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Wurzen. Bei der Stadtverordneten«^! von fünf ansässtzen und drei unansässize« Bürger« trug die Ordnungspartei einen glänzende« Wahlkeg davon, in dem alle von ihr ausgestellten Kandidaten mit großer Mehrheit gewählt wurden. Dir höchste Sttmmzahl, die dey Sozialdemokraten wurde, betrug nur gegen SSO; das Wahlrecht üblen gegen 1100 Wähler (75 Prozent der Stimmberechtigten) aus. Burgstädt. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich im benachbarten Kändler dadurch, daß Hu 13 jähriger Knabe desto Wäichekocheu auf den Deckel deS Kessels stieg. Der Deckel gab nach und de: Knabe fiel in das kochende Wasser. Der be- dauernswerthe Knabe erlitt hierbei so schwere Brand wunden, baß an seinem Auskommen gezweifelt wird. Chemnitz. Der Steinmetz-Innung, welche im nächsten Jahre ihr lOOjährigeS Jubiläum feiern kann, wurde dieser Tage eine freudige Ueberraschung zutheil. Seit nahezu fünfzig Jahren fehlte das alte JnnungSpetschaft, welches auf unermitlelte Weise ab handen gekommen war und trotz eifriger Nachforschungen nicht wieder herbeigeschafft werden konnte. Da kommt nun kürzlich ein Mitglied der Innung nach Zittau, um einem Begräbniß daselbst beizuwohnen. Im Ge spräche mit den Anverwandten des Heimgegangenen erhält er Kenntntß davon, daß sich im Nachlasse des letzteren ein altes Petschaft vorgefunden habe, welches nach Chemnitz gehöre. Es wurde herbeigeholt und mit Freuden erkannte der Chemnitzer Jnnungsmeister, daß dieses Petschaft das lang vermißte vom Jahre 1797 ist; auch ließ sich alsbald der Zusammenhang der Verhältnisse ergründen, durch welche es in den Besitz des Verstorbenen gelangt sein dürste. Dieser war ein naher Verwandter des Steinmetzmeistcrs Jo hann Gottlieb Morgenstern, welcher bis 1847 mehrere Jahre hindurch das Amt des ersten Obermeisters der Chemnitzer Steinmetz-Innung bekleidete. Nach dem Tode Morgensterns dürste das Petschaft in seinem Nachlasse unbeachtet geblieben sein, bis es schließlich ganz in Vergessenheit gerieth. Es ist noch recht gut erhalten und ermöglicht ziemlich scharfe Siegelprägungen. Insignien des Steinmetzgewerbes bilden den Mittel punkt, darunter befindet sich die Jahreszahl 1797. Die Umrahmung des Ganzen bildet folgende Inschrift: v. I-0L. äLll II. 81^ V1 AuS dem Erzgebirge. Die Eisenbahnlinie JoachimSlhal—Schlackenwerth in Böhmen soll am 22. Dezember d. I. dem Verkehre übergeben werden. DaS Stationsgebäude, die Magazine rc. sind fertigge- stellt. Die Linie, die die Verbindung mit Karlsbad, Komotau rc. herstellt, erhält die Haltestellen Ober- und Unterbrand und Schlackenwerth-Stadt. Die Bayn wird sicherlich im Sommer auch viel von Touristen benutzt werden. AuS dem Voigtlande. Ein größeres Unglück konnte am Mittwoch in Stützengrün durch einen leicht sinnigen Teschinschützen, der wahrscheinlich in uner laubter Weise nach Ziemern schoß, geschehen. Seine Kugel traf in das vollbesetzte Schulzimmer und ver wundete hier, zum Glück nur leicht, ein Mädchen am Halse. Plauen im Vogtl. Der geschäftSsührende Aus schuß für das zweite Sächsische Kreislurnsest, das im Juli nächsten Jahres hier stattfinden soll, hielt in diesen Tagen eine Sitzung ab, um über verschiedene Anträge, die vorher im Wirthschasts- Bau, Turn- und PreßauSschuß beralhen worden waren, endgültig Beschluß zu fassen. Zunächst wurde ein Pachtvertrag genehmigt, durch welchen ein Stück Land zum Fest platz hinzu erworben ward, das infolge seiner geeigne ten Höhenlage und ziemlich ebenen Beschaffenheit