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noch eine Scheibe anzufertigen, eine richtige Scheibe mit Ringen wie zum Schießen. Am besten ist hier für ein alter Faßdeckel. Aus diesem zeichnen wir mit Kreide oder mit Kohle die Ringe auf. Dann nageln wir die fertige Scheibe in Brusthöhe gegen den Pfahl. Zum Scheibenstechen oder Scheibenschießen nimmt der Spieler das an der Schnur befestigte Metallstück in die Hand, richtet die Spitze gegen die Scheibe, hält es am Hinteren Ende und tritt etwas zurück, sodaß die Schnur ganz straff ist. Jetzt läßt er schnell los, das Metall fliegt dann auf die Scheibe zu und bohrt sich mit der Spitze dort ein. Es werden dem Spieler vom Spielleiter je nach dem Wurf Punkte angeschrie ben. Sin Treffer in der Mitte bringt natürlich das meiste ein; Treffer in die Ringe ergeben, je weiter sie nach dem Schsibenrande zu liegen, immer kleinere Punktzahlen. Ueber die Höhe der einzelnen Zahlen einigen sich die Teilnehmer vor Spielbeginn. — Nun möchte ich noch bemerken, daß wir die Scheibe, in Er mangelung eines Faßdeckels, auch auf mehrfach über einander geklebte, dicke Pappe malen können. Auch ein Holzbretterzaun wäre brauchbar: hier könnte die Scheibe direkt ausgezeichnet werden. Oben auf den Bretterzaun wäre dann, nach vorn überragend, das kleine Querholz aufzunageln. Schließlich braucht auch das Metallstück nicht gerade eine Degenspitze zu sein; jedes längliche, vorn spitz zulaufende Metall ist ver wendbar. Ihr müßt euch bei Anfertigung eures Schei bengeräts mit dem einrichten, was ihr gerade habt, euch überhaupt zu helfen wissen. Der Spielplatz muß geräumig und völlig hart und glatt sein. Die Spieler teilen sich in zwei gkich große Parteien, und nehmen mit etwa 5 Schritten Abstand einander gegenüber in Reihen Aufstellung. Es wird durch Abzählen oder Losen bestimmt, welche Partei zuerst die Scheibe erhält. Der älteste dieser Partei Nr. 1 setzt sie vor sich auf den Boden nieder, natürlich hochkantig, und treibt sie der andern Partei (Nr. 2) entgegen. Drüben wird sie durch Zurücktrei ben in Empfang genommen. Die Scheibe wird hin und her getrieben, hinüber, herüber. Alle Spieler beider Parteien dürfen sich beteiligen. Fällt die Scheibe schließlich aber einmal um, so darf die Partei Nr. 2 dort, wo fie liegen bleibt, sich aufftellen. Sie erhält jetzt die Scheibe, und treibt sie der ersten Partei wieder zu. Das Hin und Her wiederholt sich. Wo die Scheibe endlich liegt, nimmt jetzt die Partei Nr. 1 Aufstellung. Immer stellt sich diejenige Partei, der gerade zugerollt wurde, dorthin, wo die Scheibe niederfisl. Konnte sie auf diese Weise etwas Vor rücken, so heißt es für die Gegenpartei, da immer die ö Schritte Abstand gewahrt werden müssen, gleich zeitig zurückzugehen. Oder es ist umgekehrt. Es ist somit bei beiden Parteien ein fortwährendes Vor- und Zurückgehen. Welche Partei bei Schluß des Kampfes sich vor ihrem allerersten Aufftellungsplatz befin det, Hai gewonnen. Notgedrungen fleht dann die andere, bei Wahrung des vorgeschriebenen Abstandes, hinter ihrem ursprünglichen Platz und hat verloren. Ringtanz um den BaK. Wir wollen einmal drei gleich lange Stöcke nahe dem einen, Ende mit einem Band umschnüren, doch nicht zu fest. Spreizen wir nun die Stöcke und stellen die langen Enden als Beine auf die Erde, so haben wir ein stehendes dreibsiniges Gestell. Obenauf, zwi schen die kurzen Stabenden, legen wir einen Ball. Jetzt fassen wir alle, je größer die Spielerschar, umso besser, uns an den Händen an, und tanzen einen Kreis um Gestell und Ball. Alle zerren wir nach außen, «m nicht Gefahr zu laufen, an die Stöcke zu stoßen; aber bei dem Zerren geschieht das Anstotzen gerade, erst recht. Wer das Gestell umstößt, mutz aus dem Spielerkreis. Das Gestell wird alsdann aufs neue aus gestellt, die übrigen