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2S2 Dienstag, den 19. December. 1871. Xd»»u>»->«»v;prwj!i»» Im No^LL N»»A,: Is^drliek ....,', II,Ir. '^.I,rlicb: I l'lilr. I "> )>l<»^ttie>,: . . . I5> ^luxelue dinninier»: I d>^r. Ir> kr»»«».» tritt jLdrlled 2 ßte>i>p«Iuel>üd^, »u»»«id»li> a«> boniu. »nN kl, iul>«'Iri"l'iaak Iiinru. Ii>?<i ralenprowo: I'ilr a«>it Nii,,!» einer U'^I'atten« » -i«ilv: u^r. Unter „l^inFee^nllt'' Niv ILeil«: 8 dlxr. Lrsrbolnenr I^liok, mit Xninslime <ier 8onn- nn<j ksiert»^*, Xdenll» Mr ä«n tol^enäen 2 a,. Ares-mrIMrml. Verantwortlicher Dtedacteur: I. G. Hartmann. »»»«Urwr H. Dranllrtettrr, LomminmoRr Ns« Vr««Iner Journal»; ^art v. A ?>r^er, 8»»- dllr,-vLiIi».Vi»»-L«ii'«ir-r»»cl->r.»>»u-rr^iktIu't H.r X I«rIi»-Vl»»-8»mdarb»r»»k- kurc ^7.->k^»c1iuo- /?««/ ^/"«««/ L.rUi,' X. Ärtmieser, // .Ubrrc/.I, Nrvmon: t>,X/ott«, Nr««I»u: D. Äanqrn'i I!,1nü,i n. D. ^en»«, ». 8 : ^«eqrr'ien« n. D Uuebk., Daud« Do.,' kr»,: /->. Z.Xi iic/, » Ituckl».; Vd.mvtt»: H I^oiAt / ?»ri,: //«va^ Vxi/ütr, Ln/ttrr X Do.,- Vi«»: XI Dxprttt, >t»tt«»rl: Daub« X Do. Uer»n8xod»rr Lvni,I. kxpeclition 6«, vrosänor Journal«, Drs»a«o, Har^arstdvn^«« Ao. 1. ... . j ' ' ! ^"I M- !'sfi! !»Hs^s!l'!f! !! I"" ' Amtlicher Theil. Dresden, 8. December. St. Majestät der König haben dem bei der hiesigen Polizeidirection unbestellten ersten Polizeirathe Berndt das Dienstprädicat als Regierungs-Rath zu ertheilen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uekersicht. Tele-raphisebe Rachrtch»»» Aeitvnßsschn». (Der Russische Reaierungs-Anzeigrr.) Tagetgeschichte. (Berlin. Hadrrslcben. Metz. Alten burg. München. Nürnberg. Karlsruhe. Darmstadt. Wien. Graz. Prag. Pesth. Paris. Bern. Rom. Lon don. Konstantinopel. Bukarest. New-Aork. Toronto.) Ernennungen, Versetzungen rc. im Sffrntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Annaberg. Mylau.) Beilage. Landtagtangelegenheitev. Groviuziatnachrichteu. (Zittau. Großwelka.) Gerichtsverhandlungen. (Bautzen.) Vermischtes. «tatißik «vd «olktwirthschaft. Feuilleton. Eingesandtes. Inserate. Teltaraptiffche Nachrichten. Wien, Sonntag, 17. Deeember, Abends. (W. T. B.) Bei der heute stattgefnndenen Bürgermeister- Wahl wurde der bisherige Bürgermeister vr. Kel- der mit 76 gegen 42 Stimmen wiedergewählt. Paris, Montag, 18. December. (W. T. B.) Der Prinz v. Joinville und der Herzog v. Au male erklären in einem Briefe an ihre Wähler, daß ihre Verpflichtung, an ter Nationalversamm- lung nicht Theil zu nehmen, eine zeitweilige und widerrnfbare gewesen sei. Sie hätten jetzt den Zeitpunkt für gekommen erachtet, an den Sitzun- gen Theil zu nehmen. Da Thiers ihr Abkommen aber anders auslege, so würden sie die Entscheidung einer Hähern Instanz oder nrve Umstände abwar- tev, welche ihnen die Theilnahme an den Bera- thuvgev der Affemblse gestatten. Rom, Sonntag, 17. December. (W. TB.) In einer infolge einer Einladung des Eovseilspräsi- deuten Lanza gestern Abend stattgehabtev, von den Mitgliedern der Majorität der Kammer fehr zahl reich besuchten Versammlung, in welcher auch die Minister anwesend waren, wurde die zwischen dem Ministerium uud der Majorität der Kammer be- stehende vollkommene Solidarität constatirt. Die Versammlung ernannte einen Ausschuß mit de» Auftrage, auf die finanziellen Fragen bezügliche