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Beilage zu Nr. 138. Dienstag, dm 1. Dezember 1896. 62. Jahrgang. Abonnements auf die „Weißeriß-Zeitung« für den Monat Dezember nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Sächsisches. — Ueber rationelle Behandlung deS Stallmistes wird Herr vr. Bogel, Berlin in der von der Ökono mischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen für Freitag, den 4. Dezember, Nachmittags 4 Uhr, in der Deut schen Schänke zu den „Drei Raben", DreSden-Altst., Marienstraße 20 festgesetzten 2. ordentlichen VortragS- versammlung sprechen. Der Vortrag dürfte für alle praktischen Landwirthe von großem Interesse sein, da «r nicht nur die seit nunmehr 5 Jahren von der deutschen LandwirthschaftSgesellschaft in der Praxis angestellten umfangreichen Versuche zur Düngerkonser- virung, namentlich mit Superphosphatgyps und Äainit behandeln, sondern auch insbesondere auf die mechanischen Konservirungsmittel und den bakteriolo gischen Theil der Stalldüngersrage, soweit dieser bis heute geklärt ist, eingehen wird. Eintrittskarten für Nichtmitglieder sind in der Geschäftsstelle der Ökono mischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen, Wiener Straße 13 I während der Bormittagsstunden kostenlos zu entnehmen. — Dem in der Kanzlei des LandeSkulturratheS zusammengestellten Bericht- über den Saaten stand und die Ernte im Königreiche Sachsen Mitte November 1896 entnehmen wir folgende allgemeine Uebersicht: Die Witterung in der Berichtszelt — 15. Oktober bis 16. November — war im ersten Dritttheil noch sehr unbeständig, indem schöne sonnige Tage mit regnerischen beständig wechselten; hieraus folgte trockenes Wetter, während die Temperatur rauher wurde und in den ersten Tagen des Novembers schon die ersten Nachtfröste eintraten; die letzte Berich'Swoche brachte allgemeines Frostwetler bis zu 5 Grad, eine Tem peratur, wie sie seit Jahren in derselben Jahreszeit nicht zu verzeichnen gewesen ist. Im Allgemeinen war die Witterung für die Landwirthschast günstig. Die Wintersaaten, welche in Folge der schlechten Herbst witterung und der sehr ver päteten Ernte zu Beginn der BerichtSzeit erst zum kleinsten Theile eingebracht waren, sind, soweit dies der Fall war, schön aus gelaufen; von den späteren, während der letzten vier Wochen bestellter Saaten ist ein Theil besonders auf der Höhenlage, noch sehr spärlich oder gar nicht auf gegangen; diese späten Saaten haben durch die Kahl fröste der letzten Tage gelitten und werden wenig widerstandfähig in den Winter gehen. Außerdem machte sich in fast allen Berichtsbezirken die Acker schnecke in der Roggensaat mehr oder weniger bemerk bar, so daß ganze Schläge neu bestellt werden mußten. MapS zeigt im Allgemeinen günstige» Stand, ebenso der Stoppelklee. Sehr zu Statten kam die Witterung der Kartoffel-, Futter-, Zuckerrüben- und Kraut- Ernte; ein Theil der Rübenernte wurde jedoch vom Frostwetter überrascht und konnte noch nicht geborgen sverden. — Der Ernteertrag dec Kartoffeln ist sehr «verschieden und bewegt sich zwischen 60 und 500 Eentnern auf das Hektar, im Allgemeinen geringer als im vorigen Jahre, wo außrrdem nur gesunde Mollen geerntet wurden. Die Kartoffelkraokhett ist «bei den späten Sorten, welche auch bet besserer Witte rung geerntet werden konnten, weniger bemerkbar, sie -werden sich in Keller und Miete besser halten wie die zeitigen Sorten; immerhin ist der Prozentsatz der kranken Knollen nach Sorte und Bodenlagen ein ziem lich hoher. Als ganz gesund erwiesen sich Magnum bonum, Reichskanzler und Blaue Riesen, während die weißen und feineren Sorten und besonders die Zwiebel am meisten von der Fäule befallen sind. Dagegen sind die Mengenerträge der Futter- und Zuckerrüben zumeist höher als im vorigen Jahr«, ebenso die des KrauteS. — Die Ackerbestellung für die Früh jahrssaaten konnte in Folge der sich lang hinziehenden Ernte, der verspäteten Herbstsaatbestelluug und deS zeitigen Frostwetters nur zum kleinsten Theile beendet werden