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" ' - ' ' ' u' ''. - -N- 1S. Jahrgang Nr. 144 Montag» äen 23. Juni 1924 Muer Tageblatt F» »EM W ..»«« MM WM MMMMW WWW MM WM MM M MM ^ftM WW» piNt»»«, gu fl«,»»,«,««. »-I »»4 »Up,,«».»« MM ^^MVM /M UVMV MMMMV I MM M MM M^^ W^ V »MW M^ M U U/* U«„„n» »>I„, «u«. .rMp.»«-ftuW°« m. ». / ***(?^*V^d Fi.gkam«,. rag.dlatt EMHaltrn« iu« amlUchra V«Ioaat«ochoag,o -«« Naß«» O« Sta-t M»O ö«O KMOgettcht« au». P,W»1.M»I», ft», L»ip,«g a,. IM, MeLügen über äeutscheNüstungen. Ein» Erklärung Dr. Grßler». Netchswehrmtntster Dr. Getzler hatte eine Unter- Luna mit einem Vertreter der Hearst-Presse. .in der er !. a. ausführte r „Mt Beginn der Regierungskrise und er Zurückdrängung der Rechtsparteien hat in Frank- ich von dieser Seite ein systematischer Pressefeldzua mgeietzt dessen deutlich erkennbare Ziele aus der Hand egen. Es gilt, erneut die Weltmeinung in der Frage Üblicher deutscher Rüstungen zu vergiften. Von dem Mattn" und der „Daily Maik" in Szene gesetzt, von llen französischen Zeitungen gierig aufgegriffen und uch von der englischen Presse mehr oder minder kritik- os wiedergegeben, sind eine Fülle von Nachrichten, Ar? keln und Telegrammen erschienen. Sie tragen Ueber- chrtften wie: Deutschlands militärische Wiedergeburt, Ausbildung -er jungen JahreSklassen, Tas Krümper- ystcm. Tie Mobilmachung, ist,fertig. In den Chor jener Zeitungen stimmt nach einem uns vorliegenden Tele- namm auch der „Temps" ein, her einen Artikel des berüchtigten Leutnants Reboul mit der Ueberschrift ..Die deutsche Militärgefahr" bringt. Mit ebenso gro ßer Böswilligkeit wie plumper Dummheit wird darin u. i. der „Nachweis" zu bringen versucht, Has Deutschl and von heute besitze genügend Kaders, um die ganze station unter Waffen zu stellen. Schließlich versteigt.sich er „Matin" zu der Behauptung: „Deutschland ist also uornlisch und materiell für eine sofortige Mobilmachung »ereit." Derartige Plötzlich lawinenartig anfchweilende Neldungen sollen in der Welt den Anschein erwecken, als ckb ebenso plötzlich und gegen Deutschlands wahre Lc- oensinteressen ein fieberhafter Rüstung-Wahnsinn in Teutschland eingesetzt hätte. Und das zu einer Zeit, wo Teutschland ebenso wie alle anderen am wahren Frieden interessierten A dächte für die endgültige Durchführung der brennenden wirtschaftlichen Fragen eine ruhige und unvergiftete Atmosphäre benötigt. Alle diese Nach richten entbehren natürlich feder Grundlage, Deutschland hat abgerüstet. pS fehlt ihm jede materielle Möglichkeit, um Krioa zu führen, Frankreich hat ein Heer von mehr als 700 000 Mann. Deutschland ein solches von nur 100 000 Mann, Frankreich hat schwere Artillerie, Tanks tausende Flieger, Deutschland keinerlei solche Waffen, ohne die ein Krieg überhaupt nicht geführt werden kann. Sreitfchei- über -en öesuch bei herriot. Der deutsche Reichst«gSabgeordnete Dr. Breitscheid erklärte einem Vertreter des „Oeuvre", Last .er beim französischen Ministerpräsidenten Herriot weder einen offiziellen noch einen offiziösen Auftrag «zu .erfüllen habe. Er kenne Herriot seit zwei Jahren und wolle diese Bekanntschaft erneuern ES sei völlig unwahr, dast 2k Herriot die Ernennung NolletS zum KriegSintnIper, empfohlen habe. Herriot sei vom besten Willen erfüllt, um den Frieden in Europa herbeizuführen und eine Wiederversöhnuna »zwischen Frankreich und Teutschland herzustellen. Ein Einvernehmen zwischen beiden Län dern sei möglich. Deutschland habe den DaweSbericht durch die Abstimmung im Reichstag angenommen und die