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Nr. 174. Auer Tageblatt und Anzeiger für da» Erzgebirge. Freitag, den »7. Juli 1VLS. Präsident de» beratenden W1rtscha1t»au»schusseS, der Belgier ^T Heu n i», hatte deswegen recht, wenn er am Schluß der Tagung auSfüHrte r ,Im die Bewegung welche die Hindernisse zu vermindern sucht, unter denen gegenwärtig der Handel leidet, -um.Erfolg -u führen, genügt e» nicht, daß sie die allgemeine Billigung der Presse und der Oeffent- lichkeit findet; sie muß noch in jedem! Lande die tätige Unterstützung insbesondere derjenigen Kreise finden, di« in erster Linie di« Nutznießer der von der Weltwirt- schaftSkonferenz empfohlenen Politik sind, wie de» Gin» -el- und de» Exporthandel», der Ausfuhr- und Konsum, industrien und in gleichem Maße der Allgemeinheit der Verbraucher und der landwirtschaftlichen Interessenten. Man mutz in der Praxi» die Anstrengungen steigern, die darauf gerichtet sind, die öffentliche Meinung guf dem Gebiet« der Wirtschaftspolitik zu unterrichten." Zu dem RetchSwtrtschaftSmtnister Dr. Curt tu» und seinen Mitarbeitern darf man aus Grund ihrer bisherigen besonnenen und klugen Wirtschaftspolitik da» volle Vertrauen haben, datz sie auch, künftig den rich tigen Kur» etnhalten werden. MinilterprsNäenl Helä über äi« SilenbsknunsäUc in Sayern. München, 98. Juli. In Beantwortung einer Interpellation der Bayerischen Volk-Partei wegen der letzten EisenbahnunfLlle in Bayern führte Minister präsident Dr. Held in der heutigen LandtagSsttzung auS, datz e» die bayerisch« Staat»regierung für ihre besonder« Pflicht halte, dahin zu wirken, datz nicht nur die Schuldfrage de« einzelnen Falle» ermittelt, sondern darüber hinaus eine umfassendere Untersuchung und Aufklärung Platz greift. Es herrsche stark Pie Mei nung vor, datz PS die deutsche NeichSbahngesellfchaft an einer solchen umfassenden und von dem Etnzelfall in- allgemein« gehenden Klarstellung der Verhältnisse Unsichtlich der Betriebssicherheit aus dey deutschen Reichsbahnen trotz der ausfallenden -Häufung der Un fälle hat fehlen lassen. Tie bayerische Staatsregierung gehe daher mit allen Anträgen der letzten Tage einig, die dahin gehen, datz «ine weitgehende Untersuchung und Klarstellung zur Einleitung und Durchführung der dringend erforderlichen weiteren Untersuchungen und Klarstellungen durchgeführt werde. Dr. Held führte dann weiter auS: Ausgabe der bayerischen Regierung, in deren Bereich die schwersten Unfälle in der letzten Zett sich ereignet haben, werde es sein, bei der Reichs regierung mit allem Nachdruck vorstellig zu werden, daß, sich die Untersuchung auch auf diejenigen Fragen erstrecke, die durch, die letzten Unfälle in Bayern be sonders offenkundig geworden sind: Die Frage der Personaletnsparungen, der Dienst- und Ruhezeiten des Personals, die Frage, ob in der Nachkriegszeit die In standhaltung, Verbesserung und Erneuerung, Um- und Neubauten tn einem Umfange erfolgt sind, der nicht nur die großen Schäden der Kriegszeit wieder gut macht, sondern auch, den gesteigerten Verkehrserforder- ntssen gerecht geworden ist. Es werde auch, nicht an der Frage vorübergegangen werden können, ob "hie großen Reparationslasten, die der Reichsbahn aufsrlegt sind, e» nicht erschwert haben, die notwendigen Bauten, den Um- oder Neubau des Münchener Hauptbahnhofs auSsühren zu können. Es seien auch Zweifel ange bracht, ob nicht die straffe Zentralisierung des gesam ten Eisenbahnwesens eine Schwächung und Vernach lässigung der peripher gelegenen Teile des Eisenbahn netzes bedeute. Nach, ausgedehnter Aussprache wurden die deutschnationalen und nationalsozialistischen An träge angenommen, die eine Untersuchung der Ursache der letzten EisenbahnunfLlle in Bayern verlangen, fer ner der Antrag der Nationalsozialisten, der die Aus arbeitung einer Statistik über die Streckenunterhal tungskosten der bayerischen Eisenbahnen fordert. Chamberlain über Sie