eine günstige Ausstellung der Festhalle ermöglicht. Die Größe des Festplotzes wird durch folgende Zahlen ver anschaulicht. Es umfaßt der Platz für die allgemeinen Freiübungen 18000 qm (90 m breit und 200 M lang), für das Geräthelurnen 6650 qm, für das allgemeine Freispringen 4488 qm, sür den Spielplatz 10800 qm und sür das Einzetwetturnen 5700 qm. Die Fest halle wird wahrscheinlich einen Raum von 2100 qm bedeck-n. Hiesige Baumeister sollen in den nächsten Wochen ersucht werden, Pläne und Kostenanschläge sür den Bau einer möglichst einfachen Festhalle einzu reichen. Der unverhältnißmäßig hohen Kosten wegen wurde von der Errichtung von Tribünen sür di- Zu schauer abgesehen, sondern nur der Bau einer kleinen Tribüne sür die Ehrengäste beschlossen. Eine Fest schrift soll nicht versaßt werden, wohl aber eine Fest zeitung in zwei oder drei Nummern erscheinen. Um ven Besuchern des Festes auch den Abend des eigent lichen Festtages in angenehmer Weise verbringen zu Helsen, wurde beschlossen, am Sonntag abend in der Festhalle turnerische Aufführungen zu veranstalten. — Die hiesige Küntgl. AmlShauptmannschast macht bekannt, daß in ihrem Verwaltungsbezirke abermals größere Schadenfeuer entstanden find, die lediglich durch unvorsichtiges Gebahren mit Streichhölzern verursacht worden find. Die AmtShauptmanuschast nimmt daraus von Neuem Anlaß, auf das Nach drücklichste zu größter Vorsicht bet Benutzung und Auf bewahrung von Streichhölzer«, besonders da, wo Kinder im Hause sind, zu ermahnen, insbesondere sollte der psennigwetse Verkauf von Streichhölzern an Kinder gänzlib unterlassen werden. Eltern und Ver- kaussstelleninhaber, die eS in dieser Hinsicht an der gebotenen Vorsicht und Sorgfalt fehlen lassen, haben nach der erwähnten B kauntmqchung unter allen Um ständen schwere Verantwortung zu gewärtigen. Jöhstadt. Nachdem in der letztvergangenen Woche mehrere Einzüge in die hier wieder aufgebauten Häuser erfolgt, sind dieselben mit einer einzigen Aus nahme wieder bewohnt. Meist nur sind es die Be sitzer, welche Einzuv gehalten haben. Die größt möglichste Beschleunigung ist bei den Wiederausbauten in der Kirchstraße angewandt worden, denn zwischen dem Beginn des Baues und dem Einzug liegt ein Zeitraum von nur 13 bis 15 Wochen. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschtchte. Berlin. Im Bundesrath hat man sich, wie die „Post" hört, mit Rücksicht auf die Unmöglichkeit, hin sichtlich der beiden bisher vorgelegten Entwürfe über die Organisation des Handwerks entschlossen, einen neu n dritten Entwurf auszuarbeiten und ihn dem Reichstag zu übergeben. Ueber den Zeitpunkt der Vollendung läßt sich jetzt noch nitts Bestimmtes sagen. Ueber den Inhalt meldet das genannte Blatt: Die Vorschläge des Bundesraths dürsten sich vor Allem durch eine Vereinfachung der Organisation gegen über dem preußischen Entwurf auszeichnen. Als wahrscheinlich kann bezeichnet werden, daß die Mittel klasse, die Handwerksausschüsse, völlig sortfallen und man nur Innungen und Kammern schaffen wird. Aber auch die Innungen zu Zwangsinnungen zu machen, spürt man wenig Neigung; man dürste die jetzigen Innungen bestehen lassen und sie nur da ob- ligatorisch machen, wo eine Mehrheit der Handwerker das selbst verlangt. Nicht ausgeschloffen ist ferner, daß man die Organisation überhaupt auf die Städte beschränkt, dagegen das flache Land ganz ausschließt. Betreffs der Kammern herrscht anscheinend die Meinung vor, daß reine Handwerkskammern zu bilden wenig empsehlenswcrth ist, da, abgesehen von