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Beilage zu Nr. 174 des Auer Tageblattes und Anzeigers für das Erzgebirge. Freitag, den S7, Juli 1V2S. SLrten äer Defe. von Annie Franee-Harrar. Da fabeln sie seit mehr al» tausend Jahren von den hängenden Gärten de» Semtrami», erhöhen sie zum Welt wunder. da» e» nur einmal auf Erden gab und das nie wieder kehrt. Keiner hat sie gesehen, keiner kann sich überhaupt eine Vorstellung von ihnen machen. Aber die Sage lebt unwandel- bar weiter- Sie überspringt Zett und und Raum. Sie wächst in» Unwahrscheinliche, wird Symbol einer Vergangenheit, die im Gefühl gleich neben jener Zett steht, da Götter und Engel und freundliche Dämonen die Menschen besucht haben sollen. Und dabei wäre nichts von alledem unserer Erinnerung erhalten geblieben, hätten jene alten Schriftsteller und Histo riographen statt jener sagenhaften Gärten auf den Dächern von Ninive nur ein einziges Mal ein Korallenriff gesehen. Dann würde di» Schilderung eines Korallenriffs wahrscheinlich ebenso durch di« Zeiten gehen, bestaunt, ehrfürchtig übersetzt und nicht minder ehrfürchtig kommentiert. Und noch eins! Die Gärten der Semiramis sind ver gangen, die Korallenriffe aber leben in derselben verschwende rischen Gestaltensalle, die sie lang« vor dem Menschen besahen und in der sie noch prangen werden, wenn kein Menschenauge mehr in furchtsamem Entzücken darauf blickt. Denn wenn man den Eingang zu jenem Paradiese, das wir insgeheim all« uns so wie einst als Kinder wünschen, irgendwo in di« Wirklichkeit verlegen könnte, so mühte es an den Atollen der Südsee sein- Ihre Risse sind da« Herrlichste, da» sich nur denken läßt. Dio Harmonie ihrer Tier- und Pflanzenwelt, die freilich in erster Linie scheinbar nur auf Grausamkeit und Verfolgung beruht, hat sich ganz ungestört erhalten und ist auch ein« Urwelt, eine schweigende, mit tausend Toden drohend«, an der man nur van ferne vorübergchen kann. Ich habe sehr viel« solcher Korallenriffe gesehen- Wo da» Meer warm, also ständig Über -r 20 Grad C. bleibt und die Küsten felsig sind, da kann man sie eigentlich überall in den Tropen finden. Sie beginnen schon im Noten Meer, dessen vielfach zerschlissener KUstensaum sich in Wahrheit auf der arabischen Sette in tausend kleine Korallcninseln auflöst, in ailerwinzigste, die bunt wie Edelsteine schimmern- Ich habe sie an den Ufern von Ceylon gesehen, an der australischen Küste und — vor allem — in der Südsee. Tie letzten, von denen ich sehr traurig Abschied »ahm, waren auf den Antillen, breite Muschelbänke, noch immer reich an Leben, aber nicht mehr purpurn und veilchenblau, sondern seltsam fahl semmel farben sich aus der Tiefe empvrhebend. Vielleicht ist cs mir vergönnt, auch noch jene zu besuchen, die sich im Flachmasser zwischen den japanischen Jnsclschwärmen stundenweit ins Meer hinaus ziehen, märchenhaft blühend und unsagbar ge fährlich. Denn Schiffe mit einigem Tiefgang sind ständig im Begriff, sich ihre Eisenflanken daran aufzureihen. So breit klafft eine derartige unheilbare Wunde im Schiffslcib, dah er binnen zehn Minuten sinkt- Es gibt kein Entkommen bei einer Strandung an einem Korallenriff. Ein Zchntausend- tonnendampfer der Vritish-Judia-Line ist erst vor ein paar Jahren mit mehreren hundert Fahrgästen in voller Fahrt oben im Norden Australiens untergegangen. Bis dorthin und bis ins Korallenmeer reicht die Welt der Riffe, der Koralleninseln und lebenden Mauern des Meeres, die sich unablässig ändern, der Höhe Zuwächsen, in der Tiefe