Volltext Seite (XML)
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Die Ueberraschung der Frauenrechtlerin. ,Nun weiß ich endlich, wo mein Mann immerfort seine ich ich Vergebliches Liebesopfer Erzählung von Otto Landsmann. r! Der Nörgler. Er war noch nie im Theater, nun sieht er zum erstenmal, in einer „Voltsvorstellung", eine Oper. „Nun natürlich!" sagt er ingrimmig nach den ersten Chören und dem großen Quartett, „fürs Volk ist alles gut genug, nun singen sie alle auf einmal, um früher fertig zu werden." -- * Die übrigen Offiziere drückten schmeichlerisch die nämliche Meinung aus. Nur einer wagte eine end gegengesetzte Meinung zu vertreten, es war der General-- major Daa. In der Mitte der versammelten Offiziere stehend, bleicher denn je, aber ernst und gefaßt wie immer, erklärte er, daß man unter den gegenwärtigen Um ständen sich nicht in den Kampf locken lassen dürfe, so sehr die Herausforderungen des Generals Steenbock dazu auch verleiteten. Diese seine Behauptung stützte er auf mehrere stichhaltige Gründe, die er ausführlich erläuterte. König Friedrich hörte ihm ungeduldig zu, dabei in düsteres Nachsinnei' versunken. Als Daa seine Rede beendigt hatte, erhob Friedrich den Kopf, und wild auf den General blickend, dessen hartnäckige Opposition ihn erbittert hatte, sagte er in erregtem Tone: „Aber, General, da Sie sich mit der von sämtlichen anwesenden Offizieren vertretenen Ansicht in so förm lichen Wideripruch setzen, müssen Sie schon noch andere Gründe haben als die, welche Sie uns ausznzählen beliebten. Als Sie hier anlangren, waren Sie un päßlich, konnten deshalb an mehreren Kämpfen nicht teilnehmen, und jetzt, da Sie sich wieder besser finden, verlangen Sie, daß wir uns vor dem Feinde zurück ziehen? Fürchten Sie vielleicht, getötet zu werden?" Dieser schwer beleidigenden Frage folgte eine tiefe Stille. Der General war momentan keines Wortes mächtig. Sein Gesicht -überzog sich mit einer Toten- . blässe, seine Lippen bebten, und seine Augen blitzten. Er bedurfte all seiner Willenskraft, um nicht seine Selbstbeherrschung zu verlieren. Nachdem er sich müh sam bezwungen hatte, fand er die Sprache wieder, und dem König zugewandt, sagte er mit etwas beklommener Stimme: „Morgen werden Majestät meine Antwort erhalten." Tann verneigte er sich und ging. Reue empfindend, wollte ihn der König zurück rufen, aber der General hatte sich sehr schnell entfernt. AIS er das Haus, in welchem er eine so bittere Kränkung erfahren, genügend weit hinter sich hatte, hielt er inne, und indem er die eine Hand an seine Brust preßte, warf er einen traurigen Blick zum Himmel empor. Tann schritt er, in trübe Gedanken versunken, dem Lager zu, wo die Marketender gute Geschäfte machten. Mende verbringt!" „Ach? Wo denn?" „Zu Hause, ging gestern zufällig nicht aus, und dadurch entdeckte die ganze Geschichte." " / .. Kill« Soldaten waren in Bewegung; die emen würfelten auf den Trommeln oder plauderten bei den Bitvakfeuern, Mwere tranken und sangen oder bereiteten sich auf den Kamps deS nächsten Morgens dadurch vor, daß sie sich mit Schcrzreden über siegreiche Tage die Zeit vertrieben. Daa näherte sich einem Zelte, horchte und trat ein. Es war Hauptmann Kruse, dem er plötzlich gegen überstand. Dieser war allein und in die Lektüre eines Briefes versunken. Beim Ansichtigwerden des Generals i erhob er sich schnell und suchte den Brief zu verbergen. „Wie ich sehe, störe ich Sie in einer interessanten Beschäftigung," sagte Dal; knit Herbem Lächeln. „Wieso?" antwortete der Hauptmann verlegen'. haben ja soeben einen Brief erhalten?" ' „Nein, Herr csenerac. "" " „Sie hatten doch ein Blatt Papier in der Hana ! und lasen ausmerksam dessen Inhalt." ,/Das habe ich schon seit sechs Jahren." „Und nach einem so langen Zeitraum hat es für Sie noch ein solches Interesse, daß Sie es in einem feierlichen Moment, am Vorabend einer Schlacht, wieder lesen?" „Es ist das Andenken an eine durch einen Unglücks- fall Verstorbene, und Sie wissen, Herr General, daß das Herz solche Erinnerungszeichen nicht nach ihrem Alter schätzt, sondern nach den Empfindungen, die sich daranknüpfen." „Nein, von derlei Dingen weiß ich nichts, denn ich kenne süße Reminiszenzen nicht. Doch zur Sache! Ich bin gekommen, um Sie für den heutigen Abend zu einem Besuche bei mir einzuladen, da ich mit Ihnen etwas Besonderes zu besprechen wünsche. Haben Sie j Zeit?" „Jawohl, Herr General." i „Gut, kommen Sie in einer Stunde zu mir, aber, bitte, nicht später." ! „Ich werde pünktlich sein." Als der Hauptmann sich wieder allein befand, be- . gann er nachzickwnken. Seit einiger Zeit schien der General ihn zu meiden. Auch hatte dieser während des soeben stattgehabten Gespräches einen frostigen und strengen Gesichtsausdruck. Warum war er gekommen? Warum begehrte er einen Besuch? Ler Hauptmann zer brach sich hierüber umsonst den Kopf. Toch fand er sich zur festgesetzten Stunde an Ort und Stelle ein. Ler General saß an einem kleinen Tisch, auf welchem zwei Pistolen lagen und daneben ein versiegelter Brief. Er bedeutete Kruse, einen Stuhl zu nehmen, und dann sprach er: „Sie wissen, daß morgen der Kampf beginnt?^ „Ich weiß es, und ich freue mich darauf." „In Ihrem Alter würde ich so gesprochen haben wie Sie, und vielleicht jetzt noch würde ich wie Sie sprechen, wenn ich allein wäre, wenn ich nicht ein anderes Wesen an mein Schicksal gekettet Hötte." „Sie meinen Ihre edle Gemahlin?" „Ja, und Sie sind vielleicht erstaunt darüber, daß ich am heutigen Abend an sie denke!" versetzte Daa trockenen Tones. „Nein, warum sollte ich über eine solche Bekümmer nis erstaunt sein?" „Sie sprechen nicht offenherzig, Herr Hauptmann. Sie allein, Sie, der meine Fran liebt und von ihr geliebt wird, könnten daran zweifeln, daß ich in diesem ernsten Augenblicke ihrer gedenke?" Der General betonte Silbe für Silbe seiner Worte peinlich, mit sichtlicher Anstrengung. Dann stützte er den Kopf auf seine Hand, und ein schwerer Seufzer entfuhr seinen Lippen. ,O) Gott," sagte sich der Hauptmann, „er hat alles durchschaut, ünd nun will er mich im Duell erschießen. Und er warf einen Blick auf die vor ihm liegenden Pistolen. (Fortsetzung folgt.)