hinter ihm schlug di« nicht sestgehaltene Tür mit Vehemenz ins Schloß. Der junge Stakosch kam ihm ent gegen und lachte. „Ra, das macht nichts, Sie junger Künstler, das geht andern Leuten auch immer erst so. Da, kommen Sie, set zen Sie sich Sie heißen Lepach und haben die Sachen dort gefertigt? Das sind vorzügliche Originale. Ich werde sie für mich behalten. Kopien von denselben könnte man in den Handel bringen. Möchten Sie das? Es gib, zwei Wege: Sie verkaufen unserer Gesellschaft gegen eine feste Pauschalsumme das Recht an diesen Original« entwürfen, oder Sie werden anteilhastig an dem Umsatz^ Was würden Sie vorziehen?* Franz Lepach fuhr es durch den Kopf: Das sagt ein Stakosch Nein, wahr und wahrhaftig, Vater und Sohn, das waren zwei verschiedene Naturen. „Ich weiß nicht recht, Herr," gab er dann zur Ant wort, „ich kenne mich darin gar nicht aus. Herr Quint, dem ich die Sachen zuerst gezeigt habe, der hat gemein^ daß das ganz und gar das Eigentum der Gesellschaft sei, weil die Entwürfe in der Arbeitszeit gefertigt wären. Das sei nach dem Gesetz so." „Herr Quint? Was ist das für ein Herr, was ist er denn?" „Lehrer. Er sagt, daß er auch Sie einmal unterrich tet habe. Er kannte meine Schwester schon, als wir hiev noch auf dem Friesenfteinhof zu Haufe waren. Sie selbst» Herr, waren ja auch ost genug bei uns." Franz sah, wie sein Chef, der sich in einen Lederstuht vor seinem Schreibtisch gesetzt hatte, nachdenklich den Kops in die Hand stützte. Eine geraume Zeit herrschte Schwei gen. Dann Joachim Stakosch: „Sie hatten eine Schwester?" „Zwei, Herr. Die Rosel und die Christel." „Wo stecken die?" „In Hirschberg. Sie haben dort eine nette Wohnung. Seit der Vater . . ." „Ja, ja . . .," sagte jener noch nachdenklicher. „Ich weiß nicht, wissen Sie's? Ich war damals beim Begräb nis. Ihre Schwester hat mir damals verwehrt, den Ver storbenen zu sehen, ihre Gründe dazu waren gut. Es ist ein braves Mädchen gewesen. Ihr hattet damals einen Prozeß mit meinem Vater." „Nein, mit der Zarenzeche, Herr." „Und ihr habt ihn verloren, nicht wahr, so war es doch?" „Ja! Aber jetzt werden wir ihn gewinnen. Mor . Joachim hatte sich wie entgeistert aus seinem Leder sessel erhoben. „Der Prozeß wurde neu ausgenommen. Von welche« Seite, Freund?" „Freund?" sagte der zu ihm. Sein Chef! — Franz wurde es ganz eigentümlich zu Mute. Seine Befangen heit ließ noch mehr nach; er sprach natürlicher und frei- mütig. „Sie werden entschuldigen, Herr. Sie sind ja der Sohn des Herrn Direktors. — Aber Wir können eS nicht verschmerzen; man hatte uns zu arm gemacht. Wir haben viel darben müssen. Wenn wir drei Waisen nicht eine so gute Schwester unter uns gehabt hätten, wir lägen jetzt auf dem Schmiedeberger Friedhof und hätten längst den letzten Segen Pfarrer Hardens empfangen. Herr, man hängt am Leben. Und wenn man mal so eine Hei matscholle gehabt hat, wie unsern verflossenen Friesen steinhof, dann vergißt man seine einstige Freiheit nicht s» rasch. Die Liebe zur Natur ist uns in die Seele gegra ben, die Liebe auch zum freien Schaffen, zum Arbeiten sich uns selbst, für uns allein. Herr, ich war ja noch jung, noch ein Kind, wie alles über meinen Vater hereinbrach. Aber jetzt verstehe ich es doppelt, und habe die Pflicht, das Schicksal, soweit es möglich ist, zu korrigieren. Mei« , Vater starb an der Auflegung. . . . (Fortsetzung folgt.) ,4 >