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1. December 1899. Beschu/sprobe einiger neueren Kruppschen Panzerplatten. Stahl und Eisen. 1103 vember 1898 auf dem Schiefsplatz bei Meppen stattfand. Die Platte erhielt die gleiche Holz hinterlage und Befestigung auf derselben, wie die 178 mm dicke Platte. Das Ergebnifs der Be- schiefsung dieser 8100 kg schweren Platte geht aus der nachstehenden Uebersicht hervor. Beide Platten haben, wie auch die Abbildungen 3 und 4 erkennen lassen, die Beschufsprobe mit vorzüglichem Erfolg bestanden und entsprechen in ihrem Verhalten den bisher beim Beschiefsen Krupp scher Hartstahlplatten gemachten Erfahrungen und Beobachtungen. Weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite beider Platten waren nach dem Beschiefsen irgendwelche Spuren von Rifsbildungen als Controlplatte aus einer gröfseren Anzahl von Platten durch den Vertreter der bestellenden Marine ausgesucht worden und wurde am 11. April 1899 auf dem Schiefsplatz bei Meppen beschossen (Abb. 5 und 6). Sie hatte eine Länge von 2,98 m, eine Breite von 2,10 m, war 115 mm dick und wog 5730 kg. Sie war mit 10 Bolzen auf 2 X 30 cm dicker Eichen holzhinterlage auf eisernem Hinterbau befestigt. Der erste Schufs wurde mit einem 10,5-cm Panzergeschofs von 16 kg Gewicht und einer Auftreffgeschwindigkeit von 722,3 m verfeuert. Das Geschofs zerbrach, die Spitze verschweifste mit der Platte, so dafs die Eindringungstiefe nicht gemessen werden konnte. Auf der Rückseite Kruppsche gehärtete Nickelstahlplalte von 178 mm Dicke, beschossen am 19. August 1898. Abbildung 2. Rückseite aufzufinden. Aber keine der beiden Platten ist bis zur Ermittlung der Durchschlagsgrenze be schossen worden. Der stärkste Schufs gegen die 114- mm dicke Platte würde eine 20,7 cm dicke Platte aus weichem Stahl* (also von 1,81 facher Dicke) glatt durchschlagen haben, während er auf der Rückseite der Kruppschen Platte nur eine 48 mm hohe Beule ohne jeden Rifs hervorrief! Es wird deshalb von Interesse sein, wenn wir hier die Ergebnisse anschliefsen, die beim Beschufs einer anderen Kruppschen Hartstahlplatte von gleicher Dicke erzielt worden sind, bei deren Erprobung jedoch stärkere Angriffsmittel heran gezogen wurden. Diese Platte war gleichfalls * Weicher Stahl = entsprechend der Formel von Jac. de Marr, die für die Berechnung zu Grunde ge legt ist; siehe .Stahl und Eisen“ 1896 Seite 277. zeigte sich eine rifsfreie Beule von 35 mm Höhe. Die lebendige Kraft des Schusses war hinreichend, um eine Stahlplatte von 23,5 cm Dicke, also die 2,05 fache Plattenstärke, glatt zu durchschlagen. Die weitere Prüfung erfolgte mit der 15-cm- Kanone, also einem der Plattendicke erheblich überlegenen Kaliber. Die Stahlgranate wog 51 kg, die Auftreffgeschwindigkeiten waren 442,5, 462,4 und 487,2 m. Die lebendige Kraft des letzten Schusses war genügend, um eine 21,1 cm, also 1,83 mal so dicke Stahlplatte glatt zu durch schlagen. Es entstand indessen nur eine 80 mm hohe, am Grund etwas aufgebrochene Beule; die Eindringungstiefe war nicht mefsbar. Also auch mit diesem überlegenen Kaliber ist bei den an gewandten lebendigen Kräften weder Durchschlag noch Rifsbildung erzielt worden. J. Castner.