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MeMH-Mmg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 76. Jahrgang. Dienstag, den 13. September 1910. Nr. 107. DK ,«eihiitz.Zett«n^ rrschelnr wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wkd anden vorhergehen- Mtt achtseiligem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelxnr. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Inserate werden mit I» M., solche aus unsere» Amtshauptmannschaft mit 12Pfg.die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 8b bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierteJnserate mit entsprechendem Auf- denWendenausgeaeben. Preis vierteljährlich 1M. 85 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 L0 Pfg. — All^ P^tan^ IM M ULMLUL Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. "NS-LV Amtsblatt für die Königliche Umishauptnmnnfchast. das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Flügel der republikanischen Staatskonvention Kaliforniens Oktober nach beendeter Kur der Zarin nicht ausgeschlossen ist und die Zusammenkunft in Homburg verfolgen dürfte. Bestimmte Entschließungen hängen vom Gesundheitszustände „Teddy" zweierlei Ding! Schulversiiumnisse. Es ist wiederholt vorgekommen, daß Gewerbetreibende ihre Lehrlinge wegen ge bereits offen als der nationale Führer aller fortschrittlich- republikanischen Elemente der Union anerkannt worden. Zweifellos wird Roosevelt durch diese Wahlen nur noch mehr in den politischen Vordergrund treten, und es kann bereits sei t als sicher gelten, daß er bei seiner etwaigen erneuten Kandidatur für die Präsidentschaft der Republik abermals gewählt werden wird. Eine andere Frage ist es freilich, ob „Teddy" dann den Hoffnungen und Er wartungen, welche seine Parteigänger auf ihn setzen, auch entsprechen würde, Versprechen und Halten sind auch bei der Zarin ab. — Die katholischen Geistlichen fangen an zu finden, daß der Heilige Vater ein wenig viel dekretiert und etwas sehr willkürlich mit ihnen umspringt. So hat z. B. unter dem Klerus der Kölner Erzdiözese namentlich der päpst- liche Erlaß, betreffend die Absetzbarkeit der Pfarrer durch die Bischöfe, lebhafte Beunruhigung heroorgerufen. Man glaubt auch, daß die Regierung sich werde mit der Frage beschäftigen müssen, ob die von ihr gewährte Pension-- zulage für katholische Geistliche auch denjenigen zugute kommen soll, die im Verwaltungswege ihres Amte» ent hoben werden. Es wird angeregt, daß das Parlament sich in diesem Sinne mit dem Erlaß befassen möge. — Zur Furcht vor den französischen Aeroplanen, der „vierten Waffe" Frankreichs, nimmt jetzt auch die „Voss. Ztg." das Wort. Ihr wird von zuständiger, mili tärischer Seite geschrieben: „Unsere Heeresverwaltung steht zurzeit durchaus auf dem richtigen Standpunkt: Aufmerk, sames Verfolgen der lenkbaren Luftfahrten, praktische Ver suche in engen Grenzen, aufmunternde pekuniäre Unter stützung, ohne unnötige Geldverschleuderung. Zurzeit ist noch jeder Apparat für drahtlose Telegraphie im Kriege mehr wert, als die ganze Aviatik." ! < Waldenburg, 10. September. Amtlich wird gemeldet: Am 7. d. M. trat aus der Strecke Dittersbach—Glatz un mittelbar hinter dem Südende des Bahnhofs Ludwigsdorf eine Senkung des Bahndammes ein, die das Einstellen des durchgehenden Verkehrs nölig machte. Die Senkung, die sich auf etwa SO m Länge erstreckt, vertiefte sich am 9. d. M. bis auf 4,70 m und hält weiter an. Der Per sonenverkehr wird durch Pendelzüge aufrecht erhalten. Das Umsteigen wird durch Anlage provisorischer Bahn steige erleichtert. Die Dauer der Sperrung ist noch unbe stimmt, wird jedoch mindestens 6 bis 8 Tage betragen. Emden, 9. September. Der eine der beiden Eng länder, die unter dem Verdachte der Spionage in Borkum verhaftet worden sind, ist heute früh durch zwei Leipziger Gerichtsdiener nach Leipzig gebracht worden, um dem Reichsgerichte vorgeführt zu werden. Der andere wird morgen früh ebenfalls dorthin geschafft werden. Oesterreich. Unter der deutschen Mittelschuljugend Nordböhmens nimmt die Los-von-Rom-Bewegung einen größeren Umfang an. Zahlreiche Uebertritle erfolgten auch am Tetschener Oberrealgymnasien. Eine große Anzahl Schüler der Oberklassen ist aus der katholischen Kirche zur evangelischen übergetreten. Infolge Einwirkung klerikaler Professoren wurden zwei Uebertrittserklärungen zurück gezogen. f > Frankreich. Der frühere Marineminister Lanessan spricht sich in einer Depesche aus Brest sehr entschieden gegen die von mehreren Offizieren und Parlamentariern, insbesondere von Senator Monis und den Deputierten Painlave befürworteten Vorschläge aus, die großen Schlachtschiffe und Kreuzer dem Mittelmeergeschwader zu zuteilen. Deutschland, so führt Lanessan aus, wolle nicht bloß den Engländern, sondern gleichzeitig auch den Fran zosen die Herrschaft in der Nordsee streitig machen. Eng land selbst fühle sich in seiner bisherigen Ueberlegenheit bedroht und fange an, eine Landung deutscher Truppen auf seinem bisher noch unverletzt gebliebenen Boden zu befürchten. Menn sich England aus eigenem Antriebe Frankreich genähert habe, so sei dies nicht aus einfachem Freundschaftsgefühl geschehen, sondern in der Hoffnung, in den Franzosen einen Bundesgenossen zu Wasser und zu Lande gegen die Bedrohung von seiten Deutschlands zu finden. Von diesem Gesichtspunkte aus müsse Frankreich seine Marine stärken und seine Flotte verteilen. Frank- reich habe nichts mehr von der englischen Flotte im Mittel- meer zu befürchten, wo England große Streitkräfte zum Schutze Aegyptens, Maltas, Lyperns und Gibraltars, so- wie gegen die Flotte der mit Deutschland verbündeten Herr Brandversicherungsinspeklor Pohlers hier ist vom 14. September bis mit 8. Oktober ds. Js. beurlaubt; er wird unter Mithilfe des Herrn Jnspektionsasfistenten Ulbrich hier durch Herrn Brandversicherungsinspeklor Schröter in Freiberg vertreten. 1809 a O. König!. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 6. September 1910. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. An Stelle des verstorbenen Herrn Kaufmann Standfuß ist in der letzten Sitzung der Stadt verordneten Herr Lohgerbereibesitzer Carl Ulbrich als Stadtrat auf Zeit gewählt worden. — Beim Gutsbesitzer Flemming sind in der Nacht zum l l. September mittelst Einschleichens verschiedene Gold- und Schmucksachen, unter anderen eine goldene Damenuhr, sowie ein Fahrrad gestohlen worden. Glashütte. Die Spitzbuben, die auf der Brüsseler Weltausstellung Uhren der hiesigen Firma Lange L Söhne im Werte von 30000 Mark stahlen, sind nunmehr in Altona gefaßt worden. Dort wurde ein 22jähriger Kellner verhaftet, der drei Tage lang wertvolle Uhren in seinem Besitze gehabt und zum Teil dort verkauft hat. Auch wurde ein in Hamburg lebender Komplize ermittelt und festgenommen. Es ist dies ein 19 jähriger Kellner. Beide gaben die Tat zu, verweigerten aber jede Auskunft darüber, wo die Uhren geblieben sind. Die Erhebungen sind im Gange. Die beiden Kellner waren aushilfsweise auf dem Aussiellungsgelände in Brüssel tätig. ' Dresden. Finanzminister l)r. von Rüger gedenkt mit dem 1. Dezember dieses Jahres in den Ruhestand zu treten. f — Pfarrer Kohlschmidt, der am 2. Oktober in das Pfarramt in Klingenthal eingewiesen werden sollte, hat nach einem nach dort gelangten Schreiben aus inneren und finanziellen Gründen die bereits erfolgte Bestätigung seiner Wahl zurückgeschickt, die Wahl aber abgelehnt. Pirna, 10. September. In Copitz ist ein Arbeiter an Cholera erkrankt. Alle Sicherheitsmaßregeln sind ge troffen worden. Das für morgen Sonntag geplante Sport- und Spielsest des Sächsischen Spielerverbandes war behördlich verboten worden. Leipzig. Das Versahren gegen die Brüder Koppius wegen Mord, Mordversuch und Erpressung ist von der Untersuchungsbehörde abgeschlossen. Die Akten sind an die Kammer abgegeben, die das Hauptversahren eröffnet. Die Verhandlung wird schon in der nächsten Schwur gerichtsperiode, Ende Oktober stattsinden. Leipzig. Der Haushaltplan auf das Jahr 1910 schließt mit 61 Millionen 238661 Mark ab. Die durch direkte städtische Abgaben aufzubringende Summe beträgt 22 966 474,39 Mark. Annaberg, 10. September. In der gestrigen geheimen Sitzung des Stadtrats wurde der Vertrag über die Ein gemeindung von Kleinrückerswalde in den Stadtbezirk be- schlossen. Durch die Einverleibung erhält die Stadt Anna- berg einen Zuwachs von 2000 Seelen. Zittau, 9. September. Aussehen erregte hier eine vor dem Standesamt vollzogene Trauung. Der Bräutigam zählte 25 Lenze, die Braut hatte dagegen bereits das biblische Alter von 70 Jahren hinter sich. Groß war die Zahl der Schaulustigen, die das Paar nach vollzogener Trauung sich ansahen. Bautzen. Gegenwärtig werden Verhandlungen über die Einverleibung des Vorortes Strehla in Bautzen ge pflogen. Tagesgeschichte. -7- In Berliner politischen Kreisen verlautet, daß eine Zusammenkunft des Zaren mit Kaiser Wilhelm im Ans ruhmreichen Tagen. Erinnerungsblätter aus dem deutsch französischen Kriege 1870/71. 