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Protest -er Vanzkgev. Danzig, 23. Sept. Der Danziger Heimatsdienst hatte heute zu einer Protestversammlung aujf -vem Lan gen Markt gegen die Entscheidung des Völkerbundsrates int Poststreit aufgesordert. Tausende van Einwohnern waren dieser Aufforderung nachgekommen. Nach länge ren Ansprachen von Vertretern des Beamtenbundes, der christlichen und freien Gewerkschaften und der Ange- stelltenorgantsationen Lvurde eine Entschließung ange* nommen, die der bitteren Enttäuschung darüber Aus druck gibt, daß der Völkerbundsrat die Frage des Post- streiteS im Sinne des für Danzig unerträglichen Gut achtens der Sachverständigenkommission entschieden hat. Das Vertrauen der Danziger Bevölkerung zum Völker bund habe einen neuen schweren Schlag erlitten. ES sei unverständlich, daß diese Sachverständigenkommission ihr Gutachten nicht begründet und der Völkerbundsrat die von der freien Stadt Danzig geltend gemachten schwe ren Bedenken gänzlich beiseite geschoben hat. Die Dan ziger Bevölkerung hoffe bestimmt, daß nach drei Mo naten eine neue und auf dem Grundsatz des Rechtes und der Gerechtigkeit ruhende Regelung der Postfragje erfolgt. Eine Erklärung -es Vatikans zum Konflikt mit -er Tschechoslowakei. Rom, 23. Sept. „Osservatore Romano" bringt fol gende Note des Heiligen Stuhles als Antwort auf den Bericht der tschechoslowakischen Regierung in der An gelegenheit der Abberufung des Nuntius gjelegeatlich der von der tschechoslowakischen Regierung abgehaltenen Johann-Huß-Feier. Ter Heilige Stuhl lehnt jede Ver antwortung für den Abbruch der diplomatischen Be ziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der "tsche choslowakischen Regierung ab. Die Verantwortung fei nur der genannten Regierung zuzuschieben, da der Va tikan keinesfalls Provokation einer rein antttätholischen Feier dulde« könne. Durch diese anttkatholtsche Festlich keit und durch das Gesetz, welches bestimmt, daß sie all jährlich stattfinden solle, seien auch die Gefühle der Katholiken schwer verletzt. Die Behauptung der tsche choslowakischen Regierung, daß die Gefühle der Katho, ltken respektiert würden, sei also unbegründet. Ter Vatikan teile den Wunsch der tschechoslowakischen Ne gierung, ein« befriedigende Lösung zu finden. vor-ringe« -er Span!« in -er Rlhucemaobucht ««- bet Schefchauen. Madrid, 23. Sept. Halbamtlich wird gemeldet r Die spanischen Truppen de» Abschnitte» Alhueema» habew den Lschebel Malmussi, Morrv Viels und den Ausläufer (Tarne») von Scheschauen besetzt. Part«, 23. Sept. Gin« HavaSMeldung au» Rabat dementiert die Nachricht, daß Mbd el Krim am ver gangenen Freitag durch einen Abgesandten dem Sultan von Marokko JriedenSvorschläg« übersandt Habe. Dem gegenüber hält „tzumanttee" die Behauptung aufrecht, daß die Rifleut« bereit» dreimal Friedensangebote ge macht hätten. Wenn diese auch nicht an offizielle Per sönlichkeiten gerichtet gewesen feien, so sei doch Patn- lev« davon unterrichtet. In den Angeboten hätten die Nifleut« politisch« und wirtschaftliche Autonomie gefor dert. Spante« und Frankreich jedoch da» Recht zuex- <annt, da» MsMet V-Wrrschtttch -u vertreten. Nr. 224 Freitag» äen 2S. September 192S 20. Jahrgang hat der nach Genehmigung durch die Regierungen Und der Par lamente auf einer