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trische Industrie und die mehr und mehr in Gebrauch kommende Verwendung des Eisens zum Hochbau eine längere Dauer der gegenwärtigen guten Geschäfts lage verspreche. Dies hat sich bestätigt, und es ist in weiterer Folge durch das Steigen des Eisenver brauchs in allen Gulturländern der Welt auf den der Bergwerks- und Hüttenindustrie angehörigen Werken aller Orten eine so starke Bauthätigkeit ent fesselt, dafs der dadurch bedingte Verbrauch an Kohlen und Metall als ein neuer, wesentlicher Factor bei der Befestigung und weiteren Hebung der Con- junctur mitgesprochen hat. Die Befriedigung der Nachfrage nach unseren Erzeugnissen innerhalb unseres natürlichen Absatzgebietes blieb uns gesichert, weil auf den Märkten unserer stärksten Concurrenz, namentlich in England und Amerika, ähnliche Um stände wie bei uns obwalteten, zum Theil verschärft durch politische und sociale Verhältnisse. Dabei kamen uns die Wirkungen der auf dem Gebiete unseres Eisenbahnwesens durch Einführung des Roh stofftarifs und durch Beschränkung des Wagenmangels in seinen härtesten Erscheinungsformen geschaffenen Verbesserungen um so mehr zu statten, als gleich zeitig eine merkliche Erhöhung der Seefrachten den überseeischen Mitbewerb erschwerte. Eine Ausnahme bezüglich dieser allgemeinen Gunst der Verhältnisse machte im vergangenen Geschäftsjahr der Eisenmarkt in Rufsland. In diesem Lande war und blieb zwar auch eine beständige Steigerung des Eisenbedarfs zu beobachten. Indessen machte sich hier bereits der Wettbewerb einer grofsen Zahl von Eisenhüttenwerken und von Fabriken bemerklich, welche im Verlauf der letzten Jahre in Südrufsland und in Polen neu ent standen und zum Theil noch im weiteren Ausbau be griffen sind. Das Eingreifen derselben übte besonders im zweiten Semester des Geschäftsjahres für mehrere Eisenerzeugnisse einen Druck auf die bisherigen hohen russischen Eisenpreise aus, was eine auffallende Ermäfsigung der Einfuhr von Walzeisen und Blechen aus Deutschland nach Rufsland zur Folge hatte. Wir unsererseits nahmen hieraus Veranlassung, unsere russische Kundschaft in stärkerem Verhältnifs als bisher durch unsere russischen Werke bedienen zu lassen, während die Erzeugnisse unserer schlesischen Hütten mehr und mehr auf das deutsche Inland ge worfen wurden, wo wir ohnehin den Bedarf kaum befriedigen konnten. Unter allen diesen Umständen bewährte sich die seit längerer Zeit unter grofsen Opfern geschaffene Verstärkung der Leistungsfähigkeit unserer Anlagen bestens. Unsere Steinkohlenförde rung stieg auf über zwei Millionen Tonnen, der Ab satz an Steinkohlen war 12% höher als im Vorjahr. Die Erzeugung an Walzeisen wuchs um 5%. Die mechanischen Werkstätten und Rohrwalzwerke ver mehrten ihren Umsatz um 20 bezw. 26 %, und bei einer Erhöhung der Walzeisenpreise um etwa 6 Ji f. d. Tonne stieg der Bruttobetriebsgewinn abzüglich aller Kosten und Spesen auf die Höhe von über 8 Millionen Mark. Auf den Hütten wurden an Stelle veralteter Anlagen moderne, vortheilhafter arbeitende hergerichtet, insbesondere wurden veraltete Dampf kesselanlagen umgebaut oder dieselben durch neue mit hoher Dampfspannung ersetzt, die zum Ausblasen kommenden Hochöfen bei dem Neuaufbau leistungs fähiger gestaltet und mehr und mehr mit Cowper- Apparaten ausgerüstet, die Walzwerke durch Ver stärkung der Maschinenkraft und durch Umbau der Appretur und Lagereinrichtungen verbessert und da durch in ihrer Ertragsfähigkeit gestärkt. An Neu herstellungen ist besonders die Anfügung eines hydrau lischen Prefswerks an unsere mechanischen Werk stätten und in Katharinahütte der Bau eines neuen Feinblechwalzwerks und einer Schraubenfabrik zu erwähnen. Es betrug die