Vorschläge an den Fioanzcomit^ der Kammer ge langen zu lassen. (Vgl. unter„Tagesgeschichte".) London, Sonntag, 17. December, Abends 5 Uhr. (W. T. B.) Dcr Prinz von Wales hat den Tag ruhig verbracht. Seit heute Morgen ist keine Aendernng in dem Befinden desselben eingrtreten und das nächste Bülletin wird deshalb erst mor gen früh erscheinen. (Vgl. unter „Tagesgrschichte".) Dublin, Sonntag, 17. December. (W. T. B.) Durch Maueranschlag werden die für nächsten Mov- tag in Londonderry beabsichtigten orangisiiscken Kundgebungen untersagt, weil man einen Zusam- mrnstoß mit den Katholiken befürchtet. Dresden, 18. December. Der denkwürdige Friedenstoast des Kaisers Aleran- der auf das Wohl seines kaiserlichen Oheims beim Fest mahle der St. GeorgSritter hat in der jüngsten Rund schau des russischen Amtsblattes eine umfassende und bedeutsame Erläuterung gefunden, deren klarer Sinn Feuilleton. . (Redigirt »on Atto Aamt.) K. Hoftheater, 17. December: .Weihnachten". Phantastisches Märchen mit Musik. Nach einer Idee »on voz, von A. W. Hesse. — .Der gestiefelte Kater, Weihnachtsmärchen »on G. zuPutlitz. Musik von Karl Riccius (beide Stücke zum ersten Male). Es manifestirte sich dieser Abend als eine willkom mene und durch zahlreichsten Besuch anerkannte Auf merksamkeit unserer Intendanz, dem Weihnachtsfestr ein freundliches Opfer für das Publicum darzubringrn. Zugleich bekundete sich in der Wahl dieser Stücke noch etwas Anderes höchst anerkennenswerth: der feste und einzig und allein würdige Grundsatz unserer Bühnen leitung, eine edlere Geschmacksrichtung als früher waltete in Bezug auf unser Repertoire festzuhalten und dir niedrige, sittlich und künstlerisch herabzrehrnde Spectakel- posse fern zu halten, wie es sich für rin Hoftheater ersten Ranges ziemt und wie eS dem geläuterten Kultur- standpunkte unserer Zeit und speciell unseres hochgebil deten Lande- für rin solches Institut und seine ethisch ästhetische Mission angemessen ist. In Bezug auf diese Veredelung künstlerischer Grundsätze habe ich auch dir damit übrreinstimmende Wahl drr „glücklichen Bettler" um so freudiger begrüßt. Unser Repertoire wird in nobler, weiser Beschränkung reicher sein, als in dem »aaen Umsichgreifen nach allen möglichen ordinären Effecten. Die beiden Novitäten sind auf den unbefangenen Genuß des GelegrnheitSstücks berechnet und eS ist billig, daß sich die eigentliche Kritik freundlich von ihnen zu rückzieht und der harmlosen Vorfreude der festlichen Stimmung das Feld überläßt. In dem Märchen „Weihnachten", das von Herrn auch den letzten Träumern einer Offensivallianz zwi schen Frankreich und Rußland die Augen öffnen dürfte. Der.Regierungs-Anzeiger " bietet in dieser Rund schau, aus welcher der Telegraph bereits einige Haupt- stellen — vergl. die vor. Nummer — mitgetheilt hat, eine so offene und entschiedene Manifestation zu Gun sten der Friedenspolitik, eine so wohlwollende und entgegenkommende Darlegung drr politischenBeziehun- gen Rußlands zu den Nachdarreichen Deutschland und Oestereich, daß wir auf diese interessante Pu- blication glauben noch einmal zurückkommen und in deren Jdeenfolge näher ringehen zu sollen. Der in Rede stehende Artikel, der beinahe sechs große Spal ten füllt, beginnt mit einer Besprechung der gegenwär tigen Lage Frankreichs und knüpft