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Die 1. Symphonie c-moll op. 68, von Johannes Brahms wurde 1877 veröffentlicht. Die Einlei tung zum ersten Satz ist voll größter Span nungen, der Orgelpunkt der Pauke zu Beginn stützt eine Musik von dramatischer Wucht und Erhabenheit. Der Aufbau dieses Satzes ist klassisch, beide Themen sind klar formu liert. Der liebliche zweite Satz, der ebenfalls zwei musikalische Gedanken entwickelt, wird in der Mitte von dramatischen Erregungen ge stört, die keinen inneren Frieden aufkommen lassen. Als dritten Satz schrieb Brahms ein graziöses Allegretto — im Gegensatz zu Beet hoven, der dafür stets ein Scherzo oder Me nuett wählte. Die schlichte Melodie des Be ginns kann aber nicht den Ernst und die Re signation unterdrücken, die sich schließlich in diesem Satz durchsetzen. Gleich dem An fangssatz beginnt auch der Schlußsatz mit einer Einleitung, die sich durch Spannung und Größe auszeichnet. Dann entfaltet sich wieder um echt symphonisches Geschehen — Brahms wählt die Sonatenform auch für den Schluß satz. Das erste Thema mit seinem entfernten Anklang an den Hymnus der „Neunten" steht dem weicheren, lyrischen zweiten Thema ge genüber, so daß sich auch hier dramatische Ballungen ergeben, die in eine Strahlende C-Dur-Coda einmünden, und dem Werk einen sieghaften Abschluß verleiht. III-9-16 652 0,4 V 232574/52