13. September. Graf Bismarck, der Kanzler des norddeutschen Bundes, erläßt von Rheims aus ein Zirkularschreiben an die nord deutschen Vertreter bei mehreren neutralen Regierungen, bett, die deutscherseits zu stellenden Friedensbedingungen. Die seitens der französischer Machthaber einige Tage später eingeleiteten Friedensoerhandlungen zerschlugen sich, da Frankreich nur Geld bezahlen, aber kein Land abtreten wollte. In Straßburg wird die Republik proklamiert. Das Detachement des Generals Keller vertreibt 200 Franktireurs bei Bischheim und Colmar. 14. September. König Wilhelm verläßt mit dem großen Hauptquartier die Stadt Rheims, um sich nach Chateau-Thierry und Meaur zu begeben, wo er am Nachmittag des andern Tages eintraf. Theodore Roosevelt. Es kann kaum mehr einem Zweifel unterliegen, daß Theodore Roosevelt, der Er-Präsident der nordamerikani schen Union, mit vollen Segeln auf seine nochmalige Präsidentschaft, also aus seine dritte, zusteuert. Diesem Zwecke war schon seine große Europatour gewidmet, durch welche er sich seinen Landsleuten erneut als den kommen den Mann in Erinnerung bringen wollte, und der schlaue „Teddy" hat diese Absicht ja auch vollkommen erreicht. Die geradezu königlichen Ehren, mit welchen das gewesene Staatsoberhaupt der Union in allen europäischen Haupt städten, die er besuchte, gefeiert worden ist, haben den Namen Roosevelt bei den Pankees ohne Unterschied der politischen Parteirichtung erneut außerordentlich populär gemacht, und in dem beispiellos begeisterten Empfang, welcher „Teddy" bei feinem Wiedererscheinen auf amerika nischem Boden nach Beendigung der Europatour bereitet wurde, spiegelte sich getreu der Eindruck wider, den seine glanzvolle Rundreise durch Europa auf die Amerikaner gemacht hat. Roosevelt ist aber nicht der Mann, das Eisen, welches er schmiedet, wieder kalt werden zu lassen, und so hat er dann bald nach Abschluß seiner Erholungs zeit in Oysterbay die große Redetournee nach den Wcst- staaten der Union unternommen, auf welcher er sich jetzt noch befindet. Und auch diese zeigt den ehemaligen Rau- reitersührer von Kuba wieder im Lichte jener gewaltigen Popularität im Lande des Dollars, die er sich selbst nach dem Rücktritte von seiner letzten Präsidentschaft zu be wahren gewußt hat. Allerorten, wo Roosevelt spricht, wird er wie rin Fürst empfangen, und jauchzt ihm die Bevölkerung frenetischen Beifall zu, gleichviel, über welches Thema der Er-Präsident auch redet. Und wenn dann „Teddy" noch andere Landesteile mit vorwiegend repu blikanisch gesinnter Bevölkerung besuchen sollte, so wird ihm'sicherlich auch dort die begeistertste Aufnahme zu teil werden. Wenn Roosevelt dergestalt von den Wogen der Bolkslümlichkeit getragen wird, so kommt ihm hierbei aller dings auch seine schlaue politische Berechnung zu Hilfe. Er hat längst erkannt, daß sich in immer weiteren Kreisen der republikanischen Partei steigendes Mißfallen vor allem mit der Trustpolitik der eigentlichen alten republikanischen Partei zu erkennen gibt, welche Politik ja auch von Roosevelt selber, als er noch Präsident war, bekämpft wurde, freilich erfolglos. Rasch entschlossen hat sich nun Roosevelt in den Dienst der Sache des fortschrittlichen Republikanismus gestellt und darum u. a. auf seiner west- amerikanischen Redetour jene Antitrustreden gehalten, die in den Washingtoner Regierungskreisen ziemlich stark ver schnupft haben sollen. Die Wahlsiege der republikanischen „Insurgenten", welche bei den jetzt begonnenen Wahlen der einzelnen Bundesstaaten zu den Gouverneurs- und anderen Staatsposten, zum Bundeskongreb in Washington und zu den einzelstaatlichen Körperschaften gemeldet worden, sind denn auch zugleich bedeutsame politische Er folge des Er-Präsidenten, ist er doch vom fortschrittlichen schäftlicher Abhaltung (auswärtiger Arbeit usw.) vom Fortbildungsschnlunterrichte ferngchalten^habem^ete sieht sich deshalb veranlaßt, darauf hinzuwrisen, daß derartige Versäumnisse ungesetzlich sind und die betreffenden Lehrherren in künftigen Fällen empfindliche Strafen zu gewärtigen haben. Dippoldiswalde, am 9. September 1910. Der Ttadtrat.