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956 Stahl und Eisen. Martiniren bei Verivendung einessehrhohen Proeentsatzesu.s.w. 15. October 1899. Martiniren bei Verwendung eines sehr hohen Procentsatzes weichen Roheisens, ohne Erzzusatz. Von Alexander Sattmann in Donawitz bei Leoben. Der Martinprocefs hat seit Einführung des basischen Verfahrens einen aufserordentlichen Aufschwung genommen und selbst in solchen Gegenden an Boden gewonnen, welche die natür lichen Grundbedingungen für den Converterprozefs im vollen Mafse besitzen. Andernorts, wo die Verhältnisse für den Converterprocefs weniger günstig sind, geht dieser bedeutend zurück und wird immer mehr durch den Flammofenprocefs verdrängt. Mit der Zunahme der Martinanlagen, welche zumeist mit einem bedeutenden Procentsatz kalten gefrischten Eisens arbeiten, steigt der Bedarf an Einführung dieses Roheisenprocesses gegenüber dem vorher betriebenen Alteisenprocesse die Er zeugungsfähigkeit einer Martinanlage ganz erheb lich sinkt und folgegemäfs im gleichen Verhältnisse die Erhaltungskosten, Arbeitslöhne und Brennstoff aufwand steigen. Es ist die Erzeugungsverminderung eine natür liche Folge der aus dem Erzzusatze sich bildenden grofsen Schlackenmengen, welche die chemische und thermische Wirkung der Flamme im Martinofen verzögern müssen. Nur unter aufsergewöhnlichen Verhältnissen überwiegt daher der Vortheil des ge- Alteisen und Abfällen derart, dafs in manchen Gebieten schon heute empfindlicher Mangel an diesen Einsatzmaterialien eingetreten ist. Würde man beim Martinprocefs bei der Verwendung eines grofsen Procentsatzes gefrischten Eisens bleiben, so ist der Weiterentwicklung dieses Processes. durch die steigenden Preise des Altmaterials und der Abfälle eine nahe Grenze gesetzt. Diesen Verhältnissen entsprang das Bestreben, beim Martinprocefs den Zusatz vom gefrischten Eisen thunlichst zu beschränken und denselben mit einem möglichst grofsen Einsatz von Roh eisen durchzuführen. Die Wege, welche in dieser Absicht ein geschlagen wurden, verfolgen zwei Richtungen, । deren eine anstrebt, den Zusatz an gefrischtem Eisen durch taugliche Eisenerze theilweise zu er- I setzen, deren zweite eine Vorfrischung des Roh- . eisens zur Voraussetzung hat. Der ersterwähnte Weg kann nur bei aufser- gewöhnlich günstigen Verhältnissen, bei besonderer Eignung des Roheisens, wie der zur Verfügung stehenden Erze, zu ökonomisch befriedigenden Re sultaten führen, da die Erfahrung lehrt, dafs bei ; ringeren Verbrauchs gefrischten Eisens die durch Erzeugungsverminderung bedingten Nachtheile. Beim Einschlagen des zweiten Weges wird zum Vorfrischen entweder der gewöhnliche Con verter benutzt, also das Roheisen mittels durch das Bad dringender Luftströme gefrischt, oder es erfolgt durch Blasen von erhitztem Wind auf die Oberfläche des in einem Behälter in grofser Masse angesammelten Bades ein theilweises Vorfrischen. Der gewöhnliche Converterprocefs setzt die Ver wendung eines Roheisens mit einem bedeutenden Gehalt solcher Elemente voraus, die durch ihre Verbrennung dienöthigen Wärmemengen erzeugen. Solches Roheisen kommt aus naheliegenden Gründen höher zu stehen, als weiches Roheisen mit einem geringen Gehalt obengenannter Ele mente. Dieser Preisunterschied ist mafsgebend für die Einführung der Vereinigung des Converter- und Martinprocesses. Dort, wo sehr billige Koks zur Verfügung stehen, kann dieselbe zu einem günstigen Resultate führen, an Orten aber, wo der Brennstoff für den Hochofen theuer zu stehen kommt, wird man das Vorfrischen im Converter aus ökonomischen Gründen unterlassen. Ueber