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wohl befremden müsse, am heutigen Tage und bei dieser Gelegenheit über Bismarck sprechen zu wollen und damit ^ewissermüben eimn anderen an die Zelte des hohen Geburtstag-kindes zu stell?«; daß er sich aber hierzu doch berechtigt glaube, wenn er erwäge, daß uns das Jahr 1915 Bismarcks 100 Geburtstag brachte und daß es zum 50. Geburtstage unseres Landesherr« auch etwa 50 Jahre her seien, seit Bismarcks großer Kamps einletzte.für das Königtum, zunächst für das Königtum Preußens, aber im weiteren Verlaufe auch für das Königtum Bayerns, Sachsens usw. Das sei doch Grund, seiner heute zu ge denken. Er wisse wohl, daß es unmöglich sei, bei der Grüß- der Person und der Taten Bismarcks in der zur Verfügung stehenden Zeit erschöpfend über diesen Mann zu sprechen. Und nun schilderte der Herr Bezirksschulin. spektor unsern Bismarck als Deutschen, als Kämpfer, als Einzigen; l. als Deutschen in seinem Aeutzeren, in seiner Liebe zur Natur, in seinem Sinn für daL Familienleben, in seiner echten, gesunden, tiefen Frömmigkeit; 2. als Kämpfer für sein Ich und seine Lebensauffassung, für seinen König und für das preußische Königtum; Z. als Einzigen in seinem Schassen und Ausgestalten des neuen deutschen Reiches. Hier knüpfte Referent an jenen denkwürdigen Tag an, da ihn auf Vorschlag Roons sein König ries und mit dem Bismarck; eigentliche Lebensarbeit einsetzte, der große Kamps für Preußens Königtum und den preußischen Staut, d-r schließlich zur Gründung des neuen deutschen Reiches führte; als dessen Kanzler er seine titanenhaf en Geistes- und auch Körper- kräste vollends verbrauchte. Aus all seinem Tun ging hervor, daß er war, was er sein wollte: „Ein treuer deutscher Diener seines Herrn". Wir aber sollten ihm nacheifern, auch zu sein ein treuer deutscher Diener unseres Herrn, unseres Königs. Um das aber sein zu können, sei es notwendig, nie zu vergessen Wildenbruchs Wort: „Laß den Bismarck in Dir nicht sterben!" Damit aber sei wieder bewiesen, daß cs am Platze war, heute von Bismarck zu sprechen, „den" deutschen Mann, der das Deutschtum, das Kaisertum, das Christentum in sich verkörperte, als welchen ihn den Versammelten lebendig vor Augen zu führen Herrn Bezirkrschulinspektor Kuhne vorzüglich gelungen ist durch seinen Vortrag, der eine erstaunliche Fülle von Gedanken brachte. — Umrahmung und Abwechslung boten gesangliche und musikalische Darbietungen der Herren Gastwirt Ruhsam (hier) und Lehrer Höfer (Reichstädt) sowie des Kirchenchors unter Leitung des Herrn Kantor Schmidt (hier) und der vcr- einigten Sänger unter Leitung des Herrn Kantor Müller (Paulsdors). Eine Tcllersammlung für die Liebesgaben- lasse des Miiitärvereins, die hoffentlich niemanden vom Besuche abgehalten hat, brachte 54 M. 50 Pf. — Tagesordnung für dis 7. Sitzung der Stadt verordneten, Donnertag den 27. Mai 1915, abends 8 Uhr. I. Kenntnisnahme von einer Verordnung, Ver- 'wendung des Sparkassenreingewinnes betr. 2. Kenntnis- nähme von einer Niederschrift über Prüfung der Stadt kasse. 3. Vorlage, Verpachtung der Grasnutzung des sogen. Gcspindes betr. 4. Vorlage, Bepflanzung der Rabmauer Straße betr. 5. Versicherung des Krankenhausarztes gegen Hafipflichtfälle. 6. Vorlage, Bezahlung von Holzkauf, geldcrn betr. 7. Erlaß einer gemeinschaftlichen Bekannt machung über unschädliche Beseiiigung von Tierkadavern rc. betr. — Nichtöffentliche Sitzung. Dippoldiswalde. Ist auch der Zeitpunkt der Einbe- rufung derjenigen Land stur m pflichtigen, die bei der letzten Musterung als tauglich befunden wurden, noch recht unbestimmt, so muß doch immerhin damit gerechnet werden. Daß dies tatsächlich der Fall, geht daraus hervor, daß wieder bas Verlangen laut geworden ist nach einer Ge legenheit, wo das A b-c des Soldatenlebens erlernt werden kann, wodurch gleichzeitig der Körper an die