Volltext Seite (XML)
Eine Ausnahme davon macht gleichwohl die Platte von Fr. Krupp in Essen. Diese, welche 0,114% Phosphor enthielt und somit den schwächsten Platten am nächsten stand, die beim ersten Schlage aus niedrigster Fallhöhe brachen, hielt eine völlig gleichgrofse Durchbiegung aus, wie die besten schwedischen Puddeleisenplatten, und wurde nur von der Platte aus Lancashireeisen übertroffen. Trotzdem blieb ihre Zähigkeit unter dem Mittel der schwedischen, ihre Widerstands fähigkeit war dagegen ungefähr die der Flufs- metallplatten von 0,20—O,25°/o Kohlegehalt. Man darf jedoch bei ihr nicht auf die Zahl der Schläge Gewicht legen, da ihre Dicke gröfser als die der anderen war und aufserdem aus Versehen der sechste Schlag aus geringerer Fall höhe erfolgte, also eigentlich nicht berücksichtigt werden darf. Man möchte beinahe versucht sein zu glauben, dafs diese Platte nicht aus Puddeleisen bestehe, wären nicht der geringe Kohlegehalt und die Textur Anhaltspunkte für die gegentheilige An nahme. Aufserdem ist der Unterschied der Zähigkeit längs und quer der Walzrichtung allzu grofs, als dafs sie aus Flufsmetall bestehen könnte, auch wäre in diesem Falle die Durchbiegung zu klein gewesen. Wahrscheinlich ist, dafs durch ein besonderes Herstellungsverfahren, sei es bei der Packetirung oder durch Ausschmieden vor dem Auswalzen, ein so gutes Product ge wonnen wird. Die Einwirkung des Phosphors auf die Wider standsfähigkeit gegen Stofs tritt am deutlichsten bei den englischen Platten hervor. Lowmoor-, Bowling- und Staffordshire-Platten mitbez. 0,094, 0,125 und 0,248% Phosphor wurden durch gebogen: Lowmoor 68 mm bei 3 Schlägen aus 1,5 m Fallhöhe, Bowling brach beim ersten Schlage aus derselben Höhe, nachdem sie 52 mm in vier Schlägen aus nur 1 m Höhe durch gebogen, und die Staffordshire-Platte brach über haupt beim ersten Schlage aus 1 m Höhe. Un geachtet dieses grofsen Unterschiedes der Wider standsfähigkeit gegen Stofs hatten alle drei nahezu dieselbe Zähigkeit in der Längsrichtung bei der Zerreifsprobe gehabt. Die beiden französischen Platten mit noch höherem Phosphorgehalt waren in jeder Beziehung die geringsten, — sie brachen beim ersten Schlage aus 1 m Fallhöhe gleich der Staffordshireplatte, nur mit noch häfslicherem Bruche. Die Durchbiegung dieser drei Platten auszumessen war unmöglich, weshalb, irgend ein Werth des Widerstandsvermögens derselben gegen Stöfse nicht constatirt werden konnte. Hiernach scheint, dafs es nicht immer ge nügt, die Zähigkeit eines Materials zu kennen, um daraus die Widerstandsfähigkeit einer Platte gegen Stofs zu beurtheilen, weil, wenn Phosphor in irgend erheblichem Grade vorhanden, das Verhalten gestört wird. Dafs man auf Grund der angestellten Proben ein Maximum bestimmen kann, über das der Phosphorgehalt nicht steigen darf, erscheint zweifelhaft nach den Proberesul taten bei Krupps-Platte, zumal die Fabricalions art bedeutend einzuwirken vermag. Die einzige sichere Probe bleibt allezeit die Schlagprobe. Die Besultate der Durchbiegungsproben be treffend, so gilt dieselbe Regel auch da wie bei der Zerreifsprobe: dafs das ausgeglühte Flufs metall weicher ist und mehr aushält, das ge härtete aber geringere Durchbiegung erträgt als das nicht ausgeglühte. Dagegen scheint nicht immer eine Uebereinstimmung zwischen der Durchbiegung und der Schlagprobe vorhanden zu sein, weshalb die erstere die letztere zu er setzen nicht immer imstande ist, was recht bequem wäre, da die Durchbiegungsprobe in minderem Grade und mit ganz denselben Appa raten wie die Zerreifsprobe vorzunehmen, immer leichter anzustellen ist als die Schlagprobe. Auch die Kaltbiegungsproben, obschon in gewissem Mafse übereinstimmend mit den Zer- reifs- und den Schlagproben, geben doch Ab weichungen davon. So hat z. B. die Bowlingsplatte, obwohl un gefähr von gleicher Zähigkeit in beiden Rich tungen wie die Lowmoorplatte, aber derselben unterlegen bei der Schlagprobe, beim Kaltbiegen nicht unwesentlich bessere Resultate als diese gegeben, nahezu die gleichen wie die schwe dischen Puddeleisenplatten. Der Grund dafür ist schwer zu erklären. Auch die Kruppsche Platte gab beim Kaltbiegen nicht so schöne Re sultate, als man wegen ihrer übrigen guten Eigenschaften erwarten durfte. In Motala, mechanische Werkstatt, wurden mit sämmtlichen Flufsmetallplatten Kaltbiegepro ben angestellt; 120 mm lange und 90 mm breite Probestücke theils ausgeglüht, theils nicht ge glüht, wurden erst unter einem grofsen Dampf hammer in ein Gesenke durchgebogen, indem man diesen langsam auf einen auf das Probestück ge setzten Handhammer drücken liefs, welcher dem Gesenke entsprechend abgerundet war. Hierauf stellte man das Probestück auf die Kante auf und drückte es vorsichtig zu einem Bügel zusammen, der unter Verminderung der Zwischenlage mit leichten Schlägen zugedrückt und endlich mit starkem Schlage völlig zusammengeschlagen wurde. Von den verschiedenen Härtegraden hiel ten gewöhnlich 0,10 und 0,15 % Kohlegehalt volles Zusammenschlagen ohne Fehler aus; auch 0,20 % blieb meist ganz oder zeigte am Bug eine freie Streckung, welche bei 0,25 % deut licher hervortrat; mitunter mit feinen Rissen; 0,30 % hielt in den meisten Fällen völliges Zu sammenschlagen nicht aus, sondern erhielt bereits feine Risse, während das Probestück erst die Form eines Bügels mit 5,8 mm Zwischenraum hatte. Ein wirklicher Unterschied zwischen aus-