dann, um auf die politische Haltung Rußlands überzugehen, an die auf die freundschaftlichen Beziehungen Frankreichs zu Ruß land und Oesterreich bezüglichen Stellen der Lhiers'- schen Botschaft an, als deren Hauptzug im politischen Theile der Wunsch nach Frieden bezeichnet wird. Die allgemeine Aufmerksamkeit in Rußland, meint das nor dische Regierungsorgan, folge seit längerer Zeit den Ereignissen in Oesterreich, dessen innere Krise die wich tigste europäische Frage sei, namentlich für Rußland, sowohl durch die Beziehung auf Galizien, als durch die mögliche Rückwirkung auf den Orient. Die russische Presse nun gehe in ihren Besprechungen der österrei chischen Verhältnisse, vielleicht mit provocirt durch den heftigen Ton der österreichische ungarischen Presse, die auch kein Maßhalten kenne, viel zu weit und trage dadurch nur zur Erregung der nationalen Leidenschaften bei. Je wich tiger aber die widerstreitenden Interessen, desto mehr erhei sche der allseitige Vortheil ein kaltblütiges und maßvolles Verhalten. Unverkennbar ständen in jenem Theile Europas überaus schwierige Fragen zur Entscheidung, die durch die neueren politischen Ereignisse beschleunigt werden müsse. Schon wiederholt habe Europa im Laufe des Jahrhunderts gefährliche Krisen vor sich gesehen, doch sei der allgemeine Friede und das Gleichgewicht gewahrt worden. Allerdings seien die Regierungen da mals an den fortreißenden Einfluß der öffentlichen Meinung weniger gebunden gewesen, sie konnten freier und richtiger die praktischen Interessen abwägen und die Folgen ihrer Handlungen ermessen und durch ge genseitige Nachgiebigkeit zur Erhaltung des Friedens beitragen, in der richtigen Erkenntniß, daß ein schlechter Vergleich besser sei, als »in guter Pro- ceß. Diese Lage der Dinge sei wesentlich durch die po litischen Tendenzen verändert worden, welche das Na poleonische Kaiserreich-in Europa eingeführt und Frank reich so theuer bezahlt habe. Die Zukunft werde lehren, ob die Regierungen und Völker aus den jüngsten Er eignissen eine wohlthätige Lehre ziehen. Nach einer kur zen Abschweifung führt das russische Organ weiter aus: .Wenn auch zwischen Rußland und Preußen gelegent lich Mißhelligkeiten vorgekommen, so ist das lange her; dagegen finden wir in den lebendigen Ueberlieferungen beider Reiche eine ganze Reihe solidarischer Interessen, glorreicher Tage der Waffenbrüderschaft, politischer Al lianzen, gegenseitig zu verschiedenen Zeiten erwiesener .Dienste und endlich dynastischer Famüienbaude, welche zwischen ihnen Gefühle der Freundschaft genährt haben, nicht minder stark als der Same dcr Zwietracht und nationalen Feindschaft, der in unsern Tagen im Westen aufgegangen. Die historischen Beziehungen Rußlands zu Oesterreich sind noch bemerkenswerther. Seit Jahr hunderten sind dieselben nicht in ernstliche Eollision gerathen und wenn die Krisis von 1854 das österrei chische Cabinet undankbar und treubrüchig gezeigt hat, so muß man auch wieder anerkennen, daß das letztere seitdem mehr als einmal seine Wcrthschätzung jener friedlieben den Ueberlieferungen bezeugte, welche es trotz Allem zu einem offenen Kriege zwischen den beiden Ländern nie hat kommen lassen." Unter solchen Umständen, so schließt dieser Theil der Ausführung, seien die Bemü hungen, zu einem Bruche mit diesen