Anforderungen, die dort an ihn gestellt werde« müssen, sich schon etwas gewöhnt. Dieser Wunsch wird ersüllt werden, wie aus einem Inserat in der heutigen Nummer heroorgeht, dessen Studium wir allen Landsturmmännern empfehlen. — Gestern Dienstag vormittag in der zehnten Stunde wurde wieder ein Zeppelin von der Talsperre aus ge sichtet. — DasLuftbad des hiesigen Nalurheiloereins ist für dieses Jahr wieder geöffnet und kann, wenn die Fahne auf dem selben aufgezogen ist, ohne weiteres benutzt werden, sonst ist der Schlüssel bei Herrn Straßberger, Serberplatz, ab zuholen. Reichstädt. In einfachster Weise, wie sie der Ernst der Zeit mit sich bringt, beging unsere Freiwillige Feuer wehr, die durch Neuanmeldungen wieder auf etwa 40 Mann gestiegen ist, eine Zahl, die sich bei Berücksichtigung der Einwohnerzahl unsres Ortes recht wohl sehen lassen kann, am Sonntag ihr dreißigjähriges Bestehen durch gemeinsamen Kirchgang. Altenberg. Die Zwitterstocksgewerkschaft Altenberg hielt am 17. d. M. im Hotel „Ratskeller" ihre Gewerken versammlung ab. Die Belegschaft hatte sich bis Ende 1914 durch Heereseinberufungen von 85 Mann auf 73 verringert und es ist dadurch eine geringere Zwitterför derung und Aufbereitung verursacht worden. Der Betrieb Hai sich günstig gestaltet. Nach Vornahme der üblichen Abschreibungen verblieb ein Reingewinn von rund 25000 M. Die Gewerkenversammlung hat nach den Vorschlägen der Direktion beschlossen, die vertragsmäßig zu leistenden Barrückzahlungen von rund 7400 M. an den Bergbegnadigungsfonds zu erfüllen, 10k)00 M. dem Grundstock (Reservefonds) und 5000 M. einem Erneuer- ungsfonds für Wasserbaulen und Maschinen zuzusühren. Der Restbetrag ist nach Erfüllung anderer kleiner Aus gaben zur Gewährung einer lOprozentigen Teuerungszu lage an die Belegschaft einschl. der Beamten zur Ver fügung gestellt worden. Diese Zulage wird so lange ge währt. «!s der Krieg und die Teuerung dauern bezw. die Finanzlage der Gewerkschaft dies gestattet. Durch die Bildung des Grundstockes soll für wirtschaftlich schlechte Zeiten eine Hilfsquelle geschaffen werden, zumal mit dem Ende 1915 eingehenden Bergbegnadigungsfonds jede aktive Hilfe durch diesen ausgeschlossen wirb. Diese Finanz- Maßnahme dient auch der Erhaltung des Altenberger Bergbaues, der mit seinem Schmelzhüttenbetrteb der einzige in Deutschland ist. Possendorf. Das prächtige Pfingltwetler hatte auch unserer Umgebung an beiden Feiertagen eine große An zahl Ausilügler zugesührt. Der Andrang der Fahrgäste auf der Dresden— Possendorfer Bahnlinie war so stark, daß am I. und 2. Feiertag ein Sonderzug eingelegt werden mußte. Das Ziel der Wanderlustigen war wie immer die Goldne Höhe, der Lerchenbrrg, die Wilischbaude, die Heidemühls und die Talsperre bei Malter. Alle die genaonlen Punkte boten den Ausflügler» schattige Gärten, Fernsichten uno zum Teil herrliche Waldungen. Dresden, 25. Mai. Heute mittag 12 Uhr fand an läßlich des Geburtstages des Königs Parade und Parole ausgabe auf dem Theaierplatz sta't. Die Parade befehligte der Kommandant von Dresden, Generalleutnant v Schlieben. Kurz nach 12 Uhr erschien der König in Begleitung des Kriegsministers, sowie de« königlichen Eeneraladjutanten und der königlichen Flügelaojulanten. Der Monarch wurde durch ein dreimaliges Hurra begrüßt. Nachdem Se. Majestät die Front der in Parade stehenden Truppen und Abordnungen abgeschritten halte, gab der Komman- dierende General der Kav. o. Broizem die Parole aus, hielt eine kurze Ansprache, welche in einem dreimaligen Hurra auf Se. Majestät den König aueklang. Die Truppen stimmten begeistert ein und das Musikkorps spielte die Nationalhymne. Es folgte sodann ein Vorbei marsch der Truppen in Eruppenkolonne. Nach Beendigung der Parade nahm der König militärische Meldungen ent gegen. — Der König hat aus Anlaß feines 50. Geburts tages 44 Strafgefangene aus Gnaden die