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Das Herbstmeeting des Iron and Steel Institute in Middlesborough. Das Iron and Steel Institute hielt in den Tagen vom 18. bis 21. September sein diesjähriges Herbst- Meeting in Middlesborough, demselben Orte, an welchem vor 14 Jahren die Gründung der Vereini gung stattgefunden hatte. Die Wahl des Ortes und das vielversprechende Programm liefsen von vorn herein den Schlufs auf eine starke Betheiligung ziehen, und thatsächlich hatten sich zu den Ver sammlungen fast 500 Mitglieder und Gäste ein gefunden, darunter auch eine erhebliche Zahl deutscher Eisenhüttenleute. Dank der unermüd lichen Thätigkeit des Local-Comites waren jedoch alle, theils in Middlesborough selbst, theils in den benachbarten reizenden Seeplätzen Saltburn und Redcar comfortabel untergebracht. Ein besonders für die Mitglieder gedrucktes Handbuch belehrte dieselben über den Umfang der gesainmten Industrie Clevelands und Dur hams, dessen einzelne Abtheilungen von Autori täten des betreffenden Zweiges verfafst worden waren. Die Abtheilung »die Eisen- und Stahl industrie des nördlichen England«, deren Autor Edward Williams ist, enthält eine interessante Parallele zwischen dem, was die genannte In dustrie im Jahre 1869, als dem letzten Versamm lungsjahr des Institute in Middlesborough, war und deren heutigem Standpunkte. Der dortige District zählte, entnehmen wir daraus, in 1869 erst 93 Hochöfen mit einer wöchentlichen Pro duction von durchschnittlich 310 t, während heule dort 117 Hochöfen mit 440 t durchschnittlicher wöchentlicher Production vorhanden sind, wodurch sich die jährliche Production von 1 500 000 t in 1869 auf 2 780 000 t in der mit dem 30. Juni a. e. abgeschlossenen Jahresperiode erhöhte. Die Schmiedeeisenproductionbetrug 600 000 t in 1869, stieg dann auf 707 000 t, hierunter 374,000 t Schienen in 1873. Damals machte sich in diesem Fabricationszweig jedoch die allgemeinere Auf nahme der Stahlschienen gellend, die Schmiede eisenproduction nahm ab, bis sie im Cleveland- District auf nur 333 000 t, hierunter nur 8000 t Schienen, im Jahre 1879 sank. In diesem Jahre nahm sie indessen wiederum einen Aufschwung, die neu aufstrebende Fabrication von Blechen und Trägern überwog den Ausfall in der Schienen- fabrication, so dafs im Jahre 1882 der District 762 000 t Schmiedeeisen producirte, hierunter nur 7000 t Schienen, jedoch nicht weniger als 498 000 t Bleche. Während indessen der Eisen schienenhandel in der geschilderten Weise er lahmte, entwickelte sich die Stahlschienenfabrica- tion reifsend schnell. Es entstand das vorzüglich eingerichtete Stahlwerk von Bolckow, Vaughan & Co. in Eston und andere, so dafs die dortige jähr liche Production an Stahlschienen zur Zeit an 400 000 l beträgt. Dem Maschinen- und Schiffbau des Cleve- land-Districtes ist in dem genannten Handbuch ein besonderes Kapitel aus der Feder von T. Wrightson gewidmet. In Hartle pool und Stockton werden demgemäfs jährlich Schiffsmaschinen mit einer Kraft insgesammt von 72 000 Pferdestärken fertig gestellt, während der Tonnengehalt der auf den Werften des Tees jährlich erbauten Schiffe von 36 000 t in 1869 auf ca. 136 000 t heutzutage gestiegen ist. Ferner werden dort ca. 22 000 t Brückenconstructionen gefertigt, während die Pro duction der dortigen Eisengiefsereien von vielleicht 75 000 l in 1869 sich auf 204 000 t gehoben hat. Ein Blick in die Angaben des interessanten Buches genügt, um die Abhaltung eines Meetings, mit welchem ja die jeweilige Besichtigung der her vorragendsten Werke des Versammlungsortes ver knüpft ist, gerade in Middlesborough vollauf zu rechtfertigen. Die officiellen Verhandlungen begannen Diens tag den 18. September in Oddfellows Hall, wo die Mitglieder mit einem herzlichen Bewillkomm- nungsgrufs von Herrn C. F. H. Bolckow, dem Vorsitzenden des Local-Ausschusses, empfangen wurden. Hierauf geschah durch Herrn T. H. Bell die formelle Ueberreichung eines Werkes über die Fabrication von Eisen und Stahl, das Ergeb- nifs einer langjährigen und mit vielen Forschungen verknüpften Arbeit seines Vaters, Herrn J. Low- thian Bell, welcher an seinem persönlichen Er scheinen leider durch eine ernsthaftere Krankheit behindert war. Der auch bei uns in Deutsch land wohlbekannte Verfasser hatte das Werk ur sprünglich im Auftrage der British Iron Trade Association unternommen, hatte demselben jedoch im Verlaufe der Bearbeitung einen so vorwiegend technischen Charakter verliehen, dafs er es für passender erachtete, dasselbe dem Iron and Steel Institute zu widmen. Infolge einer •Verschlim merung seiner Krankheit war die Ausführung des Wunsches Bells, bei dem gegenwärtigen Meeting jedem Theilnehmer ein Exemplar einzuhändigen, nicht möglich geworden, doch fehlten dem, dem Institute überreichten Exemplar nur wenige Seiten, so dafs die Vollendung des Werkes, welchem wir mit Spannung entgegen sehen, in nächster Zeit in Aus sicht stehen dürfte. Die letzten Nachrichten über das Befinden Bells lauten besser, und schließsen wir uns den allgemein lautgewordenen Wünschen seiner Landsleute hinsichtlich seiner baldigen Wiederherstellung auf das herzlichste an.