sich ausbreiten, von vulkani schen Gewalien emporgcrissen oder hernieder gezogen werde». In einem kleinen Boot oder — noch besser — in einem Ausleger der Eingeborenen darüber zu fahren, verringert die Gefahr um ein Erhebliches. Ausleger können auch nicht durch Schwanzschläge von Haien umgestürzt werden, wie dies bet europäisch gebauten Schaluppen immer wieder behauptet wird. Da sitzt man dann zusammcngekauert und sieht wie durch klarstes Spiegelglas hinumer in die Tiefe. In Ozeanien ist fast überall das Phänomen einer erhöhten Turchsichugkeit des Wassers zu finden. Zwanzig Meter und mehr sehen so aus, als könne man mit ausgeslrccktem Arm leicht und mühelos den Grund erreichen. Durch den schmalen Schatten, den ein solches Boot nach unten wirft, läßt sich dar Leben dieses Freilichtaquariums nicht km Aeben, daS man wieder zurechtrichtn kann, wenn man die geeignete Stund dafür nicht versäumt." AlL er zurückkam, stand Maria an den Schreib tisch gelehnt und sah ihn aus glanzlosen Augen an. „Ich möchte Hetmgehen, Poldi!" ,Ia, Mtzzerl! Und ich Leh mit! Machn wir erst zu Fuß eine kleine Promenad, bis die Nerven ein bisserl austobt habn. Dann sahrn wir das letzte Stückerl! Du und ich!, schau, müssn wir halt wieder beisanrmenbbeibn, wir zwei! Ghört Hast eh alles, was' er gsagt Hat!" Sie nickte und drückt« den kleinen Hut fest auf ihr Blondhaar. Dann lehnte sie den Kops etwas zurück und starrte ins Leere. „Bitten könnte ich, ihn jetzt nicht mehr! Auch! nimmer vor ihm knien! Aber ster ben für ihn — das könnte ich noch!" „Mtzzerl! So gern Hast ihn!" Er nahm sie wie ein verlassenes Kind in die Arme und wiegte sie hin und Her. Kein Wort kam ans seinem Munde, als ihr dis Tränen ununterbrochen über die Wangen liefen. Eine nach der anderen rollten sie ihm über die Finger. AIS sie ruhiger wurde, saßt« er sie unter und ging mit ihr dis Treppe Hinab, den Hof hindurch aus die im Sonnenschimmer des Abends liegende Straße. Eng anetnandergedrückt schritten sie Hand in Hand in die glühende Lühe. Maria hob nach einer Weile seine Rechte an die Lippen. ,Maö machst denn närrisch!, Mizzerl!" sagte Richt- Hofen verlegen. „Dir danken für deine Geduld und unverdiente Liebel" war die Erwiderung. Es fiel kein weiteres Wort mehr, bis sie nach Hause kamen. Im Wohnzimmer Dr. FehmannS beleuchtete die seidenbefranste StMamps den kleinen runden Tisch mit dein weißen Damasttuch und den beiden Gedecken. Eattfarbeu glänzten die MoHagontwöbel. auf. Frau Im mindesten stören. All« diese Geschöpfe haben Glanz und Aussehen von atmenden Edelsteinen qnd sind so tausendfach abgewandelt, daß sie ein« Welt für sich bilden, die der Höhe punkt der tropischen Meere ist. Man muß sich unaufhörlich ins Gedächtnis zurackrufen, daß dies ein Feld fast ausnahms los räuberisch lebender Tiere darstellt, sonst kann man sich der Illusion nicht erwehre», daß da unten in romantisch zerklüf teten Schlachten ein Wirrwarr blühender Sträucher steht, der sich sanft tm Blaue» wiegt, blumenüberschüttet wie Schle hen oder Apfelbäume, aber nicht nur schneeweiß, sondern auch goldgrün, purpurfarben, himmelblau und immer wieder von zart gläsernen, Lila. Das sind Madreporen, besetzt mit winzi gen Polypen (ein „Tierstock" ist die Bezeichnung) die alle auf Beute lauern. Aber es gibt auch andere Korallen, plumpe Knollen, wie mit schwefligem Aussatz bedeckt, und solche, die auf der Oberfläche mit lausend bunten Mäandern überzogen sind und darum Hirnkorasien heißen. Die Korallen sind dort nur das, was uns die Stämme im Wald