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188 Nr. 5. .STAHL UND EISEN.“ Mai 1882. lagerung unrichtig ist. Wir haben mit Berück sichtigung dieser Thatsache die Lagerung nach Blatt III, Fig. 3 construirt und haben, wie der Er folg zeigt, dem Uebelstande abgeholfen. Das Nachstellen der Einbaustücke ist leicht und bequem durch die Keile mit Schrauben zu bewerkstelligen, in horizontaler Richtung werden die Lager, wie auch bei allen anderen Ständern, durch Spann- bügel bewirkt. Aufserdem ist auch zu bemer ken , dafs die Zapfen sehr leicht zugänglich sind und bequem geschmiert werden können. An Stelle der sogen, todten Walzen wurden bei unseren beiden Strafsen, und zwar bei der älteren Anlage seit ca. 2 Jahren, durchgehende Spin deln von genügender Stärke (siehe Blatt III, Fig. 1) angebracht, wie dieses wohl auch schon anderweitig (?) versucht worden ist. Man erzielt hierdurch einen ruhigen und exacten Gang der Walzen, hat nicht das unnöthige Gewicht der Walzen, Kuppeln und Spindeln zu bewegen und beseitigt 10 Stück, dem Verschleifs ausgesetzte Lager. Die Durchmesser dieser Spindeln (aus Feinkorn) nehmen von 75 mm bis 50 mm ab. In den Muffen, welche auf den Walzenzapfen schärf aufgepafst sind, werden die Spindeln vier kantig genau eingesetzt. Auch alle übrigen, dem Verschleifs ausgesetzten Theile der ganzen Strafse werden durchgehends genau nach Normallehren bearbeitet, um die einzelnen Theile ohne jede Nacharbeit sofort auswechseln zu können. Von der Fertigwalze aus wird durch eine im Dachstuhl gelagerte Transmission vermittelst Rie menbetrieb der Drahthaspel und eine Spitzmaschine in Betrieb gesetzt. Die Umfangsgeschwindigkeit der Trommel des Haspels ist etwas gröfser wie die des Drahtes beim Verlassen des Fertigstiches. Die beiden Wärmöfen liegen, wie aus der Zeichnung Blatt II zu ersehen ist, unter einem Winkel gegen die Achse der Vorwalze. Man gewinnt auf diese Weise einen passenden Ar beitsraum und bleibt der Walze möglichst nahe. Die Zufuhr der Knüppel wird durch ein, zwischen den Oefen mündendes Geleise bewirkt. Die Oefen haben im Lichten 2,02 m Breite, sind 3,4 m lang. Der Rost bat 1,35 m X 1,15 m und derselbe wird von der Kopfseite beschickt. Die obere und untere Beschickungswand wird durch Wasser gekühlt, die Feuerbrücke hat Luftkühlung. Der Einsatz beträgt 130 —150'Knüppel 52 qmm im Gewicht von 32—40 kg im Mittel 35 kg und wird derselbe ca. 20 bis 25 Minuten gewärmt. Die hinter den Oefen befindlichen Kessel ha ben 1,6 m Durchmesser, 15 m Höhe und eine Gesammtheizfläche von 70 qm. Die Kamin höhe über dem Rost beträgt 27,5 m. Die Kessel verdampfen bis zu 16 kg Wasser per qm Heiz fläche und Stunde. Die Production der Strafse hat sich, da man die Arbeit mit einem ungeschulten Personal be ginnen mufste, von Monat zu Monat gesteigert und sind wir wohl noch nicht auf dem Höhe punkt angelangt. Im Monat März machten wir in Summa 1 028 151 kg Stahldraht von 5,5 mm Dir. (Nr. 5 der engl. Lehre). Die Durchschnittspro- duction pro 12 Stunden beträgt 18 680 kg, die Maximalproduction 20 490 kg mit Benutzung eines Ofens. Mit beiden Oefen walzten wir in zwölfstündiger Schicht 25 000 kg als Maximal production. Diese Resultate erreichten wir bei normalem Gange der Maschine (86 Trn. per Minute) und finden, dafs es weniger darauf ankommt, eine übergrofse Geschwindigkeit beim Walzen zu entwickeln, als eine möglichst grofse Thätigkeit zu erzielen. Bei jeder Aenderung der Bewegung tritt unter dem Personal, welches eine gleichmäfsige Verrichtung der Arbeit erwartet, Verwirrung und damit eine Störung ein. Selbst verständlich ist dies nur durch eine genügend starke und mit einem kräftig wirkenden Regula tor versehenen Maschine zu erreichen, welche, ob viel oder wenig Stiche besetzt sind, in der Lage ist, annähernd mit derselben Tourenzahl arbeiten zu können. Oeftere Untersuchungen hatten bei der alten Anlage, wenn durchschnittlich 15 000 kg Knüppel in 12 Stunden ausgewalzt wurden, eine Arbeits leistung von 380—450 N,* ergeben, auf Grund dieser Resultate glaubten wir die Leistung der Maschine der Neuanlage mit 400 N, genügend ztark zu erhalten, und wurden dementsprechend die Gylinderdimensionen bestimmt. In der ersten Betriebszeit wurde die Steuerung des grofsen Cy- linders mit Hülfe des Indicators so regulirt, dafs beide Cylinder genau dieselbe Arbeit entwickelten, bei den stetig wachsenden Ansprüchen und den schwereren Knüppeln war man gezwungen den grofsen Gylinder mit der Maximalfüllung arbeiten zu lassen. Man erhält allerdings nunmehr keine ganz gleichmäfsige Arbeit für beide Cylinder, was aber auf den Gang der Maschinen keinen bemerk baren Einflufs ausübt. Bei einer Neuanlage wäre also der Durchmesser des grofsen Gylinders ent sprechend gröfser zu nehmen. Die Kolbensteuerung hat sich auch bei dieser Anlage, wie bei allen früheren Ausführungen auf hiesigem Werke, durchaus bewährt, auch ist die Wirkung des Regulators auf den Expansionskol ben eine so empfindliche, dafs der Gleichförmig keitsgrad der Maschine allen Ansprüchen genügt. Auf Tafel IV sind 6 verschiedene Diagramme gezeichnet, aus welchen sich die Arbeit, wie die beigefügle Tabelle näher erläutert, berechnen läfst. Es ist zu bemerken, dafs meistens nach Dia gramm 2 gearbeitet wird und die Maximalleistung (Diagramm 1) eintritt, sowie die Strafse ganz be setzt ist, also gleichzeitig 3 Knüppel ausgewalzt werden. Die, zum flotten Betrieb nöthige Arbeit wird also zwischen 401 und 485 N, zu suchen sein. Die Maschine nebst completer Seiltransmis sion wurde von der Maschinenfabrik der Herren * Indicirte Pferdestärken.