Erzeugung der Werke an Steinkohlen 2050671 t, an Eisenerzen 87 214 t, an Roheisen 198809 t, an Gufswaaren 134-69 t, an raffi- nirtem Zink 737 t, an Cement 965 t, an 100 proc. Cementkupfer 1051 t, an gewalzten Rohren 12 553 t, an Walzeisen aller Art 198 346 t. An fertigen Walz- waaren aller Art in Eisen und Stahl wurden im ver gangenen Jahre insgesammt verkauft 157 852 t. Hierzu treten an geringerer und Ausschufswaare noch 607 t, so dafs an Fertigeisen insgesammt 158459 t zum Verkauf gelangten. Die Bruttoeinnahme hierfür, so wie für verkaufte 1468 2O5.t Steinkohlen, 4926 t Roh eisen, 3349 t Gufswaaren, 610 t Zink, 12 339 t Rohre, ferner für Fabricate unserer Constructionswerkstätten, für Nebenproducte verschiedener Art, Verpachtungen und dergl. betrug im ganzen 51056 792 . An dieser Bruttoeinnahme sind die russischen Werke mit 4 454 726 Rubeln betheiligt. An festen Aufträgen nahmen wir in das neue Geschäftsjahr mit hinüber: a) für die schlesischen Hütten: an Walzwaaren aller Art in Eisen und Stahl 72 578 t im Gesammtwerthe von 10 819 300 •(, an Arbeiten der Constructions werkstätten und Verfeinerungsanlagen für 4917900 ; b) für die Katharinahütte: an Walzwaaren aller Art 8031 1 im Gesammtwerthe von 982 100 Rubeln, an Ar beiten der Verfeinerungswerkstätten für 294300 Rubel. Bruttogewinn in 1898/99, einschl. 849 349,38 Rubel bei Russischen Werken 8 122 009,45 ; ab: Ab schreibungen in 1898/99, und zwar: a) ordentliche Ab schreibungen, einschl. 225 161,68 Rubel' bei <Russi schen Werken 2100 502,92 (; b) aufserordentliche Abschreibungen 1400 000 4; Nettogewinn in 1898/99 4 621 506,53 Hiervon sind zu verwenden laut Statut: zur Zahlung der Tantieme an den Vor stand, die Gesellschaftsbeamten und den Aufsichts- rath 369720,52 4; dazu Vortrag aus dem Vorjahre 10479,09 ; 15% Dividende erfordern 4030000 3; bleiben zur Verfügung 212 265,10 (. Wir schlagen vor, auf das Actienkapital von 27 000 000 K eine Di vidende von 15 % zu zahlen, aus dem verbleibenden Saldo 162000 4 dem Vorstande zur Verwendung für Wohlthätigkeitsanstalten und zu Wohlfahrtszwecken im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrath zur Ver fügung zu stellen und den Rest von 50265,1024 auf neue Rechnung vorzutragen.“ Socit John Cockerill. Die Gewinn- und Verlustrechnung für’1898/99 schliefst im Haben mit einem Betrag von 5923 740 Fres., von welchem 3833 740 Fres, zu Abschreibungen für verschiedene Fonds, für Hochofenerneuerung u. s. w. Verwendung finden sollen. Der verbleibende Rein gewinn von 2 090000 Fres, gestattet die Vertheilung einer Dividende von 20 % auf das 10 Mill. Fres, be tragende Actienkapital. Der Kohlenbergbau hat infolge des Ausstandes im April-Mai einen Ausfall von 18000 t gehabt, der der Gesellschaft einen Verlust von 55000 Fres., den Arbeitern einen solchen von 81000 Fres, zu fügte. Die Erzgruben sind in gut fortschreitendem Be trieb gewesen. Die Roheisenerzeugung ist um 30000 t gegen das Vorjahr zurückgeblieben, hat aber wegen der besseren Preise einen höheren Gewinn gehabt; die zwei neuen Oefen sollen im November d. J. bezw. Anfang 1900 fertiggestellt sein. Die 200pferdige Gas kraftmaschine arbeitet seit Jahresfrist ohne Unter brechung; binnen kurzem soll eine 500pferdige, mit Hochofengas betriebene Gebläsemaschine angelassen werden. Das Stahlwerk hat 115 300 t Stahl, darunter 63 420 t Schienen (40800 t zur Ausfuhr) erzeugt. Das Hammerwerk hat 50 % mehr an Fabricaten geliefert, das Bandagenwalzwerk hat um 10 % weniger Verdienst abgeworfen. Die Maschinenwerkstätten sind sehr stark beschäftigt gewesen und haben den höchsten Gewinn seit 1874 erzielt, ebenso die Kesselschmiede. Der Bestand an Aufträgen am 1. October war 18500000 Fres, gegen 16 200000 Fres, in 1898.