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absolut nichts zu erfahren. Ich habe mir die gröfste Mühe noch letzten Dienstag gegeben, aber nur gehört, dafs das von Fall zu Fall entschieden werden mufs. Es ist in einem Zeitungsartikel kürzlich verbreitet worden, dafs 36000 Arbeiter eine leistungsfähige Genossenschaft bilden können; eine solche Zahl ist aber officiell nirgends ge nannt worden. Ob die Leistungsfähigkeit auch der gröfsten Industriebranchen vollkommen an erkannt werden würde, ist wenigstens nicht mit absoluter Gewifsheit vorauszusehen, denn neue Epoche machende Erfindungen, das Hervortreten neuer Productionsgebiete und andere Verhältnisse, können der Existenz der hiesigen Werke, wenn nicht vollständig, ein Ende bereiten, sie aber doch wesentlich in ihrer Leistungsfähigkeit untergraben. Der Fall ist anzunehmen, und mir wurde von dem Präsidenten des Reichsversicherungsamtes gesagt, dafs nicht Generationen ins Auge gefafst werden müfsten, wie ich es that, sondern Jahr hunderte. Aber, m. H.! selbst wenn man keinem Zweifel bezüglich der Leistungsfähigkeit gewisser Betriebsarten der Eisenindustrie hier Raum geben will, so kommt die andere Frage, die ich schon gestreift habe, dafs, wenn sich diese leistungs fähigen Betriebsarten zusammenschliefsen wollen, gewisse Reste übrig bleiben, welche dann ganz entschieden nicht in der Lage wären, selbst Ge nossenschaften zu bilden, und es ist mit Sicher heit vorauszusehen, dafs diese anderen Betriebe einfach durch Decret des Bundesraths der leistungsfähigen Genossenschaft zugewiesen wer den würden. Um aber der Freiwilligkeit Rech nung zu tragen, die nach vielen anderen'Rich tungen von uns noch erstrebt werden mufs, würde ich es für gut halten, wenn wir von vorn herein sagten: wir fassen alle Zweige der Eisen producirenden und weiter verarbeitenden In- dustrieen in Rheinland und Westfalen zu einer Berufsgenossenschaft zusammen. M. H.! Wenn wir nun eine Trennung auch vornehmen wollten, so kann ja mafsgebend doch nur sein die Zahl der Betriebe und Arbeiter, um nach unserm Gefühl die Leistungsfähigkeit zu beurtheilen. Da giebt uns aber die vorhandene Statistik nur ein äufserst dürftiges Material. Be züglich der sogenannten Grofsindustrie haben wir ein vollkommen ausreichend sicheres Material in der Montanstatistik, aber bezüglich all der anderen Betriebe, der Kleineisenindustrie und derjenigen mehr oder weniger zahlreichen Betriebe — ich ' weifs es nicht, wie viele es sein werden — die | in die Kategorie des Handwerks übergehen, fehlt j uns die Statistik. Bekanntlich, m. H.l wird jede j Werkstatt als Fabrik und dem Gesetze unter- | stehend angesehen, die, auch ohne maschinelle Einrichtungen und ohne Motoren, 10 und mehr Arbeiter beschäftigt, dahingegen ist eine Werk statt, die nur mit dem Betriebsunternehmer und einem Lehrling arbeitet, dem Gesetze unterstellt, wenn durch elementare Kräfte bewegte Trieb werke zur Verwendung kommen; nur wenn der Betriebsunternehmer allein arbeitet, ohne irgend welche Hülfskräfte, ist er nicht dem Unfallver sicherungsgesetze unterstellt. Bezüglich dieser I kleinen Betriebe haben wir keinen Anhalt. Die i letzte Berufszählung von 1882 nennt die Betriebe gar nicht, sondern giebt nur die Anzahl der Arbeiter; wir müssen, um die Betriebe kennen zu lernen, auf die Statistik von 1875 zurück gehen, da ist aber blofs unterschieden zwischen Werkbetriebstätten mit unter und über 5 Ar beitern. Also, m. H.l für den Zweck, den wir hier im Auge haben, ist eine Statistik nicht, vor handen. Der Geschäftsführer des Vereins deut scher Eisen- und Stahlindustrieller, Herr Dr. Rentzsch, hat in einer höchst anerkennenswerthen und fleifsigen Arbeit versucht, eine Statistik auf zustellen , die aber nur den Charakter einer Wahrscheinlichkeitsrechnung trägt. Darnach wür den in der Grofsindustrie 514 Betriebe mit 72110 Arbeitern, in dem Maschinenbauwesen 1412 Betriebe mit 13123 Arbeitern, in der Klein- eisenindustrie und dem Handwerksbetriebe 1600 Be triebe mit 20500 Arbeitern und in dem Waggon- und Eisen-Schiffsbau 10 Betriebe mit 7500 Arbeitern existiren, die unter das Gesetz gestellt werden müssen; es sind im ganzen in Rheinland und Westfalen, in dem Bezirke der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl industrieller, 3536 Betriebe mit 113233 Arbeitern. Es würde das eine im höchsten Mafse leistungs fähige Genossenschaft sein. M. H.! Nun ist aber eine solche Einmüthig- keit des ganzen Bezirkes nicht zu erwarten, da bereits Beschlüsse vorliegen, nach denen einige Betriebsarten sich in Berufsgenossenschaften, die über das ganze Reich zu bilden sind, zusammen finden wollen. Es sind das die Nähmaschinen fabricanten, die eine ganze Reihe von Betriebs arten ins Auge fassen wollen, die andernfalls unserer Berufsgenossenschaft zufallen würden. Die Nähmaschinenfabricanten wollen in sich auf nehmen die Nähnadelfabriken, die Gewehrfabriken, die Büchsenmacher, die Uhrfabriken, die Fabriken mathematischer, physikalischer und chirurgischer Instrumente und Apparate, die Metallformfabriken, soweit in den Rahmen des Projectes passend, sogar die Faondreherei. Das ist eine ganze Reihe von Betriebsarbeiten, die dann aus unserer Gruppe ausscheiden würden. Es liegt ferner, wie schon erwähnt, ein Antrag Seitens der Nähmaschinennadel-Fabricanten vor, die, soweit mir bekannt ist, weitere Betriebe in sich nicht aufnehmen wollen, so dafs man mit ziemlicher Gewifsheit an der Leistungsfähigkeit einer solchen Genossenschaft zweifeln kann. Es sind dann die Waggonfabriken und der Verein der deutschen Eisengiefsereien. Alle diese Anträge bewegen sich streng auf dem Boden des Gesetzes, denn