bedeuren Da pendeln, zart und durchsichtig wie Farne, braune und ficgellackrote Gorgonien; Seeanemonen in allen Opalfmben öffnen ihre gefransten Blumen; fleifchrosa, blaue und gescheckte Seesterne wandern wie sich bäumende Raupen umher. Und erst die Fische! Alle Kristalle der Erde zu sammengenommen erreichen nicht die Pracht und die ab sonderlichen Farbenspiels dieser Korallenftsche, die, wenn sie sich nicht selber verfolgen, hauptsächlich von Korallentieren leben. Gestreift, geflammt, überglüht, abendrotleuchtend und kornblumenblau, in grünen Porzellantönen, in allen Schattierungen von Scharlach, phantastisch geschweift, regen- bogenbunt, ziehen sie dahin. Düster fällt der Schatten eines Haies dazwischen. Riesige Schnecken und Muscheln, tief schwarze Manieltiere regen sich im Schlamm, zarteste Rasen von Millionen Moostierbänmchen schankeln. Die Krebswelt wandert grell glänzend, bcdornt, mit ungeheuren Sägescheren, oder winzig und wie Hariekinie gestreift. Nackte Schnecken und Medusen, die zierlich schwimmen, durchschweben kupfer braune Tangwälder wie mit Schmetterlingsflügeln. Jung fische gleiten wie polierte Stäbchen aus Malachit zwischen den amethystglühcnden, langen Stacheln großer Seeigel dahin. Das alles ist dum wie ein Jahrmarkt, verfolgt sich, umtanzr sich, ist von unbegreiflicher Lebendigkeit, besteht, von Gefahren umstellt, in erlesener Kostbarkeit der Schönheit. Es stirbt und wird doch nicht weniger, vermehrt sich und ist nie zuviel. Der Reichtum nimml kein Ende, und noch unerforscht, ganz unbekannt sind die zahllosen Beziehungen, welche alle dies« sich bedrohenden Geschöpfe dennoch seit Tausenden von Jahren am Leben erhalten. Jenseits des Menschen ist hier ein System geordneter Uebervölkerung entstanden, dessen Reiz jeden Blumengarten schlägt und alle blühenden Wiesen der Welt vergessen läßt. Wir aber können nichts anderes tun, als im Boot fern und fremd darüber hinziehen. Nicht einmal diese Weit zu zerstören wäre uns möglich, denn diese Urwälder der tropischen Meere sind voll strotzender Lebenskraft. Die vegetarische Bulldogge. In einer kürzlich abgehaltenen Sitzung des Vegetarischen Vereins in London berichtete ein Mitglied über die Erfahrun gen mit seiner Bulldogge, die er drei Jahre lang nur vegeta risch ernährt hatte. Als Futter bekam das Tier regelmäßig am Morgen geröstetes Brot und ein Gemenge von verschiedenen Gemüsen, gemahlenen Nüssen und Käse, das Ganze mit etwas Olivenöl schmackhafter gemacht. Die zweite Mahlzeit im Lause des Nachmittags bestand lediglich aus Hafermehlkuchen. Diese für einen Fleischfresser eigenartige Kost bekam dem Hunde aus gezeichnet. Er ist als Wachhund mindestens ebenso „scharf" wie zwei andere aus dem gleichen Wurf stammende Tiere, die aber im Gegensatz zu ihm die gewöhnliche Fleischkost erhalten. - Eine besondere Abneigung soll der vierfüßige Vegetarier gegen Briefträger und Schutzleute haben. Allerdings sagt der Besitzer des Hundes nicht, ob er einen Zusammenhang zwischen diesem Empfinden und der pflanzlichen Ernährungsweise sei nes Hundes anilimmt. Brunhilds horchte nach, dem Nebenraume, welcher Feh mannS Ordinationszimmer war. Immer noch hört« sie ihn sprechen. Ter Arbeitslosigkeit der früheren Tage war eine Ueb«rlastrrng gefolgt, die sie täglich mehr in Sorge versetzt«. Die Gesundheit ihres Mannes stand auf dem Spie!, und es machte den Anschein, als ob dieselbe mit Ge walt untergraben wurde. Endlich hörte sie drüben eine Tür gehen. Dann öffnete sich die zum Nebenraums, und Feßmann stand