Freiheit geschenkt. Dresden. Sicherem Vernehmen noch wird der außerordentliche Landtag für den 22. Juni d. I. ein berufen — Auf dem Dresdner Altmarkt fand Dienstag vor mittag die Einweihung des Kriegskreuzcs im Beisein des Königs, des Prinzenpaares Johann Georg, der Prinzessin Mathilde und der Prinzessinnenlöchter statt. Oberbürger meister vr Beutler empfing die königlichen Herrschaften. Der König schlug den ersten Nagel ein und seinem Bei spiel folgten sämtliche Mitglieder des Königshauses. Der Ertrag des Kriegskreuzes ist bekanntlich zur Linderung der Kriegsnot bestimmt. — Ein schwerer Unfall ereignete sich Dienstag vormittag auf dem Kaditzer Flugplätze. Das in der dortigen Lustschifshalle untergebrachts lenkbare Luftschisf sollte aus der Halle gebracht werden. Ein Windstoß trieb es in die Höhe. 2 Mann der Haltemannschaft wurden etwa 300 Meter hoch an den Haltetauen emporgerissen. Einer von ihnen stürzte noch innerhalb des Flugplatzes, der andere in der Nähe der Gohliser Windmühle ab. Beide fanden ihren Tod. Scharsenftein bei Zschopau. Am I. Feiertag konnten von der Zschopauer Feuerwehr aus dem Schutt der Brandslätle der Baumwollspinnerei noch einige Leichen geborgen werden, die gänzlich verkohlt waren. Am 2. Feiertag sand auf dem Großolbersdorfer Friedhof die gemeinsame Beerdigung von 7 Opfern statt. Abends wurde bekannt, daß auch noch Frau Bock ihren Brand wunden erlegen ist. Lengefeld. Am 2. Feiertag abends stürzte im Stalle des Wirtschastsbesltzers Karl Star das Dach des Viehstalles zusammen. Star wurde von einem Balken der Brustkorb eingedrückt, sodaß der Tod eintrat. Zwickau. Am Pfingstsonnabend wurde im Weißen- borner Stadtpark ein hiesiger Holelkoch van zwei etwa 15 jährigen Burschen überfallen und durch Revolverschüsse verletzt. Es war auf Beraubung abgesehen. Einer der Täter konnte alsbald, der andere tags darauf in der Stadt verhaftet werden. — In den letzten Tagen fanden auf einigen Stein kohlenwerken zwischen den gesetzlichen Arbeiterausschüssen und den Werk-Verwaltungen Unterhandlungen über die verlangten Lohnforderungen der Bergarbeiter statt. Die verlangte tägliche Teuerungszulage von 40 Pfennig für ledige und 60 Pfennig für verheiratete Bergarbeiter wurde abgelehnt mit der Begründurg, daß oie Werke jetzt nicht in der Lage seien, über die bisher gezahlte Teuerungszulage von 20 und 30 Pfennig hinausgehen zu können. Zittau. Die Verwendung von Weizenmehl ist jetzt wieder gestattet worden. Nach einer Bekanntmachung des ; ommunalverbandes Zittau, Stadt und Land, der sich die Kgl. Amtshauptmannschaft und der Stadtrat an- geschlossen haben, hat die Kgl. Kreishauptmannschaft Bautzen mit ministerieller Ermächtigung genehmigt, daß im Bezirke des erweiterten Konmunaloerbandes Zittau von jetzt ab bis mit Ablauf des 18. Juni 1915 zum Backen von Weißgebäck und Zwieback reines Weizen mehl, auch soweit es nicht über 93 vom Hundert ausge mahlen ist, verwendet werden darf. Warnsdorf. Bon der Polizei wurde frstgestellt, daß etwa 59 Einbrüche und Diebstähle in zahlreichen Orten Nordbühmens und in der Zittauer Gegend, die in den letzten Monaten zur Anzeige gebracht wurden, von drei 12 jährigen Dolksschülern aus Obergrund und 2 Knaben aus Warnsdorf verübt worden sind. Außerdem haben sich die Knaben bettelnd umhergetrieben und dabei ver standen, durch erfundene Schilderungen der Not ihrer Eltern Mitleid zu erregen. Aus aller Well. -s- Die Gefechte aus Gallipoli in englischer Be- lenchlung. Ashmead Bartlett berichtet in Londoner Blättern über die Gefechte auf Gallipoli vom 6. bis zum 8. Mai: „Nichts ist bemerkenswerter als die Art, wie die Türken es verstanden, ihre Stellungen zu verbergen. Die türkische Infanterie wurde durch unser furchtbares Geschützfeuer nicht erschüttert. Unsere Geschütze konnten nur geringen Schaden an ihren gut angelegten Schützen gräben anrichten. Da die