Ueberlieferungen zu drängen und auch im Osten die Saat nationalen Wi- Regisseur Marcks sehr hübsch inscenirt war, wird mit freiester Benutzung einer durchaus poetischen Intention von Dickens ein alter egoistisch menschenfeindlicher Geizhals moralisch wieder in Ordnung gebracht und dem warmen Leben zurückaegeben durch visionäre Rück blicke in die Weihnachtsfeste seiner Vergangenheit, bei denen ihn sein anfangs schuldloses und später schuld- belastetes Dasein zu Wehmuth, Reue und Besserung erweicht, so daß er seine auffallende Lieblingsredensart „hol Euch der T " mit dem der ganzen Mensch heit zugerufenen Wunsche „Fröhliche Weihnachten" zum Tröste für alle guten Christen vertauscht. Wenn auch dabei sein Lladderadatschdialog mit Genien und Geister- erscheinungen zunächst im Eindrücke eines frostigen Spaßes stecken bleibt, so siegt doch endlich die Gemüth« lichkeit der Gesammthaliung, die sittliche Tendenz und drr gute Effect der gefälligen lebenden Bilder, zu wel chen das Arrangement des Dichter- Gelegenheit bietet und dabei von der Musik unterstützt wird. Bei der in allen Partien leichten Aufgabe (Fräul. Guinand und Hr. Hagen stellten zwei WrihnachtS- genien sehr ansprechend dar) fiel nur der Hauptrolle, dem Geizhals, durch Hrn. Jaffe repräsentirt, eine Ausnahme zu. Doch verstand er es, im Verkehr mit Geistern jenen guten Humor aufrecht zu erhalten, welchen ein Charakter, wie Cornelius Heidenreich, nie mals haben kann, aber für diesen Abend unbedingt gebraucht. „Der gestiefelte Kater" von G. zu Putlitz, aus der deutschen Märchenpoesie mit mancher eigenen Zuthat frei zusammencomponirt, besitzt alS Weihnachts märchen den Vorthril, durch Veränderung »on nur wenigen Worten auch zu jeder andern Jahreszeit als passend erheiternder Scherz gegeben werden zu können. Hr. Regisseur Meister hatte da- leicht gehaltene, ge- derstreits auszustreuen, die im Westen so blutige und verhängnißvolle Früchte getragen, ebenso verwegen wie verwerflich. Alsdann erläutert der officiöse Publicist an der Newa die politische Stellung Frankreichs, wel ches zur Ausführung seiner Rachegelüste nach der Ge winnung neuer Bundesgenossen trachte, uud Deutschlands, welches eine friedliebende Politik befolge, und kommt dabei zu folgendem Schluffe: „Bei solchem Gange der Dinge erscheint die Lage Rußlands durchaus nicht in so gefährlichem Lichte, wie einige unberufene Propheten und Kritiker in der Politik verkünden. Das allein ist jedenfalls wahr, daß Rußland ganz frei und unabhän gig in seinen Handlungen dasteht und daß es eben so wenig Drohungen zu fürchten hat, wie cs selber Andere bedroht... Der directe Vorthril Rußlands erheischt, auf der Bahn friedlicher Entwickelung zu beharren, die nicht allein seinen gegenwärtigen Wohlstand vermehrt, sondern ihm auch Kräfte verschafft, allen Eventualitäten in der Zukunft zu begegnen." Nun wird auf die Stimmen der russischen Presse Bezug genommen, welche von der Entwickelung der Dinge in Deutschland und der österreichisch-ungarischen Monarchie eine Beein trächtigung russischer Interessen befürchten, indem sie die „willkommenen Elemente", welche „durch die Ge schichte selbst in Rußlands Nachbarschaft geschaffen" nwrden, schwäche und umgekehrt feindliche Elemente stärke; hierbei werde auf» vermeintlich bedrohliche Ten denzen der