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woselbst der Procefs, nach seinem Erfinder Cooper- Procefs genannt, seit dein 31. October 1883 in An wendung ist. Der Procefs bestellt darin, dal's der Kohle vor ihrer Einführung in die Retorten 21/2% ihres Ge wichts Kalk, der vorher mit Wasser in der Höhe seines eigenen Gewichts gelöscht wird, also im ganzen 5% des Kohlengewichts zugesclilagen wird. Auf den Tunbridge Wells Gas Works, deren Bedeutung — sie bereiten jährlich über 3 Mill, cbm Gas aus 10550 t Kohlen — den besten Beweis liefert, dafs der Cooper- Procefs das Versuchsstadium überwunden hat, wird das Verfahren in folgender Weise in Anwendung ge bracht. Die Kohlen und der Kalk werden in die Fabrik auf Eisenbahngeleisen eingefahren und beide auf be sonderen Sturzhalden gelagert. Vor denselben werden sie in dem oben angegebenen Verhältnifs zusammen gebracht und in eine Mühle geworfen, in welcher die Materialien pulverisirt und innig vermengt werden. Das fertige Gemisch wird dann mittelst Elevatoren in die über den Retorten liegenden Beschickungsbehälter gehoben und von dort mittelst maschineller Vor richtungen in die Retorten eingeführt. Im ganzen befinden sich auf der Fabrik 16 Oefen mit je 6 Re torten, deren Bedienung durch sog. Westsche Apparate, d. h. derart geschieht, dafs jede Handarbeit, die viele Aehnlichkeit mit der bei den gewöhnlichen Puddel öfen erforderlichen Handarbeit hat, in Wegfall kommt. Die Retortengase passiren nach ihrem Austritte noch einen Carburirungsapparat, wodurch die Bildung von Naphthalin verhütet wird, einer Substanz, welche be kanntlich bei Anwendung grofser Hitze entsteht und durch Verstopfen der Bohrleitungen viele Unbequem lichkeiten bereitet. Die Absaugung des Gases geschieht mittelst eines Dampfstrahl-Exhaustors, mechanische Exhaustoren sind in Tunbridge Wells gänzlich unbe kannt. Durch die Gondensationsröhren von 457 mm Durchmesser geht eine 102 mm dicke Rohrleitung, durch welche je nach Bedarf Dampf oder heifse Luft zur Erwärmung der Gase im Winter oder kaltes Wasser zur Erniedrigung der Temperatur im Sommer geführt werden kann. Von diesen Condensatoren geht das Gas zu den Waschräumen, wo es in der allge mein üblichen Weise von seinem Ammoniakgehalt be freit wird. Von den Waschräumen wird es nach den Eisenoxyd enthaltenden Reinigungsapparaten geführt, deren sechs vorhanden sind, wovon aber stets nur zwei im Gebrauch sind. Von hier endlich geht das Gas durch den Stationsmesser nach den zwei Gaso metern von je 8500 cbm Rauminhalt. Aus dieser Beschreibung geht hervor, dafs man dort die Kalkreiniger gänzlich entbehrt, dafs die sonst von ihnen zu verrichtende Arbeit vielmehr in den Retorten selbst geleistet wird. Aufserdem sind die Eisenoxydreiniger seit Einführung des neuen Pro- cesses, d. i. seit zehn Monaten noch nicht geöffnet worden, und nach ihrem jetzigen Zustande zu urtheilen, scheinen sie mindestens noch weitere zehn Monate zu halten. So lange man in Tunbridge Wells noch nach dem alten Verfahren arbeitete, pflegte man die Oxydreiniger alle zehn Tage und die Kalkreiniger ein mal in der Woche zu öffnen, so dafs also jetzt eine doppelte, mit Kosten verknüpfte Störung vermieden wird. Aufserdem wird durch ein erhöhtes Ammoniak- Ausbringen ein weiterer Gewinn erzielt. In Tunbridge Wells wird