auf der Schwelle. Mit einem gütigen Nicken sah er zu seiner Frau Hinüber, die die Vorhänge übereinander rauschen lieh. „Es ist etwas spät geworden, Hilde! Es ist nicht nötig, daß du mit dem Abend- und Mttagbrot immer wartest, 'bis ich mich zu Tische fetze." Ohne etwas zu erwidern, ging sie zu ihm, nahm seine rechte Hand an ihre Wangs und schob Hm dann den bequemen Stuhl, tn dem er zu sitzen pflegte, zu recht. Er Hatte kaum die Hälfte seines Bratenstückes zer schnitten, als draußen die Klingel anschlug. Voll Sorge blickte die junge Frau in sein müdes Gesicht. „Ich werde der Schwester sagen, daß du nicht mehr zu sprechen bist!" „Nein!" Das Pesteck zur Seite legend, faltete er die Serviette zusammen und ging nach seinem Arbeits zimmer Hinüber, in das er den späten Gast hatte treten hören. Jur Lichtkegel der großen Schreibttschlcrmpe stand Joachim Hettingen, machte einen Schritt aus ihn zu und streckte ihm die Rechte entgegen, die, ohne von einer anderen gefaßt zu werden, tn der Luft hängen bltüb. ,Han»!" „Du wünschest?" ,Ich bin gekommen, drr Abbitte zu leisten!" ES erfolgte kein« Antwort. Mit «uf dem Rücken verschränkten Händen lehnte Fstzmayn y^err dje Tür- Vom bunten Zlfcher. Von Wilhelm Hochgrev«. Zu gern bummle ich in dem kleinen Bergtal«. Obwohl ich weiß, daß jagdlich dort infolge der steilen Häng« nicht viel zu erwarten ist, führt mich mein Weg dennoch recht oft an dem Wildbach zwischen den «ngrn Felswänden entlang. Selten sehe ich eine Wildfährt« den Talboden narben, dafür aber hab« ich hier drei liebe klein« Freunde, di« Gebirgsbachstelz«, die Waiseramsel und nicht zuletzt den bunten Fischer, den vor der Herrenlaune des Menschen immer mehr weichenden Eisvogel, das lebendige Farbenwunder. Mag ich noch so müde und ab gestumpft sein von langer Pürfch auf Bock, Hirsch oder Sau, wie ein belebendes Bad wirkt immer auf die Nerven dieser Glanzvogel, und sein jauchzender Weidpfiff bringt mein Blut immer wieder in frohe Wallung. Wenn sich doch die Leute vom sattsam bekannten grünen Tisch mehr im Walde, in den Wiesen und Mooren aufhalten wolltenI Dann kämen sie nicht immer wieder zu spät mit ihren Schutzbestimmungen für selten werdende Tiere. Sie würden früher begreifen, daß hier der Staat rasch entschlossen mit strengem Gesetze eingreifen muß, damit die Natur nicht seelenlos wird- Was würde mein Wildbach ohne seinen fliegenden Edelstein, kessen Prunk gewand selbst tm Schatten funkelt, der glitzert und gleißt, wenn ihn «tn Sonnenstrahl hascht? Ist es nicht trostlos, dah dieses kleine Wunder, das zu Großvaters Zetten noch all« Gewässer auch der Ebene zierte, vor der wassernerprftenden Kultur und dem zerstörenden Herrscherwahn „der Krone der Schöpfung* sich in entlegene, vergessen« Bergiäler flüchten muß? Mit leisem Bangen steige ich jetzt immerzu dem Wild- bach hinab, und befreit von der Sorge um ein letzte» kostbares Gut atme ich jedesmal auf, wenn ich seinen wildfrohen Pfiff durch das Brausen und Poltern der zu Tal stürzenden Wellen gellen höre oder wenn ich ihn sehe, wie er dahin blitzt, allen Windungen des Wassers in spielendem Fluge folgend. — Einsame Träumerstünden erhellende innige Freude hat mir das Eisvogelpaar am Wildbach im lauschigen versteckten Berglal bereitet- Ob es immer dieselben sind, die ich alljährlich hier wieder antrcffe, — vielleicht ihre Kinder oder Kindes kinder, die im Endkesiel der feuchtkühlen Uferhöhle, unter hängenden Nolerlen aus verschmutzten Eiern kriechend, das Halbdunkel der Welt erblickten? Wer die