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auf dem 85.° wahrgenommen. Möven und verschiedene Vögel sahen wir jeden Sommer überall bis auf beinahe 86" nördlicher Breite. Walfische (Narvale) und See löwen wurden ebenfalls häufig beobachtet. Das Meiste von diesem Leben war typisch arktisch oder polar. Es giebt eine Menge von neuen Formen, die noch nicht bekannt sind, neue genera und.species. Die Walrosse waren für uns sehr werthvoll, ihr Fleisch schmeckte uns aber nicht besonders gut; das Fleisch der Bären, die wir auch beinahe überall sehr weit nördlich gesehen haben, ist viel besser. Von der „Fram" aus wurden solche auf dem 85.“ geschossen, man mufs sich also den Nordpol nicht als ganz von allem Leben verlassen vorstellen. Es giebt, wahr scheinlich keine Stelle auf der Erde, wo man nicht Leben in irgend einer Art finden wird. Als ein weiteres Resultat unserer Expedition möchte ich es auch bezeichnen, dafs es möglich ist, wie wir an der „Fram“ erfahren, Schiffe zu bauen, die den Gefahren der Polarwelt, der Eispressung mit ihrer elementaren Wucht standzuhalten vermögen. Ich hoffe, dafs es nicht lange mehr dauert, bis man eine ähnliche Expedition ausrüsten wird, welche aus unseren Er fahrungen Vortheile zieht und die, unterstützt von noch besseren Hülfsmitteln, auch noch schönere und bessere wissenschaftliche Erfolge erringen wird! Langandauernder, begeisterter Beifall folgte den Worten des kühnen Forschers. (Fortsetzung folgt.) Referate und kleinere Mittheilungen. lieber die Ausdehnung von Eisen und Stahl bei hohen Temperaturen hat H. Le Chatelier neuerdings Beobachtungs- Reihen veröffentlicht (in Comptes rendus CXXIX, 331) nach Versuchen, die er unter Mitwirkung von Chantepic ausführte; zu ihnen fühlte er sich dadurch veranlafst, dafs bei den einzigen Forschungsergebnissen hierüber, denen er einige Genauigkeit zugesteht, nämlich den von Svedelius, Professor an der Universität Upsala, ermittelten und in Phil. Mag., t. XLVI 1898, August heft, mitgetheilten, die Temperaturstufen so grofs seien, dafs die Zuverlässigkeit der Resultate bezweifelt werden könne. Die Untersuchungen wurden nach der von Coupe au (Bull. d. 1. Soc. d’encourag. 1898) bei seinen Beobachtungen der Ausdehnung keramischer Massen befolgten Methode ausgeführt: ein Spiegel aus geschmolzenem Kiesel neigt sich mehr oder weniger je nach dem Unterschied zwischen der Ausdehnung eines Trägers aus Sevres-Porzellan und des zu er forschenden Körpers, und reflectirt einen Lichtstrahl, dessen Winkelabweichung man mifst. Bei der Ausdehnung von Eisen und Stahl sind drei Perioden zu unterscheiden, von denen die erste den niedrigeren Temperaturen entspricht als bei Be ginn der molecularen Umwandlungen obwalten, die letzte dagegen den oberhalb der Beendigung dieser Umwandlungen liegenden Temperaturen; zwischen diesen beiden Perioden liegt die der Umwandlungen (transformations) selbst. Ausdehnung bei niedrigen Temperaturen. Zu deren Beobachtung benutzte Le Chatelier zunächst ein Gufseisen mit einem Gehalt von 0,057 Kohlenstoff, 0,13 Mangan und 0,05 Silicium; im Mittel aus einer gröfseren Zahl von Versuchsreihen erhielt er folgende Ergebnisse, wobei