deutschen wie der Hadsburg'schen Politik hingewiesen, welche das Ziel einer auf den Trümmern der vernichteten slawischen Stämme errichteten ger- manisch-magyarischen Allianz und der Beseitigung des russischen Einflusses im Orient und überhaupt in Europa verfolgten. In der That sei die Bedeutung der neueren Ereignisse in Oesterreich nicht zu verkennen, die Ruß land als Nachbar und als Stammverwandter der slawischen Bevölkerung der Hadsburg'schen Monarchie besonders intrrcssircn. „In diesem Falle," so fährt das nordische Blatt in seiner Drduction fort, „muß man sich zunächst vor jeglicher Uebertreibung hüten; sollten ernstliche Gefahren für Rußland aus jener Krise erwachsen, so ist das beste praktische Mittel zu deren Beseitigung — ihnen ruhig ins Antlitz zu schauen und mit Ueberlegung zu handeln. Vor Allem muß man jeden Gedanken an cine Vereinigung und Verschmelzung der slawischen Stämme unter der Hegemonie Rußlands bei. Geste lassen. Die Anhänger dieser Utopie übrr- srhea, daß sie durch deren Verkündigung die Erregung nationaler Leidenschaften befördern, deren Erweckung weder für Rußland, noch die Slawen überhaupt von Interesse ist. Sie übersehen auch, daß die deutsche Einheit das Werk eines ganzen Jahrtausends ist, daß zuvor die Völker deutschen Stammes, wenn auch zer rissen und zerstreut, doch eine hohe Stufe der Civili- sation, des Wohlstandes, politischer und militärischer Macht erreicht hatten, und daß es dazu eines jahr hundertelangen Kampfes bedurfte, langer und müh samer Arbeit im Innern, besonderer Umstäi de und namentlich dcr Fehler und Unvernunft des Napoleonischen Frankreich. Die slawischen Stämme sind indessen nicht durch solche Vorbedingungen gegangen, ihre Geschicke werden noch vorgearbeitet; den Gang der Dinge be schleunigen wollen, hieße sie unsicher» Zufälligkeiten Preis geben. Thatsächlich ist für jetzt nur Das, daß die Existenz des Slawenthums als solches keinem Zweifel mehr unterliegt, daß es nicht mehr aus der Geschichte ausgemerzt werden kann." Der größte Dienst, heißt es dann weiter, den Rußland allen slawischen Stämmen erwiesen, sei die Entwickelung seiner äußeren Machtstellung und die Förderung dcr Bildung und des Wohlstandcs im Innern; der größte Dienst, den Rußland den Slawen nur ferner erweisen kann, ist — mit Hilfe des Friedens und durch cine zugleich weise und gemäßigte Politik in dieser Arbeit innerer Ent wickelung zu beharren, sowie mit seinen Nachbarn auf richtig freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten. Unläugbar seien die Tendenzen des Panslawismus das Haupthinderniß einer politischen Befriedigung der Sla- fällige Stück sinnreich und mit überraschendem Luxus, der hier nicht weggeworfen ist, in Scene gesetzt. Dazu kamen die von Hrn. Balletmcister Pohl recht lebendig und exact arrangirtrn Tanzproductionen, besonders die der kleinen Heranwachsenden Schaar. Unser Ballet zeigt bei derartigen Leistungen die richtige Auffassung: es soll ein aushelfendcr Schmuck, aber keine pecuniär drückende Last unser- Theaters sein, das sich mehr auf Geist als auf Beine stützen muß. Die Musik »on Karl Riccius, schon durch hübsche Sätze in der Ouvertüre sich empfehlend, machte einen sehr angenehmen und zwar zugleich anspruchslosen Ein druck. Es ist ein märchenhafter, leichter, spielender Ton darin