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Die Zahl d;r Lobten auf Seiten der Insurgenten wirb (bestimmt) auf LS, der Verwundeten auf 30, vom Militair auf 8 Tobte und 88 Verwundete angegeben. Auch wurden zwei Mitglieder von der Rechten der Nat.-Bers. auf das Scheußlichste gemordet: Fürst v. Lich-nowSky und General v. Auerswald. (Nähere» über den Tod dieser beiden Männer vergleiche «an unter dem betreffenden Artikel S. vv u. VL. Die Todten wurden am 18. Sept, feierlich auf dem städtischen Friedhöfe beerdigt. Der Leichenconduct bestand aus 8 Särgen, wobei die der 2 Abgeordneten waren. Militair, Militairmusik und Mitglieder der Nat.-Vers. gaben ihnüi das letzte Geleite. — Nach 3maliger Gewehr- und Geschützsalve der Truppen wurden die Särge, bis auf 1. versenkt, da die Leiche Lich- nowsky's einstweilen beigesetzt ward, um später nach Schlesien abge- führt zu werden. — Es unterliegt keinem Zweifel, daß der hoch- verrätherische Angriff auf die Reichsversammlung vollständig organisirt und auf den Sturz und die Vernichtung der den Anarchisten verhaßten Majorität der Reichsversammlung be rechnet war. Die Volksversamnilung auf der Pfingstweide, zu der die republikanischen Vereine der Nachbarstädte Mainz, Hanau, Offenbach, Rödelheim und Bockenheim gestoßen wa ren, hat ihn zur Reise gebracht. Dort wurde von fanati schen Rednern die Reichsversammlung zu Volksverräthern ge stempelt, und das Volk aufgefordert, Barrikaden aus den Lei bern der Volksfeinde zu bauen, da nun die Zeit der Adressen vor über sei. — — Die Kölner Ztg. berichtet als verbürgte Nach richt, daß einige der namhaftesten Mitglieder der äußersten Lin ken öffentlich vor mehreren Tausenden zum Umsturz der ge setzlichen Ordnung ausgefordert haben. — Unterm 19. Sept, wurden vom Polizeigericht in Frankfurt wegen Theilnahme an der am 18. Sept, daselbst stattgefundenen Emeute steckbrief- lieh verfolgt: Germain Metternich aus Mainz, Christian Es sellen aus Hamm und Arnold Reinach von Frankfurt. (Constituirende Nationalversammlung.) Die kurze Sitzung der Nationalversammlung am 19. galt nur den traurigen Ereignissen des vorigen Tages. Der Präsident von Eagern hielt eine ergreifende Rede über dieselben uud gedachte auch unter einem furchtbaren Stillschweigen der „niederträchtig" hingcopferten Mitglieder der Nationalversammlung. — Auf den Antrag Zachariä's sprach die Nationalversammlung ihre Bil ligung für die vom Ncichsministerium getroffenen Maßregeln und das Vertrauen aus, daß auch die weiteren Maßregeln des Ministeriums im Interesse der Einheit und Freiheit geschehen werden. Ferner wurden den Reichstrußpen für ihr tapfere, brave Haltung und Mäßigung der Dank der Nationalversamm lung votirt. — In der Sitzung am 29. Sept, legte der Reichs justizminister Mohl einen Gesetzentwurf über den Schutz der Nationalversammlung und ihrer Mitglieder vor. Jeder gewaltthätige Angriff auf die Nationalversammlung wird darin für Hochverrath erklärt; den Anstiftern von Zusammenrottun gen in der Nähe des Sitzungslokals mit Gefängniß von 1 Jahre, den übrigen Theilnehmern mit 3monatlichem Gefängniß gedroht. Während der Dauer der Nationalversammlung sind Volksver sammlungen unter freiem Himmel auf einen Umkreis von 8 Meilen vom Sitze derselben untersagt. — Dieser Gesetzentwurf ward an den Gesctzgebungsausschuß verwiesen. In der Sitzung vom 22. Sept, ward tz. 17 des Art. IV. der Grundrechte: „die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei," ohne Debatte angenommen. Die Abstimmung über §. 