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„Weißer«,-Zeitung" «scheint wöchentlich drei« mal: Dienstag, DoirnerS- taa und Sonnabend- — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmvnatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie dir Agenten nehmen Be stellungen an. Wchentz -JeitllW. Amtsblatt Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage des Blatte« eine sehr wirb« same Verbreitung^ finden, werden mit 1V Pfg- d« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und eomplicirto Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Giuae« sandt, im redaktionell«» Lheile, die Spaltemeile 20 Pfg. für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Aadträtße zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Daul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtsettigrm „Jllustrirteu Unterhaltung-blatt." Mit land, und hanVwirthfchastlicher MonatSbeilage. Nr. 99. Dienstag, dm 23. August 1892. 58. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Im Lause vergangener Woche nahmen die Herren Geheimer Regierungsrath vr. Hartig und der Vorstand der landw. Versuchsstation vr. Steg lich, begleitet von Herrn Fabrikant Reichel, hier, die auf Anregung der betreffenden Kommission nach An leitung Herrn vr. Steglich- mit Staatsbeihülfe von Seilen mehrerer Herren Gutsbesitzer in Johnsbach und Oberfrauendorf in diesem Jahre unternommenen Ver suchsanbaue von in- und ausländischem Sommerweizen behufs Gewinnung guten Flechtstrohes in Augenschein. Sämmtliche Versuchsparzellen zeigten befriedigenden Stand, und da bet der hierzu ausgezeichnet günstigen jetzigen Witterung auch die Ernte ungestört verläuft, so ist zu hoffen, daß die weitere probeweise Ver arbeitung der geernteten Weizenhalme, mit welcher Herr Fabr. Reichel beauftragt worden ist, ein sicheres Bild über den Werth oder Unwerth der zum Versuch gelangten Weizensorten und der verschiedenen in Johns bach und Obersrauendors gleichzeitig und gleichmäßig angewendeten Anbau-, Düngungs- und Erntemethoden geben wird. — Ueberhaupt verspricht auch heuer wieder die Gewinnung von Flechtstroh für den Landwirth sehr lohnend zu werden, und wollen wir nicht unter- laffen, bei dieser Gelegenheit nochmals ganz besonders hierauf hin,»weisen ünd die Herren Landwirthe, welche Sommerweizen ernten, zur Bereitung von Flechtstroh aufzufordern. Daffelbe wird auch in unserer Gegend von Jahr zu Jahr angelegentlicher gesucht und findet, wie leider nicht allzuviele Produkte landwirthschaftlicher Thätigkeit, stets sichere Abnehmer bei sehr guten Preisen. — Die Gewitter, welche am letzten Donnerstag auch in unserer Nähe leider abermals vergebliche Hoff nungen auf so sehr erwünschten Regen erweckten, haben, wie wir hören, in Burkersdorf und Bobritzsch durch Hagelschlag ziemlich bedeutenden Schaden angerichtet. — Am Sonnabend Abend produzirte sich auf hie sigem Oberthorplatz der Dauerläufer Kandier, indem er denselben in 47 Minuten 60 Mal umlief. — Am Freitag lief derselbe in Dresden mit dem Schnellläufer DtbbelS aus Wien um die Wette, wurde aber uni etwa ISO Meter geschlagen. — Bei dem am gestrigen Sonntag stattgefundenen Reiterschteßen war der Festplatz jedenfalls infolge der -abnormen Hitze von Schaulustigen nicht so besucht, wie in früheren Jahren. Geschaffen wurde recht fleißig, doch hatten es die Schützen schwer, zu treffen, da der ausgeschnittene Reiter langsam im Schußfelde vorüber gezogen wurde. Als König schoß sich der Kassirer der Gesellschaft, Herr Rentier Fischer, und als Marschall der Hauptmann der Kompagnie, Herr Schornsteinfeger meister Ebert. Bei dem Damenschießen erlangte die Königinwürde Frl. Langer und die Marschallwürde Frau Schneidermeister Heinrich son. — Der Straßenbau Freiberger Platz — Kirchplatz ist am heutigen Montag durch Anlegung vieler Arbeits kräfte, darunter auch solche deS schöneren Geschlechtes, in ein neues Stadium getreten. Bereits läßt sich durch die Absteckung der Trace und Abschälen des Rasens die genaue Richtung der neuen Linie erkennen. Es verlautet