das dort gewonnene Ammoniakwasser direct auf Sulfat verarbeitet und stellt sich seit Ein führung des Cooper-Processes die Mehrproduction nach Aussage der Verwaltung auf nicht weniger als 30%. Nicht unerwähnt bleibe schliefslich, dafs der zurück bleibende Koks von erheblich besserer Qualität und auch gänzlich schwefelfrei ist. So sonderbar der letztere Umstand auch auf den ersten Blick ercheint, so findet er doch leicht seine Erklärung: er geht näm lich in der Retorte Verbindungen ein, welche in der Asche Zurückbleiben. All diese Vortheile, schliefst „Iron“ seinen Bericht, lassen es wünschenswerth erscheinen, dafs die Gas anstalt zu Tunbridge Wells nicht länger mehr als das einsame Beispiel eines mit Erfolg gekrönten Systems darstehe. Kalt gewalzter Stahl. Wie aus den Berichten amerikanischer Blätter hervorgeht, schreibt »Ironmonger«, hat daselbst die Fabrication von kalt gewalztem Stahl erfolgreich Ein gang gefunden. Die Cambria Iron Co. in Johnstown in Pa. kündigt an, dafs sie alle Arten runder, qua dratischer und flacher Stahlstäbe kalt walzt, und garantirt dabei, dafs ihr Fabricat im Querschnitt um nicht mehr als ein Tausendstel Zoll von der mathe matischen Form abweiche. Gleichzeitig veröffentlichen sie Tabellen, denen zufolge die Elasticitätsgrenze von kaltgewalztem Stahl zwischen 76950 und 79210 Ibs. pro Quadratzoll (54,10 und 55,69 kg pro qmm) und von kaltgewalztem Eisen bei 49660 und 49610 Ibs. (34,92 und 34,88 kg) liegt, während die Zer’reifsfestig- keit bei Stahl zwischen 110890 und 111500 Ibs. (77,97 und 78,39 kg) und bei Eisen zwischen 67 140 und 69 010 Ibs. (47,20 und 48,52 kg) schwankt. Zu folge dieser Tabelle würde man durch das Kaltwalzen erreichen, dafs die Elasticitätsgrenze des Stahls höher als die Zerreifsfestigkeit des Eisens liegt und dafs die Zerreifsfestigkeit des Stahls um 62% höher als die des Eisens ist. Neben der oben genannten Firma sind viele andere Werke mit dem Kaltwalzen der verschiedensten Eisen- und Stahlprofile mit dem besten Erfolg be schäftigt, und treten die Producte vielfach als Ersatz dort ein, wo man früher Kupfer und Messing nahm. Die Wilmot & Hobbs Manufact. Go. in Bridgeport walzt Stahlbänder kalt bis zu 180 mm Breite und 90 m Länge. Es ist dies ein Fabricationszweig, der, wie »Iron monger« bemerkt, die volle Aufmerksamkeit der eng lischen Slahlproducenten verdient. Dafs das Gleiche auch für den Deutschen gilt, halten wir für selbst verständlich, da in unserm Lande diese Fabrication ebenso wenig wie in England betrieben wird. Analysen von Flufs- und Schmiedeisen. Zu dem in voriger Nummer veröffentlichten Artikel »Ueber die im Flufseisen und Schmiedeisen ent haltenen Gase« giebt nachträglich der Verfasser Zyromski die folgenden Analysen für die daselbst besprochenen Eisensorten an: C Si S P Mn Flufseisen 0,050 Spur Spur 0,024 0,288 gep. Feinkorneisen 0,030 0,046 » 0,078 0,200 Ferromangan im französischen Zolltarif. Gemäfs eines Erlasses des französischen Handels ministers unterliegt Ferromangan bei dessen Einfuhr nach Frankreich gleichen Zollsätzen wie gewöhnliches Roheisen. Ringelöfen. Wie uns vom Erfinder, Herrn Hüttendirector Gustav Ringel, berichtigend mitgelheilt wird, heifsen die in Nr. 9 d. J. auf Seite 517 erwähnten, auf Borsigwerk stehenden Koksöfen nicht Riegel-, sondern Ringelöfen.