schmucken Kerlchen steht, muh sie lieb gewinnen und ihnen die Beute von Herzen gönnen. Gewiß verschwinden auch grvhe Mengen von jungen Edelfischen in ihrem hungrigen Schlunde, aber die sind alle erst bis einen Finger lang und meist so reichlich vorhanden, daß ein Eisvogelpaar dieser Menge keinen merklichen Abbruch tun kann. Dafür aber fängt unser bunter Fischer auch un- zähliche Schädlinge der Edelfischbrut, so vornehmlich die gefräßige Groppe, und damit gleicht er den Schaden ziemlich aus, den er zum Aerger der Nützlichkeitsfanatiker anrichtet. Dem wahren Naturfreunde genügt das Prachtgefieder dieses mit fast tropischer Verschwendung geschmückten Vogels, um ihm die Fischlein zu gönnen, die er zu seinem Dasein braucht. Bäumt unser bunter Fischer auf überhängendem Aste über einer ruhigeren Staufläche des Wildwassers, um, wenn's sein muh, eine halbe Stunde lang in starrem Harren auf Beute zu lauern, dann erkennt man vom sicheren Versteck aus in dem wundervollen Farbengemisch auf Kopf-, Rücken- und Schwanzfedern Smaragd- und Opaltöne, an der Kehle Atlas- schimmer und darunter auf der Unterseite des Leibes ein freundliches Rostrot- Mennigrot leuchten die Ständer und die Fühchen wie die reifenden Korallen vom Hollunder. Plumbs! Der kleine Prachtkerl ist verschwunden, aber nur wenige Sekunden. Was wie ein Bleiklnmpen sich in das kristallene Wasser fallen ließ, flattert, einen feinen Sprühregen aus dem Gefieder schüttelnd, auf den Lauerast zurück, und in dem Dolchschnabel windet sich ein Fischlein. Ein Sonnenstrahl überhaucht den bunten Fischer, dah sein Gefieder wie Seide erglänzt, und wie blankes Silber glitzert die Beute, die ein gewandter Ruck des Kopfes herum schnellt unk nun der Länge nach im Schnabel verschwinden läßt. Reglos hockt er wieder auf dem Aste, die Aeuglein funkeln vor Jagdlust- Die weißen Strich« in seinem Haar blitzten silbern aus, der Schatten, der zur Hälfte über sein Gesicht fiel, ließ die beiden Furchen, die sich zu den Mundwinkeln herabzogen, noch Härter und tiefer erscheinen. Mit einem musternd kühlen Blick glitt sein .Auge über Hettingen Hin. „Hast du mir noch! etwas zu sagen? — Sonst kön nen mir die Unterredung als beendet betrachten." „HanS, ist das alle Liebe, die du noch für mich Hast?" „Ja!" Ter Harte Zug tn FehmannS Gesicht ver- schärfte sich um ein Dterkliche». „Es wundert mich überhaupt, wöher du den Mut nimmst, noch einmal zu mir zu kommen nach allem, was zwischen uns bei den dörgekommen ist!" „Dir das abzuAtten, bin ich doch Hier! Genügt dir das nicht?" „Nein!" „Hans!" „Du Hast etwa- zerschlagen tn mir, da» nie wie der auserstehen wird! Bemühe dich nicht weiter!" Er legte die Hand auf die Klinke, aber noch ehe er sie Niederdrücken konnte, Hatte Joachim sie gefaßt. ,Han» — wenn eS wirklich so ist, wie du sagst, dann laß! mich dir wenigsten- bekennen: Ich bereue aus ganzem Herzen, dich in einer Stunde verkannt zu Haben, in der ich vor Schmerz der Wieder und Ver zweiflung der Seele keine» klaren Gedanken» mehr fähig war. Ich sehe, daß ich kein Recht mehr habe, dich um etwa» anderes zu bitten, al» ein Paar kurze Worte, daß du mir vergibst! Die wirst du doch, noch für mich finden können!" Feßmann» Blick blieb kühl und wenig ermunternd. „Du scheinst da» al» etwaÄ ganz Selbstverständliche» zu nehmen l Ich betracht« da» Ganz« von einem völlig anderen Gesichtspunkt« au»: Du hast mir — leider — zu dieser glänzenden Lebensstellung verhalfen! Ich habe mein« Schuld an dich abgezahlt. Wir sind quitt!" (KortsstzLkg fvlgt.),