deutsche Negierung bereite gegenwärtig Turchfüh- rungSgesetzc vor. Da auch alle anderen Regierungen den Bericht annahmen oder annehmen werden, .so habe man die Grundlage für die Pazifizierung Europas ge funden. Breitscheid bedauert die Erklärung HerriotS über die Räumung des Ruhrgebiets, die man in Deutsch land nicht verstehen werde. Tenn alle Garantien und alle notwendigen Pfänder seien bereits im Sachverstän digenbericht vorgesehen. Wenn Frankreich andere Ga rantien und andere Pfänder haben wollte, so wäre dies der Keim Mr neue Schwierigkeiten und Meinung^ Verschiedenheiten. Tenn, der Sachverständigenbericht be zwecke nicht eine Versöhnung «zwischen Frankreich und Deutschland, sondern er sei die Grundlage für die euro päische Wtederversyhnung. Infolgedessen habe Frank reich nicht das Recht, andere als die im DaweSbericht vor gesehenen Pfänder zu verlangen. D^c Militär ko n- trolle durch alliierte Offiziere verletze die öffentliche Meinung in Deutschland. Wenn man in Deutschland Rüstungen vornehme, die der Ver sailler Vertrao «nicht gestatte, so würde dies niemals geeignet sein, den Krieg gegen Frankreich zu ermögli chen. Diese heimlichen Rüstungen seien nur etne Ge fahr für die deutschen Republikaner und revolutionären Arbeiter. Die sozialistischen Arbeiter mühten diese Rü stungen verhindern. Bezüglich der letzten Note der Bot schafterkonferenz in der Frag« der Mil^ärkontrolle habe die ReichSregterung noch k-tn u «" "hlust gefaßt, doch ist Breitscheid über--« .-., e-y vas Reichskabtnett alles tun wir';, um zu r^vMdrrn, dast die ' L d-r . '-ils.- Ä:. «... ^men mit den Alliierten Nd ' sie Sicherheit werde übrigens d?« Wieder- vtrsöh„^g zwischen Frankreich und Teutschland sein. In Deutschland erwarte man die Befreiung »aller im Ruhrgebiet Gefangengenommenen und -te Erlaubnis der Rückkehr für alle AuSaewiesenen, weil diese nur als deutsche Untertanen und Patrioten handelten. Der -rutsche öotschofter bei Herriot. Im Auftrage der ReichSregterung hat der deutsche Botschafter in Paris Herr v. Hoesch am.Freitag »Hev- riot erneut einen Besuch.abgestattet, um von ihm einige Erklärungen über verschiedene Punkte des Regierungs- Programms zu erlangen. Herr v. Hoesch bat um Auf klärung darüber, was Herriot in feinem Programm unter den erforderlichen Garantien im Ruhrgebiet nach Anwendung der Sachverständigenberichte gemeint habe, die bei einer Räumung des JndustriebeztrkS für die fran zösische Regierung unerläßlich seien, Der französische Ministerpräsident wies in seiner Antwort darauf hin, daß auch in diesen Fragen sehr viel von feiner Besprechung mit Maedonald äbhänge. Erst wenn er sich mit London und Brüssel verständigt habe, könne er erschöpfende Auskunft geben. Hoesch kommt nach Berlin. Wie eine Korrespondenz erfährt, wird der deutsche Botschafter in Paris Herrn v. Hoesch sich voraussicht lich nach Berlin begeben und dabet den maßgebenden amtlichen Stellen über die Lage, wie sie sich nach den französischen Kammerwahlen gestellt hat, .Bericht er statten. Es dürften bei dieser Gelegenheit außerdem Pie aus dem TaweSplan und den Mieumverträgen sich er gebenden Probleme, vor allem auch die Frage der inter alliierten Militärkontrolle, -md im Zusammenhang hiermit die in der letzten Zeit von französischer Seite besonders eifrig verbreiteten Gerüchte von angeblichen deutschen Rüstungen zur Sprach« kommen. Wiesbaden wieder Regierungssitz. Die Wiesbadener Regierung, die noch zurzeit in Frankfurt a. M. amtiert, erhielt heute mittag von der Nheinlandkommission die