festgehalten, dcr zwischen dem Graziösen und Komischen mitten inne steht. Frische Melodie macht sich vielfach geltend, und »er feierliche Marsch ist durch aus originell und parodistisch ohne irgend eine bestimmte Anlehnung, und gerade hierin wurde das Richtige und zugleich Schwierigere getroffen. Das Märchen läßt sich gar leicht spielen und die Worte sprechen sich gefällig, glatt. Hr. Dessoir führte seinen Possen- und Kartenkönig mit übermüthigem Hu mor aus, in Mimik und Maske durchaus komisch und von dem amüsanten Arrangement der Scenen unter stützt. Das Märchen wurde von Frl. Ulrich mit Anmuth gegeben und der Kater von Frl. Masson, gewandt in Jntrigue, Märchengeplauder unv Mäuse sang. Auch Frl. Guinand als Prinzessin und Hr. Hagen alS Müllerbursche boten ihre Kräfte für den heitern Eindruck auf. Otto Banck. Die literaturqeschichtlichen Vorträge über den Roman von Adolph Stern wurden von dem Ge nannten am 16. d. Mts. im Saale des Zwinger- pavillons unter warmer Theilnahme seines Audtto- wenstämme in den Nachbarreichen; keine Macht werde leiden, daß ihr ganze Provinzen durch den, wenn auch nur moralischen Einfluß eines stammverwandten Nach barlandes abwendig gemacht würden. Die Vermischung der Stämme in den historischen Reichen sei vielleicht ein für den Fortschritt der Menschheit förderliches Ge setz der Vorsehung. „Es ist nicht zu verkennen," mit diesem Citate schließen wir den Auszug au- dem vor liegenden, bedeutenden Artikel des russischen Amts blatts, „daß das Bedürfniß nach Frieden in unseren Tagen ein allgemeines ist; für Rußland ist es die un entbehrliche Vorbedingung seiner gedeihlichen Ent wickelung. Wohl bekannt mit den Elementen c^r Zwie tracht und des Anstoßes, welche zwischen den Mächten im Westen wie im Osten Europas bestehen, ist es ge wiß die Pflicht und das Interesse aller Regierungen, dergleichen Elemente durch gegenseitige Zugeständnisse zu umgehen, die immer zu ermöglichen sind, wo nur die Gemeinsamkeit der Interessen zur Eintracht führt." Tagesgeschichte. * Berlin, 16. December. Der „St.-A." bringt heute die amtliche Meldung, daß Se. Majestät der König dem Generaladjutanten, General der Cavalerie Frei herrn v. Manteuffel, commandirenden General des I. Armeecorps, zur Zeit Oberbefehlshaber der Occu- pationsarmee in Frankreich, am 16. Juni d. I., und dem kaiserl. österreichischen Reichskanzler Grafen v. B eu st am 7. Septemder d. I. den schwarzen Adlerorden zu verleihen geruht hat. — Der Bundesrath und die vereinigten Ausschüsse desselben für Elsaß-Lothrin- gen und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen ab. Nach der „N. Pr. Z." sind die Berathungen des Bundesraths für dieses Jahr beendet und werden erst einige Wochen nach Neujahr wieder beginnen. — In der heutigen Plenarsitzung des Herrenhauses über reichte vor Eintritt in die Tagesordnung der Staats- minisicr vr. v. Mühler dem Hause einen Gesetzentwurf, betreffend die den Medicinalbeamten für die Besorgung gerichtsärztlicher, medicinal- oder sanitäts - polizeilicher Geschäfte zu gewährende Entschädigung. Dieser Ge setzentwurf, welcher bereits in der letzten Session dem Landtage Vorgelegen, wegen einer zwischen dem Herren- und dem Abgeordnetenhaus! entstandenen Differenz aber nicht zum Abschluß gelangt«, wir» der Finanzcommission zur