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twalkl—- otr von» er Sie Abendstunde (Nachdruck verboten.) Ngliclie Snterbslkings-keillige ruk welkend-Zeitung (Amtsblatt) zu seinem Recht zu verhelfen Habs, wenn es mir etwa einfiele, Schwierigkeiten zu machen. In welchen Zustand der Verzweiflung mich seine Brutalität versetzte, brauche ich Ihnen wohl kaum zu sagen! Erst dockte ich daran, einfach auf und davon zu gehen und ihm alles zu überlasten. Aber damit wären auch meine unersetzlichen Bücher und viel mühsam gesammeltes Arbeitsmaterial in seine Hände gefallen. Und ich konnte mich damals noch nicht zu dem Opfer entschließen, das ich später dann doch habe bringen müssen. Auch gestehe ich, daß mir der Kopf byld viel zu wirr war, als daß ich noch einer ruhigen Ueberlegung fähig gewesen wäre. Ich zitterte vor meinem Bruder und zitterte gleichzeitig davor, daß die Nachbarschaft seine Anwesenheit bemerken könne. Schon bei Tagesanbruch stand ich an der Haustür auf der Lauer, um der Frau Jürgensen oder ihrer Tochter die Lebensmittel abzunehmen, mit denen sie uns ver sorgte, und obwohl ich sicherlich zu nichts anderm so ungeschickt war als zu den Verrichtungen eines Koches, bereitete ich doch alle unsere Mahlzeiten selbst und be sorgte alle häuslichen Verrichtungen gleich einem Diener. Lange hätte ich diesen schrecklichen, unwürdigen Zustand natürlich nicht ertragen können; aber er währte ja auch schließlich nur wenige Tage. Das, was meinem Bruder im Heidehause am besten gefiel, war ohne Zweifel der Weinkeller, der zu fällig recht wohl versehen war, weil ich mich vor Jahren durch einen Reisenden zu einer größeren Be stellung hatte überreden lasten, und weil ich selber von diesen Vorräten noch so gut wie nichts verbraucht hatte. Bernhard trank vom Morgen bis zum Abend. Und wenn er auch nicht eigentlich den Eindruck eines Berauschten machte, so bemerkte ich doch allgemach eine sonderbare, beunruhigende Veränderung in seinem Aussehen wie in seinem Verhalten. Er starrte ost lange wie geistesabwesend vor sich hin und redet« Dinge, die ich nicht verstand. Zwischendurch schien er dann wieder ganz vernünftig und brachte mich mit seinem kalten Hohn an den Rand der Verzweiflung. Als auf solche Art wiederum ein Tag vergangen war, ein Tag, von dem ich wußte, daß ihm nicht viel« ähnliche mehr folgen dürften, wenn ich nicht darüber den Verstand verlieren sollte, wandte sich mein Bruder, der auf der Wohndiele vor einer Batterie von Wein flaschen saß, plötzlich an mich mit der Aufforderung, ihm Papier und Schreibgerät zu bringen. Er hatte schon seit einer Stunde kein Wort mehr gesprochen und hatte auf mein Zureden, sich zur Ruhe zu be- estanden hatte diese Aehnlichkeit aller- > - dings schon seit unserer frühesten Kind- heit, und noch während der ersten, ge- ! meinsam verlebten Schülerjahre waren wir selbst von guten Freunden und Bekannten des Hauses häufig mit einander verwechselt worden. Aber so augenfällig wie jetzt war die Uebereinstimmung doch nie vorher zutage getreten. Und Bernhard, der die selbe Beobachtung gemacht hatte, als wir bald nach seiner Ankunft zufällig gleichzeitig vor dem Spiegel standen, hatte fast ein ganz eigenes Vergnügen daran, die Aehnlichkeit, von der er wohl sah, wie wenig sie mich er stellte, noch mehr hervorzuheben. Er stutzte seinen ver wilderten Bart genau zu derselben Form, in der ich den meinigen zu tragen pflegte, kämmte sein Haar auf die gleiche Art und tat überhaupt alles, um -meine Er scheinung nachzuäffen. Eine bestimmte Absicht verfolgte er dabei wohl kaum; es wäre denn die Absicht ge wesen, mich zu ärgern, die ich ihm allerdings nach seinem sonstigen Benehmen sehr wohl zutrauen durfte. Denn von der ersten Minute an gebärdete er sich als mein erklärter Feind, und er wußte seine schon vorher hinlänglich erprobten Waffen mit so brutaler Rücksichtslosigkeit zu gebrauchen, daß ich sehr bald nur noch ein willenloses Werkzeug seiner Launen war. Nach der ersten Mahlzeit, die er an meinem Tische eingenommen hatte, erkürte er, es gefalle ihm hier im Hause seiner Väter so gut, daß er nunmehr endgültig gesonnen sei, 'den Rest seiner Tage im Heidehause zu verbringen. Dabei wollte er großmütig genug sein, mich nicht ohne weiteres Zu vertreiben. Ich möge immerhin bleiben, bis meine Frau und meine Tochter von ihrer Vergnügungsreise zurückgekehrt seien. Da von, wie sie ihm gefielen und wie sie sick gegen ihn benähmen, solle es dann abhängen, ob er uns auch weiterhin neben sich dulden würde oder nicht. Zunächst aber verlange er, mit derjenigen Aufmerksamkeit, Sorg falt und Rücksicht bedient zu werden, auf die er als der eigentliche Herr des Heidehauses Anspruch erheben dürfe. Meinem Einspruch schenkte er nicht die geringste Beachtung, und auf vernünftige Auseinandersetzungen ließ er sich nicht ein. Von den Anerbietungen, die ich ihm machte, und die selbstverständlich seine sofortige Abreise zur Voraussetzung hatten, wollte er nichts hören. Die Zeiten, da er dumm genug gewesen wäre, sich mit Bettelgroschen abfinden zu lasten, wären ein für alle Male vorüber, erklärte er. Jetzt ginge es auf das Ganze, und er würde schon wissen, wie er sich Roman von L. Waldbröl. (44. Fortsetzung.) .7 - os «2 —1