telephonische Mitteilung, .dast ihrer Einreise nach Wiesbaden keine Bedenken mehr entgegenständen. Die schriftliche Bestätigung wird sofort erfolgen. Regierungspräsident Dr. Haenisch wird dem nach in allernächster Zett mit feinem Beamtenstab nach Wiesbaden abreisen. Neu» B rhastnngen im Ruhrgebiet. Der deutschnnttonale Studienrat Stadtverordneter Jrle wurde im Gymnasium während des Unterrichts im Klassenzimmer von der Besatzung festgenommen» ^Setn Schrank im Konferenzzimmer! .sowie auch seine Wohnung wurden durchsucht. Wetter wurden die Brüder Arthur und Heinrich Westerkamp .festgenommen, nachdem ihre Wohnung Ebenfalls durchsucht war. Lin deutsch»» Memorandum fist Mudonatd. Wie verlautet, .hat der deutsche Botschafter in Lon don Sthamer der englischen Negierung Fin Memoran dum übergeben, in der der deutsche Standpunkt dar» aclegt wird, wie er sich nach dem Regierungswechsel in Frankreich gegenüber den schwebenden politischen Pro blemen für die NeichSregierung ergibt. Herriot bei Macdonald. Sonnabend abend um V-7 Uhr ist Herriot mit ein halbstündiger Verspätung auf dem Londoner Victoria- bahnhof in Begleitung seines KabtnettSchefS,.seines Prt- vatsekretärS und eines Dolmetschers, etngetroffen. Die anwesende große Menschenmenge brachte dem Premier etne Ovation dar. Auch fast das ganze Ministerium war zur Begrüßung erschienen. Ter französische Minister präsident bestieg mach kurzem Aufenthalt einen Kraft wagen, um sich nach EhecquerS zu begeben. Die Aus sichten der Zusammenkunft werden hier optimistisch! be urteilt. Man verhehlt sich indessen nicht, daß .von einem kaum vicrundzwanztgstündigen Besuche — Herriot beabsichtigt. Sonntag nachmittag um 3 Uhr EhecquerS wjeder zu verlassen — keine schwerwiegenden Erv gebniNe erwartet werden können, .um so mehr, da zu der Unterhaltung keine Sachverständigen hinzugezogen werden sollen. Die ganze Verhandlung dürfte also le diglich vorbereitenden Charakter tragen. Lw« »"leroliinrte Aenfereüz st, London? Nach Schluß der in EhecquerS abgehaltenen Bespre- ! chungcn wurde eine amtliche Mitteilung veröffentlicht, in der es heißt: Die zwischen den Premierministern Frankreichs und England» am Sonnalbend und Sonntag in CH 'q«.' ' .gehaltenen freundschaftlichen, aber nicht formellen Erörtert'.::.. Dreckten sich auk^-wisse Sra- gen. vte sich au« dem DaweSbericht au? Maß« idie zu ihrer Verwirklichung notwendig sind. . Bestimmte Beschlüsse konnten angesichts der schweben- ! den Unterhandlungen mit der italienischen und der bev- gischen Regierung nicht gefaßt werden.. Die Unterre dungen zeigten eine allgemeine Ueberein sti Mmu na zwischen den Auffassungen Frankreichs und England» und auf.feiten der beiden Premierminister die gemein same Entschlossenheit, den Schwierigkeiten in fortgesetz tem Zusammenwirken entgegenzutreten, welche ihre bei den Länder nicht nur. sondern die ganze Welt bedrohen. Es Herrschte UebereinstimMuna darüber«.daß im Einver nehmen mit den anderen Alliierten eine Konferenz iw Lond on nicht später als Mitte Juli abgehallen wer* Len soll »um etne endgültige Verständigung Mer das einzuschlagende -Verfahren herbeizuführen», Endlich! be steht zwischen den beiden Premierministern Ueberetn- stimmung darüber. Paß sie sich beide zur Eröffnung per VölkerbunLversammlung sm September p. I. zu ^kur zem Aufenthalt nach Genf begeben wollen.» Nach Ausgabe des Kommunique«« beschlossen Her. riot und Maedonald, folgenden Zusatz zu veröffentlichen: Angesichts der Schwierigkeiten, die nicht nur die bei den Länder, sondern die gesamte