Vorberathung überwiesen. Demnächst trat das Haus in die Tagesordnung ein. Der erste Gebenstand der selben, der Gesetzentwurf, betreffend die Aufhevvnz des Staatsschatzes, wurde ohne Debatte einstimmig angenom men. Weiler folgte der mündliche Bericht der Finanz- commission über den Rechenschaftsbericht wegen Aus führung des Gesetzes, betreffend die Consolidation preußi scher Staatsanleihen. Auf den Antrag der Commission erkannte das Haus die im tz 8 diese- Gesetzes vor geschriebene Rechenschaft durch den Bericht des ^inanz- ministers als geführt an. Den Schluß bildete ein münd licher Bericht der Finanzcommission über den Entwurf eines fernerweiten Gesetzes, betreffend die Consolidation preußischer Staatsanlehen. Dem Anträge der Com mission gemäß beschloß das Haus, dem Gesetzentwürfe in der von dem Abgeordnetenhause angenommenen Fas sung die Zustimmung zu ertheilen. Nächste Sitzung unbestimmt. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck hat sich gestern Nachmittag mit der Frau Fürstin v. Bis marck im offenen Wagen auf eine Stunde in den Thier garten begeben. Man »ermuthet, daß der Fürst von heute an seine Geschäfte im vollen Umfange wieder über nehmen wird. — Wie verlautet, erhält der Viceadmiral Jachmann den Oberbefehl über das Evolutionsgeschwa der, welche- sich nach dem atlantischen Ocean begicbt. Die schon gemeldete Ernennung des Capitäns zur See Henk zum Contreadmiral ist vom 4. d. Vits, datirt. Mit derselben ist seine Ernennung zum Director der Admiralität unter Entbindung von dem Commando als Chef der Marinestation der Nordsee verknüpft. — riums beschlossen. Bei der vorgerückten Weihnachts zeit möchte es zu einem Eingehen auf die gediegenen Verdienste des frei und mit liebevoller Hingabe an den Gegenstand Vortragenden an der ruhigen Stimmung für die Lektüre fehlen. Wohl aber mnß in Kürze hervorgehoben werden, daß Stern in den Zuhörern den schönen Eindruck befestigt bat, stets aus voller Ueber- zeugung zu sprechen, mit Klarheit sein Urtheil dar zulegen und sich dabei auf gründliche Sachkenntniß, nicht blos literarischer, sondern auch culturgeschichtlicher Natur, sicher zu stützen. Zugleich hat er sich als guter Oekonom erwiesen, denn bei einem so ausge dehnten Stoffe war die Einthcilung zwischen dem Ver weilen bei den productiv neuen Richtungen und Per sönlichkeiten und dem Andeuteu charakterloser Ueber- gangsstadien keine leichte Aufgabe. Der Redende ist peinlicher und hilfloser als der Schreibende auf das Treffen des richtigen Zeitmaßes anHewiesen und dazu kommt, daß Adolph Stern mit geisngem Impuls, mit Erregung seiner lebendigen Phantasie spricht. Und gerade diese Eigenschaft kommt dem frischen Bilde zu Gute, welches sein Auditorium empfängt. Am letzten Abende war die Hauptgestalt diese-Bildes der liebens würdige Schotte Walter Scott, der mit markirten Strichen und manch tüchtigem Detail portraitirt wurde, eine dankenswerth« Leistung in unsrer Zeit, deren jüngere Generation Dichter und Dichtungen mehr dem Namen als der Sache nach kennt und doch immer noch heute mit Scott'schen Nachklängen zn schaffen hat. O. B. Weihnachttliteratnr. Die Vrrlagshandlnng von Fran» Lipperheide, welche in neuester Zeit durch die politischen Lieder zu „ Schutz und Trutz" sich hervor- that, hat zwei Bände »on Julius Grossers „erzählende