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Zinn- (10 bis 15) Antimon; (77) Kupfer- (8) Zinn- (15) Blei. Das Gefüge der Zinn-Kupfer-Antimon- Legirungen, die wohl am häufigsten zu Lager metallen verwendet werden, war übrigens in grofsen Zügen schon vor einigen Jahren von Professor H. Behrens, einem der ersten Pioniere auf dem Gebiete der mikroskopischen Untersuchung von Mineralien und Metallen, untersucht und (in „Das mikroskopische Gefüge von Metallen und Legi rungen“, 1894) beschrieben worden; er beobachtete als Ausscheidungen innerhalb einer Grundmasse von Zinn Stäbchen einer zinnreichen Bronze sowie Würfel einer Zinn-Antimonverbindung, und sprach die Vermuthung aus, dafs diese die Lauffläche für die Achse und jene ein festes Gerippe bilden, beide aber das Verschmieren der Achse durch das weiche, zum Kleben geneigte Zinn verhindern. Neuerdings aber (in Heft 6/7 der „Baumaterialien kunde“) veröffentlichte Behrens die Ergebnisse eingehenderer, in den letzten Jahren ausgeführter Forschungen, deren chemischen Theil H. Baucke übernommen hatte,* und die Charpys Angaben ergänzen und theilweise berichtigen. Die Arbeit ist besonders deshalb von Werth, weil sie die Beeinflussung des Gefüges und damit zugleich der Eigenschaften des Lagermetalls durch die Ver hältnisse des Gusses und der Erstarrung, sowie der praktischen Beanspruchung darlegt, zu welchem Zweck Versuchsreihen sowohl mit weifsem Metall (aus 82 % Zinn, 9 % Antimon und 9 % Kupfer) als auch mit Aluminiummessing (aus 50 % Zink, 48 % Kupfer und 2 % Aluminium) in der Werk statt für mechanische Technologie an der poly technischen Schule zu Delft ausgeführt wurden. Da der Raum hier nur gestattet, Einzelnes hervor zuheben, sei im übrigen auf das Original verwiesen. Näher bestimmt wurden zunächst die Eigen schaften der einzelnen Gemengtheile der weifsen Lagermetalle. Die den höchsten Schmelzpunkt besitzenden und sich zuerst aus dem Schmelzflüsse ausscheidenden lichtgelben „Bronzenadeln “ besitzen auch die gröfste Härte, nämlich 2,5, wenn man die des Bleies zu 1 und die des Kupfers zu 3 annimmt; sie offenbaren einen grofsen Krystallisationstrieb, treten gern zu sechsstrahligen Sternen zusammen und gehören einer festen chemischen Verbindung von der Formel GuSn, mit 35 % Kupfer auf 65 % Zinn an. In Kupferlegirungen mit 85 bis 95 % Zinn findet man sie stets, mag auch die Erstarrung schnell oder langsam erfolgt sein, doch sind sie bei verzögerter Erstarrung zahlreicher und gröfser. * Von sonstigen neueren, die Legirungen be treffenden Veröffentlichungen sind trotz ihrer opulenten Ausstattung zwei im diesjährigen „Journal des Franklin- Instituts“ erschienene kaum der Erwähnung werth; in der zweiten berichtigt nämlich Ingenieur Heyn- Charlottenburg die in der ersten von Outerbridge über Metallgefüge ausgesprochene Meinung. bis zu 2 mm lang. Trotzdem sind sie im An- i schliff gar nicht so leicht zu erkennen, da sie sehr leicht ausbröckeln und nur schwärzliche Riefen hinterlassen. Wegen dieser aufserordentlich bröck ligen Beschaffenheit erscheint es wenig wahr scheinlich, dafs sie das feste, stützende Gerüst des Achsenlagers bilden; eben deshalb können sie nicht nach Art von Schabklingen zur Reinhaltung der Achse beitragen, denn das allerdings scharf kantige Pulver, zu dem sie bei der Reibung mit der Achse zerbröckeln, ist weicher als Eisen und vermag also diese nicht anzugreifen, dagegen ist es hart genug, um Zinn abzuschleifen. Die flachen scharfkantigen Vertiefungen, die von den aus gebröckelten Nadeln hinterlassen werden, geben dem Schmieröl Gelegenheit sich zu vertheilen und festzusetzen. — Die würfelförmigen weifsen Krystalle der Zinn-Antimon-Verbindung (von der Formel Sb Sn 2 mit 33,8% Antimon auf 66,2% Zinn) scheiden sich bei einem dem des Bleies nahen Erstarrungspunkte aus dem Schmelzflüsse aus und entspricht ihre Härte der Zahl 2,1. Trotz dem dafs die Zinn-Grundmasse, mit 1,7 Härte, nur wenig weicher ist, treten sie beim Anschleifen doch deutlich aus ihr hervor. Diese Krystalle sind weder bröcklig noch leicht spaltbar und können durch Hämmern auf mehr als das Doppelte ausgeplattet werden bevor sie zerbrechen. Bei schneller Erkaltung und geringem Antimon geh alte der Legirung fallen sie klein (0,01 mm) aus, bei unter 4 % sinkendem Antimongehalte gelangen sie sogar überhaupt nicht zur Ausscheidung; da gegen werden sie aus mehr als 40% - Antimon haltigen Legirungen durch grofse Stäbe, Blätter und säulenförmige Krystalle von anscheinend rhom bischem Typus verdrängt, die einer anderen festen chemischen Verbindung (SbSn, mit 49,63 % Zinn und 50,37 % Antimon) angehören. Die bei lang samer Erstarrung aus 10 bis 15 % Antimon haltigem Lagermetall ausgeschiedenen 0,4 bis 0,6 mm grofsen Würfel umschliefsen oft mehrere Bronzenadeln, die trotzdem leicht zerbröckeln und hierbei ihre Wirthe schädigen durch Hinterlassung von unregelmäfsigen Furchen und Gruben. — Die Grundmasse besteht nicht aus reinem Zinn (nach Charpys Theorie ist sie als ein gleichmäfsiges Gemenge der beiden vorbeschriebenen Verbindungen mit an Masse vorwaltendem Zinn aufzufassen), sondern sie enthält um so mehr Antimon und Kupfer, je früher die Krystallausscheidung durch schnelles Erstarren unterbrochen wurde; infolgedessen kann ihre Härte zwischen 1,6 und 2 betragen, in tadel losen Lagern soll ihr 1,7 bis 1,8 zukommen. Die Herstellung der Lagermasse durch Zusammenschmelzen der verschiedenen Bestand theile bietet wenig Schwierigkeiten, dagegen ver langt das Einschmelzen aus altem Material ganz besondere Kunstgriffe. Die Temperatur der Gufsform übt einen wesentlichen Einflufs auf das Gefüge und die Brauch-