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Veber die Mangan-Eisenindustrie in Südrulsland. 15. October 1899. Stahl und Eisen. 955 Der Verfasser fügt dann einige Worte über die mögliche Entwicklung dieser Sondererzeugung in Südrufsland hinzu. Augenblicklich sei nur ein Hochofen auf der Hütte von Hughes für die regelmäfsige Her stellung von Ferromangan im Gange; zwei fernere Hochöfen, welche manganhaltige Eisensorten er zeugen sollen, sind im Bau, und zwar wird einer gebaut von der Socit du Centre du Donetz, nahe bei der Station AlmaznaTa, und einer von der Socit de Jurjewka-Donetz. Es wäre also sehr wohl möglich, dafs die Einfuhr von Ferro mangan nach Rufsland bald aufhöre. Es müfsten jedoch jedenfalls Mafsnahmen getroffen werden, um eine vortheilhafte Entwicklung dieser Industrie zu sichern. Dies sollen folgende sein: a) Der Bau einer Eisenbahn von Nicopol nach Ekaterinoslaw. Der Preis der angereicherten Erze werde dann um 5 bis 7 Kopeken f. d. Pud verringert werden. Das Erz mit 45 % Mangan werde dann, im Bezirk des Donetz, 18 Kopeken das Pud kosten, wie folgende Aufstellung zeigt: Grundzins (Toccage) 3,— Kopeken f. d. Pud Förderung 5,— » » Waschung 3,— » » Transport 4,— » » Gewinn 3,— , , im ganzen 18, — Kopeken f. d. Pud Die Herstellungskosten für Spiegeleisen würden sich dann um 4,20 Kopeken f. d. Pud, und die jenigen von 80 %igem Ferromangan um 19,20 Ko peken vermindern. b) Ermäfsigung der Fracht auf der Linie von Tchiatour von 1/4 Kopeken f. d. Pud-Werst auf 1/24 Kopeken f. d. Pud-Werst. Verzicht auf die Abgabe von 1/2 Kopeken für die Erze, welche in den Häfen des Schwarzen Meeres ankommen, und Aufrechterhaltung des erhöhten Tarifs für die ins Ausland auszuführenden Erze.* c) Verzicht auf die Hafenabgaben in Poti und Mariupol für Manganerze, welche ins Donetz- gebiet gehen. Die Mafsnahmen unter b) und c) würden einen dreifachen Vortheil haben: a) Die Eisenindustrie Südrufslands würde die reinen und reichen Pyrolusite des Kaukasus für die Erzeugung von Ferromangan zur Verfügung haben. ß) Der Preis für ein Pud Erze würde sich um 8,75 Kopeken vermindern. 50 % iges Erz würde in Mariupol 20 Kopeken und im Donetzgebiet 23 Kopeken f. d. Pud kosten. Die Herstellungskosten für Spiegeleisen würden sich um 6,12 Kopeken f. d. Pud, und diejenigen für 80 % iges Ferromangan um 28,10 Kopeken f. d. Pud vermindern. * Ist das die Politik der „offenen Thür“ ? Y) Die Herstellungskosten würden in Rufsland wesentlich vermindert, während sie in England und Deutschland dieselben blieben, infolge dessen würde die. Einfuhr- nach Rufsland ganz aufhören und Rufsland würde den übrigen Ländern in Europa sogar Ferromangan liefern können. Auf alle Fälle würde das natürlicher sein, als Erze auszuführen und Ferromangan einzuführen, welches man zehnmal theurer bezahle, als der Werth der ausgeführten Erze betrage. Die Mög lichkeit der Ausfuhr von in Mariupol erzeugtem Ferromangan, z. B. nach England, ergäbe sich aus folgender Aufstellung. Kosten des Ferromangans in England in Rufsland Kopeken f. d. Pud Kopeken f. d. Pud Koks .... 2,5X10.00 = 25,00 2,5X15,00 = 37,50 Erz 3,2X23,00=73,60 3,2X19,75 = 63,20 Transport des Erzes nach England . . 3,2X10,00 = 32,00 Kalkstein 1,00 1,00 Andere Kosten 15,00 15,00 Transport des Ferromangans nach England — 12,00 Im ganzen . . 146,60 128,70 Der Unterschied im Preis des nach England auszuführenden Ferromangans beläuft sich nach dem Verfasser auf 18 Kopeken f. d. Pud und würde mehr als genügen, um gegen England und Deutschland im Wettbewerb aufzutreten. Gegenwärtig liefere Rufsland Europa 60% der benöthigten Manganerze. Diese Zahl spricht für sich, meint der Verfasser. Die oben entwickelten Mafsnahmen müfsten für beide russischen Mangan-Erzvorkommen gleich- mäfsig und gleichzeitig getroffen werden. Die Erze von Nicopol würden ausschliefslich zur Herstellung von Kleinspiegel- und gewöhnlichem Puddeleisen, die kaukasischen Erze zur Erblasung von hochprocentigem Ferromangan für den Bedarf des eigenen Landes und für die Ausfuhr dienen. Ein Vergleich der Preise für 1 % Mangan bei beiden Erzsorten zeigt: Nicopol Kaukasus Gegenwärtiger Preis 1 % Mangan im Donetz-Gebiet 0,57 Kop. 0,63 Kop. Preis von 1 % Mangan nach Einführung der oben vorge ¬ schlagenen Mafsnahmen . . 0,43 » 0,46 » Hieraus gehe hervor, dafs die Erze von Nicopol am günstigsten für die Hütten des Dnieper- Bassins und die kaukasischen Erze am gün stigsten für die Hütten am Azowschen Meere lägen und dafs dann beide Bezirke ohne inneren Wettbewerb sein würden. Osnabrück, im September 1899. Fritz W. Liirmann.