Türken am 6. Mai das Feuer! kinstellten, glaubten wir, daß sie zurückgegangen wären oder keine Munition mehr hätten. Aber als am 7. Mai Vie Brigaden 87 und 88 gegen Krithia vorgingen, eröffne ten die Türken ein furchtbares Feuer aus oerborgenew Gräben, deren Lage nicht ermittelt werden konnte und deren Dasein nicht vermutet worden war. Eines unserer Regimenter mußte sich unter dem schrecklichen Hagel derGewehr- undMaschi- nengewehrkugeln zurückziehen. Auf dem rechten Flügel überschütteten die Türken die Franzosen mit einem gewaltigen Feuer. Die Linie wankte, brach und kam flüchtend den Abhang herunter. Ein Teil der Flüchtlinge brach direkt durch die Linie der Navaldiotsion. Das türkische Feuer war unerträglich, und es war nicht möglich, ihre Batterien zu ermitteln. Alle Berichte von der Front erwiesen die außerordentlich großq Schwierigkeit, dis feindliche Stellung festzustellen und anzugreifen. Dis Schützengräben und Maschinengewehre, die in dich tem Gestrüpp und in Schluchten verborgen waren, konnten auch durch schwerstes Geschütz nicht beschädigt werden. Jeder Mann mußte einzeln durch unsere In fanterie angegriffen werden. Es war deut - daß dis Moral des Feindes durch unser Geschützfeuer, -eftig es auch war, nicht erschüttert werden konnte. Die Türken fochten mit äußerster Tapferkeit und Ent- s ch l o s s e n h e i t, ihre Artillerie arbeitete meisterhaft. Sie schoß nur, wenn es unbedingt nötig war, um das weitere Vorrücken der Franzosen auf unserem rechten Flügel oder unser eigenes Vorgehen zu hindern. Entweder hatten sie nicht viel Munition oder sie fürchteten, ihre Stellung unseren Schiss?".-schützen zu verraten. Am 8. Mai wollten unsere Truppen, ob wohl sie durch Anstrengungen ermattet waren, die Entscheidung herbeiführen. Der Kampf begann mit einem unerhörten Feuer aus den Schiffsgeschützen, dann griff die Infanterie an. Aber der Feind war be reit. Sobald unsere Soldaten die Deckung verließen, er hob sich ein wahrer Sturm von Gewehr- und Maschinen gewehrfeuer aus Gräben, Gestrüpp und Schluchten. Dis Artillerie versuchte vergebens, dieses Feuer niederzuhalten. Truppen schmolzen unter dem schrecklichen Kugelregen weg. Es wurde ein beträchtliches Vorrücken gegen Krithia er reicht, aber schließlich war man an einem Punkt angelangt, wo es unmöglich mar, vorwärts zu kommen. Die Hoff nung mußte aufgegeben werden, Krithia unmittelbar zu erstürmen. Die Franzosen hatten die gleiche Erfahrung gemacht. Schließlich setzte die Dunkelheit dem Kampf ein Ende. Wir hatten überall ein wenig Boden gewonnen, aber das Ziel des Kampfes nicht erreicht." — Aus diesem Bericht, der sichtlich bestrebt ist, die Sachlage für Eng länder und Franzosen so günstig wie möglich zu schildern, kann man entnehmen, wie furchtbar diese in Wirklichkeit unter der türkischen Tapferkeit zu leiden hatten. -f- Die Aleischnol wächst in London. Das Londoner Handelsamt gibt bekannt, daß am Montag eine Beratung mit Vertretern des Fleischhandels stattgefunden hat, und weist das Publikum auf die Notwendigkeit hin, den Fleischkonsum e i n z n s ch r ä n k e n, um ein weiteres Steigen der Preise zu verhindern. Die Londoner Fleischhändler erklären, daß große Ankäufe der Regierung und die Verringerung der Schiffstransporte den Mangel an Fleischzufuhr verursacht bätten. Aus dem Gerichtssaal. VerurteMev LaudeSverräter. Wie aus Karlsruhe ge meldet wird, verurteilte laut Mitteilung der „Straßburger Post" das Oberkriegsgericht in Saarbrücken den deutschen militärpflichtigen Kaufman» Hippolyt Craimcourt aus Lorbey, der gegen Deutsch land kämpfte und hierbei gefangen wurde, wegen Kriegsverrats »um Tode. Ium Krieg mit Italien. Aus unserer Kartenskizze ist zu ersehen, welche An gebote Oesterreich-Ungarn an Italien gemacht hat, um den Krieg zu verhindern. Gleichzeitig wird ersichtlich gemacht, welche Gegenansprüche Italien erhoben hat.