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dm äes Samens vviUen (Nachdruck verboten.) bSglKlie rioternalkings-beilgge Mk weiÜmtL-SeUung (Smkblatt) während sie bisher noch alle die zahllosen Geldve» drießlichkeiten aus dem Wege zu räumen verstanden hatte. Er grübelte über die unselige Tragweite seines Leichtsinns, als seiner Mutter freudestrahlendes Lächeln ihm kündete, daß es ihr auch jetzt noch wider Erwarten gelungen, das drohende Verhängnis zu verscheuchen^ Jubelnd umarmte er die schwache Mutter, welche nie einen Vorwurf, stets nur die zärtlichste Duldung für seine Extravaganzen gehabt. „Du hast mich also zu retten gewußt, du gute, kluge Seele," lachte er. „Nun, es war die höchste Zeit; du glaubst nicht, wie mich der Gedanke erbitterte, das Majorat, das ja all dieser Schuldenmisere ein Ende machen wird, gar dem Schwachkopf, dem Ingo abtreten zu müssen." Melanie streichelte beschwichtigend seine Hand- „Noch ist es dein, und ich beschwöre dich, mein Lieb ling, gib es nicht wieder leichtfertig preis," sagte sie darauf mit ungewohntem Ernst, „ein anderes Mal könnte ich es dir nicht erhalten, du mußt nun un bedingt ein wenig vernünftig werden." „Um alles, Mama, gewöhne dir nicht diesen Predige» ton an, du bist noch viel zu jung und schön dazu, und bei dir kann ich ihn auch gar nicht ernst nehmen, du bist genau so lebenslustig, wie ich selbst. Habe übrigens keine Sorge, nun du nur aus dieser schlimmsten Klemme geholfen, kann ich selber für mich einstehen. Ich muß nun schleunigst doch die kleine Mannloh heiraten. Der Kommerzienrat lebt wie ein Fürst und ist ange sehen wie ein solcher, er wird mich aus allen Verlegen heiten befreien, weil er seine Tochter vergöttert und diese wieder ganz lächerlich verliebt in mich ist. Nur leider ist sie keine Rika, weder hübsch noch pikant^ und einzig deshalb für mich begehrenswert, well sie einen Krösus zum Vater hat. Ach, warum hat die reizende Rika nicht den goldenen Nimbus dieses Gäns chens, wirklich, dies Mädchen könnte mich auf di« Dauer fesseln." „Leon, dein Geschmack ist einfach lächerlich," spottete die Gräfin, „dies armselige, unbedeutende, kleine Schul mädchen würde doch eine klägliche Rolle als Herrin von Rhoda spielen neben dir, dem glänzenden Kavalier, dem die elegantesten Frauen huldigen, sobald du es nur willst." „Erlaube, Mama, da kennst du Rika nicht! In wenigen Jahren wird sie sich zu einer berückenden Schönheit entfaltet haben, — ich meine doch, mich darauf zu verstehen," fügte er mit blasiertem Lächeln hinzu. „Unmöglich ist das reizende Geschöpf für mich nur seiner bitteren Armut wegen, denn ihre Sprödiw Heiter lächelnd suchte Gräfin Melanie ihren Lieb lingssohn auf, bestem blühende, sieghafte Marsgestalt sich nachlässig in einem bequm . Sessel dehnte. Sein schönes Gesicht wies die zeriroi enden Spuren eines tollen Genußlebens und trug jetzt die verdrosseneste Miene. Zum erstenmal sah er sich einer Fatalität gegenüber, die ernstlich gefahrdrohend war. die selbst eine Mutter mit angstvoller Ratlosigkeit erfüllte, Roman von L. Dressel. (31. Fortsetzung.) adel ist er doch dein völliges Ebenbild," versetzte Melanie, „ganz so schön und liebenswürdig bestechend, wie du es einst warst; sollte er nun wirklich nur die Fehler oon mir haben? Ja, diese Aehnlichkeit ist so groß, daß sie mich zuweilen in der Furcht vor Entdeckung erzittern läßt. Doch werkönnte daraufhin gegen mich vor gehen ? Nur du allein, und du wirst nicht gegen deinen Sohn zeugen, ebensowenig wie ich dich dazu heraus- sordern werde." Rachsüchtiger Triumph blitzte aus ihren Augen, als sie darauf frohlockend fchloß: „Mit keinem Zuge ein Rhoda, und dennoch der Nachsolger des Majorats! Oh, wie ich Vergeltung übe an diesen hochmütigen, sittenstrengen Geschwistern, die mich nur mißgünstig duldeten und dann meine Rechte so schnöde raubten!" „Melanie, du bist ebenso ungerecht als- grausam," rief Gerlach schaudernd. „Wahrlich, wenn ich nicht sürchtete, mit einem Bekenntnis Rikas zärtliche, ehr furchtsvolle Liebe zu mir zu zerstören, ich ließe eine so unwürdige Rache an dem schwer geprüften Hause nicht geschehen und deckte den Bettug auf, ob ich mich auch selber damit preisgäbe." „Ich dächte, gerade du solltest dich dieser Rache freuen, denn einer Rhoda verdankst du deinen Unter gang. Leon wird genießen, was du verlörest; das müßte dich befriedigen, anstatt dich zu empören. Doch, es sei genug des gegenseitigen Vorwurfs, du wirst auch ferner schweigend mein Verbündeter bleiben. Leb' wohl, ich danke dir." Er übersah die schöne, treulose Hand, die sie ihm zum Abschiede reichte. Er mußte Ulrikes gedenken, wie er es in all den Jahren getan voll Reue und Scham; sie war ihm unvergessen geblieben bis zur Stunde. Melanie aber raffte lächelnd mit der verschmähten, zarten Hand die Schleppe ihrer kostba^n Robe auf und verließ das Mansardenzimmer ungleich eiliger, als sie es betreten.