Volltext Seite (XML)
Abonnementspreis für Nichtvereins- mitglieder: 12 Mark jährlich excl. Porto. Insertionspreis: 25 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller und des Vereins deutscher Eisenhüttenleute. x Herausgegeben von den Vereins vorständen. “m Redigirt von den Geschäftsführern beider Vereine: Gieneralsecretir H. A. Bueck ßr den wirthschaftlichen Theil und Ingenieur F. Osann ßr den technischen Theil. Commiasiona-Verlag von A. Bagel in Düsseldorf. N 11. November 1884 4. Jahrgang. Bruchstücke aus dem Gebiete der Eisenhüttenkunde.* Von Professor A. Ledebur in Freiberg i. S. Eine Eisenschlacke aus alter Zeit. 85s*n dem Maihefte der Zeitschrift »Vom 950 Fels zum Meer« befindet sich eine "88» Abhandlung von G. Mehlis: »Eisen- ~Aberg, eine römische Industriestadt der Vergangenheit auf deutschem Boden.« Die Abhandlung, dem Orte ihrer Ver öffentlichung gemäfs für einen vielköpfigen Leser kreis bestimmt, ist doch, da sie vorwiegend sich mit der Eisenindustrie einer früheren Zeit be schäftigt, ganz besonders geeignet, den Antheil des Eisenhüttenmannes zu erwecken; um so mehr, als der durch historische Veröffentlichungen über die Vergangenheit der Rheinlande bereits be kannte Verfasser offenbar ehrlich bemüht ge wesen ist, auch die Eigenthümlichkeiten des eisen hüttenmännischen Processes, dessen gefundene Reste er beschreibt, zu studiren und dadurch Irrungen zu vermeiden, welche bei dem fachkun digen Leser solcher Abhandlungen leicht Anstofs erwecken könnten. Die Umgegend des Städtchens Eisenberg in der Pfalz bildet eine Fundgrube für römische Allerthümer aus dem 1. bis 5. Jahrhundert n. Ghr. Dort, auf der sogenannten Hochstatt wurde, wie die vorgefundenen Funde deutlich erkennen lassen, neben Töpferei eine ausgedehnte Eisen darstellung betrieben. Aus deutschen Erzen und mit deutschen Arbeitskräften fertigten hier die Römer die Waffen, mit denen sie den Kampf gegen die östlichen Nachbarn vollführten. * Vergl. Maiheft d. J. XI. Zwei gut erhaltene Schmelzöfen — Stück öfen — wurden daselbst vor kurzem ausgegraben ; neben denselben ein niedriger Ofen, offenbar ein sogenanntes Feuer, welches der Beschreibung zufolge vermuthlich als Schweifs- oder Schmiede feuer für die in den Stücköfen erzeugten Luppen gedient hat. Sämmtliche Ofenmäntel sind aus Thon gefertigt. Die Höhe der Stücköfen ist etwa 1,5 m, ihr innerer Durchmesser 0,2 bis 0,4 m, ihre Gestalt kegelförmig. Durch eine in den Ofenmantel eingelassene Thonröhre wurde der Wind in das Innere des Ofens geführt; zur Winderzeugung dienten vermuthlich Thierbälge. Die Einrichtung der Oefen, wie die Durch führung des Processes war also hier im wesent lichen ganz die nämliche, wie sie seit Jahr tausenden bei zahlreichen anderen Völkern sich selbständig ausbildete, ohne dafs jene Völker gegenseitig eine Kenntnifs voneinander besafsen. Ganz ähnliche Oefen, als in Eisenberg aus gegraben wurden, sind noch heute bei ver schiedenen Volksstämmen Afrikas sowohl wie bei den Eingebornen Indiens im Betriebe.* Rings um die aufgegrabenen Oefen herum lagen Massen von Schlacken und Rotheisenstein, untermischt mit Resten von Gefäfsen und Ziegeln, deren Aeufseres unverkennbar auf römischen Ursprung deutete. * Schweinfurth: Im Herzen von Afrika I 224; daraus in R. Andree: Die Metalle bei den Naturvölkern, S. 11; ferner C. v. Schwarz: Ein Eisenwerk Central- indiens, Ztschr. des berg- und hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnthen, 1879, S. 1. 1