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Marktbericht. Düsseldorf, Ende October 1890. Im allgemeinen hat die Lage des Eisen- und Stahlmarkts seit unserm letzten Berichte eine Ver- schlechterung nicht erfahren. Der Kohlenmarkt ist unverändert fest ge blieben und zeigt darüber hinaus in den jüngsten Tagen diejenige noch erhöhte Regsamkeit, welche die ersten Vorboten der kälteren Jahreszeit mit sich zu bringen pflegen. Dementsprechend befindet sich die Ziffer der täglichen Wagengestellung in regelmäfsigem Anwachsen und hat sich hier und da, trotz der Ver mehrung des Wagenparks und den vorsorglichen An ordnungen des Wagenamtes, Wagenmangel fühlbar gemacht. Die Verkaufsvereinigung der Kokereien umfafst nunmehr rund 97 % der gesammten Erzeugung im Oberbergamtsbezirk Dortmund und hat damit un zweifelhaft eine weitreichende Macht erlangt. Wir wünschen und hoffen, dafs die ernsten Pflichten, welche diese Macht gebieterisch auferlegt, von den Leitern der Vereinigung in mindestens demselben Mafse empfunden werden, wie dies bei den Kohlen- Vereinigungen — wenigstens bei dem gröfsten Ver bände — der Fall war. — Wenn unter der Herrschaft des Einzelverkaufs ein Theil der Erzeugung kein Unter kommen finden konnte, so war die nächste Folge eine Unterbietung des Mitbewerbes mit ihren oft un begreiflichen Folgen. Der jetzige Verband läfst ein solches lawinenartiges Anwachsen des Angebots, welches schon so oft, und zum Schaden sowohl des Verkäufers wie auch des Käufers, es dahin gebracht hat, schliefslich der Gesammtheit ein Zerrbild der wirklichen Marktlage vorzutäuschen, gar nicht mehr aufkommen. Entweder es wird zur Erhaltung des Gleichgewichts zwischen Erzeugung und Absatz irgend eine Menge in einem aufsergewöhnlichen Absatgebiet untergebracht, oder aber die Erzeugung wird ge meinsam eingeschränkt. Gegen beide Mafsnahmen ist nichts einzuwenden, solange sie sich innerhalb gesunder Grundsätze bewegen. Sie sind aber zwei schneidig und zeigen die Kehrseite, sobald durch über höhten Preisstand die Ausfuhrfähigkeit der koks verbrauchenden Gewerbe geschädigt wird. Hoffent lich bleiben wir dieser äufsersten Grenze fern! Die Eisenerze des Siegerlandes sind heute nahezu wieder auf dem Preisstand des Jahres 1886 angelangt. Es wird nur der augenblickliche Bedarf gedeckt, wie dies auch bei den vielfach angebotenen nassauischen Erzen der Fall ist. Der Roheisen markt ist still; namentlich zeigt das Geschäft in Puddelroheisen und Spiegeleisen wenig Leben. Der Giefsereiroh eisenmarkt hat im Berichts- monate keinerlei Veränderung im Vergleich zum Vor monat gezeigt. Der Versand ist ein regelmäfsiger gewesen, und die Preise, die unverändert geblieben sind, stehen noch immer unter den inzwischen etwas gewichenen Preisen des ausländischen Roheisens. Die von 28 Werken vorliegende Statistik giebt nachfolgende Uebersicht: Vorräthe an den Hochöfen: Ende September 1890 Ende August 1890 Qualitäts-Puddeleisen ein- Tonne» Tonnen schliefslich Spiegeleisen . 39 887 39 751 Ordinäres Puddeleisen . . 8 321 6 786 Bessemereisen 15 080 12 648 Thomaseisen 33 482 31 489 Summa 96 770 90 674 Die Vorräthe der Hochöfen an Giefsereiroheisen betrugen Ende September 1890 = 20 816 t gegen 21 551 t Ende August 1890. Auf dem Stab-(Handels)eisen markt waren die Händler wiederholt durch die Preisherabsetzungen beunruhigt, welche der Verband nicht aus Mangel an Nachfrage, sondern hauptsächlich den aufserhalb des Verbandes stehenden Werken .gegenüber beschlossen hatte. Nachdem sich nunmehr aber eine gröfsere Anzahl der letzteren dem Verbände angeschlossen hat, ist eine Stetigkeit des Marktes mit Sicherheit zu erwarten. Der bereits in unserm vorigen Berichte gedachten leisen Besserung im Walzdrahtgeschäft ist nicht etwa ein Rückschlag gefolgt, sondern die Besserung hat sich noch merklich weiterhin ausgebreitet. Aller dings drückt sich dieselbe bis dahin nur in einer Ver mehrung der Arbeitsmenge aus, während die Preise nach wie vor äufserst unzulänglich verblieben sind. Auf dem Grobblechmarkte ist die Situation unverändert. Im Feinblech geschäft ist durch die Auflösung des Verbandes, trotz vergröfserter Nachfrage, momentan eine wilde Preisschleuderei eingetreten, so dafs die erzielten Preise bedeutend unter den Selbstkosten stehen. Die Eisenbahnmaterial herstellenden Werke haben infolge grofser Ausschreibungen für die nächste Zeit ausreichend zu thun. Die Eisengiefsereien und Maschinen fabriken sind fortgesetzt gut beschäftigt und erzielen noch lohnende Preise für ihre Erzeugnisse. Die Preise stellten sich wie folgt: Kohlen und Koks: Flammkohlen Kokskohlen, gewaschen Koks für Hochofenwerke . » » Bessemerbetrieb. Erze: K 9,50-12,00 » 6,00— 7,00 » 13,00 » 13,00-14,00 Gerösteter Spatheisenstein Somorrostro f. a. B. Rotterdam » 11,50-12,50 » 14,50-15,00 Roheisen: Giefsereieisen Nr. I. . . . » 75,00 » » III. ...» 63,00 — Hämatit. » 75,00 — Bessemer 75,00 — Qualitäts-Puddeleisen Nr. I . » 54,00—55,00 » » Siegerländer » 52,00 — Ordinäres » . . . » 47,00 — Stahleisen, weifses, unter 0,1 % Phosphor, ab Siegen ...» 52,00 — Thomaseisen, deutsches . . » 50,00 — Spiegeleisen, 10—12 % . . » 63,00 — Engi. Giefsereiroheisen Nr. III franco Ruhrort . . . . » 67,00—68,00 Luxemburger ab Luxemburg, letzter Preis Fres. 50,00 —