18 wurde aber nach einiger Diskussion vertagt. Die Freistaaten von Nordamerika haben zuerst einen Gesandten nach Frankfurt gesendet, der die Centralgewalt anerkennt und Deutschland beglückwünscht, wegen der Anstreng ungen, die es macht, aus den zerrissenen Gliedern einen Bun desstaat herzustellen! Unsern Gesandten in Paris dagegen fragt man, was das deutsche Reich sei; unsern Gesandten in Lon don empfängt man „als Baron Andrian, welcher beauftragt sei, der Königin Viktoria ein Schreiben des Erzherzog Jo hann von Oesterreich zu überreichen"; unsern Gesandten' in Petersburg will der Czaar ebenfalls „nur als preußischen Offizier empfangen^ welcher einen Brief des Erzherzog- Jot Hann überbringe." — Kann man noch zweifelhaft sein, wo un« sere Bundesgenossen zu suchen? Keine der europäischen Mächte wünscht die Größe Deutschlands, und deutsche Höfe helfen ge treulich mit dazu, die Nationalwürde des deutschen Volks, däS seinen Gesammtausdruck in der Centralgewalt hgt, vor dem Ausland zum Spott und Gelächter zu mgchen, indem -sie ihre eignen Gesandtschaften fortbestehen lassen. Durch Verordnung vom 9. Sept, ist der constituirende Landtag für die Fürstenthümer Reuß j. L. auf den 2. Oct. nach Gera berufen worden. In Greiz wird nächstens eben falls ein constituirender Landtag eröffnet werden. Am 13. Sept, hat sich in München eine deutsch-katho lische Gemeinde gebildet. Am 19. Sept. Abends kamen, unter starker militairischer Bedeckung, die Gefangenen des frankfurter Aufstandes in Mainz an und wurden auf die Citadelle gebracht. 399 M. preußischer Schützen sind gestern mit dem Dampfboote eingetrof- fen; auch eine Schwadron preußischer Uhlanen wird erwartet. In Heidelberg wurde in der Nacht des 19. Sept, die" Ruhe auf kurze Zeit gestört. Mehre junge Leute forderten, die Straßen durchziehend, auf, in Masse nach Frankfurt zu ziehen und die mit dem Beschlusse der Nationalversammlung Unzu friedenen zu unterstützen. Auch gelang es ihnen, Sturm zu läuten. Die Aufforderung hatte jedoch nicht den gewünschten Erfolg und der Lärm war bald unterdrückt. — Gleich« vergeb liche Versuche wurden in Darmstadt und Mannheim gemacht. Aus Mannheim meldet man: „Hecker und seine ihn be gleitenden Freunde sind am 16. Sept, in Havre wohlbehalten angekommen. Am 29. sagt er Europa Lebewohl." Die Berichte über die Volksversammlung in Heil bronn am 12. Sept, liegen vor. Man ersieht daraus, daß bei derselben die Fürsten, namentlich der König von Preußen,^ ja selbst der Reichsverweser mit Schmähungen überhäuft, daß ferner offen zum Umsturz der Verfassung und zur Auspflan zung der republikanischen Fahne v'on Buben und von Män nern, mit und ohne Talent, aufgefordert wurde! Die Auswanderung nach Amerika nimmt aus Württem berg mit jedem Tage zu. Der Stadtrath zu Stuttgart unterstützt jeden brodlosen Arbeiter, der sich ihr anschließt, mit 69 Gul den und sorgt für die Verdoppelung dieser Summe durch eine in der Stadt veranstaltete Sammlung. Die Demokraten ge hen in den nächsten Tagen nach Chile ab. — In Neustrelitz ist am 16. Sept., nachdem seit acht Ta gen völlige Ruhe herrschte, ein Regiment preußischer Küras siere, angeblich zum persönlichen Schutze des Großherzogs, eitigerückt. Preuße« ist fest entschlossen, den mit Dänemark abge schlossenen Waffenstillstand unter allen Umständen als Sepa ratfrieden festzuhalten. Das aus Schleswig zurückkehrende 1. Bataillon des Kai ser Alexander-Grenadierregiments ist in Potsdam auf das Festlichste empfangen worden. General Wrangel wurde mit dem lautesten Enthusiasmus begrüßt. — Wrangel ist zum Ober befehlshaber aller in den Marken stehenden Truppen er nannt worden. — Am 16. August Abends sah eS in mehrr. ren Theilen Berlins wieder sehr unruhig aus; nicht unbe deutende Schlägereien zwischen Bürgern und Soldaten fielen