zweiten Konferenz unterzeichnet wer den sollen, lieber die Beratungen der beutschnationa- len ReichStagSfraktion, die gestern abend wieder ausge nommen wurden, teilt der ,Lokalanzeiger" mit, daß auch die deutschnationale Fraktion durchaus auf dem Stand punkt stehe, daß die deutsche Note vom 20. Juli für die deutsche Paktpolitik bindend bleiben Müsse. Berlin, 24- September. Der heutige Kabinettsrat unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten v. Hindenburg, hat die Einladung der alliierten Regierungen zu einer Konferenz über die Sicherheitsfrage angenommen. Als Delegierte sind bestimmt worden der Reichskanzler Dr. Luther und der Reichtzminister des Aeußeren Dr- Stresemann. Im weiteren Verlauf der Sitzung beschäftigt« man sich mit der Beratung von Maßnahmen gegen die Teuerung. Es wurde beschlossen, alles zu unternehmen, was den Preisabbau herbeiführen könne. Berlin, 24. Sept. Neber das Ergebnis de» gest> eigen Ministerrate» wissen die Blätter zu melden, daß dis Annahme der Einladung zur Sicherhettspaktkonfe- «nz, die am 6. Oktober stattfinden soll, im Prinzip be schlossen worden sei. Der Konferenzort — laut „Täg licher Rundschau" hat Luzern jetzt wieder die meiste Aussicht — soll noch mit den Westmächten vereinbart werden. Als Hauptdelegierte seien Reichskanzler Dir. Luther und Außenminister Dr. Stresemann bestimmt worden. Der heute vormittag um 11 Uhr unter dem Vorsitz deS Reichspräsidenten zusammentretende Kabi nettsrat wird diese Beschlüsse zu sanktionieren haben. Was die Richtlinien der deutschen Delegation anbetrtfft, so basieren, wie die Blätter erklären, sie auf der deut schen Note vom 20. Juli und auf den Erklärungen, die dis Regierung zur.Paktpolitik im Reichstag abgegeben hat. Ziel der Konferenz soll sein, mit den Unterhänd lern der Westmächte zu Vereinbarungen zu gelangen, die Rückgabe vonTogo unäRamerun? London, 23. September. Die halboffiziöse Brüsseler Zeitung „Le Peuple", die enge Beziehungen zum englischen Botschafter in Brüssel und zum belgischen Außenminister Vandervelde unterhält, teilt mit, daß in diesen Tagen in Völkerbundskreisen der Gedanke lebhaft besprochen worden sei, Deutschland die Uebertragum; der englischen Mandate über Teile von Togo und Kamerun in Aussicht zu stellen. Drei Achtel, 32000 Quadratkilometer von Togo und 80000 Quadratkilometer von Kamerun, sind englisches Mandatsgebiet. Die Arbeit äer Dölkerbunä» ausschüsse. Weltwirtschaft,konserenz. — Schied,gerltht, Sicher-,«, Ab rüstung. — Der Angriffskrieg «in international«, verbrechen. Genf, 28. Sept. Der Technische Ausschuß der Völkerbundsversammlung genehmigte unter geringfügi gen Abänderungen den von Belloni-Ztalien auSgear- beiteten Bericht über den von Loucheur-Frankretch ein- gebrachten Antrag zur Vorbereitung einer Weltwtrt- schaftskonferenz. Tie der Völkerbund-Versammlung dor geschlagene Entschließung lautet folgendermaßen: Tie Völkerbundsversammlung, fest entschlossen, alle Mittel ausfindig zu machen, die geeignet sind, den Frie den tn der Welt walten zu lassen, überzeugt, daß d« wirtschaftliche Frieden in hohem Maße dazu beitragen wird, die Sicherheit der Völker zu gewährleisten, ferner überzeugt, daß es möglich ist, die wirtschaftliche» Schwierigkeiten, die der Wiederherstellung eine» altzw- Metnen Volkswohlstandes