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§ - L- « « «» ^ L0-?8L«^ Tage versuchen." So sprechend nahm er seinen die Suche nach Erwerb aufs neue zu besinnen. --- Sie blickte ihn forschend an, dann sagte sie mit ge- Sie wenn einem ihr folgte menen Eindruck. Gott im Simmel? Es war doch denkbar, daß es mit ihm auch noch einmal so weit men konnte? Er ging ein Stück weiter, dann bestieg er nicht kom ¬ einen Aus- em hilfloser, alleinstehender Mensch, im Kampf ums Da sei» bestehen? Er wanderte einher, ohne Ziel und Zweck; es war ja ganz gleich, wo er die Zeit hinbrachte, er mußte es abwarten, welches Los die Zukunft ihm zugedacht hatte. Ms jeßt hatten ihn lauter unvorhergesehene Ereignisse betroffen. Warum sollte ihm nicht einmal ein unverhoff tes Glück beschied ensein? Vor der Nationalgalerie blieb er stehen. Der Oktober- ssnnenschein überflutete das Riesengebäude und schien ihm Leben einzuhauchen. Wie groß war das, was Menschen geist ersonnen, was menschliches Genie hier geschaffen hatte? Lange, lange blieb er stehen, Zeit hatte jetzt keinen Wert für ihn, und konnte ibn die Glücksgöttin hier nicht ebenso gut finden als anderswo? Er war übrig" s nicht der Einzige, der ohne Beschäf tigung war. Kn ^er Nähe des Springbrunnens trieben sich viele Arbeitslose umher. Warteten auch sie auf ein günstiges Ungefähr? Einige von ihnen machten einen recht herunterqekom- Straßenbahnwagen; der Gedanke, auch zu diesen gestoßenen zu gehören, machte ihn frösteln. Aber hatten Strahlend ging die Sonne unter. Nicht weit von ihm stand ruhig und regungslos, wie eine Marmorstatue, eine Frauengestalt und blickte gleich ihm unverwandt auf das Wasser zu ihren Füßen. Sie schien noch jung zu sein; ein fach, aber sauber war ihr Kleid, sympathisch ihre ganze Gestalt. Hans bettachtele sie minutenlang, bevor er wei ter ging. Aber er konnte es nicht lassen, sich wieder und immer wieder nach ihr umzublicken; es lag etwas Unheim liches in ihrer Regungslosigkeit. „Man könnte sie für einen Geist halten," dachte er. „Sie wird doch keine Selbst mordgedanken hegen?" Da wandte sie den Kopf ein wenig, und jetzt konnte er unter dem breitkrempigen Hut einen Blick auf ihr Ge sicht werfen. Er sah nur das Profil, aber bei dem Anblick drohte ihm das Herz stille zu stehen. Die Züge erinnerten ihn an Dora. Er schloß die Augen und fühlte sich nach St Aubyn versetzt, wo er im Sternenschein an ihrer Seite wandelte. ' Er hatte sich die ganze Zeit redlich bemüht, sie zu ver gessen — was nützte es ihm, über einer hoffnungslosen Liebe zu grübeln? Es könnte seine traurige Lage nur noch trostloser machen. Vielleicht war sie längst verheiratet und dachte gar nicht mehr an ihn. «Mnd seine Liebe war doch noch ebenso heiß wie damals. Selbst im Traum der Nacht weilte er zuweilen bei ihr und vergaß in ihrer hol den Nähe all sein Herzeleid. Er ging wieder ein paar Schritte Weiler, dann wandte er sich abermals um. Die Frauengestalt stand noch an der selben Stelle und blickte wie gebannt in den Strom. Han sens Interesse wuchs von Minute zu Minute: es konnte doch nicht Dora sein, sie war meilenweit von ihm entfernt. Aber seine Aufregung wuchs, er konnte seine Gedanke« nicht von ihr losreißen. Er kehrte um, ja, er ging dickt an sie heran. Da hörte sie seine Schritte, sie wandte fick um und ihre Blicke trafen sich. „Dora?" schrie er auf. „Hans!" In festem Druck schlossen sich ihre Hände zusammen. 