die Ausdehnungsgröfsen ausgedrückt sind in Hunderttheilen der anfänglichen Länge des Probestäbchens, also in Millimetern bei Stäbchen von 100 mm Länge, während die letzte Linie den wahren Ausdehnungscoelficient für jedes Temperaturintervall von 100° angiebt. Temperaturen 0 100 200 300 400 500 600 700 800“ Ausdehnung — 0,11 0,23 0,36 0,50 0,65 0,81 0,975 1,125 d X 100 11 12 13 14 15 16 16,5 15 Ersichtlich hiermit übereinstimmende Gröfsen er hält man bei Versuchen mit eigentlichem Stahl, d. h. mit an Kohlenstoff reicherem Eisen; die zu den Unter suchungen verwandten 6 Stahlsorten hatten folgen den Bestand: 1 2 3 4 5 6 Kohlenstoff . . 0,205 0,49 0,84 1,21 0,80 0,75 Mangan .... 0,15 0,24 0,24 0,24 0,15 0,15 Silicium . . . 0,08 0,05 0,14 0,14 0,06 0,06 In der folgenden Zusammenstellung der beob achteten Ausdehnungsgröfsen sind die am Eisen ge fundenen der Vergleichung halber nochmals angeführt: Temperatur. 0 100 200 300 400 500 600 700" Eisen . . . — 0,11 0,23 0,36 0,50 0,65 0,81 0,975 Stahl Nr. 1,2, 3, 5, 6 . . — 0,11 0,22 0,35 0,405 0,64 0,81 0,975 Stahl Nr. 4 . — 0,105 0,22 0,35 0,50 0,64 0,80 0,96 Die Unterschiede in den Ausdehnungsgröfsen dieser verschiedenen Eisensorten übersteigen mithin nicht 0,01 mm, was der Genauigkeitsgrenze der Ver suche entspricht. Man darf also annehmen, dafs Eisen- und Stahlsorten nahezu gleiche Ausdehnungscoefficien- : ten besitzen von angenähert 0,000011 bei gewöhn- 1 lieber Temperatur und mit einem regelmäfsigen Wachs thum bis gegen 758", wo der wahre Coefficient 0,000017 I beträgt; seine mittlere Gröfse zwischen 0° und 750“ ist mithin 0,000014. Diese angenäherte Ueberein stimmung der Ausdehnungscoefficienten erklärt sich sehr gut aus den Verhältnissen der Zusammensetzung. Die Stahlsorten bestehen aus einer ganz vorwalten den Masse von reinem Eisen, durch die eine geringe Menge von Krystallen des Eisencarbids FeC vertheilt ist; mindestens vier Fünftel des Eisens verharren im chemisch nicht gebundenen Zustand; demnach er scheint es nur natürlich, dafs auch die Stahlsorten nahezu die gleiche Ausdehnung besitzen wie das । reine Eisen. Ausdehnung bei hohenTemperaturen. Oberhalb der die moleculare Umwandlung bedingen den Temperaturen wechselt die Ausdehnung der ver schiedenen Stahlsorten ungemein, je nach deren Kohlen stoffgehalt: Kohlenstoffgehalt 0,05 0,2 0,8 1,2 dx106 ... 15 17 22 29 Auch dieses Resultat entspricht vollkommen den Begriffen von der Zusammensetzung des Stahls; ober halb des Umwandlungspunktes bilden das Eisencarbid und das Eisen zusammen in Wirklichkeit eine starre Lösung; in diesen Fällen steht, wie Le Chatelier es auch an anderen Legirungen gezeigt hat (Comptes rendus, 12. Juni 99), die Ausdehnung in gar keinem Zwangsverhältnifs zu den Ausdehnungen der Bestand- lheile und kann sogar viel beträchtlicher als diese sein. Umwandlungsperiode. Es ist Le Chatelier noch nicht gelungen, die molecularen Umwandlungen unter streng umkehrbaren (reversibles) Bedingungen zu bewerkstelligen und hierin den Professor Svedeli u s zu übertreffen. Deshalb legt er den nachstehenden Angaben nur provisorischen Werth bei und behält I sich vor, auf diese Frage einmal zurückzukommen.