entgegenstehen, zu prüfen und die besten Mittel zur Ueberwindung dieser Schwierig keiten und zur Vermeidung von Konflikten inS Licht tzv rücken, fordert den Rat auf, tn kürzester Zett tzie Zweck' Mäßigkeit einer auf breitester Grundlage zu bildenden vorbereitenden Kommifsion zu prüfen, die unter Heran ziehung des technischen Organismus deA Böllerbundes sowie des Internationalen Arbeitsamtes Pie Arbeiten einer internationalen WtrtschaftSkonserenz vorberetten soll. Tie Einberufung dieser Konferenz, di« unter den Auspizien des Völkerbundes stattfinden soll, wird einer späteren Entscheidung des.Völkerbundes Vorbehalten. Der Rechtsausschutz der vötterbundSverfamm- lung genehmigte nach einigen Slenderungen und Strei chungen den von Rolin-Belgten ausgearbettelen Bericht über Vie von seinem Unterausschuß vorgelegten drei Re solutionen zu dem Problem: Sch iedsge richtSbarkeit, Si cherheit und Abrüstung. Die erste Resolutton ist identisch mit der gestern von dem Ausschuß für RUtüngSfragen angenommenen Resolution über die Aufnahme der Vor arbeiten für eine spätere Abrüstungskonferenz. Tie zweite Resolution betrifft die weitere Prüfung des Aus baus eines Systems der friedlichen Lösung internatio naler Konflikte und bittet den Rat, «ine eingehende Un tersuchung aller einschlägigen Erklärungen, Vorschläge und Anregungen vornehmen zu lassen Nnd der nächsten Völkerbundsversammlung über die Möglichkeit weiterer Fortschritte aus diesem Gebiete zu berichten. Wie dritte Resolution nimmt Bezug auf di« Zweckmäßigkeit der Ausarbeitung einer neuen allgemeinen Konvention Über der . . Kommunistischen Reichstagsfraktion, in welchen, angesichts der Konferenz über den Earantiepakt an das Reichstags präsidium die Forderung nach sofortiger Einberufung des Reichstages gerichtet worden war, geantwortet, daß er den Aeltestenausschuß für Donnerstag einberufen hat mit dem ein zigen Punkt der Tagesordnung Beratung des kommunistischen Antrages. Um -le Einberufung -es Reichstages. Berlin, 24. September. Laut „Roter Fahne" Vizepräsident des Reichstages auf das Schreiben ' ' Die Einladung zur Sicherheitsnavlonlerenz angenommen Der gestrige Ministerrat. Mer Tageblatt MM- Mzeiger für öas Erzgebirge Telegramme, Tageblatt «ueerzgebirg». Enthaltend -le amtlichen Srkaaatmachoagea -e» Rate» -er Sta-t «ad -e» Rmt»grricht» fine. pelVhmk-lwttt, fwu Leipzig «,.,-eo daS obligatorische Schiedsverfahren und lenkt Vie Auf« Mb-Nchist. die Lagt l« Speie«. Part», 28. September. Chicago Tribun« gibt ein« Meldung au, El Ghazal« wieder, nach der Sultan Atrasch angesicht« der Niederlage vor Messtfrey di« Mobilistemn- aller Drusen im Alter von 16 bi» 60 Jahren angeordnet haben soll. > Eaillaux l« Amerika. Nrwyork, 23- September- Taillau» äußert« einem Berichterstatter gegenüber, er hoffe, dir Frage der französischen Schulden an Amerika könne in wenigen Tagen gelöst werden. Aus di, Frag«, ob er erwart«, für Frankreich dieselben Be dingungen zu erlangen, wie England sie erreicht hat, ant wortet« Laillau«! »Besser«!" Untersuchung -er Vorfälle km Mostulgeblet. Genf, 23. 