auch, daß eine Sperrung de« in Betracht -kommenden derzeitigen Weges möglichst vermieden werden soll. — Seit etwa zwölf Jahren sind die Speise - schwämme oder Kltchenptlze nicht so seltett gewesen wie heiler. Der dürre, regenarme Hochsommer ist an dieser Erscheinung schuld im Vereine mit dem kühlen Sommer deS vorigen Jahre«, welcher der Sporenent wickelung der Pilze an viel«» Orten nicht günstig war. Zwei Hauptpilzreviere, der Moritzburger Wald und der Wald bet Edle Krone, liefern ebenfalls nur dürftige Pilze, und eifrige Pilzfreunde, welche die Dresdner Haide sorgsältig abgesucht hatten, brachten als Ergekmiß «ach einem schwachen Regen einen Hellrothen, mit herab laufenden Lamellen gezierten edlen Birkenreizker (vse- tariull äolioosus), einige magere Gelbchen (OantliarsIIns oibnriiw) uns einen einzigen Steinpilz (Loloäus ockulm) zurück. Freilich der September ist die Hauptpilzzeit und ein Regen würde dies schätzbare Nahrungsmittel bald zeitigen, wie denn Rohthaidchen, Hallimasch, Grünlinge rc. bis tief in den Spätherbst hinein Ernten bieten und der mit Recht geschätzte Champignon rioiuo oswpostris) selbst an Gräben, auf feuchten Wiesen rc. gar nicht selten ist. Freilich gehört eine genaue Kenntniß der Arten zum Sammeln. — Zu dem Verbandstage des Feuerwehrbezirks verbandes der Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, der am nächsten Sonntag in Reinhardsgrimma abge halten wird, hat Herr Branddirektor Weigand in Chemnitz, Vorsitzender deS LandeSausschuß sächsischer Feuerwehren, sein Erscheinen zugesagt und auch einen Vortrag in Aussicht gestellt. Frauenstein. Unsere alte Burgruine bildet jedenfalls für viele Besucher unseres Städtchens einen wesentlichen Anziehungspunkt, einmal' wegen ihrer großen räumlichen Ausdehnung und ihrer verhältniß- mäßigen Wohlerhaltenheit, andererseits aber auch wegen des großartigen Rundblickes, den man von ihrer weit ins Land ragenden Höhe genießt. Es ist deshalb nur Mit Dank anzuerkennen, wenn unsere Regierung Mittel zur Verfügung stellt, um einem weiteren Verfall der alterthümlichen Burgüberreste vorzubeugen; wünschens- werth wäre eS jedoch, wenn die Sicherung der Mauer überreste in einer sachgemäßeren Form vorgenommen werden würde, denn dadurch, daß man alle Mauer spalten ausstreicht, die Außenwand glatt abputzt und die oberen Schichten einebnet, erhält das alte Mauer werk ein fast modernes Aussehen und macht nicht mehr den Eindruck einer mit Mühe und Noth erhaltenen, son dern mehr den einer künstlich hergestellten Ruine, was doch gewiß nicht beabsichtigt gewesen ist. (CH. T.) 4 WendischcarSdorf. Von Poffendorf kommend, traf am Mittwoch ein größerer Trupp Zigeuner hier an und ließ sichS bis zum Freitag bei unS ge fallen. Die Leute hatten ihr Lager in der Nähe des Rüger'schen Gasthofes aufgeschlagen und verbrachten die Zeit meist zechend, rauchend und spielend. Ein sender hatte Gelegenheit, dasselbe Zigeunervolk genau 8 Tage zuvor in dem Dorfe Möckern bei Altenburg, woselbst sie auf kurze Zeit Rast hielten, beobachten zu können. 4 Poffendorf. In dem Pferdestalle des Gutsbe sitzers Br. Querner konnte am Donnerstag Abend durch ein junges Pferd, welches eine brennende Petroleum lampe umgeworfen hatte, leicht ein Brandunglück ent stehen. Zum Glück waren aber die Bewohner des Gutes gleich zur Hand und so konnte die schon auf lodernde Flamme, welche an dem im Stalle liegenden Stroh reichliche Nahrung gefunden hätte, sofort wieder erstickt werden. — Am vergangenen Freitag i/»6 Uhr Abends starb auf Kautzscher Flur die aus Rittergut Bären klause in Arbeit stehende Wittwe Raack aus Hänichen am Hitzschlag. Dresden. Aus allen Gegenden unseres Vater landes kommen bei der trockenen und heißen Witterung Klagen über Mangel an Wasser und Verstechen der Bäche und Quellen. Vor allem macht sich der Regen mangel im Tiefland sehr fühlbar, so daß für die noch anstehende Ernte in Kartoffeln, Rüben, Kraut und Grummet die schwersten Befürchtungen gehegt werden. Eine ganze Reihe von Städten empfiehlt ihren Bür gern Sparsamkeit