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October 1882. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 10. 495 dieselben zweimal oder dreimal bei einer gelb oxydirenden Temperatur einzutauchen, und darauf einmal oder zweimal bei einer niederen Tempe ratur, kirschroth oder dunkel kirschroth. Eine genaue Vorschrift mufs für verschiedene Metall dicken festgestellt werden, und vor der Lösung dieser Aufgabe, wiederhole ich, braucht Niemand bange zu sein. Dies ist der Schlufs meiner kurzen Notiz über die kürzlich zu Terre-Noire gemachten Fortschritte in der Herstellung dichter Stahlgüsse, die das Comit des Iron and Steel Institute mich ersucht hat zu beschreiben. Dieser kurze Bericht, ge schrieben mit den Bedenken eines Verfassers, der von seiner eigenen Arbeit zu sprechen hat, wird schwerlich die falsche Idee geben, dafs die Tage des Dampfhammers gezählt seien, er bewahrheitet aber wiederum die wichtige Thatsache, dafs alle mechanischen Eigenschaften des Stahles durch andere Mittel als Hämmern ebenso gut entwickelt werden können. Ich will indessen nicht meine Notiz beschliefsen, ohne einige Worte über die viel besprochene Frage der Blasenräume des Stahles zu wagen, die gewissermafsen permanent auf der Tagesordnung des Iron and Steel Institute ist. Ich erinnere nur daran, dafs dichte Güsse von weichem Stahl vermittelst der Legirungen von Kiesel, Eisen und Magan, mit einem Mini mum von Kohlenstoff, erhalten werden. Die jenigen Legirungen, welche die wesentlichen Be dingungen eines niedrigen Kohlenstoffgehaltes er füllen, sind solche, in welchen Kiesel und Mangan im Verhältnisse ihrer Atomgewichte gefunden werden. * Es ist sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, dies mit mathematischer Genauigkeit zu erreichen. Es ist mir indessen, nach zahl reichen Beobachtungen und mit Hülfe einer accurat berechneten Beschickung, gelungen, diese Legirungen genau von der gewünschten Zusammen setzung, mit 13,5 0/o Kiesel und 18 % Mangan, herzustellen. Dieselben werden in rothglühendem Zustande dem Metall bade (nach dem Siemens- Martin-Processe) unmittelbar vor dem Gusse zu gesetzt. Das Verfahren ist in der That ganz dasselbe, welches bei der Fabrication weichen Stahles mittelst Ferromangan zur Ausführung kommt. Aber das Eingeben von Ferromangan in ein Bad weichen Metalles ist von einer mehr oder weniger heftigen Reaction, verbunden mit Gasentwicklung, begleitet. Bei der Zufügung der Kiesel-Mangan-Legirung hingegen ist die inter- moleculare Wirkung ruhig. Alles Aufkochen hört sofort auf, die Oberfläche des Bades wird ruhig und keine Gasentwicklung durch die Schlacke findet statt. Es wird allgemein zuge geben, dafs das von einem Metallbade in der Mitte der Feinungs- (refining) Periode entwickelte * Unter Annahme der alten Atomgewichte, Sauer Stoff = 100 und Silica = SiOa. X., Gas Kohlenoxyd ist. Nun ist die Zufügung von drei bis vier Tausendstel Kiesel, in der Form von Kiesel-Mangan und Kiesel-Eisen, genügend, sofort diese Entwicklung von Kohlenoxyd zu hemmen. Eine Probe des Metälles, genommen, ehe der Kiesel zugeführt wird, ist voll von Blasen; nachher ist es vollkommen dicht und homogen.« Ist das eine rein physikalische Wirkung? Ist es eine genügende Erklärung, zu sagen, dafs der Kiesel die Lösung des Wasserstoffes im Metalle zu Wege gebracht hat? Aber jedenfalls ist es Kohlenoxyd, das vor der - Hinzufügung des Kiesels entwickelt wird, und wenig oder kein Wasserstoff, je nachdem Mangan in geringer Menge im Bade anwesend oder gänzlich abwesend ist. Was ist das Gas, welches sich so reichlich entwickelt, wenn der Stahl im Begriffe ist, in der Form fest zu werden? Sir Henry Bessemer beant wortete diese Frage schon vor etwa zwanzig Jahren. Es ist Kohlenoxyd, wenigstens in gro- fsem Mafse. Die im Jahre 1877 von Herrn Härmet zu Denain und kürzlich von Herrn Stead gemachten Versuche haben diese Thatsache be wiesen. Das Metall, dem Kiesel-Mangan zuge fügt ist, entwickelt beim Erstarren nicht Kohlen oxyd, sondern Wasserstoffflammen treten auf, welche während des Giefsens an der Oberfläche brennen. Wenn aber der Kiesel in der Form von Kiesel-Eisen zugefügt wird und der Stahl nur Spuren von Mangan enthält, so entwickelt sich keine Spur von Gas, wie heifs auch das Metall gegossen werden mag. In beiden Fällen indessen wird ein von Bla sen freier, dichter und homogener Stahl erhalten. Ich wünsche Ihre Aufmerksamkeit auf diese Er scheinung zu richten, weil sie der von Professor Friedrich G. Müller von Brandenburg aufge stellten Theorie der Blasenräume des Stahles zu widersprechen scheint. Dr. Müller, welcher durch die etwas strenge Kritik, mit welcher er, was er meine Kohlenoxyd-Theorie nennt, behan delt oder richtiger mifshandelt hat, meinen Ideen eine Verbreitung gegeben hat, für welche ich ihm nur dankbar sein kann, versichert, wie wohl be kannt ist, dafs Undichtigkeit dadurch vermieden werden kann, dafs man die vorherige Entwick lung des Wasserstoffes aus seiner Lösung im Metalle hervorruft. Nun hat in dem von mir angeführten Beispiele weder das Metall, welches beim Erstarren Wasserstoff ausgibt, noch das jenige, welches dieses nicht thut, irgend welche Blasenräume. Diese Thatsache kann leicht von Jedem, der es wünscht, bestätigt werden und ist wahrscheinlich schon häufig in solchen Werken beobachtet worden, in denen die Eigenschaften des Kiesels in der Fabrication von Güssen be nutzt werden. Ist es nicht auch sehr wohl be kannt, dafs der Zusatz von Kiesel zu Stahl die Löslichkeit des Wasserstoffs nicht nur vermindert, sondern fast gänzlich aufhebt, wenn nur Spuren 6