Zrage öer Zurückziehung öer englischen öefatzungstruppen. London, 25. Juli. In Beantwortung einer An frage des Arbeiterführers Wedgewood erklärte Chamberlain im Unterhaus: Die gesamten Jahres kosten des britischen BesatzungsheereS in Deutschland betragen 1299 700 Pfund Sterling, und der Betrag, den England zur Begleichung dieser Kosten aus der Dawesannuität erhält, beläuft sich auf 950 000 Pfund Sterling. Wenn die britischen Truppen zurückgezogen werden, so werde England diese 950 000 Pfund Sterling nicht weiter erhalten. Hierauf, ersuchte Wedgewood den Staatssekretär des Aeußerungen, festzustellen, wa» England in bar profitieren würde, falls es seine Trup pen zurückztehe. Chamberlain erwiderter Menn man von der Annahme ausgeht, datz die durch, eine Zu rückziehung der britischen Truppen verursachte Vermin derung der von Deutschland zu zahlenden Besatzungs kosten nicht von anderer durch! eine dementsprechende Verstärkung de» BesatzungsheereS ausgeglichen würde, so könnte England 22 Prozent des Betrages, den e» zurzeit an Besatzungskosten erhält, für Reparations rechnung beanspruchen. ES ist jedoch keineswegs sicher und vielleicht sogar unwahrscheinlich, datz die Truppen, die England ohne Vereinbarung zurückziehen würde, nicht durch Truppen einer anderen Macht ersetzt werden. In diesem Falle würde England durch die Zurückziehung seiner Truppen nichts profitieren. Washington zum Abschluß eines neuen Aolltarlfvertrages mit China bereit. Washington, 25. Juli. Das Staatsdepartement gibt eine an die neue chinesische Zentralreaierung gerichtete Note bekannt, tn der sich die amerikanische Regierung mit dem chinesischen Vorschlag, Verhandlungen über einen neuen Zoll tarif einzuletten, der China volle Autonomie gewährt, einver standen erklärt. Vie vreiklmäenjskrleiei' Str-Ulm cis. Stralsund, LS. Juli, vet dem gestrtgsn Heft' essen im LSuxnsaal entbot al» Vertreter der königlich schwedischen Regierung her schwedische Staat-Minister Ntbbtng dem Bürgermeister und her Bürgerschaft Stvalsund» die herzlichsten Grütze und Wünsche. Im wetteren Verlaufe seiner Rede sagte der Minister, datz dis Schweden von Stolz erfüllt seien, vor 300 Jahren den Stralsundern militärische Hilfe gleistet und schließ lich zum siegreichen Erfolge beigetragen zu Haben. Dann nahm der Vertreter der preußischen Gtaat-vegieung. Regierungspräsident Dr. Haus mann, da» Wort und sagte, daß, eS ihm ein« große Ehre sei, die Glückwünsche der preußischen Staatsregierung anläßlich! der Stral sunder Feierlichkeiten zu überbringen. Insbesondere habe ihn der durch Plötzlich« Krankheit an der Teil nahme verhinderte Oberprästdent beauftragt, seinen Dank für die Einladung zur Teilnahme an d«n Feier lichkeiten auszusprechen. Er selbst möchte betonen, datz ^er sich der heutigen Feier Persönlich verbunden fühle. Schließlich sprach der Redner von der engen Verbundenheit der schwedischen und der deutschen Ra tion, die sich so recht im Kriege bewährt habe. Wei terhin überbrachte der Landeshauptmann der Provinz Pommern der alten Hansestadt die Herzlichsten Grüße des Provinzialverbandes von Pommern und ging auf die Beziehungen «in, die sich im Laufe der 200jährigen schwedischen Herrschaft gebildet Hätten. Al» Retter und Befreier seien die Schweden vor 800 Jahren Hier in Stralsund begrüßt worden, und Pommern Hab« die Herrschaft Schweden» nicht al» drückend empfunden. Ferner sprachen warme BegrützungSworte der Generalsuperinrendent Dr. Kachler und al» Vertreter dcr Marinestreitträsl« der Ostsee Vizeadmiral Rader. Sodann ergriff das Wort der schivedische Oberst Gei- jer, der die militärischen Ereignisse gelegentlich! der Belagerung Stralsunds schildert«. Weiter sprachen noch Glückwünsche der Rektor der Universität Greifswald, der Bürgermeister von Lübeck, der Vorsitzende de» Deutsch-Schwedischen Akademischen Verbände», Profes sor Walter-Lund und Professor Gentzen. Darauf hielt Professor Dr. Martin Wehrmann - Stargard di« Fest rede. Er führte aus, datz di« Stralsunder Feier einer Tat gelte, die in der Zeit der Höchsten Zerrissenheit Deutschlands die Kraft einmütigen Heldenhaften Han delns gezeigt hab« und auch für die Gegenwart vor bildlich sein könne. Der Redner schilderte weiterhin die unvergessenen Verdienste de» damaligen Oberbürger meisters Lem'bert-Stetnwich, der immer wieder in den Zetten der größten Not die wankelmütigen Stralsun der zum Widerstand gegen die Kaiserlichen aufgefor dert habe. .Stralsund möge, wie «S auch in der Ver gangenheit viele schwere Zeiten überstanden Habe, auch tn der .Gegenwart durch Pen Fleitz und die Ausdauer seiner Bürger alle Schwierigkeiten überwinden, die etwa seiner glücklichen Entwicklung entgsgentreten. Das Niederländisch« Dankgebet beschloß die ein drucksvolle Feier. Anfragen lm Unterhaus zur Zrage -er Zremöenlegion. London, 25. Juli. Im Unterhaus wurden Heute verschiedene Anfragen an Chamberlain wegen der fran zösischen Werbungen für die Fremdenlegion gerichtet. Vor allem wurde er gefragt, ob er den französischen diplomatischen Behörden in London nicht nahelegen könne, datz sie den für die französische Fremdenlegion Angeworbenen nicht mehr die Reisekosten nach! Frank reich bezahlen, weiter, ob er feststellen könne, ob die französischen Behörden bereit sein würden, britische Untertanen, deren Einreihung in die Fremdenlegion auf diese Weise erleichtert worden ist, freizulassen. — Chamberlain lehnte in seiner Antwort die ange regten Schritte ab. Er wurde Hieraus gefragt, ob er nicht den französischen Behörden in London, die jungen zeitweilig in Schwierigkeiten geratenen Engländern für die Fahrt nach Boulogne Geld Vorstrecken, vorstellen könne, datz sie dadurch viel Trauer in englischen Häu sern verursachen. Chamberlain erwiderte, er würde alles tun, was er könne, um Engländer daran zu hindern, sich in die Fremdenlegion anderer Mächte einreihen zu lassen. 'Auf di« erneute Frage, ob Chamberlain bei der französischen Regierung Schritte tun wolle, antwortete er, er habe kein Recht, ein Er suchen dieser Art zu stellen. Auf eine Frage von Lady Astor erklärte Chamberlain, es sei nicht seine Aufgabe als Außenminister, sich der französischen Re gierung unangenehm zu machen. Vle ägyptische Krise. Kairo, 25. Juli. Die Mitglieder der Wafdvartei hiel ten heute Nacht eine Versammlung ab, in der — wie verlautet — beschlossen wurde, daß 115 Abgeordnete und Senatoren einen Zug zum Parlamentsgebäude unternehmen sollen, das am Sonnabend von der Regierung versiegelt worden ist. Da bei ist zu bemerken, daß beide Häuser zusammen 835 Mitglie der zählen. Die Wafdpartet hatte auch vorgeschlagen, morgen in Damanhur in Unterägypten eine Versammlung abzuhalten, aber die Behörden haben, wie berichtet wird, die Versamm lung verboten. Aegyptisches Militär wurde in die Staat ge legt, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Im Lande herrscht im allgemeinen Ruhe. Aussperrung in öer Dillenburger Metalliaöustrlr. Dillenburg, 25. Juli. Im Konflikt tn der Metall industrie des Bezirks Dillenburg tritt morgen, nachdem ein letzter Bermittclungsversuch deS LandrateS Bünger gescheitert ist, die Aussperrung tn dem vom Arbeitgeberverband be kanntgemachtem Umfange tn Kraft. LS kommen ungefähr 20 Betrieb« mit rnnd 7000 Arbeitern tn Frage. Es wlrä weiter gesucht nach Rlessanäri unä kimunäsen Moskau, 2ü. Juli. Der tn den arktischen Gewässern der Sowjetunion befindliche Eisbrecher .Sedow", der Flug zeuge an Bord hat, wird bet Kap Flora, auf Franz-JosephS- land und tn nordwestlicher Richtung Nachforschungen nach Amundsen und Alessandrt, die tn diese Gegend vertriebe« sein könnten, anstellen. „Krassin" auf de« Wege nach Stavanger. Moskau, 25. Juli. Der Eisbrecher „Krassin" ist in der vergangenen Nacht tn der Richtung nach Stavanger abgegan gen, wohin der Hilfsausschuß auS Leningrad mit einem Flug zeug Ersatzteile für das Flugzeug TschuchnowskiS senden wird. Der „Malygin" in Archangelsk eiagetrofsea. Moskau. 