Spieler fassen wieder einander an und tanzen wiederum. So geht es weiter, bei jedem Umwurf wird der Kinderkreis kleiner. Gespielt wird so lange, bis der Kreis zu klein zum Weiter tanzen geworden ist. tk. Wie sich die Postverwaltung in Haiti half... Eis drolliges Histörchen, das eigentlich seinen Platz in jede« besonderen Witzblatte verdient hätte, wird aus San Do mingo, der Hauptstadt von Haiti gleschrieben: Wenn die Bürger von Haiti einmal schlecht geschlafen haben, dann machen sie Revolution; hin und wieder liege» auch weniger wichtige Gründe vor; so kann zum Beispiel dis Hose des Präsidenten der Republik schtzuld sein... kurz und gut, die Leutchen auf Haiti sind sehr peinliche Zeitgenossen und haben scharf acht, daß ihnen kein Revo- lutionsgrund entgeht. Schließlich, Spaß muß sein und da die Leute sonst keine Sedanfeiern, Oktoberfeste, Schützen feste und ähnlichen Jahrmarktrummel kennen, auch der Kar neval in Haiti eine ganz unbekannte Erscheinung ist, s» haben sie als Volksbelustigung eben das „Revolutiönchen- spiel" erfunden. Ein ganz ungefährliches, aber recht läsm- hast-lusrrges Spiel. Also, da hatten sie letzthin ihren Präsi denten Salomon in Grund und Boden revolutioniert; das Ereignis ist in Europa wahrscheinlich nicht mit der ihr» gebührenden Sorgfalt gewürdigt worden, vermutlich, weil man die diplomatischen Vertreter der Republik nicht recht zeitig benachrichtigt hatte... vielleicht auch, weil man di« Benachrichtigung schon deshalb unterließ, um nicht der Nach richt gleich die weitere folgen zu lassen, daß auch der-neu« Präsident schon gestürzt sei; die Ereignisse gehen manchmal schneller vor sich, als die Post und von der Post wollt« ich eigentlich erzählen. Also, die Postverwaltung in Haiti hatte nämlich erst kurz vor dem Sturze des Präsidenten Salo mon etwas ganz Großartiges getan; sie hatte Marken drucke» lassen und die Druckkosten sogar in bar bezahlt. Und auf, den Marken'befand sich das Bild des gestürzten Präsidente» Salomon. Der Vorrat war noch sehr beträchtlich. Was sollte nun mit den salomonischen Briefmarken geschehend Nun, man hatte sie Weggeworfsn oder einstampfen oder als Seltenheit an europäische Briefmarkenhändler Verschleis sen können. Aber das wäre bei der vorhandenen Meng« ein schlechtes Geschäft gewesen; denn, wie gesagt, dieser, sehr mit Recht gestürzte Präsident Salomon hatte die un verantwortliche Torheit besessen, von amtswegen die Bez» zahlung der Druckkosten zu verfügen. Ein Glück, daß e» schon gestürzt war; wegen dieser Voreiligkeit wäre er siche» nochmals gestürzt worden. Man befand sich in einer fürch terlichen Zwickmühle; die ältesten Leute entsannen sich nicht, daß eine Revolution in ihren Folgen jemals eine* so metallischen Nachgeschmack gehabt hätte. Ob man viel leicht die Marken, bis der Vorrat verbraucht war, doch weiter verwendete . . ? Ausgeschlossen! Marken, auf denen der Kopf eines gestürzten Präsidenten abgebildet war! Das verstößt doch gegen den haitianischen Ehrenkodex. Und sieh« da, wozu gibt es Staatsräte? Auch in Haiti ist es nichD ausgeschlossen, daß ein Staatsrat einmal einen ganz ve»- nünstigen Einfall hat. Der Staatsrat fand wirklich ur»N wahrhaftig für das salomonische Briefmarkenrätsel eine» salomonischen Weisheitsspruch: die Marken sollten Geltun» haben, vorausgesetzt, daß sie . . . mit dem Kopf nach unte« aufgeklebt würden. Alle wagrecht oder senkrecht aufgs» klebten Marken seine für ungiltig zu erklären. Und alß» geschah es: Wer den Kopf des Präsidenten nicht »erkehM klebte, der mußte Strafporto bezahlen. Humoristisches. Herr Professor, besteht der wilde Stamm, den auf Ihrer Reise durch Afrika entdeckten, noch axs Ra»- schenfressern? Professor (Ler eine sehr häßliche Frau hat): Jch kannts nicht sagen, uns haben sie nichts getan, ich war ja mR meiner Frau dort.