9- In einem Interview mit einem Vertreter der Agentur Reuter wies Kolonialminister Amery nachdrück lich auf die Notwendigkeit hin, die Deportation der christ- lichen Bevölkerung aus dem strittigen Gebiet an der Grenze zwischen der Türkei und dem Irak durch Vertreter des Völker, bundes untersuchen zu lassen. Die Welt soll die volle Wahr heit über die äußerst beklagenswerten Vorfälle erfahren. Der Vorschlag, Eh England Mossul sofort räumen soll, bedeutet ein« Unmöglichkeit. Die Aufgabe des von der Türkei bean spruchten Gebietes würde für den Irak den Verlust von etwa ein Viertel seiner Einnahmen und demgemäß für England eine entsprechende Vermehrung seiner finanziellen Lasten be deuten. Der Völkerbundsrat müsse die Grenzlinien bestimmen. Die Herrschaft der Türket über Mossul würde für das Irak- geb'.rt eine unmögliche Grenze bedeuten- Gegenüber der von England an den Völkerbundsrar gerichteten Forderung nach Entsendung einer Kommission zur Untersuchung der Vor gänge über di« von der türkischen Delegation entschieden tn Abrede gestellten Deportation von Christen, verlangt nun die türkische Delegation, daß der Völkerbundsrat die Behandlung der türkischen Bevölkerung in Mossul untersuchen lassen soll. Der Rat wird in seiner nächsten Sitzung, di« wahrscheinlich bereit, morgen, Donneritag, stattfinden wird, zu beiden An trägen Stellung nehmen. merksamkett der Böllerbundsstaaten auf den Vorteil, den der Abschluß von besonderen Verträgen durch Schieds gerichtsbarkeit oder richterliche Regelung für ihre eigene Sicherheit haben könnte. Aus dem Bericht RolinS wurden auf Antrag Fer nandez-Brasilien zwei Absätze über das Inkrafttreten von Sanktionen zu Artikel 16 des Böllerbundspakte» gestrichen, da verschiedene Redner erklärten, ein Hin weis auf die im Völkerbund-Pakt enthaltenen allge meinen Garantien zur Durchführung von schiedsgericht lichen Entscheidungen genüge, lieber die Definition des Angriffskrieges als internationale« Verbrechen, wie sie Osuskh-Tschechoslowaket verlangte, wie sie vyn Unter ausschuß aber abgelehnt worden war, entstand eine leb- « hafte Diskussion, die schließlich zur Abänderung eine» wetteren Absatzes im Bericht führte. In der neuen Fas sung, an der besonder- Loucheur Md Motta mitwtrtten, wird bedauert, daß der Grundsatz, daß ein Angriffskrieg «tn internationales verbrechen darstelle, noch nicht ganz . tn die internationale Rechtsprechung übernommen wurde und gefordert, daß alle Anstrengung«» gemacht werden sollen, um ein« juristische Formel für diesen Grundsatz zu finden. Setaloja-Atalien stellt« in seiner Eigenschaft al- Vorsitzender de» RechtSauMchuffed fest, daß di« Ab änderung den Text und den Inhalt der Resolution nicht berühr« und daß infolgedessen nicht damit zu oechnen ist, daß der Au-schuß für Rüstung-fragen, de», wie da- könnt, bereit» gestern fein« Beratungen über diesen Fragenkomplex abgeschlossen hatte, nochmal» zusammen treten mutz. Motta-Schweiz faßte di« Bedeutung der drei Resolutionen dahin zusammen, daß st« Änen Sieg de» Prinzip» der obligatorischen SchtedSgertcht»Larkeiit bedeuten. Loucheur-grankretch schloß sich dieser Muts, fassung an, betonte aber, daß Frankreich den von da letzten Völkerbund-Versammlung proklamierten Grund- sätzens Schiedsgericht, Sicherheit, Abrüstung tn voll«» Umsang« trest «letbt. Rach der Auffassung Frankreich» sei auch nicht die kleinste Aenderung in dieser Hinsicht zulässig. Frankreich bleibe dabet, daß di« Annahme der obligatorisch»« Schted-gertcht-barkeit, für die «sich Vv-