25. Juli. Der Eisbrecher „Malygin" ist heute früh in Archangelsk etngetroffen. Der ExpedittonSfüh- rer Wiese ist zur Berichterstattung an den Hilfsausschuß nach Moskau abgeretst. Nachforschungen westlich von Spitzbergen. Oslo, 25. Juli. Die Admiralität gibt bekannt: In den nächsten Tagen wird der Kreuzer „Tordenskjold" seine Nach forschungen in der früher angegebenen Zone westlich von Spitzbergen beenden und dann seine Nachforschungen zwischen dem Meridian von Greenwich und dem Ärönlandeis einerseits sowie 74 Grad 25 Minuten und 76 Grad nördlicher Brette andererseits fortsetzen. Der französische Kreuzer „Strasbourg" und der französische Aviso „Quentin Roosevelt" werden nörd lich und südlich dieser Grade Nachforschungen veranstalten. Der Kreuzer „Tordenskjold" wird zusammen mit dem norwe gischen Regterungsdampfer „Michael Sars" außerdem die Zone zwischen der Bäreninsel und Spitzbergen absuchen. Die Expedition der Amerikanerin Miß Bohd wird demnächst ihre Nachforschungen tn der Htnlopen-Straße beenden. TschuchnowskiS Filmaufnahmen zeigen drei Personen. Die „D. A. Z." meldet aus Moskau: Der russische Flieger Tschuchnowski stellte fest, daß er auf den Ftlniausnahmen, die er bet der Sichtung der Malmareen-Gruppe machte, drei Per sonen erkannte. Das Schicksal des schwedischen Gelehrten wird somit immer mysteriöser. „Citta di Milano" ans der Fahrt nach Narvik. Rom, 25. Juli. Von der „Citta di Milano" wird radio telegraphisch mitgetetlt, daß das Schiss voraussichtlich morgen in Narvik eintreffen wird. Das Befinden Marianos sei zu- friedenstellend. Meuteret auf einem italienischen Schift. Triest, 26. Juli. An Bord des italienischen Schiffes „Livenza^ war eine Meuteret ausgebrochen. Die Mann schaft weigerte sich auszulaufen, bevor sie nicht den zwei Mo nate lang rückständigen Lohn erhalten habe. Die Hasenpolizei unterdrückte die Meuteret und verhaftete 12 Matrosen, von denen mehrere verletzt waren. Hohe Gefängnisstrafe für -en Geschäftsführer öer Humaulte. Paris, 26. Juli. Die kommunistische „Humanite" be richtet, daß infolge des gestern tn zweiter Instanz gefällten Urteils, die gegen ihren Geschäftsführer erlassene Strafe wegen Aufreizung von Militärpersonen zum Ungehorsam und anar chistischer Propaganda durch Zeitungsmaterial bestätigt wurde und der Geschäftsführer in Abwesenheit zu insgesamt 1 4 Iäh ren und 10 Monaten Gefängnis und zu 14 600 Frcs. Geldstrafe verurteilt worden ist. Rücktritt Tltulescus. Paris, 26. Juli. Nach einer Meldung der „Informa tion" aus Bukarest soll der Rücktritt des rumänischen Außen ministers Titulescu beschlossene Sache sein. Tuulescu soll am Sonnabend Rumänien verlassen, um in London sein Be glaubigungsschreiben als rumänischer Gesandter zu übergeben, einen Posten, den er auch nach Uebernahme des Außenmini steriums nicht aufgegeben hatte. Die Leitung des Außenmini steriums soll Argetoiana anvertraut werden. Der Hongkong-Lmmel. Die Regierung des englischen Schutzgebiets Hongkong er wägt zur Zeit die Verbindung der bekanntlich auf einer Insel liegenden Kolonie mit dem gegenüber liegenden Festlande durch einen unterseeischen Tunnel. Zwischen Hongkong und seiner wichtigsten, auf dem Festlande liegenden Vorstadt Kaulun erstreckt sich ein zwölfhundert Meter breiter Meeres arm, der heute als Hafen dient und nur von einem recht un zulänglichen Fährverkehr überquert wird. Dieser leidet aber sehr unter deck häufig auftretenden Taifunen. Ein Tunnel würde einen raschen und sicheren Verkehr zum Festlande zu jeder Zeit ermöglichen. Der Baugrund ist für das Unterneh men günstig, auch brauchte der Tunnel kaum tiefer gelegt zu werden als manche Untergrundbahn. Man rechnet damit, daß die Verkehrsnöte mit der Fertigstellung des neuen Verkehrs mittels behoben sein und die festländischen Vorstädte einen be trächtlichen Aufschwung nehmen werden. 5cnocxku