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186 Nr. 5. .STAHL UND EISEN.“ Mai 1882. zurück, und auf seine frühere Darstellung von der Schwierigkeit und der Dauer des Auswechselns hinweisend, glaubt er im gemeinsamen Interesse für den Wegfall einer derartigen Bedingung sprechen zu sollen. Herr Geheimrath Kinel bemerkt, dafs die Ver waltungen erst dann ihre Ansprüche ermäfsigen könnten, wenn unvorherzusehende Brüche der Bandagen, Schienen, Achsen und Federn nicht mehr einträten, da die Bahn für die Sicherheit und Aufrechthaltung des Betriebes verantwortlich sei. Ein diesen Bedingungen entsprechendes Material zu liefern, sei die Aufgabe der Hütten. Herr Brauns stimmt mit Herrn Kinel in der Nothwendigkeit der Beschaffung eines guten Materials seitens der Eisenbahnen überein und glaubt auch die Anwesenden von dem besten Bestreben der Hütten in diesem Sinne, die Ver waltungen zu unterstützen, überzeugt zu haben. Eine Uneinigkeit herrsche nur darin, durch welche Proben das für den Zweck beste Material zu erkennen sei, und hierin sich zu einigen, sei ein längst gefühltes Bedürfnifs beider Parteien. Herr Haarmann pflichtet dem Herrn Vorred ner bei und hält die Forderung eines guten Ma teriales seitens der Bahnen für durchaus berech tigt. Es träten aber auch bei wirklich gutem Material Brüche ein, und sei die Ursache dersel ben nur im mangelhaften Aufziehen der Bandagen u. s. w. zu suchen. Die Probewalzung hält Herr H. bei der jetzigen Massenfabrication, ab gesehen vom Kostenpunkt, für unmöglich. Hierauf schliefst Herr Geh. Oberregierungs- rath Streckert die Discussion und spricht den betheiligten Herren seinen Dank und den Wunsch aus, dafs die stattgehabten Erörterungen zu einer einheitlichen Aufstellung der Vorschriften seitens der Bahnverwaltungen führen mögen. Neue Schnellwalzwerks-Anlage der Eisenhütte Phönix in Laar bei Ruhrort. Von A. Spannagel. (Mit Abbildungen auf Tafel II, III und IV.) Im April vergangenen Jahres wurde dem Schreiber dieser Zeilen infolge der rapide wachsenden Nachfrage nach Stahldraht die Auf gabe gestellt, ein neues Schnellwalzwerk für Stahldrahtfabrication mit einer möglichst hohen Production zu construiren. Als günstigsten Platz für die Anlage wählte man einen Theil des alten Puddelwerkes, welcher seit diversen Jahren aufser Betrieb stand und auch bleiben wird. Die Lage und die bestehenden Geleiseanlagen gestatten die bequeme Zufuhr der Rohproducle von der nicht entfernt liegenden Knüppelstrafse, die Abfuhr des Fertigfabricates ist durch ein hinter dem Magazin raum liegendes Geleise per Waggon zu bewerk stelligen, auch kann der Draht per Fuhre von hier aus nach dem nicht weit vom Werke lie genden Rheinhafen ohne bedeutende Kosten ge bracht werden. Unter dem Puddelwerk zieht sich ein Aschenkanal hin, welcher zur Abfuhr des Abraumes zu benutzen ist. Auch in räum licher Beziehung war nach allen Richtungen hin eine bequeme Ausdehnung möglich, so dafs bei der gewählten Lage allen Ansprüchen Rechnung getragen werden konnte. Bei dem seit ca. 6 Jahren auf hiesiger Hütte in Betrieb befindlichen Schnellwalzwerk, welches vom Schwungrade der Maschine aus durch einen Riemen auf die combinirte Vor- und Fertigwalze in Bewegung gesetzt wird, hatte man die Schatten seiten des Riemenbetriebes genügend kennen ge lernt und entschlofs sich infolge dessen, für die neue Anlage den Seilbetrieb, über dessen Brauch barkeit und Vorzüge die Urtheile allerdings noch sehr auseinandergingen, einzuführen. Die haupt sächlichsten Nachtheile dieses Betriebes, bestehend in einem mehr oder weniger starken Schlagen und Ueberspringen der Seile aus einer Rille in die andere, hoffte man durch den ruhigen Gang einer Zwillingsmaschine vermeiden zu können, wie dieses auch vollkommen gelungen ist. Da man ein nicht weit von der projectirten Anlage befindliches, dis ponibles und genügend grofses Pumpwerk zur Verfügung hatte und die von der alten Anlage herrührenden Walzen- und Maschinenkanäle sich vortrefflich als Wasser-Reservoire für eine Conden- sationsmaschine eignen, welche aus diesen das Injectionswasser ansaugen kann, auch die neben der Anlage liegende Batterie Cornwall-Kessel auf 5 Atmosphären (also eine genügend hohe Dampf spannung) concessionirt ist, entschlofs man sich, das nach unseren heutigen Anschauungen voll kommenste Maschinensystem, eine Compound- Receiver-Maschine mit Condensation, anzulegen. Mit Zugrundelegung dieser Angaben führten wir die Anlage aus, wie sie auf Blatt 11 grundrifs- lieh dargestellt ist. Wir hatten bei unserer bestehenden Anlage in den verschiedenen Betriebsjahren erfahren, dafs der bei Schnellwalzwerken übliche Walzen durchmesser von 210 mm ohne jeden Nachtheil auf 250 mm und wohl noch mehr erhöht wer den kann, ja dafs umgekehrt, wenn auch die Gesammtanlagekosten etwas höher werden, man durch diese stärkeren Walzen manche schwer-