und wäre noch einige Wochen offenes Wetter sehr zu wünschen. Wenn auch jetzt mehr Drusch ergebnisse vorliegen, so kommen die Durchschnittsziffern den vormonatlichen fast allenthalben gleich; nach Menge sind dieselben in den Kretshauptmannschasien Bautzen, Dresden, Leipzig und im Königreiche höher als im vorigen Jahre, dagegen in der Kreishauptmannschaft Zwickau zum Theil erheblich niedriger; die Qualität der Körner und die des Strohes ist wenig zufrieden stellend, da die Früchte zum Theil feucht, zum Theil nur lufttrocken geerntet werden mußten. — Der älteste Feldwebel der König!. Sächs. Armee ist der in Schneeberg wohnende Pensionär Christian Gottfried Schönberg, der am 8. Dezember seinen 90. Geburtstag feiert. — Oesfnet die Fenster! In der kalten Jahres zeit sieht man wieder häufig, daß in vielen Woh nungen die Fenster ängstlich zugehalten und vielfach den ganzen Winter über nicht geöffnet werden. Betritt man ein solches ungelüftetes Zimmer, so strömt uns eine widerliche Luft entgegen, die das Athmen in der ersten Zeit säst unmöglich macht. Die Annahme, daß man bet geschlossenen Fenstern und Thüren eine wärmere Stube bekommt und dadurch an Brenn material spart, ist eine ganz irrige, denn reine Lust erwärmt sich viel leichter qls unreine. Jede Wohnung muß täglich einige Male gelüftet werden, ganz speziell, wenn sich Kinder darinnen aufhalten. Um ein Zimmer mit frischer Luft zu versehen, genügt übrigens im Winter eine Spalte des geöffneten Fensters. Viele Krankheiten, vor Allem die lästigen Kopfschmerzen u. s. w., lassen sich dadurch vermeiden. — Die Vogelwelt ist nun wieder, da ihre natürlichen Futlerstellen verschneit sind, auf die Mild- thättgkeit der Menschen angewiesen. ES sei deshalb daraus aufmerksam gemacht, daß außer dem üblichen Körnersutter auch Neste von Fleisch, sowie Fett- und Talgtheilchen, gekochte Kartoffeln rc. für viele Arten von Vögeln (Amseln, Meisen rc.) das beste Futter bilden. Zu beachten ist, daß das Futter auf trockene Stellen gelegt wird, da an durchnäßtem Futter die Thierchen erkranken und sterben; es ist deshalb auch rathsam, von Fütterung mit Brod- oder Semmel krumen ganz abzusehen, da diese auch auf trockener Unterlage die Feuchtigkeit der Luft begierig anziehen, dadurch rasch einer Art Gährung unterworfen sind und, in solchem Zustande von den Vögeln genossen, den Tod dieser veranlassen können. Rochlitz. Die Wälle auf dem Porstelberg sind zweifellos vorgeschichtlich, wenn sie auch später in Kriegsnoth als Verschanzung gedient haben. Bei einer kürzlichen Untersuchung der srlschgeriffenen Ackerfurchen aus der Kuppe fielen mehrfach vorgeschichtliche Scherben aus, die aus einer sehr groben, sandigen Masse be stehen, die Außenseiten mit einem lehmartigen Anslug. Der Bruch ist meist kohligschwarz. Ein Scherben zeigt Spuren einer Wellenverzterung. Auch formlose, kleine gebrannte Lehmstücke fanden sich, die den Eindruck machen, als hätten sie zu einer Feuerstelle gehört. Der Boden enthält ziemlich viel Spuren von Brand: Holzkohle. Die Scherben lagen mehr nach der steilen Südseite des Berges zu, weit von den Wällen im Norden weg. Die beschriebenen Trümmer haben ein ganz anderes Aussehen, als die kürzlich in Stöbnig ausgefundenen. Großenhain. Jetzt reisen die landwirthschast- lichen Arbeiter, die sogen. Sachsengänger, wieder nach ihrer Heimath zurück. Diejenigen, welche in der Oschatzer, Riesaer und auf den Riltergütern der hies. Gegend beschäftigt waren, sind aus Obecschlesten und fahren in Gesellschaft zu ermäßigtem Preise unter einem Führer über CottbuS-Sorau-Sagan-Lifla-Jarot- schtn nach Mtlitsch und Pieschen. Diese Leute leben im Winter in ihrer Heimath nur von ihrem Somm r- verdtenst, sie sind sehr anspruchslos, dadurch wird es ihnen möglich, ein schönes Sümmchen Geld mit tu die Heimath zu bringen. Bet der Heimreise gönne« sie sich aber auch einmal einen Leckerbissen, man steht manchmal auf den Halteftationen. wie sie gern einmal einen Pökling zu einem Stück Kuchen bei ihrem Reise frühstück