im Wasserverbrauch. -- Aus zuverlässigster Quelle wird mitget heilt, daß bei den Truppen der König!, sächsischen Armee trotz der jetzt herrschenden Hitze der Gesundheitszustand als ein sehr günstiger bezeichnet werden muß und im be sonderen bei den in den letzten Tagen hier und in der Umgegend, zum Theil unter besonders schwierigen Verhältnissen stattgefundenen Uebungen kein schwerer Erkrankungsfall vorgekommen ist. — Im Eisenbahnrath wurde von der Dresdner Handelskammer in Anregung gebracht, man möge, wie es ähnlich am Rhein geschehen, Fahrkarten ausgeben, die den Reisenden nach freier Wahl zur Benutzmrg her Eisenbahn oder der Elbdampfschiffe berechtigen. Oer Eisenbahnrath hat diesen Wunsch abgeschlagen. Niedersedlitz. Am vergangenen Freitag ist die gesammte Mühlenanlage von Dankelmann nied er geb rannt. Der Brand kam auf dem Boden des vierstöckigen Hauptgebäudes aus und ist jedenfalls auf Selbstentzündung von Mehlstaub infolge Heißlaufens eines SpitzgangeS zurückzusühren. Die zahlreich er schienenen Feuerwehren konnten bei dem starken Winde und der Schnelligkeit, mit welcher sich das Feuer ver breitete, nicht verhindern, daß das ganze Häusergehiet, in dem die Kunstmühle, die Roggenbrod-Dampfbäckerei, sowie die Nudel- und Macaronenfabrik rc. unter gebracht sind, vollständig eingeäschert wurde ; nur die Tischlereianlage und der gewaltige Fabrikschornstein sind stehen geblieben. Der Schaden beträgt, da mit diesen Gebäuden, auch sämmtliche maschinellen Anlage« und Einrichtungen, sowie größere Getreidevorräthe ver nichtet wurde,», ungefähr 1 Million Mark, wovon 200,000 Mk. durch die Magdeburger Feuerversicherung-- Gesellschaft gedeckt werden. Die Dresdner Feuerwehr, welche ziemlich 3 Stunden in Thätigkeit war, deckte mit ihrer Spritze und einer Schlauchleitung ein in der Windrichtung liegendes Bauerngut, wie auch die anderen anwesenden Spritzen alle ihre Kräfte ein setzten, um daS Feuer auf seinen Herd zu beschränken. In der Nacht verblieben die Ortsspritzen von Nieder sedlitz und Leuben als Sicherheitswache auf dem Brand platze zurück. Plötzlich gegen l Uhr Nachts loderte eine neue Feuergarbe aus dem Dachstuhl des dem ab gebrannten Etablissement gegenüberliegenden Kubitzschen Restaurants heraus. Von den anwesenden Löschmann schaften, denen außerdem die Zschachwitzer Feuerwehr zu Hilfe eilte, konnte der Brand noch rechtzeitig unter drückt werden. Ueber die Ursache dieses Brandes ist Näheres zur Zeit unbekannt. Leider hat sich beim Brande der Dankelmann'schen Mühle auch ein Unglücks fall zugetragen, da dem Gutsbesitzer Beil in Nieder sedlitz beim Spritzen ein Finger der linken Hand ab gequetscht wurde. Wilischthal-Zschopan. Ein am 18. Aug. herauf ziehendes Gewitter brachte für die ganze Gegend ziem lich heftigen Hagelschlag, leider aber auch, wie anderwärts, wenig Regen. Die anhaltende Trockenheit hat großen Wassermangel hervorgerufen und dadurch bewirkt, daß verschiedene an der Zschopau gelegene Fabriken ihren Betrieb, wenn nicht nebenbei Dampf- krast vorhanden ist, derart beschränken müssen, daß sie halbe, ja ost ganze Tage einstellen müssen. Selbst alte Leute können sich einer solch anhaltenven großen Hitze und solch geringen Wasserstandes nicht entsinnen; traurige Verhältnisse dürsten etntreten, wenn nicht bald der ersehnte Regen eintritt, denn die den Tümpeln im Bette der Zschopau entsteigenden üblen Dünste dürften kaum der Gesundheit zuträglich sein. Zwickau. Am 14. dss. Mts. wurde im Vorort Niederplanitz ein dreifaches Hochzeitsfest gefeiert. Das greise Ehepaar Zacharias Kirmse feierte die gor» dene, seine älteste Tochter die silberne und die jüngste die grüne Hochzeit. Die drei Ehepaare zogen m-t ihren Angehörigen unter Glockengeläuts in die Kirche zu Planitz, woselbst daS greise Jubelpaar eingesegnet und das jüngste kirchlich getraut wurde. Rochlitz. Das Schauspiel einstündigen Schnell lau fenS bot hier am 16. d. Abends von </i7 Uhr an der Schnellläufer Stauchsuß aus Leipzig. Er durch, lief die etwa 500 m lange Strecke Markt-Hauptstraße-