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„Wei-eritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei« mchl: Dienstag, Donners- und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2S Psg., zweimonatlich St Pfg., einmonatlich 42 «fg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alls Postan« -stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- stellungen an. Anserate, «eiche bet der bedeutenden Auflage des LlatteS eine sehr wirk same Verbreitung finden, werdm mit 10 Psg. di« Spaltenzrile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einae- sandt, tm redaktionelkn Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsökatt für die Königliche AmtshaupimannschafL, das Königliche Amtsgericht und dw Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Hllustrirten UnterhattnngSblatt". Mit land- rmd hauSwirthschastlicher MouatSbeilagr. Nr. 138. «Lokals und Sächstsches. Dippoldiswalde. Wenn es auch noch eine weite Strecke dis zu dem Ziele ist, welches sich unser Turn verein gesteckt hat, nämlich einst in einer eigenen Halle turnen zu können, so strebt der rührige Verein doch unermüdlich danach weiter und das am Sonntag veranstaltete Concert dürfte durch seinen reichen Besuch das Ziel wieder um einen guten Schritt näher gerückt haben. Daß man seitens des Vereins aber auch alles gethan h tte, um das >o zahlreiche Publikum zufrieden zu stellen, bewiesen die reichen Beifallsbezeigungen des letzteren. Zunächst waren es die Gesangsleistungen, welche warme Anerkennung verdienten. Da muß ein großes Maß von Mühe und Fleiß, sowohl seitens deS Lehrenden als der Lernenden aufgeboten worden sein, bis 'die Chöre in der dargebotenen Weise fest saßen, -bis die Sänger so verständnißooll in den Geist der zu Gehör gebrachten Weisen gedrungen waren. Nach dem patriotischen „Zuruf ans Vaterland" von Nagelt zeichneten sich das liebliche Doppelquartett „Feins liebchen" von Simon mit seinem weichen Tenorsolo, sowie das zarte „Schlummerlied" von Kron mit seinem zum Herzen dringenden Barttonsolo durch ihre subtile Behandlung besonders aus. Auch das innige Tenor solo „A Blümel und a Herz" von Tempsala lag in den besten Händen und verdiente den allgemeinsten Beifall wohl, der ihm wurde. Daß an einem Unter- haltungSabende der Turner aber auch der Humor nicht fehlen darf, ist selbstverständlich. Ihm wurde daher auch am Sonntag reichlich Rechnung getragen durch das urkomische Couplet „Rekrut Tolpatsch", durch die drastische Scene „Ein Stündchen bei Doktor Falb" mnd den netten Schwank „Der Ehrenpokal" in dem sowohl die Herren- wie auch die beiden Damenrollen als besonders glücklich besetzt, sich erwiesen. Den turnerischen Charakter endlich erhielt das Concert durch die Vorführung einer Reihe Kraftübungen „Ge- fprünge" am Pferd mit Benutzung der Trampoline. Die fast durchweg stramm ausgefühlten Uebungen verloren nur dadurch leider etwas an Geltung, als fie nicht auf einem erhöhten Standpunkte, sondern nur im Niveau des Saales geturnt werden konnten. Den Schluß des Ganzen bildete der exakt eingeübte „Reigen der Landsknechte" welcher zusammengesetzt aus gefälligen Ordnungsübungen, kräftigen Ausfällen und gewandten Fechterstellungen und ausgestattet mit meiner wirksamen Schlußgruppe den rauschensten Beifall -errang. Indem so jeder der Betheiligten sich wacker bemühte, einen Baustein, im doppelten Sinne des Wortes, zu liefern, entstand wieder ein Ganzes, auf das die Turner wie ihre Gäste mit voller Befriedigung zurückschauen dürfen. — Wir machen nochmals auf die Montag, den ÄO. November, im Rathhaussaale stattstndende Ver sammlung des Gewerbevereins (Vortrag über Elek trizität) aufmerksam. — Nächsten Mittwoch giebt im Saale der ReichS- ckrone Herr Musikdirektor Jahn sein erstes Winter- Abonnement-Concert. Sowohl die Ausstellung eines gediegenen Programms, al» auch das Engagement der Concertsängerin Fr. vr. Böhm aus Dresden, die als Eoloralursängerin recht anerkennende Recenstonen auf- zuweisen vermag, lassen einen genußreichen