Schlächtern, Bäckern und Barbieren, eigentlich kein Handwerk vor handen ist, das sich auf sich selbst beschränkt, nicht vielmehr in Gewerbe und auch Handel übergreift. Kammern nach dem Vorbilde der württembergischen Gewerbekammern haben im Bundesrathe zweifellos warme Befürworter. Wie weit die angeführten Aenderungsvorschläge Gestalt gewinnen werden, ent zieht sich selbstverständlich vollkommen unserer Be- urtheilung: sollte der Entwurf des Bundesrathes sich aber ziemlich eng an sie anlehnen, so würden wir nach dem, was wir aus Bundesrathskreisen hören, nicht überrascht sein. — Wie aus Bundesrathskreisen verlautet, kann es als wahrscheinlich gelten, daß in der Frage der Militärstrasg'richtsreform ein Kompromiß zwischen der preußischen und der bayerischen Auffassung zu Stande kommen wird. — Im Reichstage sollen demnächst die Novellen zu den Unsallverficherungsgesetzen und zu den Gesetzen über die Postdampfschiffsverbindungen mit überseeischen Ländern zur Verhandlung konimen und wird alsdann die Justiznovelle zur dritten Berathung gestellt werden. Die Weihnachtsserien sollen vom 18. Dezember bis 8. Januar dauern. Nach Neujahr soll, abgesehen von den Schwerinstagen, ununterbrochen die zweite Lesung des Etats gefördert werden. — Die Margarinegeletzgebung wird zweifels ohne im Lause des Winters die Parlamente wiederum beschäftigen. Daß von der Reichsregierung keine Initiative in dieser Angelegenheit ergriffen werden wird, darf als sicher gelten. Im Reichstage wird vor aussichtlich die Deutsch-konservative Fraktion den vom Bundesrath abgelehnten Entwurf wesentlich in der Fassung der ReichStagSkommisstonSbeschlüsse wieder einbringen. Aber auch im Abgeordnetenhause dürfte die Margarinefrage zur Sprache gebracht werden. Wie die „Post" hört, wird die freikonservatioe Fraktion bet der Berathung des landwirthschastlichen Etats die Frage an die Regierung stellen, welche Stellung die BundeSrathsbevollmächtigten sür Preußen zu den Be schlüßen des Reichstags eingenommen haben. — Zwischen den beteiligten Ressorts der preu ßischen Staatsregierung sind Verhandlungen cingeleitrt, um auf dem VersuchSselde der landwirthschastlichen Hochschule in Berlin ein KornhauS zu errichten, in dem Versuche angestellt werden sollen, welche Formen und Einrichtungen der landwirthschastlichen Produk- tionSeigenart und den Verkehrsbedingungen in Preußen l am Beilen entspreche«. E« ist nicht ausgeschlossen, ! daß bereits der nächste preußische Etat eine Forderung i sür diesen Zweck erhalten wird. — Von den sozialdemokratischen Initativanträgeu ivill die Partei zuerst die Resolution über den Acht stundentag zur Verhandlung bringen. Zu Rednern wurden Legten und Fischer von der Fraktion ernannt. — Bekanntlich ist im „Vorwärts" selbst dieser Antrag vor nicht langer Zeit als „vielleicht nicht ganz glück lich gewählt" bezeichnet worden. — ES ist der öffentlichen Aufmerksamkeit nicht entgangen, daß unser Landsmann Prof. vr. Koch während seines kurzen Londoner Aufenthaltes von der dortigen wissenschaftlichen Welt mit auffallender, ja geradezu studierter Kälte behandelt worden ist. Zum Theil mag an diesem wenig Takt bekundenden Verhalten gekränkte Geleh teneitetkeit schuld gewesen sein, die es dem Ausländer nicht verzeiht, daß die Kapregierung gerade auf seine, statt einer landSmän- nischen Fachautorilät, Dienste zur Ergründung des Wesens der Rinderpest zurückgegriffen hat. Jedenfalls hat es in den englischen Zeitungen an Zuschriften aus englischen Gelehrlenkreisen nicht gefehlt, welche