verzehren. Die Branntweinflasche, welche hierbei im Kreise herum geht, fehlt natürlich auch nicht lind eS lhut Mann, Frau und Fräulein Bescheid. Aus den Gegenden um Leipzig, Halle, Magdeburg und Merseburg reisen noch größere Trupps über Eilenburg-Falkenberg-Kohlfurt in ihre Heimath zurück. Waldheim. Dem Vernehmen nach soll Mitte Dezember die neuerbaute vollspurige Nebenbahn von Waldheim nach Kriebethal dem Betriebe über geben werden. Die Bahn ist 3,05 Kilometer lang, beginnt im Bahnhose Waldheim der Chemnitz-Riesaer Eisenbahnlinie und wird vorläufig ausschließlich nur dem Güterverkehrs dienen. Von Waldheim 2,16 Kilo meter entfernt, liegt an der neuen Bahn die Halte stelle Rauschenthal, welcher nach 0,90 Kilometer Ent fernung der Endpunkt Kriebethal folgt. Man beabsichtigt, wie weiter verlautet, im Sommer an Sonn- und Festtagen die neue Linie auch für den Personenverkehr dienstbar zu machen und zu diesem Zwecke zwischen Waldheim und Kriebethal Personenzüge abzufertigen. Zwickau. Photograph Graph hier begab sich am 8. August, Abends 7 Uhr, zu Fuß vom Werdauer Vogelschießen hierher zurück. Auf dem Wege hierher wurde er von zwei Strolchen überfallen und unter fortwährenden Bedrohungen seiner goldenen Uhr, des Portemonnaies u. s. w. beraubt, auch körperlich verletzt. Als Thäter wurden Bergarbeiter Friedrich aus FriedrichSgrün und Athlet Fritschtng aus Crostewitz, 23 bezw. 19 Jahre alt, ermittelt. Beide wurden jetzt vom Königl. Schwurgericht wegen Raubes zu 9 bez. 8 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Reichenbach i. V. Eine praktische Neuerung im Feuerlöschdienst ist hier eingerichtet worden. 49 Feuer wehrleute sind dort durch elektrische Klingeln mit der Polizeiwache verbunden und eilen zum Spritzenhause, sobald sie angeklingelt werden. Dort erfahren sie den Ort deS Brandes. Am Montag wurde die neue Ein richtung zum ersten Male gebraucht und bewährte sich trefflich. Die Alarmirung geht rascher vor sich al» seither und es wird nicht mehr der ganze Ort aus d-m Schlafe gejagt und in Aufruhr gesetzt. Stellt es sich heraus, daß die 49 Mann allein den Brand nicht bewältigen können, dann ist immer noch Zeit, weitere Hilfe durch allgemeinen Alarm herbeizurufen. Dresdner Produktenbi An der Weizen, pro 1000 kg netto: Weißweizen . . 170-180 Brauweizen, neuer, 75—771«, 170—Irl neuer (klamm), 71—74 Ke, 159-169 Weizen, russ., roth 175—185 weiß und bunt. 175—185 fremder . . . 180-190 Roggen, pro 1000 kg netto: sächsischer, neuer, 73-74 Ke, 134-136 do. neuer (klamm), 69—72 kg, 121-132 do. peußischer . 138—142 do. russischer . 138—142 Gerste pro 1000 Ke netto: sächsische ... 140-150 schlesische . . . 150-160 bShm. u. mähr. 160—180 Futtergerste. . 112-120 vaser, neuer sächs. 117—133 do. fremder . 140—152 Mai«, Einquantine 132-138 rumän. u. bessarad. 111—118 do. amerik., mired 103 108 do. La Plata, gelb 9l-105 do. defekt . . . 92-98 Erbsen pro 1000 kg netto: weiße Kochwaare . 170—180 Futlerwaare . . 130—140 Wicken, pro 1000Ke 136 — 135 Buchweizen pro 1000 kg netto: Spiritus . . Auf dem Kartoffeln, Otr. . 2,50-2 80 Butter (kg> . 2,50-2,70 Me, Meise, s rse vom 27. November. «Sri.: inländ. . . . 122—130 do. fremder. . 135—145 Oelsaaten pro 1000 kg netto: WinterrapS, sächs. — Leinsaat, feinste . 185—190 Leinsaat, seine . 175 -185 do. mittlere . 165—175 RübSl pro 160 kg netto (mit Fatz): rasstnirl . 65,00 Rapskuchen pro IM kg netto: lange 11.M runde . ... 10,50 Leinkuchen, einmal gepreßte ... 14,50 do. zweimal gepr. 13,50 Malz pro IM kg brutto (ohne Sack) .... 22-26 Weizenmehl pro l00 kg netto: UaiserauSzug . . 31,50 GriesleranSzug. . . 29,50 Semmelmehl 28,50 Bäckermuildmehl . . 27,00 GrieSlcrmundmehl . 20,50 Pohlmehl .... 17,5» Roqaenmehl Nr. 0 . 23,50 do. Nr. 0/1 . 22,50 do. Nr. 1 . 21,50 do. Nr. 2 19 M do. Nr. .3 . 17.50 Futtermehl ... 12,20 Wetzenkleie, grobe. , 8,80 do. feine . . 8,80 Roggenkleie . . . 10,20 . 57,50 38,M. Markte: Heu (pro Otr.) . 3,60—3,80 Stroh pro Schock 30,M—32.00. Arni M» Wtt! inke, Amsel und Genoffen.