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eintreten zu lassen. Herr Thielen hat behauptet, beim Giefserei-Roheisen hätten wir einen Vor theil von circa zwanzig Mark; das ist nicht richtig. Wir haben die ganzen Ostseehäfen, wo das Verhältnifs geradezu umgekehrt ist; wenn wir z. B. das Giefserei-Eisen nach Hamburg transportiren müssen, dann sind wir keineswegs im Vortheil. Herr Schlink: Zunächst mufs ich bemerken, dafs mir kein Hochofenwerk in England im Clevelandbezirk bekannt ist, das nur auf Nr. I geht, sondern arbeitet man dort allgemein auf Nr. III. Dafs dabei eine gewisse Menge Nr. I fällt, ist natürlich; das Nr. 111 ist ein Gemisch von allen Sorten, Sie haben darin von Nr. I bis zu Nr. IV, gewöhnlich sogar in einem gewissen, bestimmten Verhältnifs. Das in den Handel kommende Nr. I wird aus diesen Roheisensorlen sorgfältig ausge lesen und als solches auf den Markt gebracht, auch regelmäfsig an der Börse in Middlesborough notirt, Nr. II dagegen nicht. Was an Nr. I hierher kommt, ist ein verschwindend kleines Quantum, denn thatsächlich arbeiten die englischen Oefen auf Nr. III. Herrn Thielen möchte ich entgegnen, dafs, wenn man hier zu Lande absichtlich, wie z. B. gegen wärtig Phönix, auf Nr. III arbeitet, die wirthschaftlichen Verhältnisse sich total ändern. Es können billigere Erze genommen werden, der Koksverbrauch sinkt und die Grundlagen der ganzen Calculation werden andere, als wenn man auf Nr. I arbeitet. Das auf Nr. I arbeitende Werk will zwar kein Nr. 111 machen, kann dies aber nicht vermeiden; ist die Windtemperatur etwas niedriger oder tritt eine sonstige Betriebsänderung ein, dann fällt allemal Nr. III, selbst Nr. IV. Dieses Eisen hat aber die Gestehungskosten von Nr. I, und wenn man es zu einem Preise verkaufen kann, der eben die Selbstkosten deckt, so sind wir froh und kommen mit einem blauen Auge davon. Bei Phönix ist die Sachlage aber eine ganz andere, dort wird absichtlich auf Nr. III gearbeitet und sind die Ge stehungskosten dementsprechend billiger; daher ein unmittelbarer Vergleich mit den auf Nr. 1 gehenden Werken unzulässig ist. Herr Thielen: Herr Lueg sagt, die 20 •6 könnten wir nicht vollständig rechnen. Die Differenz beträgt nach Ruhrort 20 und wenn sie nicht in Zoll und Fracht begründet läge, dann würden wir den Preis nicht erzielen, den wir bekommen. Wir fahren unser Eisen nicht nach Hamburg und anderen Seestädten, sondern wir verkaufen es hauptsächlich in Westfalen und der Rheinprovinz, wo wir einen gröfseren Fracht-Vorsprung haben. Es mufs unter allen Umständen genügend bekannt werden, dafs nur unter diesen relativ günstigen Verhältnissen eine Goncurrenz mit England möglich ist. Herr Massenez: Ich glaube nicht, dafs die sämmtlichen Hüttenleute, welche in der nicht immer beneidenswerthen Lage sind, Giefserei-Roheisen zu produciren und verkaufen zu müssen, sich mit den letzten Worten meines verehrten Freundes Thielen einverstanden erklären können, denn so günstig liegen die Verhältnisse factisch nicht, wie Herr Thielen sie dargestellt hat. Ich finde auch, dafs eine sehr wesentliche Differenz besteht zwischen der persönlichen Anschauung des Herrn Vorredners und den Ziffern, die wir vorhin in sehr eingehender Begründung gehört haben, welche die Nothwendigkeit einer Verringerung der Erzfrachten uns aufs klarste darlegten. (Sehr richtig!) Als wichtigstes Moment der heutigen Verhandlung ergiebt sich, dafs wir eminent schlechter gestellt sind in betreff der Fracht-Verhältnisse beim Bezüge unserer Erze, als alle unsere Nachbarn. Wir arbeiten — einzelne Oasen abgerechnet, deren Vorhandensein nur die Regel bestätigt — unter sehr erschwerenden Verhältnissen bezüglich der Massenproduction, wie sie die Roheisenerzeugung bedingt. Als secundäres Product unserer heutigen Verhandlungen, wenn auch nicht direct in den Rahmen einer technischen Verhandlung gehörig, sollte sich ergeben, dafs man an mafsgebender Stelle noch mehr, als es bereits geschieht, darauf aufmerksam wird, wie ungünstig bezüglich der Rohmaterialfrachten, insbesondere die Rheinisch-westfälische Roheisenindustrie situirt ist. Geben Sie dem besten Techniker ein zu theures Material in die Hand, aus dem er ein ganz vorzügliches Product herstellt, — wenn der Kaufmann es nicht mit Nutzen verkaufen kann, so bleibt in letzter Instanz am Techniker die Schuld hängen. (Sehr wahr!) Wir haben also ein ganz directes Interesse an der Erörterung dieser Frage, und ich glaube, auch Hr. Thielen wird sich der Berechtigung der Forderung billigerer Erzfrachten nicht entziehen. (Zustimmung.) Was nun die Fabrication von Giefserei-Roheisen als solche anbetrifft, speciell des in meinem District producirten Eisens, so ist schon durch, frühere Erörterungen klar gestellt worden, dafs wir hier nicht concurriren können mit dem ungemein billigen, allerdings auch schlechteren englischen Eisen. Als die Giefserei-Roheisenproduction von acht Werken unseres Bezirks aufgenommen wurde, da ist von diesen Werken in der bewufsten Absicht vorgegangen worden, dem schottischen Eisen Goncurrenz zu machen; es wurde von vornherein auf den vergeblichen Versuch verzichtet, das Clevelandeisen zu ersetzen. Denn der westfälische Hochofen - Techniker ist verurtheilt, mit einer ganzen Musterkarte von zum gröfseren Theil weithergeholten Erzen zu arbeiten, und durch die mannigfaltige und wechselnde Zusammensetzung dieser Erze wird der Hochofenbetrieb sehr erschwert,