sich sehr erzürnt über die Berufung Kochs nach der Kap- kolonie vernehmen lieben. Dann aber spielt zweifel los auch der allgemeine Deutschenhaß hinein, der in folge des Fehlschlagens der Spekulation englischer Politiker auf die deutsche Gutmütigkeit und Naivetät jetzt mehr als je 'n die Halme geschaffen ist und nur durch die Furcht einigermaßen im Zaum gehalten wird, daß man in Deutschland Gleiches mit Gleichem ver gelten möchte. Detmold. Fürstin Elisabeth von Lippe-Detmold ist in der Nacht zum 28. November im Alter von 63 Jahren gestorben. BreSlau. Versuchsweise wird hier demnächst ein Mädchen-Gymnasium errichtet werden. BreSlau. Wie die „Morgen-Ztg." aus Kattowitz berichtet, sind bei dem gemeldeten Grubenunglück in Zagorze (Russisch Polen) auf der Grube „Fanny" im Ganzen 28 Bergleute verunglückt. Vier wurden getödtet, 24 mehr oder weniger schwer verletzt. Kiel. Prinzessin Heinrich von Preußen ist am 27. November von einem Prinzen entbunden worden. — Wie verlautet, beabsichtigt die Marine-Ver waltung, die Garnison Helgolands bedeutend zu verstärken. Es hängt dies mit weiteren Plänen zu sammen, welche die strategische Bedeutung der Insel erhöhen sollen. Hamburg. Unter den Stauern des hiesigen Hafens ist seit mehreren Tagen ein Streik a»L- gebrochen, dem sich eventuell auch die Werftarbeiter anschtießen wollen, doch scheint es, daß die Rheder durch Zuzug fremder Arbeitskräfte die entstandenen Lücken bald wieder besetzt haben werden. Oesterreich Ungarn. D'.e Thronrede des Kaisers Franz Josef zur Eröffnung des ungarischen Reichs tages enthält auffälliger Weise nicht den geringsten Ausblick auf die allgemeine Lage. Wenigstens weiß der halbamtliche Pester Telegraph nichts über eine solche Stelle der Thronrede zu melden, die vielfach, geäußerten Erwartungen, daß namentlich wegen der Enthüllungen in den „Hamb. Nachr." die ungarische Thronrede eine Bemerkung über den Dreibund auf- we.sen werde, sind demnach gründlich getäuscht wordeiw Mil um so größerer Breite beschäftigt sich die aller höchste Kundgebung mit den vielen und zum Theil wichtigen gesetzgeberischen Aufgaben, die das ungarische Parlament erwarten und welche meist auf wirthschaftS- politischem Gebiete liegen. In steuer- und finanz politischer Beziehung treten von den angekündtgten Gesetzentwürfen die Vorlagen über die Reform der direkten Steuern und über die Beendignng der Baluta- regulirunq hervor. Was die kitzltchen AuSgleichSsragen anbelangt, so drückt die Thronrede nur in ziemlich vorsichtiger Form die Zuversicht aus, daß eine beider seitig befriedigende Lösung dieser Frage erfolge««, werde. Brüx i. B. Der bereits telegraphisch gemeldete- Brand im Brüxer Strafhause brach in einer Zelle, in der Sträflinge mit dem Reinigen von Wolle be» schästigt waren, aus. Der Verdacht, das Feuer an gelegt oder versöuldet zu haben, lenkt sich auf den, Sträfling Muztk, der sich auf räthselhaste Weise iw den Besitz von Cigaretten gesetzt hatte und sie rauchte. Muzik hat am 22. August den 14jährigen Kauf- mannSsohn Emil Donat auS Steknitz auf der Straße bei Saaz durch M fferstiche lebensgefährlich ver wundet und der gelammten Baarschaft, sowie der Taschenuhr sammt Kette' beraubt. Er wurde daher vor kurzer Zeit vom Brüxer Schwurgerichte zu zwölf Jahren schweren Kerkers verurtheilt. Das Feuer ver blei lte sich ungemein rasch, der Rauch drang in alle Zellen, in welchen die Sträflinge einen verzweifelten Lärm verursachten. Die Sefangenwärter eilten rasch herbei, öffneten sämmtliche Zellenthüren und die Eträf-