Welt beeinflussen, ha ben wir uns dahin verständigt, .unter un- einen mora lischen Pakt zum Zwecke fortgesetzter Zusammenarbeit äbzuschließm. Gründung einer nationalliLeralen Reichspartei. Im ReichStagsgeöäude tagte am Sonntag eine von etwa 100 Vertretern der nationaMberalen Bereinigung Berltn.Brandenburg besuchte Versammlung« zu der auch Anhänger der nationaMberalen Vereinigung au» den übrigen Teilen des Reiche- erschienen waren. Die Ver sammlung beschloß die Gründung Liner nattonallibe- ralen Reichspartei. Tie zu dem Ausbau der Partei organisation erforderlichen Arbeiten sollen — insbeson dere auch im Hinblick auf.die bevorstehenden Wahlen in Preußen — unverzüglich in Angriff genommen wer den. Es wurde sofort ein Organisationsausschuß Von 40 Mitgliedern gebildet und zum Vorsitzenden der Par tei der ReichStag-abg. Lr. Maretzkt gewählt. Tagung -er deutschen Aeitungsverleger. Rtichiminister Jarre» üb<« da» »««» Journaliswngesetz. In Gegenwart de- ReichSmintster» des Innern Dr. JarreS, de- Chefs der Presseabteilung der Reich-regte- rung Dr. Spiecker. von Dr. Thilo vom Reichspostmini- stertum, mehreren württembevgischen Ministern und Vertretern von Behörden, begrüßte am Sonnabend vor mittag her Vorsitzende de- Vereins deutscher Zeitung«- Verleger Kommerzienrat Tr. Krumbhaar-Liegnitz die 30. Hauptversammlung de- Vereins deutscher Zeitungs verleger in Stuttgart. ReichSmintster D«. JarreS Hielt eine Rede, .in der er u. a. auSsührter „Wir werden da- Ergebnis der heutigen Beratun gen abwartcn. um mit den Spitzenorgantsattonen bei der Seiten zusammenzutreten, denn nur so kann der Weg gefunden werden zur Aufrechterhaltung einer Presse wie wir sie bisher hatten, die sich eine» Hoch- standeS erfreut, um den uns die ausländische Presse bei- neidet. Eine Einigung über da- Journaltstengesetz sollte gesunden werden. Gewiß muß der Verleger seine Bedeutung und in vielen Punkten endgültigen Einfluß auk die Zeitung behalten. Andererseits muß aber nicht nur da- ArbeitsrechtSoerhältniS de- Schriftleiter», .son dern auch sein Berufsansehen so gehoben werden, daß dem Verleger wirklich ein kraft, und wertvoller Schrift- leiterkranz zur Seite steht. Wir werden in objektiver Würdigung der beiderseitigen Belange und nach reiß- j licher Ueberlegung pnd Rücksprache mit beiden Teilen dasjenige Vorschlägen, wa» Mr im Interesse der deut schen Presse der Verleger und der Schriftleiter für notwendio halten." ! Ter Minister gedachte dann wie schon vorher der Vorsitzende der treuen aufopferungsvollen Hingabe der Verleger im besetzten Gebiet an da» Vaterland und teilt» mit, daß bisher 40 Verleger zwangsweise die Heimat verlassen mußten und über 600 Zeitungen de» besetz ten Gebietes durch Gewaltakte unterdrückt Word« sind. Nach der Rede de- ReichSmintster« Dr. Jarre« nahm Professor Ferdinand Wolff-Dre«den, zweiter stellvertretender Vorsitzender do» Verein» Deutscher Zet- tungsverlcgcr. da- Wort zu einem umfassenden Vortrag über das Thema r „Regierung pnd Presse". Er schilderte an Hand der Geschichte des Zeitungswesen» und der Prcsscg^etzgebtlng in den Kulturländern, wie e» immer zum Unheil von Volk und Staat ausgeschlagen lei. wenn die Gesetz geber versucht Haben, die Pressefreiheit zu beschränken. Der Redner ging besonder- ausfahrltch auf die Entwicklung der Preslegesetzgebung in England ein und zeigte die Zielsicherheit der englischen Regte- . und Preispolitik und die damit zusammenhän gend« Urteilrreife de- englischen Volke« auf. L»r Vor trag wurde sehr beifällig ausgenommen, und eß wurde