2. Kapitel. Junge Liebe. Hans faßte sich zuerst. „Dora," sagte er, „was führt Sie hierher?" „Die Not," antwortete sie, und ihre tiefen, dunklen Augen richteten sich wie flehend zu ihm empor. Die Not? Und wie kommen Sie überhaupt hierher?" „Ich bin in einem Putzgeschäft angestellt." „Sind Sie denn nicht verheiratet?" Sie lächelte. „Nein, ich verließ das Haus meiner Tante einen Tag nach Ihrer Abreise. „Und was tun Sie hier am Flusse?" „Ich liebe es, den Lauf des Wassers zu verfolgen; es regt mich zum Denken an, auch tut mir die Ruhe hier wohl." „Sie sprachen von Not?" „Ja, und der Fluß ist mir ein lieber Freund, ein Tröster in meinem Kummer; ich denke ost darüber nach, wie des Menschen Leben einem Strome gleicht." „Kommen Sie mit mir," bat er. „Bei einer Tasse Tee läßt sich's besser von alten Zeiten plaudern." „O, wie gern," antwortete sie. „Seit ich meine Tante verließ, habe ich kein bekanntes Gesicht mehr gesehen. Die Großstadt ist für mich der einsamste Ort der Welt. Viel leicht denken Sie anders darüber. Ein Mann ist ja mehr gewappnet gegen den Kampf des Lebens." Er lachte bitter. „Sehe ich aus, wie einer, der einen glücklichen Kampf führte?" winnendem Lächeln: „Wenigstens sehen Sie nicht so aus, als Schiffbruch gelitten hätten." „Das ist mir ein Trost," antwortete er in unverständlichen ernsten Ton. (Fortsetzung nicht schon Bessere und Tüchtigere als er Schiffbruch ge litten? Er war nur ein Atom im Weltall, und niemanden kümmerte es, wenn er zu Grunde ging. Und wenn er sich jetzt den Pferden entgegenwarf und sich überfahren ließ, so würde das höchstens eine augenblickliche Verkehrs stockung zur Folge haben, dann hastete und raste und flu tete es weiter in der Millionenstadt. Er machte die größten Anstrengungen, um Arbeit zu finden. Hundertmal hatte er sich um eine Stellung be worben, aber stets ohne Erfolg. Einmal war er Zeuge eines Unfalls gewesen und hatte einen Bericht darüber an eine Zeitung gesandt; das hatte ihm ein paar Silber münzen eingebracht. An diesem Tage war er voller Hoff nung: er sah sich im Geiste von Stufe zu Stufe steigen und war leichtsinnig genug, sich zu Mittag ein Fleisch gericht zu gönnen. Scharf spähte er an diesem Tage nach allen Seiten, sb er etwas Außergewöhnliches entdecken könne, aber die launenhafte Glücksgöttin hatte sich schon wieder von ihm gewandt. Unglücksfälle mochten Wohl Vorkommen, mehr als genug, aber nicht vor seinen Augen. Die Leute hatten andere Dinge zu tun, als sich seinetwegen überfahren zu lassen. Der Weihnachtstag war für ihn mehr ein Fasttag als ei» Festtag, und da es bitterkalt war, chlieb er außerdem, um Feuerung zu sparen, im Bette liegen. Seine Wohnung war außerordentlich billig, aber dem entsprechend schlecht. Hans erkannte erst jetzt, mit welch geringen Bedürfnissen ein Mensch auszukommen vermag, wenn ihn die Not dazu treibt. Gegen Ende Januar war seine Keine Barschaft ziem lich erschöpft, und er dachte ernstlich daran, einige seiner Kleider zu verkaufen. Seine Garderobe war reich und gut, und fo ärmlich er auch zu Hause lebte, auf der Straße machte er noch immer einen anständigen, noblen Eindruck. Wohl war er schmächtiger und blasser geworden, aber das tat seiner einnehmenden Erscheinung keinen Abbruch. Zum Glück war der Februar verhältnismäßig milde. Wenn Hans in einem der Parks weilte, beschlichen ihn Senzgefühle^ „Ich will aufs Land gehen," nahm er sich vor. „Auf einem Dorfe oder in einer Keinen Stadt gibt's vielleicht Arbeit für mich. Hier kann man mich offenbar entbehren." Er begann seine Habseligkeiten einzupacken, aber mit te« in der Arbeit hielt er wieder inne. „Und doch hat die Großstadt eine große Anziehungskraft, selbst für einen Verstoßenen, wie ick es bin." dackte er. -Ick will es nack e« paar AM, um