Volltext Seite (XML)
Vorsitzender: Ich bitte diejenigen Herren, welche zu diesem Abschnitte zu sprechen wünschen, sich zum Worte zu melden. Herr Petersen: Es ist mir aufgefallen, dass Querproben nicht auch verlangt werden. Die meisten Eisenbahn-Verwaltungen verlangen nicht nur Langproben, sondern auch Querproben. Bei Winkeleisen wird ebendasselbe verlangt, eine Querfestigkeit von 25 Kilo und eine Gontraction von 3 °/o. Herr Offergeld: Wir haben das Material in consequenter Weise in Abtheilungen getheilt, wo nach solche Constructionsstücke, die nur in der Längsrichtung beansprucht werden, besondere Be dingungen erhalten, und da dürfte es wohl nicht passend sein, eine Querprobe vorzuschreiben. Herr Petersen: Sowohl bei Universaleisen als bei Flacheisen verlangt man eine Querprobe. Herr Offergeld: Das verlangt nur die Berliner Stadtbahn; mir wenigstens ist keine andere Bahn bekannt, welche solche Bedingungen stellt. Die Bahnen verlangen ja überhaupt sehr verschiedene Dinge und es herrscht da ein ganz buntes Durcheinander, was man sofort erkennt, wenn man sich die Mühe gibt, die einzelnen Bedingungen nebeneinander zu halten. Die Bergisch-Märkische Bahn z. B. hat in den Jahren 1872 und 1879 in einzelnen Bedingungsheften keine Grenzen vorgeschrieben. Göln-Minden, Berlin-Nordhausen, Wiesbaden und Hannover schreiben keine Festigkeitsgrenze vor. Die Kaiserliche Marine sowie die Hafenbau-Commission schreiben eine Elasticitätsgrenze von 20 Kilo, die Direction der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn schreibt 18 kg vor. Wieder andere ver einigen beides und schreiben Elasticitätsgrenzen und Festigkeit vor, z. B. die Königliche Staatsbalm Saarbrücken schreibt die Zahlen 14 und 35, die Bergisch-Märkische schreibt 20 kg und .36 Festig keit für Proben vor. Andere Bahnen schiesslich, und das ist die grosse Zahl, schreiben nur Festig keit vor, aber immer noch nicht Dehnung und Gontraction. Das tritt erst in allerneuester Zeit auf, z. B. schreibt die Rheinische Bahn 35 kg für Platten und Stäbe, 40 kg für Niete vor, Frank furt 35 kg für Flacheisen, Winkeleisen und Niete und in der neueren Zeit 3G und 40 kg für Niete; Göln-Minden verlangt 36 kg für Alles. Der Fall aber, dass eine Bahn Querproben vorgeschrieben hat für Stäbe, ist nur bei der Berliner Staatsbahn vorgekommen, und es würde doch das kein Grund sein, die Querproben allgemein einzuführen, zumal es der Herstellungsprocess nicht erforder lich macht. Herr Petersen: Ich wünschte doch zu erfahren, ob noch andere Königliche Bahnen Quer festigkeit verlangen. Vorsitzender: Mir ist auch nur die Berliner Stadtbahn bekannt, die dieses novum eingeführt hat. Die Commission wird darüber einverstanden sein, dass dies durchaus nicht nachahmungswerth ist. Es ist ja sogar so weit gegangen worden, dass man Querzerreissversuche mit T Eisen verlangt hat. Ich glaube, die Commission hat Recht gethan, eine Anforderung, welche bisher in keinem einzigen Falle an uns herangetreten ist und welche auch vollständig unhaltbar ist, nach jeder Richtung unberücksichtigt zu lassen. Nach .dieser Richtung Neuerungen einzuführen, kann nicht in unserm Interesse liegen, und deshalb hat auch die Commission auf Querzerreissversuche ver zichtet. Ich glaube, dass gerade die Herren, welche direct mit der Walzarbeit zu thun haben, darin mit der Commission vollständig einverstanden sein werden. Herr von Stubbendorf: Ich glaube, dass die Zahl 36 doch zu hoch gegriffen ist, und dass sich 34 kg für Bleche mehr empfehlen dürften. Herr Offergeld: Ich glaube, dass wir nicht gut weniger als 36 kg annehmen können, denn erstens ist die grösste Anzahl der Bahnen in den letzten 5 Jahren zu einer Festigkeit von 36 kg übergegangen für die ganze Construction. Wir haben als'o insofern diese Bedingungen etwas ge mindert, als wir diejenigen Bleche, die mehr eine quadratische Form haben, auf 35 kg normirt haben. Dagegen können diejenigen Bleche welche denselben Dienst in der Construction versehen, wie Flach- und Winkeleisen, nicht wohl mit einer niedrigeren Festigkeit angenommen werden, weil dies dem Constructeur zu viele Schwierigkeiten bieten würde. Ausserdem spricht auch schliesslich nichts dafür. Es sind diese Proben vielfach wirklich gemacht worden und zwar ohne Schwierig keiten. Ich verweise hier auf eine Anzahl Proben, welche ich hier vor mir liegen habe, welche ich dem Herrn van Ruth verdanke. Es ist in dem Bericht desselben angeführt, dass bei Blechen, welche 36 kg halten sollten, von 2181 Proben der Durchschnittswerth 38 kg lang und 311/2 kg quer betrug. Das sind Zahlen, bei welchen die Durchschnittszahl von 35 kg wohl erreicht werden dürfte, namentlich für Bleche, welche sicher auf 36 kg hergestellt werden können. Ebenso ist es mit der Dehnung. Die hat sich auf 131/2 °/o in der Langfaser und auf 5 % in der Querfaser ergeben. Es dürften also die vorgeschlagenen 10resp. 4 °‘o als Minimum nicht zu hoch gegriffen sein. Ich glaube nicht, dass wir bei den Bahnen damit durchdringen würden, für solche Bleche nur 35 kg vorzuschreiben. Herr von Stubbendorf: Ich wollte nur betonen, dass Winkeleisen und Flacheisen getrennt weiden sollten.