Abend ver sprechen. — Am Nachmittage des vergangenen Freitag brannte ein im oberen Steinbruch stehender hölzerner Pavillon, der zur Zeit als AusbewahrungSortfür Tische und Stühle diente, total zusammen. In der Stadt wurde das Feuer nicht bemerkt und unterblieb des halb eine Alarmirung. — Wie noch erinnerlich sein dürste, hatte sich vor einigen Monaten ein kleiner, etwas ausgewachsener Mann hier eingemiethet, unter der Angabe, daß er in diesem oder jenem Geschäft angestellt sei. Außer verschiedenen kleinen GelegenheitSbtebstählen hatte er DimStag, den 1. Dezember 1896. es auch noch verstanden, sich Geldbeträge von den Vermtethern zu erschwindeln, worauf er von hier ver schwand. Jetzt ist derselbe nun in Dresden in der Person eines böhmischen Schneiders ermittelt und dingfest gemacht worden. Großölsa. Elektrisches Licht, elektrische Kraft wurden den so zahlreich erschienenen Einwohnern von Groß- und Kleinölsa am vergangenen Donnerstag Abend in der hies. Kunathmühle vorgeführt. Herrlich erstrahlte das ganze Anwesen im elektrischen Licht glanze und begeisterte die Erschienenen für die auf getauchte Idee: Auch wir Oelsaer wollen elektrisches Licht, elektrische Kraft. Daß nun diese Idee, welche von dem rührigen Besitzer der Mühle ausgeht, seiner Zeit zur Wirklichkeit werden wird, dafür bürgt wohl die stattliche Versammlung, welche am genannten Abend den Vortrag des Ingenieur Herrn Buhr- Dresden anhörten und den Ausführungen folgten. Darum frisch ans Werk, zeichnen wir uns recht zahl reich in die in den nächsten Tagen ausgeschickten Fragebogen, dann ist es sicher, daß das Jahr 1897 für unfern Ort bedeutungsvoll werden wird, denn auch wir haben dann elektrisches Licht und elektrische Krast. Herzlichen Dank noch Herrn Ingenieur Buhr und Herrn Kunath für das Gebotene auch an dieser Stelle. Ein hoffnungsvolles, fröhliches „Glück aus" aber diesem Unternehmen. Obercarsdorf. Am vergangenen Mittwoch fand hier GemeinderathSwahl statt und wurden dabei die bewährten Mitglieder, Mühlenbes. Aßmann, GutS- bes. Büttner und Hausbes. Taubert wiedergewählt. JohnSbach. Nach kurzem Krankenlager verstarb am 20. November faust und ruhig der GutSauSzügler Christian Schwenke allhier, wohl der älteste Mann hiesiger Gegend, da er sein Alter auf beinahe 96 Jahre gebracht hat. Von friedliebendem Charakter, war er immer munter und rüstig und nur in den letzten zwei Jahren etwas hinfällig geworden. — Von ziem lich gleichem Alter ist noch ein ehrenwerther Mann unserer Parochie, der Gartennahrungsauszügler Gle bitzsch in Dönschten, welcher, im 94. Lebensjahre stehend, sich noch einer guten Gesundheit erfreut, so daß er fleißig, auch bei schlechtem Wetter, unser Gotteshaus besuchen, seine Arbeit verrichten und ohne große Anstrengung stundenweite Fußretsen zurücklegen kann. Gott schenke ihm noch viele frohe Jahre. Dresden. Der Bau eines neuen RathhauseS in Dresden wird demnächst greifbarere Gestalt dadurch annehmen, daß mehrere Einzelpläne der Baulichkeiten zur Vorlage gelangen werden. Daffelbe wird bekannt lich lauf dem Areal zwischen der Ring- und Kreuz straße errichtet werden und seine Hauptfront der Ringstraße zukehren. Der Bau überspannt dabei auch einen Theil der TewandhauSstraße zwischen der früheren resormirten Kirche und dem früheren Gesand- schaftSgebäude. Dieser Theil der Gewandhausstraße soll zu einer eleganten, großen und breiten Passage umgeschaffen werden. Der Gedanke zur Schaffung dieses modernen Verkehrsweges rührt noch von dem verstorbenen Oberbürgermeister vr. Etübel her. — Königin Carola war in letzter Zeit wieder sehr von rheumatischen Schmerzen geplagt, so daß sie sich große Schonung auferlegen mußte. Jndeß ist seit einigen Tagen erfreuliche Besserung eingrtreten, so daß sie am Donnerstag einen Spaziergang im Garten der Strehlener Villa unternehmen konnte. — Erzherzog Otto von Oesterreich, der Gemahl der Prinzessin Marie Josepha von Sachsen, wurde von König Albert zum Generalmajor ernannt, unter Be lassung d la guits des Gardereiter-RezimentS. — Auf eine Immediateingabe hat da» Ministerium deS Innern darauf hingewiesen, daß bei Verleihung deS Ehrenzeichens für Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr das in der König!. Verordnung vom 11. Mat 1885 aufgestellte Erfordetniß ununterbrochener 62. Jahrgang. 