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Ueber Ersparnisse im Hochofenbetrieb, welche durch Zustellung und Beschickungssystem bedingt sind. Von R. Howson. Bezüglich der bei der Verhüttung von Eisen erzen zu erzielenden Ersparnifs haben zwei Fragen, nämlich der Einflufs des Rauminhaltes und der der Winderwärmung, die letzten Meetings des Insti tute fast ausschliefslich beschäftigt, namentlich ist die letztere infolge der sich überstürzenden Ver änderungen in der Construction der Apparate in den Vordergrund gedrängt worden; sie hat dabei zu höchst werthvollen Untersuchungen über die Chemie des Hochofens geführt, so dafs die einschlägige Literatur bereits sehr umfangreich geworden ist. Heute bitte ich um die Erlaubnifs, einige wenige Worte über eine praktische Seite der im Hochofen zu ermöglichenden Ersparnifs sagen zu dürfen, welche zur Zeit durch die rein theoretische und wissenschaftliche zurückgedrängt und daher ungebührlich vernachläfsigt ist. Ich meine die Nothwendigkeit, gröfsere Sorgfalt auf die Zustellung und das Beschickungssystem zu verwenden. Wir sind Alle oft Ohrenzeugen davon gewesen, dafs Fragen dieser Art mit Ausdrücken wie „die Form eines Ofens ist von sehr geringem Einflufs, wenn nur alles Andere in Ordnung ist; stelle sie auf den Kopf und sie wird gerade so gut ihren Zweck erfüllen“ abgetlan wurden. Andererseits werden zuweilen Meinungsverschiedenheiten darüber entstehen, ob der Neigungswinkel der Rast gröfser oder geringer zu nehmen sei, und glaube ich, dafs gerade durch eingehendere Betrachtung derartiger Punkte noch etwas zu erreichen ist, ohne dafs dabei der Winderhitzungfrage Einschränkung auferlegt zu werden braucht. Zuerst will ich die Aufmerksamkeit des Meetings auf eine bekannte Thatsache lenken, welche wohl Niemand bestreiten wird, nämlich, dafs der Hochofenbetrieb sieh in der Regel von Jahr zu Jahr hinsichtlich des Koksconsums verschlechtert. Bei den von mir hierüber angestellten Nach forschungen habe ich von den Hochofenbesitzern des Cleveland-Districtes eine Reihe von Notizen erhalten, welche bei einem Vergleich grofse Diffe renzen ergaben. Bei einer Reihe von Hochöfen ist z. B. in 4 Jahren eine Erhöhung des Koks consums um nicht weniger als 3,5 Cwt. (178 kg) eingetreten, bei anderen um 2 Gwt. (102 kg) in 6 Jahren, 1/4 Cwt. (12,3 kg) pro Jahr, 1 Cwt. (51 kg) in 12 Jahren u. s. w., während in einem Fall der Consum in einem Zeitraum von 8 Jahren XI. s praktisch auf der gleichen Stufe stehen geblieben ist. Auch geht die Verschlechterung in der Leistung nicht nothwendigerweise gleichmäfsig von Jahr zu Jahr vor sich, manchmal macht dieselbe vielmehr einen plötzlichen Ruck, dessen Ursachen man allerdings gewöhnlich auffinden kann. Im ganzen ist es nicht möglich, ein Durchschnittsresultat, welches den vielen störenden Einwirkungen je zur Last gelegt werden kann, fest zustellen; ziehen wir jedoch auch die aufserhalb des Hochofens in Betracht kommenden Einflüsse, als Aenderungen in der Qualität des Materials, im Möller, in der Winderhitzung u. s. w. aufser Berechnung, so verbleibt doch noch eine erhebliche Verschlech terung, deren Ursachen somit im Hochofen selbst zu suchen sind. Kurz, es handelt sich nur um die Feststellung der dem mit der Sache Vertrauten altbekannten Thatsache, dafs der erheblichste und gleichzeitig am schwierigsten wieder gut zumachende Verlust in der Productionsökonomie mit der Bildung von Versetzungen im Ofen zu sammenfällt und darin seinen Grund hat. Ist das Eisenerz mal geringhaltig oder der Koks schlecht, so wird die Production ungünstiger fallen, doch läfst sieh hierfür Abhülfe schaffen, während bei Versetzungen und allgemeinen Deforma tionen im Innern, welche fast bei jedem Hoch ofen früher oder später eintreten, derselbe weder durch das beste Erz noch den besten Koks zu retten ist. Es sind dies längst bekannte Thatsachen; wie kommt es nun, dafs die Hochofenleute mit hartnäckiger Ausdauer über die Vortheile der ver schiedenen Winderhitzer gestritten haben und an Fragen, wie diese, welche kaum von gerin gerer Wichtigkeit sind, gar nicht gedacht haben? Auch will ich nicht behaupten, dafs ich selbst Untersuchungen in der Sache angestellt hätte, möchte dieselben jedoch durch den Versuch einer Beantwortung der folgenden Fragen in Flufs bringen: 1. In welcher Weise beeinflussen bezw. ver schlechtern Versetzungen die Wirksamkeit und die Oekonomie eines Hochofens? 2. Welche Mittel stehen uns zur Verhütung derselben zu Gebote? Wenn wir auf den Ursprung der erstauf geworfenen Frage zurückgehen, so finden wir, dafs dieselbe in einiger Beziehung zur Haupt streitfrage des Tages, nämlich der Wirkung des warmen Windes steht. Hieran will ich gleich die Behauptung knüpfen, dafs man bei allen Unter- 3