Volltext Seite (XML)
Dienstag. Rr. 19. 5. März 1872. Weißerih-Zeitung Amts-Mast für die Herichts-Aemter mrd Stadtrütße zu Dippokdiswatde und Kraumstein. Verantwortlicher Redatteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 10 Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zcile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. In der Generalversammlung unseres VerschönerungS-VereinS, die am 29. Febr. unter recht erfreulicher Betheiligung abgehalten wurde, kam zuerst der Rechenschaftsbericht zum Vortrag, aus welchem wir anführen, daß im vergangenen Jahre eine Einnahme von 47 Thlr. 16 Ngr. 4 Pfg. einer Ausgabe von 34 Thlr. 29 Ngr. 7 Pf. gegenüberstand, so daß mit Hinzurechnung von 29 Thlr. 25 Ngr. noch nicht erhobener zweiter Jahressteuer von 1871 vor der Hand schon ein verfügbarer Cassenbestand von 43 Thlr. 11 Ngr. 7 Pf. vorhanden ist. Die rückständige Steuer des vorigen Jahres soll nun sofort, die erste Hälfte für 1872 aber im Mai erhoben werden. — Für dieses Jahr beschloß man zunächst, die auf der Kirschenplantage auf der Aue eingegangenen Bäume zu ergänzen, die zweite Hälfte aber vor der Hand bis zur erfolgten Herstellung der Wege unbepflanzt zu lassen. Sodann einigte man sich über eine Verbreiterung der Biegungen des, von der Rathsmühle nach Berreuth führenden Weges und Aufstellung einer Bank auf der Höhe, sowie ferner über Anpflanzung von Sträuchern beim Anfänge des Walksteges am Spritzen haus Nr. 3, nach erfolgter Herstellung des Platzes. Endlich beschloß man, sobald die von der Stadtam Oberthorplatze vorzunehmenden Schleußenbauten und Planirungsarbeiten rc. vollendet sein werden, den Platz an der Linde zweckmäßig zu verschönern. — Die auöscheidenden Mitglieder Oeconom Müller und Arzt Wohlsarth wurden wieder gewählt. Noch vermissen wir unter den Mitgliedern eine Menge, welche diesem gemeinnützigen Zwecke gkwiß gern einen Beitrag zuwenden, und bei denen es gewiß nur dieser An regung bedarf, um sie zum Beitritt zu bewegen, welchen man nach den Statuten dann erlangt, wenn uian sich jährlich zu einem Beitrage von 20 Ngr. verpflichtet. Dippoldiswalde, 4. März. Zur Erinnerung an den, vor einem Jahre, am 2. März 1871, zu Versailles abgeschlossenen Präliminarfrieden sand gestern, in der Weise der aus dem Kriegsjahre wohlbekannten „patriotischen Unter haltungsabende" eine einfache Feier im hiesigen Rathhaus saale statt. Schon vorher, um 7 Uhr, hatten drei weithin sichtbare Freudenfeuer auf der westlichen Höhe bei der Stadt, zwei von unfern Vorstädtern und eins von Frau Vorwerksbes. Ulbrich auf ihrer Flur veranstaltet, die Erinne rung an die Friedensfeier des vorigen Jahres wachgerufen. — Bei der Zusammenkunft im Rathhause um 8 Uhr hielt Hr. Schuldirector Engelmann einen Vortrag, in welchem er in allgemeine» Zügen die Siege und Errungenschaften des Kriegsjahres 1870 — 1871 übersichtlich darstellte, worauf passende Gesänge des gemischten Chores und der V-rtrag einiger Gedichte folgten. Es scheint uns ganz zweckmäßig, bisweilen die Erinnerung an die einzelnen Ereignisse der großen Zeit aufzufrischen, und so sind wir auch für diesen Abend den Veranstaltern von ganzem Herzen dankbar. — 4. März. Im nahegelegenen Dorfe Reinholds hain ist am gestrigen Sonntag Nachmittags der Leichnam der Dienstmagd Auguste Scheinpflug, aus Seifen bei Sayda gebürtig, in einem Brunnen gefunden worden. Ein nur geringer Grad geistiger Störung hat sich als Todesur sache ergeben. * Frauenstein. Die Correspondenz in Nr. 17 war in Betreff der Glockenbestellung insofern nicht ganz richtig, als dieselbe, nachdem der Kirchenvorstand vom Kirchen baumeister, Herrn Amtsmaurermeister Lommatzsch in Tharandt, die nöthige Beruhigung über den hinlänglichen Raum und die erforderliche Tragkraft des ThurmeS für die Größe und Last der Glocken und ihrer Schwingungen eingeholt hat, erst noch von der Feststellung und dann von der Gewährung derjenigen Summe abhängt, welche zu dem von I. G. Große in Dresden garantirten Werthe des dort deponirten ausge waschenen Metalls der geschmolzenen alten Glocken an 1023 Thlr. 1 Ngr. 2 Pfg. und zu dem überdies bei der König!. Brandversicherungscommission 'innestehenden Versicherungs- Guthaben an ca. 1300 Thlr. durch den Kirchenvorstand bei der Kirchenanlagecasse zu erbitten sein wird, um die Kosten des von ihm allerdings bereit» gewählten zweiten der Anschläge, die er aus jener Glockengießerei sich hat vorlegen lassen, un Betrag von 2646 Thlr. 15 Ngr. zu bestreiten. Demnach hofft der Kirchenvorstand die neuen Glocken noch dies Jahr aufbringen und ertönen zu lassen, sobald der Thurm soviel, als dazu nöthig ist, in die Höhe geführt sein wird, während die Orgel, um sie nicht in ein feuchtes HauS zu stellen, erst für das Jahr 1873 durch seine Orgelbaucommission, deren Contractentwurf am 19. d. M. vöm Kirchenvorstand genehmigt ist, bestellt werden soll. Dresden. Es verlautet jetzt bestimmter, daß die Re gierung beabsichtigt, den Landtag zu Ende März zu ver tagen. Man hofft, die Schul-, Gemeinde- und Verwaltungs- Gesetze bis zu genanntem Zeitpunkte in der 2. Kammer er ledigen zu können, und würden sodann Seiten der 1. Kammer Deputationen eingesetzt werden, um die genannten Gesetzent würfe während der Vertagung Vorzuberathen. — Der Vieh markt in Dresden am 6. und 7. März wird nicht wie bisher in Friedrichstadt, sondern auf „Kammer dieners" (Königsbrücker Straße) abgehalten. Berlin. Die Einverleibung des HerzogthumS Lau en bürg in die preußische Monarchie wird in kurzer Zeit erfolgen, da die erforderlichen Vorarbeiten sich im besten Gänge befinden. Hierdurch wird der preußische Staat um eine Bevölkerung von 50,375 Seelen vermehrt werden.