25jähriger Dienstzeit in der Feuerwehr auch dann al- erfüllt anzusehen ist, wenn sich diese Dauer nur durch Zusammenrechnung der vor dem aktiven Militärdienst und nachher im Dienst der freiwilligen Feuerwehr ver brachten Zeit ergab. Dagegen trägt das Ministerium Bedenken, auch der weitergehenden Bitte des betref fenden Gesuchstellers zu entsprechen und bei Verleihung von Auszeichnungen der gedachten Art die aktive mi litärische Dienstzeit der vorher und nachher tm Dienste der freiwilligen Feuerwehr verbrachten Zeit hinzuzu rechnen, da eine solche Auslegung und Anwendung der erwähnten Verordnung sich mit ihrem klare« Wortlaute nicht in Uebereinstimmung befinden würde. Mügeln. Ein Unglücksfall, der leider ei« Menschenleben kostete, ereignete sich hier am Freitag früh. Es wurde von dem 6 Uhr 28 Min. von Mügeln in der Richtung nach Dohna zu verkehrenden Personen zuge der Mügeln-Geising-Altenberger Secundärbah« ein von dem Geschtrrführer v. Otto genannt Weißbach geleitetes Geschirr deS Herrn HanS Jackwitz auf dem Bahnübergangs an der Dohnaschen Straße bei der Eklichtmühle erfaßt, ein Stück mit fortgeschleift und alsdann die Böschung hinuntergeschleudert. Dem Se- schirrführer wurde der Brustkasten eingedrückt, außer dem erlitt er auch noch Verletzungen am Kopse, f» daß er sofort seinen Geist aufgab. Ein Pferd trug unerhebliche Beschädigungen davon, während das andere unbeschädigt blieb. Der tm Jahre 1853 ge borene, bedauernSwerthe Mensch war unverheirathet; seine Leiche wurde später nach Mügeln gebracht. DaS Personal des Zuges ist vollkommen schuldlos an dem tragischen Vorkommnisse, nicht so ganz aber der Ver unglückte selbst. Er hat zwar in dem großen H-Hl- wagen gesessen und sich zum Schutze gegen die Kälte dick eingehüllt gehabt, so daß von ihm da» Läute« be nähenden Zuges überhört sein dürfte; doch kann ihm aber der Vorwurf der Unachtsamkeit nicht erspart bleiben, da derselbe das Eintreffen des Zuge- um diese Zeit hinreichend kannte und deshalb nicht so sorglos über den Uebergang fahren durfte. Dahlen. Bei einer vor kurzer Zeit hier katt gefundenen Jagd wurde ein Jäger von einem Rehbock angcrannt und hingestreckt. Der Verlust zweier Zähne und einige Verletzungen im Gesicht war die Folge dieser Karambolage. Königstein. Ein Arbeiter, der in der Nähe der Schule mit Ausbesserung der elektrischen Leitung be schäftigt war, griff aus Versehen an den LettungS- draht. Der Mann konnte vom Drahte nicht mehr abkommen und mußte fürchterliche Schmerzen aus- stehen, bis ihm dadurch Hilfe wurde, daß man das Elektricitätswerk in Kenntntß setzte, da» den Strom abste-te. E'ne Minute später wäre der bedauernS werthe Mann dem Tode verfallen. — Mit der Ausführung der verschiedenen Bau lichkeiten aus hiesiger Veste, welche durch die Unter bringung deS Bataillons Infanterie bedingt sind, ist Baumeister Zaumann betraut worden. Die Arbeite« müssen laut Kontrakt bi» zum 1. April 1897 be endet sein. Der Exerzierplatz für das Bataillon be findet sich auf Struppener Flur, am Fuße der Festung. Er ist 75 Acker groß und ist auf eine Reihe vo« Jahren seitens der Militärbehörde gepachtet morde«. Döbeln. In der am 24. v. M. abgehaltenen öffentlichen Sitzung unserer Stadtverordneten kam auch die bereits in letzter Sitzung behandelte Rathsoorlage, die Muldenkorrektion für den unteren Stadttheil be treffend, wiederum zur Berathung und Beschlußfassung. Nach längerer Aussprache wurde ein Antrag deS Stadt verordneten Greiner mit 10 gegen 7 Stimmen abge lehnt und der Rathsbeschluß gegen 4 Stimmen ange nommen. Nach demselben erklärt man sich mit dem Gutachten des BauauSschuffeS, die Verlegung de» linken Muldenarmes vor der GlauSnitzerschen Fabrik über den Exerzierplatz einverstanden.